Freitag, 23. Dezember 2016

Sommerurlaub im Dezember

Das Beste kommt zum Schluß. Am Ende eines sehr vollen und in vielerlei Hinsicht intensiven und herausfordernden Jahres konnten wir mit Beginn der Sommerferien noch einmal für zwei Wochen Urlaub machen. Wir hatten uns im Vorfeld ein Zelt gekauft und sind damit auf einen kleinen Campingplatz direkt am Indischen Ozean gefahren. Es war einfach eine sehr schöne Zeit für uns als Familie - nicht Spektakuläres und doch sehr besonders. Viel Zeit zu haben für unsere Kinder, miteinander in die Wellen springen, Muscheln  sammeln, Gute-Nacht-Geschichte am Lagerfeuer, gemeinsame Strandspaziergänge, viel Zeit zum Lesen, vom Rauschen des Meeres geweckt zu werden - wir haben es einfach genossen. [mehr Urlaubsbilder]


Montag, 5. Dezember 2016

Ab in den Urlaub

Der Hänger steht schon voll gepackt vor unserem Haus, die meisten Dinge sind erledigt. Nun heißt es nur noch, das Haus ein wenig aufzuräumen und ja nichts zu vergessen. Morgen früh werden wir für zwei Wochen in unseren Sommercampingurlaub fahren. Nach einem vollen und intensiven Jahr freuen wir uns nun sehr darauf, ein wenig abzuschalten, mal nicht ereichbar und verantwortlich zu sein, einfach nur Zeit für die eigenen Kinder zu haben und den wunderschönen Strand von Südafrika zu genießen. Ab in den Urlaub.

Mittwoch, 30. November 2016

Aufregung in letzter Minute

Im Vorfeld hatten wir uns noch überlegt, ob Taufgottesdienste bei uns nun zur Routine werden, da wir dieses Jahr bereits das vierte Mal das Vorrecht hatten, einige Leute zu taufen. Doch manchmal kommt es ganz anders als man denkt. 
Kurz nach dem Gottesdienst - die ersten Leute waren schon auf dem Weg zur Taufe - bekommen wir die Nachricht, dass wir den arrangierten Pool nicht nutzen können. Da die anderen Pool-Besitzer unserer Gemeinde uns auch nicht weiterhelfen konnten, standen wir vor einem größeren Problem. Wohin mit sieben Leuten, die sich taufen lassen wollen? In den Seen der Umgebung ist nicht genügend Wasser und die Taufe verschieben, wollten wir auch nicht.
Doch plötzlich kam uns der Gedanke, die Taufe in das Schwimmbecken der High-School zu verlegen. Mit ein paar Anrufen und etwas Verspätung konnte es dann auch wirklich noch losgehen. Von Routine konnte dann aber schon keine Rede mehr sein.
Auch für die einzelnen Täuflinge war es definitiv keine Routine. Jeder hatte seine persönliche Geschichte und seinen ganz individuellen Weg mit Jesus. So war es wieder ein sehr ergreifendes Erlebnis, mit den einzelnen diesen Schritt der Taufe bewußt zu erleben. Und spätestens in dem Moment als der erste ins Wasser stieg, war auch alle Aufregung im Vorfeld vergessen. [Bilder]
 

Mittwoch, 23. November 2016

Ruhe in Frieden

Gestern Morgen klingelte es gegen 6:30 Uhr an unserer Tür. Ein Mann, der die letzte Nacht auf der Polizeistation geschlafen hatte, war auf der Suche nach einer Unterkunft und fragte bei uns an. Noch während ich mit ihm Gespräch war, kamen zwei Straßenjungen, die wir nun schon seit einiger Zeit kennen und die gern zu uns zurückkommen wollten. Nur wenige Stunden später stand dann plötzlich eine sechsköpfige Familie vor unserer Tür und bat um Unterkunft. 
Im Moment platzt unsere Wohnprojekt für obdachlose Männer aus allen Nähten. Auch wenn wir nur den Vater und den ältesten Sohn der Familie aufnehmen konnten - für den Rest haben wir schnell noch eine andere Lösung gefunden -, waren damit alle unsere Betten plus Notbetten belegt. Voll Haus. 
Noch nie hatten wir so viele verschiedene Männer in einem Jahr wie in diesem. Wahrscheinlich werden es Ende Dezember um die 100 Männer gewesen sein, die bei uns untergekommen sind und mitgewohnt haben. Gründe für den Anstieg gibt es verschiedene. Doch vermutlich einer der wichtigsten ist, dass viele unsere Männer sich in Melusi persönlich angenommen fühlen und in unserer Gemeinschaft eine neue Familie finden.


