Montag, 31. August 2015

Siyasebenza

Nachdem wir unser HIV/Aids Care.Centre zu Ende März geschlossen haben, stand das Gebäude für ein paar Monate leer. Doch seit einigen Wochen herrscht wieder reges Leben und jeden Tag sieht man Leute ein- und ausgehen.


In Zusammenarbeit mit der Organisation "Siyasebenza" - was auf Zulu "wir arbeiten" bedeutet - haben wir ein Trainingszentrum gestartet, indem vor allem junge Leute geschult werden, um sie auf eine mögliche Anstellung vorzubereiten. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, konkrete Fähigkeiten zu vermitteln, die in spezifischen Jobs gebraucht werden, sondern der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung einer biblischen Arbeitsmoral und -einstellung. 
Wie kann ich jeden Tag mein Bestes auf Arbeit geben? Warum sollte ich fleißig sein? Welchen Wert hat es, pünktlich auf Arbeit zu erscheinen? Wie steht es mit meiner Ehrlichkeit? Was möchte ich selber einmal erreichen? Wie sollte ich mit meinem Chef sprechen? Wie kann ich in einer guten Weise mit Kunden umgehen? Bin ich zuverlässig? Was sagt die Bibel zum Thema Arbeit und warum hat mir Gott Gaben geschenkt?


Morgen startet nun schon der vierte 14tägige Grundkurs. Bisher haben 37 Leute an dem Programm teilgenommen und ihre Prüfung bestanden. Einige von ihnen haben im Anschluss noch eine zusätzliche Schulung zum Thema "Verkauf" absolviert, um sich so noch gezielter auf eine mögliche Anstellung in einem Supermarkt vorzubereiten.
Doch bietet unser Trainingszentrum nicht nur Kurse als Weiterbildung an, sondern versucht ganz bewußt, im Kontakt mit Firmen zu sein, um Leute im Anschluss weiterzuvermitteln. Was zum Anfang etwas schleppend startete, scheint nun langsam Früchte zu tragen. In der letzten Woche haben sieben unserer Leute aufgrund ihrer Teilnahme an den Schulungen einen Job gefunden. Dies ist für den Start sehr ermutigend und ein Ansporn für unsere neuen Schüler.


Durchgeführt werden die meisten der Kurse von Ayanda, einer Studentin aus unserer Gemeinde. Sie hat eine tolle Art, Menschen zu begeistern und Wissen zu vermitteln. Für sie selber ist der Kurs ein echtes Geschenk Gottes, da sie sich dadurch etwas verdienen kann und so ihr eigenes Fernstudium finanziert.
Wir sind echt gespannt, wie sich das Trainigszentrum langfristig entwickelt. Auf alle Fälle freuen wir uns schon mal sehr über den gelungenen Start.

Montag, 24. August 2015

Enttäuschend

Stephen [55] wurde Anfang letzten Jahres von seiner Schwester nach Melusi gebracht. Er war eigentlich froh, dass er seine Alkohol-Reha gerade überstanden hatte und wollte nur noch raus. Doch seine Familie wollte ihn nicht mehr aufnehmen und eine eigene Wohnung besaß er nicht mehr. Damit hatte er keine andere Wahl. Er musste notgedrungen erst einmal in Melusi bleiben. 
Von Anfang war leider kein Rankommen. Er hatte null Interesse an unseren Bibelstunden oder persönlichen Gesprächen, spielte während des Gottesdienstes mit seinem Handy - was er eigentlich den ganzen Tag über machte - und bestach auch nicht wirklich durch großen Arbeitseifer. Die anderen Männern ignorierte er meistens und verweigerte fast jeglichen persönlichen Kontakt. Sobald man ihn auf dem falschen Fuß erwischte, wurde er unwahrscheinlich wütend und aggressiv. Er motzte immer wieder herum und ein "Danke" hörte man nur selten. Das Einzige, was ihm Freude zu machen schien, war, stundenlang in seinem Bett zu liegen und ein Buch nach dem anderen zu lesen. Obwohl er von all unseren Männern mit die beste Ausbildung besaß und auch aus einer guten Familie kam, zeigte er null Initiative, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. 
Nachdem er nun 1,5 Jahre bei uns war und wir so gut wie keine Veränderung sehen konnten, haben wir ihn gebeten zu gehen. Wenige Tage später wurde er durch einen Bekannten abgeholt und lebt nun wahrscheinlich wieder bei seiner Mutter. 

