Donnerstag, 29. Dezember 2011

Ist Versöhnung möglich

"Sticks" - was Stock bedeutet und auf seinen super dünnen Körper anspielt - kam letzte Woche Mittwoch zu uns nach Melusi. Er ist 28 Jahre - jedenfalls behauptet er dies, obwohl er viel jünger aussieht - und wurde wenige Tage vorher nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Es war bereits sein zweites Mal, dass er inhaftiert war.


Sticks Familie hatte während seiner Zeit im Gefängnis keinen Kontakt zu ihm gesucht. Für sie gehörte er nicht mehr zu ihnen und dementsprechend überrascht waren sie auch als er vor einigen Tagen wieder bei ihnen auftauchte. Die Begegnung mit seine Mutter, die mittlerweile einen neuen Partner hat, verlief nicht sonderlich gut. Ihre Familie will eigentlich nichts mehr von ihm wissen. Sein Vater und seine neue Frau waren da schon aufgeschlossener, obwohl auch sie keine Entscheidung treffen konnten. Zuerst muss die gesamte Familie zusammen kommen, um über Sticks Zukunft zu entscheiden.
Sein größter Wunsch ist, dass er sich bei seiner Familie entschuldigen kann, es zur Versöhnung zwischen ihnen kommt, er wieder ein Teil der Familie ist und mit ihnen wohnen kann. Doch ob es dazu kommt, ist momentan ungewiß. Seine Familie scheint an einer schnellen Entscheidung und eventuell Versöhnung kein allzu großes Interesse zu haben. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu warten und zu beten. Dies tun wir nun gemeinsam mit ihm.

Montag, 26. Dezember 2011

Weihnachtsimpressionen

Was macht Weihnachten zu Weihnachten? Diese Frage haben wir uns dieses Jahr ganz neu gestellt, da jedenfalls die äußeren Bedingungen so gar nicht mit unseren bisherigen Vorstellungen von Weihnachten zusammen passten. Sonne statt Schnee, Bratwurst statt Gänsebraten, Stausee statt Familienfeier, Sonnenbrand statt dicker Socken, Kaffeetrinken am Pool statt Stollen am Kamin.


Auch wenn vieles ungewohnt war und sich nicht wie Weihnachten angefühlt hat - wie muss sich Weihanchten eigentlich anfühlen -, so haben wir doch die letzten Tage genossen. Vor allem am 24. haben wir uns viel Zeit als Familie genommen und mit den Kids über das gesprochen, was Weihnachten wirklich zu Weihnachten macht. Am Abend hatten wir dann mit unseren Residents ein richtig tolles Essen und konnten jeden ein Geschenk überreichen. Dies war für sie schon etwas Besonderes, da für die meisten Weihnachten keine ganz so einfache Zeit ist.
Am Sonntag hatten wir dann einen sehr guten Gottesdienst. Ganz ohne das traditionelle Weihnachtsprogramm, dafür aber mit sehr viel Jesus. War wirklich beeindruckend. Nach dem anschließenden gemeinsamen Grillen sind wir am Nachmittag wieder Baden gefahren. Heute waren wir zusammen mit Residents und Teammitgliedern wandern. Das Tolle war, dass wir wirklich viele Tiere sehen und zum Teil auch anfassen konnten. Den Abschluß unserer Weihnachtsfeiertage bildete heute Nachmittag ein entspanntes Kaffeetrinken bei Freunden am Pool. 
Was macht Weihnachten zu Weihnachten? 
JESUS.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Neue Aufgaben

Kurz vor Weihnachten haben wir ein besonderes Geschenk bekommen. Besser gesagt gleich zwei. Zuerst wurde Stephan für die Zeit, in der unser Leiter im Urlaub ist, die Verantwortung für Melusi übertragen. Ein paar Tage später wurden wir gefragt, ob wir gemeinsam die Mitarbeiterbetreuung [Member.Care] vor allem für die Kurzzeitmitarbeiter übernehmen könnten. Beides hat uns sehr gefreut, denn es zeigt, dass unsere Arbeit hier wirklich geschätzt wird und wir mehr und mehr unseren Platz in Melusi finden. 
Natürlich bedeutet beides nicht nur ein Mehr an Verantwortung, sondern auch ein Mehr an Arbeit, denn alles passiert zusätzlich zu unseren anderen Aufgabe. Doch ist beides auch eine Bestätigung unserer Gaben und wir freuen uns über das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird.


Sonntag, 18. Dezember 2011

4. Advent

Während das Wetter in Deutschland momentan etwas ungemütlich wird, steigen die Temperaturen bei uns mehr und mehr an. Heute hatten wir 35° und waren am Nachmittag in einem See baden. Etwas ungewöhnlich für den 4. Advent.
Obwohl wir uns extra unseren Herrnhuter Stern und eine Weihnachtskrippe mitgenommen haben, fühlt es sich überhaupt nicht wie Advent oder Weihnachten an. Vor allem wenn die Kids ihre Weihnachts-CD im Auto anhören und wir gleichzeitig die Klimaanlage anhaben müssen, da es sonst zu warm ist, hat man das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Auch den Adventskranz anzuzünden, obwohl die Sonne kräftig scheint, ist doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Auch wenn wir die "typisch deutsche" Weihnachtsstimmung vielleicht etwas vermissen, so ist dies doch eine gute Erfahrung, sich wirklich auf das Eigentliche von Weihnachten zu konzentrieren. Und dies ist unabhängig davon, wie warm es gerade ist und ob wir am 4. Advent am Kamin oder Badesee sitzen.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Er ist wieder da

Das Warten hat sich gelohnt. Heute durften wir endlich unseren Laptop wieder entgegennehmen. Ein schönes und doch auch etwas seltsames Gefühl. Nun gilt es einiges aufzuarbeiten und wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Dies wird noch etwas dauern, doch wir sind ganz glücklich, dass wir nun endlich wieder Zugriff auf unsere Adressen und Dokumente haben.
Der Einbruch ist nun vier Wochen her und wir merken, wie wir uns so langsam wieder sicher fühlen im eigenen Haus. Es ist alles noch nicht ganz so unbeschwert wie zuvor, doch ist das permantene Gefühl der Angst und Unsicherheit nicht mehr da. Wir sind Gott dankbar, dass er auf uns aufgepaßt hat und uns durch diese nicht ganz so einfache Zeit getragen hat.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Warten

Manches geht schneller als gedacht, doch in vielen Faellen heisst es warten. Obwohl gestern die Gerichtsverhandlung war, konnte die Polizei uns den Laptop, den sie als Beweismittel brauchten, noch nicht herausgeben. Es fehlte ein Dokument vom Gericht. Heute ist der zustaendige Beamte nicht da, so sollen wir morgen wiederkommen. Wir werden sehen, ob wir ihn dann tatsaechlich bekommen und warten in der Zwischenzeit - wie schon in den letzten Tagen.
Warten gehoert generell zum Alltag in Suedafrika, denn leider kann man auf Versprechen, die einem gemacht werden, nicht allzu viel geben. Gestern Nachmittag sollten drei unterschiedliche Dinge erledigt oder geliefert werden. Dies wurde uns fest zugesagt. Nicht eines davon ist passiert. So heisst es warten und nicht aergerlich werden darueber, denn dies hilft letztendlich auch nicht weiter - eine gute Schule, um Geduld und Gelassenheit zu lernen.

Freitag, 9. Dezember 2011

Gute Nachricht

Nein, der Laptop ist noch nicht zurück und auch wurden bisher keine weiteren Sachen sichergestellt - dies ist eigentlich auch aussichtslos. Doch heute morgen konnte ich endlich den Polizeikommisar persönlich treffen, der für unseren Fall verantwortlich ist. Von ihm habe ich erfahren, dass die Gerichtsverhandlung über unseren Fall schon am Dienstag nächster Woche stattfindet - manches geht doch viel schneller als man von Afrika erwartet. Bis dahin bleibt der Laptop als Beweisgegenstand bei der Polizei, doch danach darf ich ihn mitnehmen. Halleluja.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Gott und die Polizei

Es ist unglaublich. Die Polizei konnte unseren Laptop sicherstellen. GOTT sei Dank!!! Der Einbrecher hatte versucht unseren Computer zu verkaufen. Aber derjenige, der ihn kaufen sollte, informierte sofort die Polizei als er merkte, dass es sich um Diebesgut handelte. Ohne Passwörter konnte er ja nichts damit anfangen. Die Polizei kam, nahm den Computer mit und verhaftete auch gleich noch den Einbrecher. Laut unserer südafrikanischen Freunde passiert dies wirklich nur sehr selten und so sind wir überzeugt, dass GOTT seine Hand mit ihm Spiel hatte.
Diese gute Nachricht bekamen wir genau an dem Tag als wir einen neuen Laptop kaufen wollten. Also auch das Timing stimmte. Doch leider warten wir seitdem darauf, dass uns die Polizei den Computer wieder zurück gibt. Es kann sogar sein, dass sie ihn als Beweismateriell für die Gerichtsverhandlung behalten wollen. Dies könnte Monate dauern. Also beten wir weiter, dass GOTT wieder eingreift, dass wir unseren Laptop endgültig zurück bekommen und vielleicht auch noch mehr auftaucht. Es bleibt spannend mit GOTT und der Polizei.

Montag, 5. Dezember 2011

Die Berge und das Meer

Seit gestern sind wir aus unserem Urlaub zurück und versuchen so langsam wieder im normalen Leben anzukommen. Dies ist aufgrund des Einbruchs gar nicht ganz so einfach. Auf der einen Seite ist natürlich der materielle Verlust, auf der anderen Seite ist das permanente Gefühl der Unsicherheit. Daher war es auch etwas komisch gestern wieder zurück zu kommen. Doch sind wir in allem zuversichtlich, dass wir uns bald wieder einleben und uns auch wieder sicher und zu Hause fühlen.

Unser Urlaub war ganz o.k., wenn auch nicht der absolute Traumurlaub. Dies lag daran, dass wir gedanklich natürlich noch sehr mit dem Einbruch zu tun hatten und auch das Wetter nicht immer perfekt war. So mussten wir leider die Drakensberge nach nur 4 Nächten verlassen, da unser Zelt dem Regen nicht standhielt. Dies war total traurig, da wir es dort echt genossen haben. Super schöne Landschaft, kaum Leute, ein toller Zeltplatz und und und.
Doch im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, da die Kids schon etwas krank geworden waren. Außerdem konnten wir dadurch 1,5 Wochen in einem sehr schönen Ferienhaus am Ozean verbringen. Auch wenn das Wetter nicht immer optimal war, konnten wir sehr oft am Strand sein, das Meer genießen, den Delphinen zu schauen und einfach entspannen. In Allem aber war es vor allem gut, mal etwas Abstand zu bekommen, als Familie deutlich mehr Zeit miteinander zu verbringen und die Berge und das Meer zu genießen.