Einer von ihnen war Bertie [61]. Als er vor 4,5 Jahren zu uns kam, hatte er zuvor 20 Jahre lang auf der Straße oder in den verschiedensten Sozialprojekten gewohnt. Doch in Melusi fand er etwas, was er schon vor vielen Jahren verloren hatte: Heimat und Familie. In seiner Zeit mit uns hatte Bertie viele Männer kommen und gehen sehen, doch er blieb und wurde Teil unserer Gemeinschaft. Er war ein absolutes Unikat. Nicht von allen immer verstanden, aber von jedem respektiert und geschätzt. 
Gestern Abend ist Bertie sehr plötzlich verstorben. Sein Körper war gezeichnet von seinem früheren Lebensstil und konnte einfach nicht mehr. Jeder Atemzug wurde zur Qual. Auch wenn sein plötzliche Tod für uns überraschend kam, so war es doch für ihn eine Befreiung. Bertie verstarb Zuhause im Kreise seine Familie. Doch das Wichtigste ist: Er hatte Frieden mit Gott gefunden und Frieden über sein bewegtes und oft sehr schwieriges Leben. Ruhe in Frieden.

Mittwoch, 16. November 2016

Luki & Christin

Es kommt ja wirklich nicht so oft vor, dass wir Besuch aus Deutschland bekommen. Von daher haben wir uns sehr über den Besuch von unserem Freund Luki, den wir in unserem ersten Jahr in der Heilse Chemnitz kennengelernt haben und seiner Freundin Christin gefreut. Sie sind gerade auf einer halbjährigen Rundreise durch Südafrika und Namibia und wollten es sich nicht nehmen lassen, auch mal bei uns für ein paar Tage vorbeizuschauen.


Obwohl das Wetter nicht ganz so mitgespielt hat und wir unter anderem bei einer Bergwanderung permanent in den Wolken liefen - auf dem Bild sollte eigentlich im Hintergrund ein Blick über Dundee zu sehen sein - haben wir die Zeit und das Miteinander sehr genossen. DANKE Luki & Christin.

Dienstag, 8. November 2016

Im Hintergrund

Am Wochenende platzte Melusi wieder einmal aus allen Nähten. Anstatt der geplanten ca. 40 Mädchen kamen dann plötzlich knapp 60 zum Mädchenwochenende. Als Unterstützung für unser Team hatten wir einige von unseren Jugendlichen eingeladen, die sich am Programm stark beteiligten. Auch ihre Zahl mussten wir kurzfristig nach oben korrigieren. Letztendlich hatten wir 14 zusätzliche Helfer, die eine großartige Hilfe waren und zugleich selber das Wochenende in vollen Zügen genossen haben. 
Für alle Gäste bereiten wir immer Betten und Bettzeug vor. Dies ist an sich schon viel Arbeit und erfordert eine Menge Vorbereitung. Doch am Freitag mussten dann kurzfristig noch 18 zusätzliche Schlafmöglichkeiten entstehen, die letztendlich immer noch nicht reichten.
Während wir mit der Mädchenfreizeit schon alle Hände - und auch alle Räume - voll zu tun hatten, füllten sich auch noch die Zimmer für unsere wohnungslosen Männer. Auch hier wurden weitere Notbetten aufgestellt und Schlafmöglichkeiten geschaffen. So hatten wir über das Wochenende insgesamt knapp 100 Gäste in Melusi, für die wir nicht nur Schlafmöglichkeiten bereitgestellt haben, sondern die wir natürlich auch komplett versorgen mussten. 
Während ich [Stephan] oft im Vordergrund oder auf der Bühne stehe, nimmt Madeleine eher den wichtigen Platz im Hintergrund ein. Gemeinsam mit einigen Helfern stellt sie sicher, dass auch wirklich jeder ein Bett hat, dass genügend Bettwäsche zur Verfügung steht, dass die Räume sauber sind und dass nach dem Wochenende auch alles wieder aufgeräumt und gewaschen wird. Zusätzlich hat Madeleine auch noch für alle Leute an diesem Wochenende gekocht und damit sichergestellt, dass nicht nur jeder gut schlafen konnte, sondern auch gut versorgt war. Wahrlich ein volles Wochenendes.