Vor einigen Tagen meldete sich Stephen's Schwester noch einmal bei mir und wollte mir für unsere Mühe danken. Doch eigentlich wollte sie ihre - oder vielleicht eher Stephen's Unzufriedenheit - über unsere Arbeit ausdrücken. Begleitet von vielen frommen Worten schrieb sie, dass es in Melusi keine wirklich Liebe, Fürsorge und Inspiration für unsere wohnungslosen Männer gibt. Sollten wir wirklich anfangen, den Männern in Liebe zu begegnen, würden wir große Veränderung sehen. Darüber hinaus wollte sie uns nur noch einmal sagen, wir froh sie waren, dass wir für Stephen gesorgt haben und dass sie als [wohlhabende] Familie vor allem nichts dafür bezahlen mussten.

Es war schon sehr enttäuschend, Stephen während seiner Zeit hier in Melusi zu erleben. Doch noch viel enttäuschender ist es, im Nachhinein solch eine Email zu bekommen. Irgendwie fühlt man sich dabei wie im falschen Film.

Donnerstag, 20. August 2015

Mosambik

Nach nur wenigen Stunden in Melusi und einer kurzen ersten Nacht ging es für mich [Stephan] sofort weiter. Gemeinsam mit zwei anderen Mitarbeitern aus Melusi und einem Ältesten der Gemeinde sind wir für drei Tage nach Mosambik gefahren, um uns ein Grundstück anzusehen, welches uns als potentielle "Missionsstation" angeboten wurde. Nachdem wir einen Tag zuvor schon 23 Stunden unterwegs waren, saß ich während dieser drei Tage noch weitere 33 Stunden im Auto. 
Es war nicht unbedingt die Distanz [ca. 1000 km eine Strecke], sondern die afrikanischen Verhältnisse, die die Fahrt interessant und ziemlich endlos werden ließen. So gibt es in Mosambik nur eine gut ausgebaute einspurige Straße, die von der Hauptstadt in den Norden des Landes führt und dementsprechend stark befahren ist. Entlang dieser Straße spielte sich dann auch viel Leben ab, so dass man ständig durch Ortschaften fährt und die Geschwindigkeit dementsprechend anpassen muss. Vergisst man dies mal, wird man garantiert von einer der dutzenden Polizeikontrollen herausgezogen und zum Bezahlen von Bußgeld oder beser gesagt Schmiergeld aufgefordert. Und selbst wenn man sich an alle Verkehrsregeln hält, findet die Polizei gewiss einen Grund, um einen willkürlich anzuhalten.


Und doch hat sich die ganze Reise trotz aller Widrigkeiten gelohnt. Das Grundstück, was uns kostenfrei angeboten wurde, ist eine ehemalige Ferienanlage mit acht Wohnhäusern, die sich direkt am Strand des Indischen Ozeans befindet. Seit einem Jahr steht das Objekt nun leer und der Besitzer wollte es eigentlich verkaufen. Doch als er vor einigen Monaten "zufällig" nach Melusi kam und unsere Arbeit kennen lernte, kam ihm der Gedanke, ob nicht wir eine ähnliche Arbeit in Mosambik anfangen könnte. Er würde uns großzügig sein Grundstück zur Verfügung stellen und wir könnten fast sofort starten.
Doch soweit ist es noch lange nicht. Momentan gibt es sehr vieles zu bedenken. Der tolle Strand und das Meer sind keine Gründe dort eine Missionsstation aufzubauen. Wir benötigen sehr viel Weisheit und Führung von GOTT, um in seinem Willen zu leben und auf seinem Weg zu gehen. Es bleibt spannend.