Freitag, 18. November 2011

Gefuehlte Unsicherheit

Im Moment sind wir dabei, dass Geschehen vom Mittwoch zu verdauen und so langsam unser Leben wieder zu organisieren. Dies ist gar nicht so einfach, da ja alle materiellen Dinge, mit denen wir bisher unser Leben geplant haben, weg sind. Die meisten unserer Daten hatten wir noch auf einer externen Festplatte gespeichert, so dass wir davon vieles wieder verwenden koennen. Es gibt auch eine Chance, einige Adressen wieder zurueck zu gewinnen, aber ganz so einfach wird dies nicht.

Dies alles bringt natuerlich viel Arbeit und zusaetzlichen Aufwand mit sich und man fuehlt sich oft sehr hilflos. Doch das Schlimmste ist wahrscheinlich das Gefuehl, im eigenen Haus nicht sicher zu sein. Wir konnten zwar die letzte Nacht schlafen und doch verfolgt uns permanent das Wissen, jemand war in unserem Haus und wir waren ihm ausgeliefert. Man fuehlt sich total hilflos und auch ein ganzes Stueck veraengstigt. Es wird wahrscheinlich noch eine ganze Zeit brauchen, bis wir wieder zur Normalitaet zurueck kehren koennen.
Das Gute ist nur, dass unsere Kinder es sehr gut verkraftet haben und die Tragweite dessen, was passiert ist, ueberhaupt nicht verstanden haben. Ben.Luca meinte sehr mitfuehlend, dass er mir ein neues Telefon und auch einen neuen Computer von seinem Geld kaufen wird.

Die ganze Sache hat natuerlich ziemlich viel bei uns durcheinander gebracht. Doch wollen wir trotz allem morgen fuer zwei Wochen in den Urlaub fahren. Zuerst soll es in die Drakensberge zum Zelten gehen und danach wollen wir noch eine Woche im Ferienhaus eines Freundes am Indischen Ozean verbringen. Wir hoffen sehr, dass wir in dieser Zeit uns gut erholen koennen, dass wir Frieden ueber allem finden und dieses permanente Gefuehl der Unsicherheit etwas nachlaesst.

Mittwoch, 16. November 2011

EINBRUCH

Am Mittwoch Abend kurz nach 22.00 Uhr - Madeleine und ich - waren gerade beim Duschen, wurde in unser Haus eingebrochen. Da alle Fenster vergittert sind, haben die Taeter eine kleine Stange aufgebrochen und sind durch ein Miniloch in ein Gaestezimmer gekommen. Dort stand unser Laptop - abholbereit fuer sie. Sie hatten uns wahrscheinlich vorher schon gut beobachtet, da sie danach direkt unseren Schreibtisch ausgeraeumt haben - inkl. unserer Portemonnaies (mit Geld und Fuehrerschein - die Kreditkarten haben sie gluecklicherweise verloren oder nicht gefunden), meinem geliebten Palm (inkl. aller unserer Adressen) und einer kleinen Digitalkamera (unsere grosse neue Kamera haben sie stehen gelassen). Ausserdem haben sie noch ein Teil unserer Waesche von der Leine genommen und ueber die grosse Mauer geworfen. Als wir dann fertig waren mit Duschen und unser Schlafzimmerfenster aufgemacht haben, sass einer der Jungs direkt vor unserem Haus und hat unsere Portmonnaies gecheckt. Durch uns aufgeschreckt sind sie dann geflohen.

 
Madeleine und ich konnten die ganze Nacht kaum schlafen, da es schon ein sehr beaengstigendes Gefuehl ist, zu wissen, waehrend wir im Haus sind, raeumen Leute unsere Wertgegenstaende aus. Der groesste Verlust ist aber der Verlust all unserer Daten und Adressen. Einiges davon haben wir auf einer externen Festplatte, nun muessen nur wir sehen, ob wir auch die Daten meines Palm auslesen koennen.

 
Trotz allen Verlustes und einer sehr angstvollen Nacht, sind wir vor allem GOTT dankbar, dass uns als Familie nichts passiert ist. Ich habe zwar zwei kleine Geraeusche gehoert, aber es nicht wirklich fuer voll genommen. Dies war Bewahrung, denn ansonsten waere die ganze Sache wahrscheinlich noch ganz anders ausgegangen. DANKE GOTT.

Sonntag, 13. November 2011

Hausparty

Gestern waren wir mit einigen Mitarbeitern von Melusi zu einer "Einweihungsparty" eines Hauses bei einer Zulu-Großfamilie eingeladen. Zum Anfang gab es Reden und Gebete und jeder war aufgefordert, ein Lied oder einen Tanz zum Besten zu geben. Alles war total locker und jeder Beitrag wurde mit viel Applaus bedacht. Zum Abschluß gab es dann den traditionellen Zulu-Tanz, bei dem immer eine Person in der Mitte steht und zu rythmischen Klatschen mit den Beinen auf den Boden stampft.


Danach gab es das große Essen mit Reis, Hühnchen und verschiedenen Salaten. Alles sehr lecker, wobei man lieber nicht in die "Küche" schauen sollte, wo dies zubereitet worden war. Als "Ehrengäste" bakamen wir zuerst und durften unter den großen Augen der schwarzen Kinder essen. Das war schon ein etwas seltsames Gefühl. Generell war es aber sehr schön, Gemeinschaft mit einer einheimischen Familie zu haben, ihre Kultur näher kennen zu lernen, viel zu lachen und mal etwas ganz anderes zu erleben.

Donnerstag, 10. November 2011

05.05.1979 - 10.11.2011

Bongani ist tot. Gestern waren wir noch bei ihm und haben Eis vorbeigebracht, was er so sehr mochte. Doch heute Vormittag ist er dann verstorben. Madeleine war bei ihm und konnte ihn in seinen letzten Minuten begleiten. Er ist ganz friedlich eingeschlafen, denn er war bereit zum Sterben. ""Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen." [Hiob 19.25-26]

Bongani - ein Einzelschicksal? Leider nicht. Jeden Tag sterben mehrere Tausend Menschen an Aids in Südafrika. Im Jahr 2009 waren es insgesamt 310.000. Jeden Tag verlieren damit Frauen ihre Männer oder Männer ihre Frauen, Kinder ihre Eltern oder Eltern ihre Kinder. 
Auch im Fall Bongani bleibt eine Frau mit zwei Kindern zurück - eine Witwe im Alter von 25 Jahren und zwei Kids, die nun ohne ihren Vater aufwachsen.

Sonntag, 6. November 2011

30 Kilo

Seit Mitte September ist Bongani im Melusi Care.Centre für Menschen mit HIV/Aids. Er ist 32 Jahre, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Sein großer Wunsch ist, wieder nach Hause zu seiner Familie zu gehen und wenn möglich einen Job zu finden. Doch danach sieht es momentan leider nicht aus. Die Medikamente schlagen nicht wirklich an, er wiegt nur noch 30 Kilo und es geht ihm zusehend schlechter. Noch vor drei Wochen saß er bei schönem Wetter im Sessel vor dem Care.Centre und wurde im Rollstuhl zum Angeln an den See gefahren. Auch wenn er nur beim Angeln zusah, so war dies doch ein Zeichen, dass er auf einem guten Weg ist. 


Doch in den letzten Tagen baut er mehr und mehr ab. Man sieht ihn nicht mehr vorm Care.Centre sitzen und erst recht nicht zum Angeln fahren. Er liegt nur noch im Bett, will nicht mehr raus und ist zum Beispiel nun auch zu schwach, allein sein Telefon zu halten. Nach dem Gottesdienst sind wir deshalb heute als Familie zu ihm gegangen, haben Psalm 23 gelesen, mit ihm gebetet und Abendmahl gefeiert. Vielleicht sein letztes.

Donnerstag, 3. November 2011

Lohnt es sich?

Diese Frage stellt sich uns - speziell nach den Erfahrungen der letzten Woche - immer wieder, wenn wir unseren wohnungslosen Männern dienen und ihnen versuchen zu helfen, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Es ist schwer Erfolgszahlen vorzuweisen und was ist eigentlich ein Erfolg in dem Bereich? Viele Männer verlassen Melusi ohne, dass wir eine Veränderung in ihrem Leben sehen können. Und doch gibt es einige, die von Gott berührt und verändert werden.

Einer davon ist Heiko, ein Deutscher, der seit mehr als 30 Jahren in Südafrika lebt. Er wohnt seit Januar in Melusi und sagt von sich selber: "Durch verschiedene Umstände habe ich letztes Jahr alles verloren: meine Frau, mein Geschäft und mein Haus. Ich wußte nicht wohin und hatte keinen, der mir helfen konnte. So kam ich nach Melusi. Die erste Zeit war sehr eigen: Andachten, Gottesdienste und als Krönung noch die Lebenstrainingseinheiten. Wer braucht das alles? Meine Gedanken waren, dass ich spätestens nach zwei Monaten hier weg bin - wieder auf meinen eigenen Beinen. 
Doch dann bekam ich von Stephan eine Bibel und fand folgendes Gebet: "Lieber Herr, hilf mir zu verstehen, was du mir heute sagen möchtest. Möge dein Wort mich inspirieren so zu leben, wie du dir es vorstellst und hilf mir, dich an erste Stelle zu setzen. Amen." Mit Gottes Hilfe möchte ich genau dies nun leben. Vielleicht klingt es komisch, aber im Moment fühle ich mich viel zufriedener als in den letzten Jahren. Ich möchte dem Melusi.Team danken. Ihr seid für mich eine Inspiration und ein Vorbild in dem, wie ich nun leben möchte."
Lohnt es sich? Es lohnt sich. 