Sonntag, 30. Oktober 2016

Wachstum

Es ist eine ganze Menge los. In der Melusi Gemeinde erleben wir einen fantastischen Aufbruch. Noch nie hatten wir so viele Gottesdienstbesucher und vor allem Kinder in der Kinder-Kirche wie wir es zur Zeit erleben. Was vor Kurzem noch eine Idee war, ist schon kaum noch wegzudenken. Seit fünf Sonntagen fährt nun regelmäßig ein großer Schulbus, der Leute zum Gottesdienst abholt. Noch nie haben wir so viele Leute in einem Jahr getauft wie 2016 [bis jetzt 22 und die nächsten haben sich schon gemeldet].
Aber nicht nur in der Gemeinde wird es langsam voll. 2015 hatten wir 86 wohnungslose Männer, die für ein paar Tage, Wochen oder auch Monate bei uns gewohnt haben. Dies waren so viele Männer wie schon seit Jahren nicht mehr. Ende Oktober diesen Jahres haben wir die Vorjahreszahl nun schon erreicht. Das Notfallbett im Fernsehzimmer ist zur Gewohnheit geworden und wir überlegen angespannt, wie es weitergehen kann. Es ist großartig zu sehen, wie in dem Leben vieler unserer Männer wirklich Veränderung passiert. Eine große Anzahl will daher auch nicht so schnell wieder gehen. Was eigentlich ein Grund zur Freude ist, stellt uns doch platzmäßig vor große Herausforderungen.
Auch können wir uns dieses Jahr über keinen Mitarbeitermangel beschweren. Wir sind schon recht gut aufgestellt und bekommen in den nächsten Wochen noch vier weitere Leute für ein paar Monate dazu. Natürlich freuen wir uns über jede Unterstützung und vor allem in der momentanen Situation wird jeder gebraucht. Und doch bedeutet dies für uns auch viel extra Arbeit. Wohnraum muss vorbereitet werden. Leute müssen eingearbeitet werden und ihren Platz finden. Dienstpläne gilt es anzupassen. Neue Beziehungen werden aufgebaut und und und.
2016 ist für Melusi definitiv ein Jahr des Wachstums. Aber Wachstum kann auch anstrengend sein und permanente Veränderung ermüdend. Von daher ist es schwierig zu sagen, wie es uns persönlich gerade in allem geht. Wir freuen uns über jeden, der nach Melusi kommt, hier seinen Platz findet, Gott kennenlernt und im Glauben wächst. Gleichzeitig kostet uns dies auch viel Kraft, viele Nerven und manchmal empfinden wir die wachsende Arbeit als eine Belastung. Eine schöne Belastung, aber eben auch eine Belastung, die schön viel von uns abverlangt.

Freitag, 21. Oktober 2016

Tag der Freude

Beeindruckend, begeisternd, bewegend - wie auch immer man unseren Taufgottesdienst letzten Sonntag beschreiben will, es war in vielerlei Hinsicht überwältigend. Neun Leute haben sich taufen lassen und sich ganz klar, zu JESUS bekannt. Es war ergreifend, die einzelnen Lebensgeschichten zu hören.
Malan - einer unserer Residents - machte mit 75 Jahren einen Schritt, den er noch vor wenigen Monaten komplett abgelehnt hatte. Slindile [43] wollte endlich einen Schlußstrich ziehen unter ihr altes Leben, was sich oft nur um Alkohol und Männer drehte. Bertie, der mit 14 von seinen Eltern verlassen wurde und über Jahre auf der Straße lebte und Heroin nahm, hat nun in Jesus ein neues Leben gefunden. Nothando kehrte sich durch die Taufe bewusst vom traditionellen Geisterglauben ihrer Familie ab. ...
In jeder Geschichte ist Gottes Güte und Barmherzigkeit zu sehen. GOTT hat neues Lebens geschenkt. So war unserer letzter Sonntag ein Tag der Freude. Nicht nur für die neun, sondern für uns als ganze Melusi Gemeinde. [Video]  [Bilder

Freitag, 14. Oktober 2016

Jugendcamp II

Nun liegt das Jugendcamp schon wieder ein paar Tage hinter uns und dennoch sind wir noch sehr beeindruckt von der Begeisterung und Einsatzbereitschaft der Jugendlichen. Viele von ihnen kommen aus der Großstadt und wachsen in guten familiären Verhältnissen auf. Sie gehen auf gute Schulen und gehören zum Teil schon seit Jahren zu einer sehr lebendigen Gemeinde. Vieles, was für sie selbstverständlich ist, kennen unsere Jugendlichen und Kinder nicht. Umso mehr hat es uns gefreut, wie sehr die Jugendlichen bereit waren, zu dienen und ein echtes Zeugnis der Liebe Gottes zu sein [Bilder-link].



Donnerstag, 6. Oktober 2016

Jugendcamp

Momentan haben wir Frühjahrsferien und in Melusi ist eine ganze Menge Betrieb. Eine Gruppe von knapp 40 Jugendlichen aus Johannesburg ist für eine Woche zu Besuch und hält uns ganz schön auf Trapp. Ihr Anliegen ist es, uns in unseren Arbeitsbereichen zu unterstützen und die Botschaft von JESUS weiterzugeben. Voller Eifer und Begeisterung sind sie mit uns nun jeden Tag unterwegs und dienen in ganz unterschiedlicher Weise. 