Mittwoch, 12. August 2015

Gelandet

Relativ gut und doch auch ziemlich müde sind wir nach 23 Stunden Reise heute wieder in Südafrika gelandet. Nachdem wir noch einen schönen Nachmittag mit unseren beiden Eltern hatten, sind wir gestern Abend über Dresden und Frankfurt nach Johannesburg geflogen. Von dort ging es dann per Auto weiter nach Melusi. Nach einem großen Hallo und vielen Begrüßungen, haben wir versucht, wenigstens schon einige Dinge zu sortieren und ein paar Koffer zu entleeren. 
Morgen werden die Kinder wieder zur Schule gehen, um relativ schnell wieder in ihre gewohnte Routine zu kommen und Anschluss zu finden. Für mich [Stephan] hieß es hingegen, in allem Auspacken schon wieder meinen Koffer zu packen, da ich morgen für drei Tage auf Dienstreise nach Mosambique fahre. Da bleibt wenig Zeit um richtig landen. Doch spätestens nächste Woche sind wir hoffentlich nicht nur alle körperlich wieder zurück in Melusi, sondern auch innerlich wirklich angekommen.

Dienstag, 11. August 2015

Tag des Abschieds

Unsere Zeit in Deutschland ist vorbei. Heute Abend geht es wieder nach Südafrika. Die letzten Kleinigkeiten werden wir noch versuchen müssen, in den Koffern unterzubringen und dabei nicht die Gewichtsgrenze zu überschreiten. Dies hatten wir uns einfacher vorgestellt, aber nun feilschen wir wieder um jedes Gramm.
Doch die eigentliche Herausforderung des Tages besteht im Abschied nehmen. Von unseren Freunden ist uns dies schon gut gelungen, doch nun heißt es unseren Eltern - und für die Kinder ihren Großeltern - Tschüß zu sagen. Natürlich hatten wir jetzt sehr viel Zeit mit ihnen, doch wann wir uns wiedersehen werden, ist noch völlig unklar. Ein Abschied auf ungewisse Zeit. Dies macht es nicht leicht - für beide Seiten.
So sind wir ziemlich hin- und hergerissen in unseren Gefühlen. Wir freuen uns auf unser Zuhause, unsere eigenen Betten, unsere südafrikanischen Freunde... Aber es ist eine traurige Vorfreude, da es für uns eben auch bedeutet, für eine sehr lange Zeit unsere Familien nicht wieder zu sehen.

Samstag, 8. August 2015

Oh wie ist das schön ...


Nicht, dass es bisher an Höhepunkten während unserer Zeit in Deutschland gemangelt hätte, doch heute durften wir wahrscheinlich etwas Einmaliges erleben. Der FIFA WM Pokal ist diesen Sommer auf Ehrenrunde durch Deutschland und machte ganz in unserer Nähe Station. So ließen wir uns diese Chance nicht nehmen und organisierten uns limitierte Tickets für das Photo-Shooting. Papa nahm - nicht ganz ohne Freude - an einem Freizeitfußballturnier teil und schon gab es als Belohnung die Eintrittskarten. Eine großartige Erfahrung und nicht nur Ben.Luca war absolut begeistert...


Mittwoch, 5. August 2015

Eine schöne Zeit

Nach dem Familienwochenende ist vor dem Familienwochenende. So ging es für uns vom Barthel-Familientreffen zu Madeleine's Eltern. Sie und auch Madeleine's Schwester und Schwager hatten sich extra freigenommen, um viel Zeit mit uns zu verbringen. Leider waren die Kinder durch einen Virus ganz schön geschafft. Und doch war es unglaublich schön als Familie zusammen zu sein, gemeinsam Burgen zu besichtigen, die Sommerrodelbahn herunter zu rasen, den Rennbooten zu zusehen, auf dem Spielplatz zu sein, immer wieder Eis zu essen und natürlich unzählige Folgen "Feuerwehrmann Sam" anzusehen und die Löschaktionen vom Balkon aus mit Opa's neuer Wasserspritze nachzustellen. Es sind tolle Erinnerungen, die wir wieder mit nach Südafrika nehmen. 
DANKE Oma und Opa. DANKE Susan und Alex.