Sonntag, 30. Oktober 2011

Mit Gottes Augen sehen

Am Montag habe ich [Stephan] eine Teamandacht zum Thema "Menschen mit Gottes Augen sehen" gehalten. Irgendwie hat mich dieses Thema dann selber die ganze Woche beschäftigt und so habe ich immer wieder gebetet: "Gott, hilf mir zu sehen, was du siehst." Mitte der Woche habe ich mich dann entschieden, über das gleiche Thema auch heute im Gottesdienst zu predigen. Ich fühlte mich schon ganz gut vorbereitet und dachte, es wird mir nicht schwer fallen, darüber zu reden.
Doch dann kam der Freitag und ich war plötzlich stark herausgefordert, Menschen mit Gottes Augen zu sehen. Ich hatte mitbekommen, dass einige "meiner" Männer sich Marihuana besorgt hatten und dies heimlich rauchten. Am Donnerstag bin ich dann in ihr Zimmer, habe das Zeug heimlich mitgenommen und es am Freitag vor der ganzen Gruppe verbrennen lassen. Eigentlich hätten die Betroffenen gleich gehen können. Doch wollte ich ihnen eine zweite Chance einräumen, wenn sie mir ehrlich erklären, wer das Zeug besorgt hat und wer mit involviert war. So hatte ich dann anschließend eine Menge Gespräche. Einer der Jungs log aber konsequent und stand damit vor dem Rauswurf. Leider ist er mir dann aber zuvorgekommen. Er hat noch einen anderen überredet gemeinsam abzuhauen - nicht aber mit leeren Händen. So fehlten plötzlich Werkzeuge, ein Radio und ein Paar teure Turnschuhe.
Als ich dies erfuhr war ich ziemlich ärgerlich. Ich bemühe mich um sie, komme ihnen entgegen, gebe ihnen eine zweite Chance, um dann festzustellen, dass sie mein Vertrauen gnadenlos ausnutzen. Was bedeutet es in diesem Moment, Menschen mit Gottes Augen zu sehen?
So habe ich heute vor allem zu mir selber gepredigt und werde in den nächsten Tagen wahrscheinlich noch öfters beten: "Gott, hilf mir zu sehen, was du siehst."

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Jetzt knallt´s.

Knaller und Raketen Ende Oktober? Gestern Abend und vor allem heute knallt´s in Dundee. Zuerst dachten wir einige Jugendliche freuen sich zu sehr auf Silvester. Doch nun wissen wir, dass die Hindus eines ihrer bedeutendsten Feste feiern [Lichterfest] - wie Weihnachten und Silvester zusammen.
Generell sind wir erstaunt, wie viele indischstämmige Einwohner es in Dundee gibt. Ihre Vorfahren wurden Mitte des 19. Jahrhunderts ins Land geholt, um vor allem auf den Zuckerrohrfeldern in unserer Region zu arbeiten. Bis heute leben die Inder bevorzugt in Durban und Umgebung und prägen - obwohl sie zahlenmäßig eine Minderheit darstellen - das Stadtbild. So gibt es fast keinen der ca. 15 kleinen Baumärkte in Dundee, der nicht Indern gehört. Auch ein Großteil der Möbelläden und "Autohäuser" sind fest in ihrer Hand. Daher verfügen die meisten indischstämmigen Südafrikaner über einiges an Geld und können es heute ordentlicher krachen lassen.

Sonntag, 23. Oktober 2011

14.165 km

Wir haben unsere ersten Übernachtungsgäste in Südafrika bekommen. HURRA, denn wir lieben es Gäste zu empfangen. Der Besuch war für uns dann aber doch etwas überraschend.
Joseba & Corinne sind auf ihrem Weg von der Schweiz nach Kapstadt - per Fahrrad. So kamen sie nach 14.165 Anfahrtsweg auch durch Dundee und haben nach einer Kirche oder Mission gefragt, wo sie übernachten können. Irgendwie sind sie dann bei uns gelandet und haben ihr Zelt in unserem Garten aufgeschlagen.
Wir haben es genossen spontan Gastgeber zu sein und auch die Kinder waren begeistert. Ben.Luca meinte nach ihrer Weiterfahrt, dass sie doch wirklich "nettlich" waren.


Wer mehr von unseren neuen Freunden und ihrem Weg nach Kapstadt lesen möchte, darf gern ihren Blog besuchen. Wirklich beeindruckend.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Zweifelhaftes Kompliment

Gestern hatten wir wieder vom Kindergarten Besuch. Normalerweise fahren wir einmal in der Woche in den Township und gestalten ein Programm. Doch aller 2 Monate kommt die ganze Gruppe nach Melusi. Dies ist für die Kids immer ein absoluter Festtag. Sie haben oft ihre besten Sachen an, freuen sich schon lange vorher darauf und genießen dann den Spielplatz und das tolle Gelände, das Basteln und das Malen, die Geschichte und die Spiele und nicht zuletzt unseren Kuchen.


Doch die Kids und auch Nomkosi - die Kindergärtnerin - genießen vor allem die Zeit mit uns Mitarbeitern. Denn für viele der Schwarzen ist es leider - ca. 20 Jahre nach Ende der Apartheid - immer noch etwas Besonderes, Weiße als Freunde zu haben. Egal, ob im Gespräch mit Weißen oder Schwarzen, man merkt oft, dass die Vergangenheit noch lange nicht überwunden ist. Als ich [Stephan] die Kids dann wieder nach Hause fuhr, wußte ich auch nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen sollte, als mir Nomkosi sagte: "Ihr Weißen von Übersee seid so anders als die Weißen von Südafrika."

Sonntag, 16. Oktober 2011

Der Jesus vom Krankenhaus

Da saß er nun. Einsam wartend vorm Krankenhaus. Sein Gesicht gebräunt von der Frühlingssonne. Seine Kleidung zerschlissen. Seinen ganzen Besitz in einer kleinen Sporttasche. Offensichtlich ein Mann von der Straße.
Wir waren gerade auf unserem Sonntagsspaziergang - auf dem Weg zum Spielplatz. Doch sein Gesicht ließ mich nicht los. Es schien so vertraut und irgendwie überhaupt nicht fremd. Meine Gedanken waren bei diesem Mann und mein Blick wanderte immer wieder vom Spielplatz zum Krankenhaus. Doch mit einem Mal war sein Platz leer. Er war nicht mehr zu sehen. Vermutlich weitergezogen. Auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Warum hatte ich ihn bloß nicht gleich angesprochen?
Während wir weiterspielten, lief er plötzlich über den Spielplatz. In der einen Hand seine Sporttasche, in der anderen einen Zigarettenstummel - aufgehoben von der Straße. Ich sprach ihn an und fragte, wo er hingeht. "Zu meinem Schlafplatz, zu meinem Baum." war seine Antwort und plötzlich erkannte ich ihn. Es war ein ehemaliger Resident. Vor einem halben Jahr war er für ein paar Tage bei uns. Und nun war er wieder in der Stadt. 
Ich lud ihn. Und er kam. Nun ist er wieder bei uns. Der Jesus vom Krankenhaus. Denn wie sagte Jesus doch: "Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen." [Die Bibel / Matthäus 25.35]

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Afrikababy

Seit nun über drei Monaten beschäftigt uns als Familie - und speziell Madeleine - eine Sache "zunehmend": WIR ERWARTEN NACHWUCHS - Ende März werden wir unser drittes Kind bekommen. Nach aktuellem Stand und laut Ultraschall ist alles bestens mit unserem AFRIKABABY. Auch Madeleine geht es nach den ersten etwas anstrengenden Wochen wieder besser. 
Elisa.Joy und Ben.Luca sind total happy, spielen nun noch öfter Vater-Mutter-Kind und freuen sich riesig darauf. Uns geht es genauso, auch wenn ich [Stephan] nicht wie die Kids Madeleines T-Shirt im Laden hochziehe, um das Baby zu streicheln. 
Als Elisa.Joy das Ultraschallbild gesehen hatte, wurde sie etwas nachdenklich und fragte: "Bekommen wir nun ein schwarzes und kein weißes Kind?" Doch dies konnten wir ihr gut erklären und so freuen wir uns nun als Familie auf unser weißes AFRIKABABY.


Freitag, 7. Oktober 2011

Geburtstag

Das, worauf Ben.Luca seit Wochen hingefiebert hatte, war heute endlich soweit: sein 3. Geburtstag. Mit frischgestylten Haaren - ganz der Papa - konnte er dann seine Geschenke entgegennehmen: eine Schubkarre, einen Rechen und einen Akkuschrauber - die perfekte Ergänzung zu seinen Werkzeug und alles, was man als Bauarbeiter braucht - ganz der Opa.


Am Nachmittag war Kindergeburtstag angesagt - mit allem, was dazu gehört: Geburtstagskuchen, "Sprudelsaft", Marchmallows, Topfschlagen und aufgedrehten Kids. Zum Abendbrot kam dann auf ausdrückliche Einladung von Ben.Luca das gesamte Mitarbeiterteam. Ben.Luca genoß den ganzen Tag über die Aufmerksamkeit, die er bekam, rannte permanent mit seinem Akkuschrauber herum und war einfach nur glücklich und zufrieden. Ein schöner Tag - nicht nur für ihn.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Wohnwagenmann

Heute habe ich [Stephan] einen ehemaligen Resident in der Statd besucht. Er hat vor drei Monaten eine Arbeit in einem Supermarkt gefunden. Dort ist er nun verantwortlich den gesamten Müll des Lagers zu entsorgen und ordentlich aufzuräumen - nicht unbedingt die beste Arbeit und absolut untypisch, dass diese Arbeit ein Weißer tut. Leider ist sein Gehalt auch super gering [ca. 175 € monatlich], so dass er sich keine eigene Wohnung leisten kann. Daher wohnt - oder besser gesagt - haust er nun in einem alten, heruntergekommen und dreckigen Wohnwagen. 
In den letzten Tagen ging es ihm nicht so gut und er war nicht auf Arbeit. Da wir dies mitbekommen haben, bin ich heute einfach mal bei ihm vorbei gefahren. Es war mein erster Besuch im Wohnwagen. Er hat sich gefreut mich zu sehen, auch wenn er doch recht überrascht war. Viel hat er geschimpft über seine Arbeit, über die Schwarzen und die Inder, die ihn als Weißen behandeln wie einen Schwarzen und und und. 
Doch plötzlich fing er an, aus seiner Vergangenheit zu erzählen - von seiner größten Schuld, die er vor 15 Jahren begangen hat und an die er bis heute jeden Tag denken muss. Nie zuvor hat er uns gegenüber dies erwähnt oder überhaupt über seine Vergangenheit geredet. Unser Gespräch bekam dadurch eine ganz andere Tiefe und ich konnte am Ende für ihn beten.
Nächste Woche will er seinen Job kündigen und am liebsten weit weglaufen. Doch seine Probleme werden ihn verfolgen. So hoffe und bete ich, dass GOTT ihn findet und er Vergebung und Frieden erfahren kann.

Donnerstag, 29. September 2011

Durban

Direkt im Anschluss an unseren Urlaub sind wir für 3 Tage nach Durban gefahren. Wir haben wie schon bei unserer Ankunft in Südafrika im Februar wieder in der Zentrale von WEC gewohnt - sogar im gleichen Zimmer. Viele Erinnerungen sind mit diesen ersten Tagen verbunden. Dies ist nun fast 8 Monate her und in dieser Zeit haben wir wahnsinnig viele neue Eindrücke gewonnen.



Neue Eindrücke haben wir aber auch in den Tagen in Durban bekommen. Das Ziel unseres Besuches war, die Arbeit von WEC in dieser Stadt und Umgebung kennen zu lernen. So haben wir am Sonntag den Gottesdienst einer Flüchtlingsgemeinde besucht. Die meisten der Leute sind vor dem Bürgerkrieg und Unruhen im Kongo geflohen. Sie finden nur sehr schlecht Anschluss in Südafrika, sind nicht erlaubt zu arbeiten und werden leider oft auch von anderen schwarzen Christen gemieden. Im Gottesdienst sollten wir uns als Familie vorstellen. Als sie hörten, dass wir Missionare sind, "durfte" ich [Stephan] auch noch spontan ein kleine Andacht halten.
Dies war schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf den nächsten Tag. Denn am Montag waren wir mit einem koreanischen Missionar unterwegs, der uns einige seiner Projekte vorstellte. So besuchten wir eine Schule, einen Frauenbibelkreis und eine Suppenküche. Dies waren ganz unterschiedliche Eindrücke. Die Gemeinsamkeit war, dass ich [Stephan] überall etwas zu uns als Familie und aus der Bibel erzählen sollte. Eine schöne Herausforderung innerhalb kürzester Zeit zu Schulkindern, älteren Frauen, Müttern und zu obdachlosen Männern zu reden.
Auch wenn dieser Tag recht anstrengend war, so waren wir doch sehr bewegt von dem, was wir erleben durften und sind am Dienstag mit vielen neuen Eindrücken wieder nach Hause gefahren.

Sonntag, 25. September 2011

Sonne & Strand & Meer ...

... das hatten wir uns von unserem Urlaub am indischen Ozean erhofft. Strand und Meer hatten wir direkt vor unserer Haustür, doch leider hat es mit der Sonne nicht immer so geklappt. An den meisten Tagen war es recht bewölkt und ziemlich windig. So war es kein reiner Badeurlaub, auch wenn wir jeden Tag am Meer waren. Die Kids haben es trotzdem ziemlich genossen und waren vom Wasser kaum wegzubekommen. 


Da zu einem richtigen Urlaub in Afrika auch Tiere gehören, haben wir uns zwei sehr verschiedene Tierfarmen angesehen. Zuerst waren wir auf einer Art Kinderbauernhof, auf dem viele Tiere frei herumliefen und von den Kindern gefüttert & gestreichelt werden konnten. Beim zweiten Besuch durften wir auch bei einer Fütterung dabei sein. Diesmal aber nicht ganz so direkt und auch ohne Streicheln der Tiere, da wir auf einer Krokodilfarm waren.

Doch wir hatten auch noch in einer anderen Art und Weise Kontakt mit einheimischen Tieren. Unser Urlaubshaus war durch Sicherheitszaun & Sicherheitstor & Alarmanlagen gegen ungewollten Besuch bestens geschützt. Außerdem waren wir nicht erlaubt, die Fenster während unserer Abwesenheit und in der Nacht aufzulassen. Da aber das Küchenfenster menschlich gesehen nicht zu erreichen war, haben wir es öfters aufgelassen. Womit wir aber nicht gerechnet haben, war, dass sich ein Affe durch dieses Fenster Zutritt zur Küche verschafft und sich unsere Bananen schmecken läßt.

Donnerstag, 15. September 2011

Urlaubsreif

Nun sind wir schon etwas über sieben Monate in Südafrika und hatten bis auf Madeleines Kurzbesuch in Deutschland noch keinen Urlaub. Da wir letztes Jahr den Urlaub für das Renovieren unserer Wohnung in Chemnitz und für Vorbereitungen auf die Ausreise genutzt haben, sind wir momentan ziemlich urlaubsreif. Zusätzlich waren die letzten Wochen mit dem Umzug in ein neues Haus, Madeleines Krankheit und Stephans zweiter Predigt auf Englisch auch ganz schön anstrengend.
Daher sehnen wir jetzt unseren ersten Urlaub seit genau zwei Jahren herbei. Wir werden am Samsatg für eine Woche an den indischen Ozean fahren und dürfen dort im Ferienhaus eines Freundes wohnen. Elisa.Joy und Ben.Luca zählen wie oft sie noch schlafen müssen, bis es los geht und freuen sich ganz sehr auf den Strand. Wir Eltern freuen uns einfach mal abzuschalten, an keinen Teamsitzungen teilzunehmen, kein Zulu zu lernen, keine Andachten oder Life Skill Sessions vorzubereiten und einfach mal viel Zeit zu haben als Familie.

Montag, 12. September 2011

Abschied & Ankunft

Schon wieder heißt es Abschied nehmen und es scheint, als würde dies nie aufhören. Heute haben wir zum letzten Mal unsere ersten südafrikanischen Freunde auf ihrer Farm besucht. Denn dmnächst werden sie ziemlich weit wegziehen, so dass ein kurzer Besuch am Nachmittag nun nicht mehr drin ist. Sehr schade - vor allem für die Kids, die es geliebt haben, bei ihnen zu spielen. Außerdem haben wir es auch genossen, Melusi einfach mal zu verlassen und sich mit anderen Leuten zu treffen.
Doch wir müssen uns nicht nur von Freunden verabschieden, sondern dürfen auch neue Freunde begrüßen. So kam letzte Woche eine weitere deutsche Familie mit zwei kleinen Kindern in Melusi an, die für 1,5 Jahre hier wohnen wird. Das Schöne ist, dass ihre große Tochter im Alter von Ben.Luca ist und so unsere Kids eine neue Spielgefährtin bekommen haben. 
Gemeinsam mit ihnen kamen noch zwei weitere Kurzzeitler an: ein Deutscher und ein Schweizer. So wurde die deutsche Fraktion in Melusi ziemlich gestärkt und wir müssen aufpassen, nicht mehr Deutsch als Englisch zu reden.

Donnerstag, 8. September 2011

Das Malema-Dilemma

Im Norden Afrikas ging es in den letzten Monaten politisch richtig zur Sache. Im Süden herrschte hingegen Ruhe. Jedenfalls hörte man in Europa nicht viel von Südafrika seit der Weltmeisterschaft im letzten Jahr. Doch dieses Ruhe trügt, denn innenpolitisch gibt es momentan eine große Spannung. In der regierenden Partei [ANC] ist ein offener Machtkampf ausgebrochen, der zu heftigen Entwicklungen führen könnte.

Um einen kleinen Ein- und vielleicht auch Ausblick zu geben, zitieren wir einen Artikel, der unter Spiegel-Online veröffentlicht wurde.

Für die einen ist er ein Hoffnungsträger, für die anderen ein gnadenloser Populist: Julius Sello Malema mischt die politische Szene Südafrikas auf. Bislang fürchteten ihn nur die Weißen. Doch nun legt er sich auch mit seinen politischen Freunden an.
Der SAA-Flug von Kapstadt nach Johannesburg ist zum Einsteigen bereit. Die Fluggäste drängeln sich in die Boeing 737. Die Maschine ist ausgebucht bis auf den letzten Platz. Nur in der Business-Klasse sitzt ganz für sich allein in Reihe eins ein junger Mann: Designer-Anzug, teure Schuhe, Ringe, Rolex, Ray-Ban-Sonnenbrille. Das Gesicht ist glatt. Gelangweilt mustert er die Passagiere, die sich an ihm vorbei nach hinten drängen. Die meisten blicken scheu weg. Fast alle kennen ihn, viele fürchten ihn, noch mehr aber lieben und verehren ihn: Julius Sello Malema - der Schrecken der Weißen in Südafrika, die Hoffnung für die vielen jungen Schwarzen in den Slums, aber auch an den Universitäten. Ein Junge aus den Townships, der es trotzdem geschafft hat, der es zu etwas gebracht hat - und das auch gerne zeigt.
Seit Jahren sorgt der 30-Jährige immer wieder für Schlagzeilen, nicht nur in Südafrika. Den "Rottweiler" des ANC tauften südafrikanische Medien den Jung-Star mit der aggressiven Rhetorik, für den es keine Tabus zu geben scheint.
Schon mit neun Jahren wurde der Sohn einer alleinerziehenden Mutter aus dem Armenviertel von Seshego im Norden Südafrikas politisch aktiv: Als ANC-Pionier riss er Wahlplakate der Nationalen Partei von den Wänden. Zäh hat er sich in den Parteistrukturen hochgearbeitet, erhielt mit 14 Jahren eine militärische Ausbildung, wurde im Studentenverband aktiv, obwohl er nur eine eher rudimentäre Schulausbildung genossen hat.
Der Aufstieg Malemas ist eng mit dem des heutigen südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma verknüpft: Er schlug sich 2005 auf die Seite Zumas, obwohl der damals ein politischer Nobody zu sein schien: Staatspräsident und ANC-Parteichef Thabo Mbeki hatte ihn aus seinem Amt als südafrikanischer Vize-Präsident entlassen. Nach einem Vergewaltigungsprozess, in dem er aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden war, drohte ihm nun eine Anklage wegen Betrug und Korruption. Doch Zuma wagte den Machtkampf mit Mbeki und schaffte das unmöglich Scheinende: Im Dezember 2007 wurde er zum ANC-Präsidenten gewählt .
Malema hatte zu denen gehört, die am lautesten gegen Mbeki gehetzt und Zumas Weg an die ANC-Spitze am engagiertesten unterstützt hatten. Der Lohn folgte sofort: Im April 2008 wurde Zumas politischer Ziehsohn in Bloemfontein zum Präsidenten der ANC-Jugendliga gewählt. Mit 27 Jahren hatte es der Junge aus dem Township geschafft: Er gehörte zum Inner-Zirkel, saß mit am Tisch der Mächtigen der Partei.
Populistische Hetzparolen gegen die weißen Südafrikaner
Als Zuma im Juni 2008 der Prozess gemacht werden sollte, konnte er sich wieder einmal auf Malema verlassen : Er mobilisierte die Straße. "Wir sind bereit, für Zuma zu sterben", tönte der frischgebackene ANCYL-Präsident unter dem Jubel der Massen. "Aber nicht nur das: Wir sind auch bereit, zu den Waffen zu greifen und für Zuma zu töten." Nicht ein paar Richter, sondern die Wähler sollten über Schuld oder Unschuld Zumas entscheiden, verlangte Malema. Der Prozess gegen Zuma wurde eingestellt, sein Weg an die Staatsspitze war frei, Mbekis Ende besiegelt. Malema selbst beschreibt seine damalige Rolle ganz gegen seine Art eher zurückhaltend: "Ich war der Lockvogel, der die Opposition ablenken sollte, damit Zuma in die Union Buildings sprinten konnte" - ins Präsidentenamt.
Malema war zum Shooting-Star der Partei avanciert. Max du Preez nannte ihn in seinem Buch: "Die Welt, wie Julius Malema sie sieht" schon 2009 "die einflußreichste Person nach Zuma". Seine Helden heißen Robert Mugabe, Fidel Castro und Muammar al-Gaddafi. Sein Feindbild ist weiß: Immer wieder hetzt er gegen die weißen Südafrikaner. Seine politischen Ziele: Die Verstaatlichung von Minen und Banken sowie die Enteignung der weißen Farmer. Immer wieder schürt er den Rassenhass, sang das alte ANC-Kampflied: "Shoot the Boer" - Tötet die Buren. Als der Song in Südafrika verboten wurde, stimmte er ihn trotzig im Nachbarland Simbabwe an.
In einem Land, in dem über 50 Prozent der jugendlichen Schwarzen ohne Job und Perspektive leben, kommen seine Hass-Tiraden und Hetzparolen an. Er ist der Held der Vorstädte - auch wenn sein Lebensstil immer mehr dem afrikanischer Potentaten ähnelt.
Präsident Zuma geht zu seinem Zauberlehrling auf Distanz
Obwohl er als ANCYL-Chef offiziell nur (umgerechnet) etwa 2500 Euro im Monat verdient, trägt er teure Anzüge, Schuhe und Uhren. Er fährt Luxus-Autos, unternimmt kostspielige Reisen und feiert ausufernde Partys. Nachbarn, die sich über den Lärm beschweren, schüchtert er ein. In Polokwane hat er ein Haus, in Johannesburg lässt er sich eine Villa für angeblich 1,5 Millionen Euro bauen. Immer wieder berichten südafrikanische Zeitungen über ein Geflecht von Geschäftsleuten, denen Malema angeblich Aufträge zuschiebt. Von Korruption ist die Rede. Niemand weiß, wie Malema sein aufwendiges Leben finanziert. Kritische Journalisten, die nachfragen, bügelt er schon mal als "weiße Bastarde" ab.
Lange hat Zuma ihn nicht nur gedeckt, er hat ihm sogar den Adelsschlag verliehen und ihn als durchaus fähig und geeignet bezeichnet, einmal südafrikanischer Staatspräsident und ANC-Chef zu werden.
Doch diese Zeiten sind ebenso vorüber wie die, in denen die Karikaturisten ihn als Baby mit Windeln darstellten oder ihn als Clown verharmlosten. Malema ist zum gefährlichen Spaltpilz des ANC und der Gesellschaft in Südafrika geworden. Doch inzwischen gehen selbst Zuma die Eskapaden seines Zauberlehrlings zu weit.
Im Mai hatte Malema seine Anhänger in der Diamanten-Metropole Kimberley aufgehetzt, das Land weißer Farmer zu besetzen. "Wenn wir uns darüber einig sind, dass sie uns unser Land gestohlen haben, können wir uns auch darüber einig sein, dass sie Kriminelle sind und als solche behandelt werden müssen," rief er seinen Fans unter tosendem Beifall zu. Im Juli verlangte er den Sturz des "Marionetten-Regimes" von Präsident Ian Khama im benachbarten Botswana, einer der stabilsten Demokratien des schwarzen Kontinents. Sein Vorwurf: Khama arbeite mit kapitalistischen Ausbeutern zusammen und verrate die Interessen Afrikas.
Aggressiver Machtkampf um die Parteiführung
Immer wieder hat der ANC Disziplinarverfahren gegen Malema eingeleitet. Auch aktuell läuft ein Verfahren gegen ihn. Am Freitag wies die Partei einen Antrag Malemas, dieses Verfahren einzustellen, ab. Die Polizei musste das ANC-Gebäude mit einem Großaufgebot schützen. Erst jüngst war es im Zusammenhang mit dem Verfahren vor der Parteizentrale in Johannesburg zu den schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren gekommen.
"JuJu" - wie ihn seine Fans nennen - machte gezielt Stimmung gegen Zuma: "Die Führer kommen und gehen, aber der ANC bleibt bestehen." Es gab kein Halten mehr. "Hauptsache, ihr wisst, wer euer Feind ist," hetzte Malema. Die tobende Menge antwortete frenetisch: "Zuma, Zuma." ANC-Fahnen gingen in Flammen auf, Zuma T-Shirts und Porträts brannten. "Hände weg von unserem Präsidenten," skandierte die Menge - und meinte Malema, nicht Zuma. Um das auch wirklich klarzumachen, intonierten die aufgehetzten Malema-Fans: "Wir beenden Zumas Präsidentschaft." Und dann kamen die Sprechchöre, die Südafrika Angst machen: "JuJu - die Zukunft unseres Landes."
Beim ANC-Kongress im kommenden Jahr in Manaung wird ein neuer Parteichef gewählt - und Julius Sello Malema hat bei Ziehvater Zuma gelernt, wie man selbst aus scheinbar aussichtsloser Position einen Machtkampf für sich entscheiden kann. Dem südafrikanischen "Mail & Guardian" schwant denn auch Schlimmes: "Nach dem Blitzkrieg kommt Stalingrad."

Montag, 5. September 2011

Neues Haus

Die letzten Tagen waren recht herausfordernd, denn am Donnerstag sind wir in unser neues Haus umgezogen. Der Umzug selber war schnell erledigt, da wir ja nicht so viele Sachen hier haben. Doch in unserem neuen Zuhause wartete ziemlich viel Arbeit. So waren wir ganz froh, dass uns einige kräftige Helfer dabei unterstützt haben ...


Leider ist Madeleine in der Nacht nach unserem Umzug ziemlich krank geworden, so dass wir es seither kaum geschafft haben, uns etwas mehr einzurichten. Vieles steht noch rum und ist noch nicht am eigentlichen Platz angelangt. Doch so langsam geht es Madeleine nun wieder besser und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen mehr und mehr hier ankommen und unser neues Haus wirklich auch bald zu unserem neuen Zuhause wird.


Dienstag, 30. August 2011

Wir packen wieder unsere Sachen

Nach etwas mehr als 6,5 Monaten im selben Haus ist es nun soweit: Wir packen mal wieder unsere Sachen. Aber dieses Mal ist es nur ein Umzug innerhalb Melusis. Da wir nächste Woche eine neue Mitarbeiterfamilie bekommen, müssen gerade etliche Leute umziehen, damit alle ein passendes Zuhause haben. Für uns kommt der Umzug daher nicht ganz unerwartet.
Ehrlich gesagt fällt es uns momentan aber nicht ganz so leicht unser Haus zu verlassen, da wir es in den letzten Monaten Stück für Stück verschönert haben. Nun fühlen wir uns gerade richtig wohl und gnießen es, hier zu wohnen. Und doch heißt es in den nächsten Tagen, wieder zu packen und in ein neues Haus zu ziehen.
Dieses Haus ist deutlich größer, bietet viel mehr Platz, Gäste einzuladen und besitzt sogar ein Telefon. Doch werden wir nun auch hier wieder anfangen müssen, das Haus nach unseren Vorstellungen zu gestalten. So wird es wahrscheinlich noch etwas dauern, bis wir uns dort so richtig Zuhause fühlen.

Samstag, 27. August 2011

Graduation

Gestern gab es in Melusi ein besonderes Ereignis. 14 Care.Giver konnten den einjährigen Ausbildungskurs im HIV / Aids Care.Centre erfolgreich abschließen. Der Kurs startete letztes Jahr im August mit 24 Leuten, wo von 10 Personen nach und nach ausgestiegen sind. Diese Quote an Abgängern ist leider relativ normal. Die Leute, die es geschafft haben, bewerben sich nun als Pflegehilfskräfte. Durch ihre Ausbildung in Melusi haben sie bessere Chancen einen Job zu bekommen und damit ihre Familie zu versorgen.


Auch wenn unsere Ausbildung keinen offiziellen Abschluß anbietet, war der gestrige Tag für die Care.Giver etwas ganz Besonderes. Sie kamen alle ganz fein angezogen und hatten sich wirklich in Schale geworfen. Jedes verliehene Certifikat wurde mit Applaus und Jubelschreien bedacht. Als wir dachten, dass Ganze nähert sich nun langsam dem Ende, kam der eigentliche Höhepunkt. Fast alle hatten sich Roben ausgeliehen, um ihren Abschluß gebührend zu feiern. Damit nahm das Photoshooting dann auch kein Ende.

Dienstag, 23. August 2011

Meine schlechteste Predigt

Gestern hatte ich [Stephan] nach 20 Stunden Zulu-Unterricht meine "Abschlußprüfung" des Einführungskurses. Meine Lehrerin dachte sich dafür etwas Neues aus und so bestand meine Aufgabe darin, eine Predigt über Joh 3.16 zu halten. Als ich ihr sagte, dass ich gar keine Wörter dafür kenne und wir bisher nur über das Wetter, Essen, Transport, die Wochentage und paar einzelne Tätigkeiten gesprochen haben, meinte sie, ich soll einfach von allem ein bißchen erzählen. 
So sprach ich in meiner "Predigt" über das Wetter und berichtete davon, was ich in den letzten Tagen gemacht habe und wann ich heute aufgestanden bin. Zum Abschluß konnte ich immerhin drei Sätze zum Bibeltext sagen, wobei es eher eine Wiederholung des Textes war als eigene Gedanken dazu.
Wahrscheinlich war dies meine kürzeste und schlechteste Predigt, wenn man es überhaupt Predigt nennen sollte. Doch meine Lehrerin war schwer begeistert und so habe ich die Prüfung bestanden. Bis ich aber wirklich mal in Zulu predigen kann, wird es wahrscheinlich noch eine ganze Zeit dauern.

Samstag, 20. August 2011

Good Bye

Am Donnerstag hieß es, unsere 11 Gäste aus England nach 16 Tagen wieder zu verabschieden. Natürlich stellt sich die Frage, ob so ein kurzer Missionstrip sinnvoll ist, wem das Ganze etwas nützt und ob der Aufwand sich lohnt. Vielleicht könnte man auch das viele Geld, was sie für den Flug bezahlt haben, besser einsetzen? Solche Fragen sind nicht völlig abwegig, doch sollte man versuchen, sie nicht pauschal zu beantworten. 


In dem Fall von unserem UK-Team stellen sich diese Fragen für uns nicht. Es stellt sich eher die Frage, wer von ihrem Einsatz mehr profitiert hat: die Menschen, denen sie hier gedient haben oder vielleicht sie selber? Es war beeindruckend zu hören, welche Erlebnisse sie hatten und wie sehr diese Zeit und ihre Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, sie geprägt haben. Auf der anderen Seite sind aber auch sie zum Segen geworden: indem sie eine Schule großartig angemalt haben, indem sie sich viel Zeit für unsere Patienten im Care.Centre genommen haben, indem sie vor unseren Residents ganz ehrlich aus ihrem Leben berichtet haben und und und.
So gehört vielleicht beides zusammen: Indem Gott uns gebraucht, um andere Menschen seine Liebe zu zeigen, werden auch wir dadurch von ihm gesegnet. Und dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat.

Dienstag, 16. August 2011

Haftbefehl

Heute morgen herrschte etwas Aufregung bei unseren Residents. Gegen einen jungen Mann lag ein Haftbefehl wegen Diebstahls vor. Wir haben von der ganzen Sache gestern erfahren und uns mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Sie sagten uns, dass sie ihn heute verhaften werden. 
Als wir den Mann heute mit dieser Tatsache konfrontiert haben, reagierte er sehr geschockt. Er war ziemlich aufgewühlt, denn seines Wissens nach hatte er alle Auflagen und Strafen erfüllt. Die Polizei hat ihn dann aber abgeholt und wir waren gespannt, ob wir unseren "Freund" so schnell wieder sehen werden. Doch zum Mittag war er schon wieder zurück. Er konnte tatsächlich nachweisen, dass er alle Auflagen erfüllt hatte. Damit war die Anklage hinfällig.
Auch für uns waren diese Stunden nicht so einfach. Denn dieser Mann war einer unserer "Hoffnungsträger" - einer, den wir es zutrauen, dass er wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Und dann dieser Haftbefehl. So sind wir nun mit ihm sehr dankbar, dass es noch einmal gut gegangen ist und wünschen ihm wirklich, dass Gott sein Leben grundlegend verändert.

Donnerstag, 11. August 2011

England`s Jugend

In den letzten Tagen hat man leider nicht viel Gutes von der englischen Jugend gehört. Das es aber auch anders geht, beweisen gerade 11 zumeist Jugendliche oder junge Erwachsene aus dem Vereinigten Königreich. Sie sind in ihren Ferien gekommen, um für etwas mehr als zwei Wochen in Melusi mitzuhelfen und "Hand anzulegen". Und dies wirklich im positiven Sinne.
So unterstützen sie uns bei allen laufenen Projekten: sie gehen mit uns in die Townships und besuchen Familien, sie sind im Kidsclub und in der Creché mit involviert, sie übernehmen einige Andachten für unsere Residents, sie besuchen das Care.Centre und und und.


Doch ihre "Hauptaufgabe" ist gerade die Verschönerung einer Township-Schule. So sind sie fast jeden Tag für mehrere Stunden dort und bemalen die Außenwand eines neues Schulgebäudes. Es ist total klasse, was dabei so herauskommt und ist ein gutes Zeichen, dass es England`s Jugend auch anders kann.

Montag, 8. August 2011

Jesaja 58

Ein Bibeltext begegnet uns in Melusi immer wieder. Es ist Jesaja 58 - ein Kapitel, welches seit Gründung der Gemeinschaft vor mehr als 25 Jahren von zentraler Bedeutung ist. Unwahrscheinlich herausfordernd. Wie steht es um unseren Glauben? Welche Auswirkungen hat er?

"1 Der Herr sagt: »Rufe, so laut du kannst! Lass deine Stimme erschallen wie eine Posaune! Halte meinem Volk, den Nachkommen Jakobs, ihr Unrecht und ihre Vergehen vor! 2 Sie fragen mich Tag für Tag, warum ich sie solche Wege führe. Wie ein Volk, das sich an das Recht hält und meine Gebote befolgt, fordern sie von mir, dass ich zu ihrer Rettung eingreife, und wünschen sich, dass ich ihnen nahe bin. 3 ›Was für einen Sinn hat es‹, jammern sie, ›dass wir Fasttage abhalten und deinetwegen Entbehrungen auf uns nehmen? Du beachtest es ja gar nicht!‹ Darauf sage ich, der Herr: Seht doch, was ihr an euren Fasttagen tut! Ihr geht euren Geschäften nach und beutet eure Arbeiter aus. 4 Ihr fastet zwar, aber ihr seid zugleich streitsüchtig und schlagt sofort mit der Faust drein. Darum kann euer Gebet nicht zu mir gelangen. 5 Ist das vielleicht ein Fasttag, wie ich ihn liebe, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet, euren Kopf hängen lasst und euch im Sack in die Asche setzt? Nennt ihr das ein Fasten, das mir gefällt? 
6 Nein, ein Fasten, wie ich es haben will, sieht anders aus! Löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit und macht jeder Unterdrückung ein Ende! 7 Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum Anziehen und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen!
8 Dann strahlt euer Glück auf wie die Sonne am Morgen und eure Wunden heilen schnell; eure guten Taten gehen euch voran und meine Herrlichkeit folgt euch als starker Schutz. 9 Dann werdet ihr zu mir rufen und ich werde euch antworten; wenn ihr um Hilfe schreit, werde ich sagen: ›Hier bin ich!‹ Wenn ihr aufhört, andere zu unterdrücken, mit dem Finger spöttisch auf sie zu zeigen und schlecht über sie zu reden, 10 wenn ihr den Hungernden zu essen gebt und euch den Notleidenden zuwendet, dann wird eure Dunkelheit hell werden, rings um euch her wird das Licht strahlen wie am Mittag. ..."

Donnerstag, 4. August 2011

Halbes Jahr

04. Februar 2011. Heute vor 6 Monaten sind wir in Südafrika gelandet. Damit fing natürlich nicht alles an und doch werden wird dieses Datum nicht so schnell vergessen. Die ersten 14 Tage waren wir in Durban zu einem Einführungskurs für neue Mitarbeiter und danach ging es weiter nach Melusi. Es war schon eine Herausforderung, sich als Familie in einem anderen Teil der Welt niederzulassen und wirklich auch innerlich anzukommen. Viele neue Eindrücke warteten auf uns, neue Sprachen [Englisch, Zulu, Afrikaans ...], ein Team aus 8 verschiedenen Nationen, neue Aufgabenbereiche [HIV/Aids Care.Centre und Wohngruppe für obdachlose Männer], nur schwarze Kinder im Kindergarten, ein ständiges Pendeln zwischen zwei Welten [der Welt der Weißen und der der Schwarzen] und und und.


04. August 2011. Nun ein halbes Jahr später ist zwar vieles immer noch neu und doch schon lange nicht mehr ganz so aufregend wie am Anfang. Die erste Euphorie hat sich gelegt und so manche Schwierigkeiten und Enttäuschungen sind aufgetreten. Vor allem das Zusammenleben und -arbeiten mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Nationalitäten ist immer wieder eine Herausforderung.
Doch in allem merken wir, wie wir wirklich am richtigen Platz sind, wie Gott uns beschenkt in dieser Zeit hier und wie er uns immer wieder gebraucht, ein Segen zu sein. So sind wir vielleicht nicht mehr euphorisch, aber dennoch sehr zufrieden und zuversichtlich. Vor allem aber sind wir Gott dankbar für diese ersten Monaten. 
Natürlich trägt dazu auch bei, dass es Elisa.Joy und Ben.Luca in Melusi richtig gut geht. Sie genießen die vielen unterschiedlichen Leute, die ganz neuen Erfahrungen, unseren eigenen Garten und das tolle Gelände. Das ist für uns total ermutigend zu sehen und so sind wir insgesamt sehr gespannt - nicht nur auf das nächste halbe Jahr.

Sonntag, 31. Juli 2011

Taufe

Während es in den letzten Wochen viele ernüchternde Erlebnisse mit unseren Residents [wohnungslose Männer] gab, durften wir heute wirklich etwas Besonderes erleben. Ein Mann, der nun schon seit über einem Jahr bei uns wohnt, hat sich taufen lassen. Es sind leider nur wenige der Männer, die diesen Schritt gehen. Daher war dies heute umso erfreulicher. Vor allem auch deswegen, weil man es ihm abspüren konnte, dass es ihm ein Herzensanliegen war, diese Entscheidung zu treffen. Als ich [Stephan] ihn vor dem Gottesdienst fragte, wie es ihm ginge, antwortete er: "Sehr gut, ich freue mich wirklich. Das Einzige, was schade ist, ich hätte dies schon viel eher tun sollen."



Am Nachmittag haben wir als Team gemeinsam mit allen Residents Kaffee getrunken und bewußt diesen Tag gefeiert. Als wir dann beim Aufräumen waren, stand unser "Täufling" mit Tränen in den Augen am Rand und hat sich bei uns bedankt. Er war total bewegt von allem und für uns war es eine große Ermutigung und ein neuer Ansporn, in unsere Männer zu investieren.

Dienstag, 26. Juli 2011

Schnee

Heute war ein besonderer Tag: Weniger für uns - mehr für die Südafrikaner. Denn in der letzten Nacht startete ein Schneeregen, der sich bis zum Mittag hinzog. Was für uns Deutsche wirklich lächerlich war, brachte die Einheimischen auf der einen Seite total in Verzückung. Denn so etwas kommt nur aller Jahre vor und stellt schon den Gipfel des Winters dar. Auf der anderen Seite brach dadurch gleich ein Teil des öffentlichen Leben zusammen.


So kam eine einheimische Mitarbeiterin am Morgen total aufgeregt auf uns zu. Sie wollte unsere Kinder unbedingt zur nächsten Stadt bringen, wo "alles weiß" ist. Die Kids haben gut mitgemacht, obwohl sie etwas anderes gewöhnt sind. Aber der Begeisterung der Frau über das bissl Schnee konnte man sich auch kaum entziehen.


Der einen Freude, der anderen Leid. Für die Armen der Bevölkerung, die zum Teil in einfachsten Hütten wohnen, ist dieses Wetter natürlich eine Katastrophe. Sie verfügen über keinen Gasheizer wie wir, sondern machen ein Kohlefeuer direkt in ihrer Hütte. Viele von ihnen konnten heute auch nicht in die Stadt fahren, da einige der üblichen Taxis aufgrund des Wetters nicht gefahren sind und sogar manche Straßen gesperrt waren. Auch die Schulen haben keinen Unterricht angeboten, da - wie in einem Beispiel - nur 7 Schüler einer ganzen Schule gekommen waren.

Sonntag, 24. Juli 2011

HIV/Aids

In letzter Zeit haben wir immer wieder mal etwas zum Schmunzeln geschrieben. Doch leider ist nicht alles lustig, was wir hier erleben. Vor allem die enorme HIV/Aids-Rate ist mehr als erschreckend. Südafrika als Land hat eine der höchsten Raten weltweit und unser Gebiet ist dabei am stärksten betroffen. Aus verschiedenen Gründen findet man aber kaum konkrete Zahlen über die Höhe der Infizierten. Wir müssen aber davon ausgehen, dass bei uns wahrscheinlich jeder Vierte der Schwarzen an HIV infiziert ist. 

Natürlich gibt es hierfür gewisse Gründe, auch wenn es nicht einfach ist, dafür eine Erklärung zu finden. Trotzdem wollen wir einen Versuch wagen, ein paar dieser Gründe zu benennen, auch wenn wir wissen, dass wir die komplexe Situation damit  nicht 100% erklären können.

1. Mangelnde Bildung & Aufklärung / Vor allem in den ländlichen Regionen ist dies ein wesentliches Kriterium. Viele der Schwarzen haben bis heute wenig Ahnung über Aids. Die Schulbildung ist zum Teil sehr mangelhaft und auch Zuhause werden sie kaum darüber aufgeklärt. So denken viele, dass sie HIV haben, weil jemand ihnen einen "Bösen Blick" oder etwas anderes spirituelles zukommen gelassen hat. Der Grund liegt also außerhalb ihres Verhaltens. [Dieser Gedanke kommt aus dem Animismus, welches immer noch das vorherrschende Weltbild ist.]
Besonders deutlich wird die mangelnde Aufklärung aber auch in der Vorstellung, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau dazu führt, dass man von HIV geheilt wird. So ist es leider bis heute keine Seltenheit, dass junge Mädchen vergewaltigt werden.

2. Leugnung & Scham / Natürlich sterben die Leute massenweise verursacht durch Aids und jeder hat Leute vor Augen. Doch oftmals leugnet man diese Tatsache und erklärt, dass die Leute an anderen Krankheiten gestorben sind. Dies ist faktisch gar nicht so falsch, denn keiner stirbt an Aids. HIV/Aids zerstört "nur" das Immunsystem, so dass der Körper irgendwann an allem möglichen stirbt.
Ein anderes Beispiel der Leugnung ist eine Lehrerin, die in unserem Care.Centre war. Sie sagte, dass sie zwar positiv ist, aber kein HIV hat. Man will es nicht wahrhaben. Zu diesem Punkt gehört auch, dass viele sich aus Angst oder Scham gar nicht erst testen lassen. Von daher kann man eigentlich auch keine verlässlichen Zahlen bieten.

3. Moral / Natürlich wäre dies alles nur halb so wild, wenn der biblische Gedanke von "Sex nur in der Ehe" gelebt würde. Doch obwohl sich viele als Christen bezeichnen, ist es keine Seltenheit, dass die Geschlechtspartner häufig gewechselt werden. Dabei kommt es häufig vor, dass der männliche Partner älter ist und schon viel sexuelle Erfahrung und damit verbunden oft auch HIV mitbringt.
Seit kurzem sind zwar Kondome in öffentlichen Gebäuden und größeren Firmen kostenlos zu bekommen, doch ist ihr Gebrauch wahrscheinlich immer noch gering.

4. Mutter-Kind-Übertragung / Im Jahr 2008 wahren 38% der Mütter in unserer Region, die während Schwangerschaft oder Geburt Kontakt zu einem Krankenhaus hatten, mit HIV infiziert. Viele von ihnen geben diese Krankheit direkt an ihre Kinder weiter, auch wenn wir hierfür keine genauen Zahlen angeben können.

Wie gesagt, dies ist nur ein Versuch der Erklärung und auch nur unsere persönliche Einschätzung.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Doppelte Freude

Vor einiger Zeit hatte ich für die Andachten mit den Residents [wohnungslose Männer] ein paar Bibeln bestellt. Als sie dann geliefert wurden, mußte ich leider feststellen, dass die Schrift für viele der Männer zu klein war. So bestellte ich eine andere Ausgabe und brachte das Paket zur Post. Dort erklärte ich, dass ich das Paket wieder an den Absender zurückschicken möchte und gab es ab.
Vor zwei Tagen kam dann das Paket mit den neuen Bibeln an. Super, dieses Mal hatte alles geklappt. Nur gestern wunderte ich mich, als ich erneut ein Bücherpaket erhielt. Als ich es öffnete, traute ich meinen Augen nicht: Es waren die Bibeln, die ich eine Woche vorher zurückgesandt hatte. Die Post hatte bei der Beschriftung den Absender und den Empfänger verwechselt und so durfte ich mich das zweite Mal über dieses Paket freuen. Heute habe ich es wieder zur Post geschafft und hoffe, dass es dieses Mal wirklich dort ankommt, wo es hin soll.

Sonntag, 17. Juli 2011

Predigt

Heute ist etwas wahr geworden, was ich lange für nicht möglich gehalten habe: Ich [Stephan] habe meine erste Predigt auf Englisch gehalten. In den letzten Wochen habe ich schon öfters Andachten und Seminare auf Englisch gehalten und doch war dies heute noch mal eine besondere Herausforderung. Es hat unwahrscheinlich viel Freude gemacht, mal wieder zu predigen, auch wenn ich viele Sachen leider noch nicht so ausdrücken konnte, wie ich dies wollte. Die Vorbereitungszeit war etwas kurz, da die Predigt kurzerhand um eine Woche vorgezogen wurde und diese Woche schon total voll war. Und doch waren die Reaktionen hinterher absolut positiv und sehr ermutigend. DANKE GOTT.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Taekwondo

Momentan haben die Schüler Winterferien und wenn man durch die Townships fährt, sind die Straßen voller Kinder und Jugendlichen. Unglaublich wie viele Kids es hier gibt und kein Wunder, dass mehr als die Hälfte der Leute unter 18 Jahre sind.
Um ihnen eine Abwechslung zu bieten und gleichzeitig von Gott zu erzählen, haben wir besondere Ferienaktionen gestartet. Eine christliche Studentengruppe hat uns dabei unterstützt und mit Hilfe von Taekwondo die Aufmerksamkeit der Kids angezogen.


Die Großen durften verschiedene Abwehr- und Schlagtechniken lernen. Zwischen den einzelnen Einheiten wurde anhand der verschiedenen Gürtelfarben das Evangelium erklärt. Sehr kreativ und total begeisternd für die Kids, die nicht nur kräftig mitmachten, sondern auch super zuhörten.
Für die Kleinen gab es ein Extraprogramm. Auch ihnen wurde die Gute Nachricht anhand von Farben erklärt. Und damit sie sich die Bedeutung besser merken, konnten sie sich ihre Fingernägel mit den entsprechenden Farben anmalen lassen. Doch das gefiel nicht nur den Kleinen, sondern auch die Teenager kamen nach ihrem Programm und wollten unbedingt bunte Fingernägel.
Auch wenn Taekwondo eine etwas ungewöhnliche Art war, von Gott zu erzählen, so ist dies super angekommen. Am letzten Tag waren ca. 90 Kids und Jugendliche da und sie haben sicher nicht nur bunte Fingernägel mit nach Hause genommen.

Freitag, 8. Juli 2011

Barfuß

Es ist Winter in Südafrika und auch wenn es tagsüber 15-20° werden können, ist es doch sobald die Sonne weg ist, ziemlich ungemütlich. So kann es in der Nacht auch bis auf 0° abkühlen. Daher kommen unsere dicken Fleecjacken und unser Gasheizer momentan ordentlich zum Einsatz.
Wenn wir dann in den Townships unterwegs sind, sind wir oft ziemlich erschrocken, wie wenig die Kids zum Anziehen haben und unter welchen Bedingungen sie mit der "Kälte" klarkommen. Oft sitzen die Familien um ein offenes Kohlenfeuer, welches sie direkt in ihrer Hütte haben. Man bekommt zwar fast keine Luft, aber es ist ein bißchen warm. Wenn wir ihre Hütten so sehen, wollen wir uns nicht beklagen, dass unser Haus nicht isoliert ist.


Besonders auffallend ist, dass viele Kinder auch im Winter keine Schuhe tragen oder die Schuhe einfach total runter sind. So haben wir gestern als Familie gemeinsam mit einer Schweizerin 35 Paar Schuhe zu Kindern gebracht, die wahrscheinlich noch nie ein neues Paar Schuhe getragen haben. Einige von ihnen hatten wirklich auch Schwierigkeiten, überhaupt die Schuhe anzuziehen. Aber dann waren sie alle mächtig stolz.

Dienstag, 5. Juli 2011

GDR

Gestern wollte ich unser Auto bei der örtlichen Behörde anmelden und stieß dabei auf ein ungeahntes Problem. Als die Mitarbeiterin "Germany" in ihren Computer eingeben wollte, hat dieser dies nicht angenommen. So suchte sie nach "Germany", doch dies wurde einfach nicht angeboten. Nun gingen wir alphabetisch alle Länder durch, um nach "Germany" zu suchen. A - wie Afghanistan - ich verneinte. Dann fragte sie, ob nicht Belgien in der Nähe von Deutschland sei. Ich sagte: "Ja", aber mußte verneinen als sie fragte, ob Belgien und Deutschland vielleicht zusammen gehören.
Doch dann schien sie die Lösung gefunden zu haben. Ihr Computer bot ihr "German Democratic Republic" an. Als ich ihr erklärte, dass es die DDR seid 1990 nicht mehr gibt, fand sie dann doch noch "Federal Republic of Germany" [Bundesrepublik Deutschland] im System. Glück gehabt.

Sonntag, 3. Juli 2011

Zulu Geburtstag

Gestern wurden wir spontan zum 21. Geburtstag einer Zulu-Frau eingeladen. Die Einladung kam nicht von ihr selber und wir kannten sie eigentlich auch überhaupt nicht. Aber das spielt in der Kultur der Zulu keine Rolle. Man ehrt den Gastgeber, indem man an seinem Fest teilnimmt. So sind wir mit hingegangen und waren fast die einzigen Weißen.


Der 21. Geburtstag hat in Südafrika einen sehr hohen Stellenwert, denn mit 21 ist man dann erwachsen. So wurde dieses Tag mit traditionellen Zulu-Kostümen, Zulu-Gesängen und Tänzen wirklich auch zelebriert. Das Ganze fand auf einer großen Wiese statt, denn obwohl die Familie wohlhabend ist, war ihr Haus und ihr Garten zu klein für die deutlich mehr als 150 Gäste. Abwechselnd tanzten die Mädchen und Jungen und unterhielten, damit die ganze Gesellschaft. Dabei wurde dem "Geburtstagskind" immer wieder Geld und andere Dinge ins Haar gesteckt, um sie für ihr Leben auszurüsten.
Als die Zeremonie zu Ende war, zogen alle zum Haus der Eltern. Hier war extra ein Partyzelt aufgebaut wurden, um allen Gästen ein Platz zu bieten. Als wir noch etwas unschlüssig auf dem Hof standen, wurden wir direkt ins Wohnzimmer gebracht und bewirtet. Dabei störte es sie nicht, dass sie uns eigentlich nicht kannten. Wir waren ihre Gäste und herzlich eingeladen, mit ihnen zu feiern. Das haben wir dann auch gemacht.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Zurück Zuhause

Madeleine ist nach ihrem kurzen Deutschland.Trip zur Hochzeit ihrer Schwester gestern wieder in Südafrika gelandet. Nun sind wir und vor allem die Kinder die nächsten Tage gut beschäftigt, alle Geschenke nach und nach aufzumachen  Am meisten sind wir aber froh, dass MAMA wieder Zuhause ist.
Auch wenn Madeleine ihre Eltern, Schwester, Verwandte und viele Freunde treffen konnte und die Zeit in Deutschland sehr genossen hat, so ist auch sie glücklich wieder hier zu sein. Denn Melusi ist für uns in den letzten Monaten zu unserem Zuhause geworden. 

Sonntag, 26. Juni 2011

Weiß

Auch wenn Elisa.Joy und Ben.Luca noch immer mit einem hartnäckigen Magen-Darm-Virus kämpfen, das Bad in unserem Haus auch weiterhin nur eingeschränkt benutzbar ist und eher einer Baustelle ähnelt, so sehen wir doch nicht "Schwarz" sondern "Weiß". Der Grund dafür liegt darin, dass wir nach viermonatiger Suche nun endlich ein eigenes Auto haben. Es ist ein Mazda 6 und nach dreitägiger Probezeit werden wir morgen mit dem Besitzer alles klarmachen.


Irgendwie hat die Autosuche uns viel länger beschäftigt als wir ursprünglich gedacht haben. Dies hat vor allem etwas damit zu tun, dass in unserer Stadt und der "näheren" Umgebung [ca. 100 km Entfernung] die Auswahl an Autos sehr klein ist. Außerdem haben die Südafrikaner einen ganz anderen Autogeschmack. Lange Zeit haben wir nach einem familienfreundlichen Kombi gesucht, um irgendwann frustriert aufzugeben, da es so gut wie keinen Kombi hier gibt. Wenn man etwas Größeres will, dann fährt man fährt Pick-up. Doch dafür zahlt man dann auch ordentlich und das wollten wir uns nicht leisten.
Nun haben wir über einen Bekannten aus der Gemeinde diesen Mazda gefunden. Es ist leider kein Kombi, aber hat trotzdem einen großen Kofferaum. Außerdem ist er in einem ordentlichen Zustand, wir kennen den Vorbesitzer und die Geschichte des Autos [was in Südafrika sehr hilfreich ist] und wir bekommen in für einen angemessenen Preis. 
Nun kann es endlich losgehen und trotz aller momentanen Herausforderungen fühlen wir "Weiß".

Freitag, 24. Juni 2011

Magen-Darm auf der Baustelle

Manchmal kommt auch alles zusammen. Die Kids sind das erste Mal für eine Woche ohne Mama und haben sich beide gleich einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Vor allem Elisa-Joy hat es kräftig erwischt und sie kämpft seit drei Tagen damit.
Parallel zu unserem Trip nach Johannesburg sollte unser Bad neue Fliesen & neue Farbe bekommen. Als Ausweichquartier, da es noch nicht fertig ist, können wir das Gästehaus von Melusi benutzen. Leider müssen wir es morgen wieder räumen, da es andersweitig gebraucht wird. Zu allem Überfluß ist unser Bad aber eigentlich noch nicht benutzbar und es sieht aus wie auf der Baustelle. So werden wir morgen erst einmal kräftig sauber machen, bevor wir wieder einziehen können.
Trotz allem sind wir drei guter Dinge, auch wenn wir uns vorher manches doch etwas anders vorgestellt haben.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Schwarz

Während Madeleine gestern zur Hochzeit ihrer Schwester nach Deutschland geflogen ist, sind Elisa.Joy & Ben.Luca & ich [Stephan] wieder zurück nach Melusi gefahren. Da unser Bad momentan neue Fliesen erhält, wohnen wir vorübergehend in einem sehr netten Gästehaus. Leider war heute unser erster Tag ohne Mama nicht ganz so toll, da Elisa.Joy sich einen Virus eingefangen hat und die ganze Zeit am Brechen war. 

Aber das war nicht die einzige böse Überraschung, die uns erwartete. Da zur Zeit Trockenzeit herrscht, kommt es immer wieder vor, dass sich das Gras entzündet und große Flächen verbrennen. Um sich gegen das Feuer zu schützen, brennt man - mehr oder weniger kontrolliert - Flächen ab, damit diese dann nicht irgendwann völlig unkontrolliert abbrennen und die Häuser gefährden.


Leider hatte man dies hinter unserem Haus - wo das Gras enorm hoch war - noch nicht gemacht. So kam es dann, dass am letzten Donnerstag sich ein Feuer entzündetet und durch einen Sturm sehr schnell in Richtung unseres Hauses ausbreitete. Die Feuerfront war ca. 300m breit und konnte - Gott sei Dank - direkt vor unserem Garten unter Kontrolle gebracht werden. Nun hat sich unser Ausblick geringfügig verändert und wir sehen nur noch "Schwarz".

Sonntag, 19. Juni 2011

Siyandlulisa

Seit Donnerstag sind wir nun in der Nähe von Johannesburg und besuchen ein Missionsprojekt mit dem leicht zu merkenden Namen: Siyandlulisa. Übersetzt heißt das Ganze "Wir geben es weiter" und dies ist auch Hauptinhalt der Arbeit. Es geht vor allem darum, Gemeinden im Township zu schulen und sie zu unterstützen. Ein Schwerpunkt ist aber auch die Schulung von einheimischen Kindergartenpersonal. Man bietet ihnen ein Jahresprogramm an, welches sie in Eigenregie dann umsetzen können. Ein dritter Bereich, in dem man Schulungen anbietet, ist Landwirtschaft. Das Ziel dabei ist, Einheimische zu schulen mit wenigen Mitteln und auf sehr natürlicher Art, Dinge für den Eigenbedarf anzubauen und damit ihre Familie zu versorgen.



Da Siyandlulisa relativ nah an Johannesburg liegt, sind die Townships hier deutlich größer und alles nicht so ländlich geprägt wie bei uns. So hat das Gebiet, in dem die Mitarbeiter vor allem arbeiten 2,5 Millionen Einwohner. Man sieht ziemlich viele Wellblechhütten und echt heftige Viertel. Das sind schon sehr eindrückliche Bilder.

Das Gelände von Siyandlulisa dagegen war früher eine Farm und ist unspektakulär. Vor allem jetzt wo es Winter ist und alles Gras braun wird. Daher kann man nicht sagen, dass es hier gerade sehr schön aussieht und wir freuen uns am Dienstag wieder nach Melusi zu fahren.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Johannesburg & Deutschland

Morgen werden wir ale Familie in die Nähe von Johannesburg fahren, um uns dort für 5 Tage ein anderes Projekt von unserer Organisation anzusehen. Danach fliegt Madeleine für eine Woche nach Deutschland. Ihre Schwester heiratet und dies will sich Madeleine natürlich nicht entgehen lassen.
So werden die nächsten Tage in mehrerer Hinsicht spannend und interessant: Wir fahren in einen Teil von Südafrika, wo wir noch nie waren, wir fahren mit einem uralten Ford und hoffen, dass wir gut hin- und zurückkommen, Madeleine wird für ein paar Tage in Deutschland sein - als wäre dies das Normalste in der Welt - und Stephan wird das erste Mal mit den Kids für eine Woche alleine sein.
Es wird auf alle Fälle nicht langweilig.

Montag, 13. Juni 2011

Danke Susi

Seit einigen Tagen hängt ein neues Bild in unserem Haus. Es ist nicht nur mit Abstand das Schönste - wobei dies auch nicht so schwer ist - sonders es ist für uns in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes.
Susi - eine Kurzzeitlerin aus Deutschland und Elisa.Joy´s beste Freundin in Melusi - hat es uns zu ihrem Abschied geschenkt. Sie ist vor zwei Wochen nach Deutschland zurückgekehrt und hat uns zur Erinnerung dieses Bild gemalt. DANKE Susi.


Susi gehörte zu unserem ersten Team hier in Melusi, womit natürlich viele Erinnerungen verbunden sind. Doch dieses Team löst sich gerade auf, da alle noch verbliebenen Kurzzeitler in den nächsten 3-4 Wochen gehen werden. Obwohl wir uns schon auf das neue Team freuen, werden wir unsere ersten Freunde hier in Südafrika vermissen. Dieses Bild ist aber eine schöne Erinnerung.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Kindergartenbrief

Elisa.Joy schreibt begeistert Briefe und Emails. Vor Kurzem hat sie einen Brief an ihren ehemaligen Kindergarten geschrieben. Hier nun ein kleiner Auszug:

Hallo lieber Kindergarten ... Wir wohnen jetzt gar nicht mehr in Chemnitz, sondern in Südafrika. Wir haben ein kleines Haus und einen kleinen Garten. Wir hüpfen gern auf dem Trampolin. Das haben wir uns selbst gekauft. Mit meinem Bruder Ben.Luca kochen wir auch gern mit dem Kindergeschirr. ...
Meine Mama arbeitet im Care.Centre. Weißt du, was Care.Centre heißt? Krankenhaus. Papa kümmert sich um die Männer, weil die so arm sind und kein Zuhause haben. Sie können bei uns wohnen und müssen arbeiten.


Wir gehen manchmal in den Kindergarten. Das ist nur eine kleine Hütte und kein großes Haus. Dort sind nur schwarze Kinder und gar keine weiße. Sie fassen uns immer an und streicheln uns, weil sie gar nicht wissen, dass wir echt weiß sind. Im Kindergarten malen wir manchmal und singen Lieder. Die sind aber nur auf Englisch oder Afrikanisch. Gar keiner kann Deutsch.
Ich kann auch schon etwas Englisch. Cheese heißt Käse und tomato heißt Tomate. Auch kann ich schon “Nice to meet you“ sagen. Was das heißt, weiß ich aber noch nicht so richtig.
Mir gefällt es in Südafrika. Es blendet immer schön die Sonne am Morgen und am Abend wird es dunkel und die Wolken kommen. Ich habe auch schon Giraffen und Zebras gesehen.
 
Tschüßi und viele Küsse Eure Elisa.Joy