So haben wir zum Beispiel an den letzten beiden Tagen eine Art Frühjahrsputz in zwei Dörfern durchgeführt. Ausgerüstet mit Müllsäcken und Eimern haben wir innerhalb kürzester Zeit einen unglaublichen Berg an Müll aufgelesen und weggebracht. Im Anschluß daran haben wir Essen verteilt und mit den Kindern zusammen gesungen, getanzt, gespielt und gebetet [hier gibt es ein paar Bilder dazu].
Morgen Vormittag wird die Gruppe in das Krankenhaus von Dundee gehen, für Leute beten und mit ihnen singen. Am Nachmittag steht dann ein großer Jugendgottesdienst in Melusi an. So ist jeder Tag gefüllt mit einer ganzen Menge Aktionen, aber auch mit viel Freude an dem, was wir gemeinsam erleben dürfen.

Sonntag, 25. September 2016

Übernachtungsparty

Manchmal kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. GOTT ist kräftig am Wirken, verändert Menschen und gebraucht diese wiederum, um Menschen zu verändern. Mama Maria [60] und Baba Eric [63] sind ein großartiges Beispiel dafür. Im letzten Jahr haben beide JESUS als ihren Herrn angenommen, sich taufen lassen und ihre Ehe unter den Segen Gottes gestellt ["Wunderhochzeit"]. GOTT hat ihr Leben grundlegend verändert und sie reich beschenkt. Es ist unglaublich ihre Freude und Dankbarkeit zu sehen. Die Liebe Gottes, die sie selber erleben, möchten sie nun an ihre Dorfgemeinschaft weitergeben. Wöchentlich treffen wir uns in ihrer Hütte zur Bibelstunde. Das wenige Geld, was sie haben, nutzen sie, um für die Kinder des Dorfes zu kochen und jeden Sonntag kommen sie mit einigen Nachbarskindern nach Melusi zum Gottesdienst. Da einige Eltern aber kein Interesse daran haben, am Sonntag Morgen ihre Kinder für den Gottesdienst fertig zu machen, haben Maria und Eric nun eine alte Blechhütte umgebaut. Was früher als kleiner Laden genutzt wurde, dient ab sofort als Schlafmöglichkeit für bis zu 10 Kinder. Jeden Samstag gibt es nun eine Übernachtungsparty. Um sicher zu gehen, dass alle Kinder mit zum Gottesdienst kommen, dürfen sie nun von Samstag auf Sonntag bei Maria und Eric übernachten.
Manchmal kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Sonntag, 18. September 2016

Regen ist Segen

Seit heute Vormittag regnet es fast ununterbrochen und auch gestern hatte es schon etwas geregnet. Was für europäische Verhältnisse nichts besonderes ist, lässt uns in Südafrika jubeln. Denn nach zwei Jahren Dürre haben sich nicht nur die Bauern die Regenzeit herbeigesehnt - und dieses Mal scheint es vielleicht wirklich, eine Regenzeit zu werden. Jedenfalls fängt es schon einmal gut an.
Die Auswirkungen der Dürre werden natürlich nicht von heute auf morgen verschwinden. Der Grundwasserspiegel ist drastisch gesunken, fast alle Wasserressevoirs und Seen sind leer oder haben nur noch kleine Restbestände an Wasser, hunderttausende Kühe sind gestorben und Bauern haben sich verschuldet, um den Auswirkungen entgegenzusteuern. In manchen Kommunen kommt schon seit Monaten kein Wasser mehr aus der Leitung und die Versorgung findet nur über Wasser-LKWs statt. 
Auch wenn gegen allen Vorhersagen es in Dundee noch Wasser aus der Leitung gibt, so wurde dieses in den letzten Monaten stark reguliert. Nur in den Morgen- und Abendstunden ist der Wasserdruck normal. Im Laufe des Tages und auch in der Nacht wird das Wasser entweder ganz abgestellt oder der Druck drastisch reduziert. Wäsche waschen wird damit zu einer echten Herausforderung, die optimale Zeit zum Duschen sollte man nicht verpassen, das Duschwasser wird zur Bewässerung der Obstbäume genutzt und und und.
Nun hoffen wir stark, dass es in den nächsten Monaten noch viele Regentagen gibt, die Wasservorräte wieder aufgefühlt werden und sich das Leben etwas normalisiert. 
Regen ist Segen.

Freitag, 9. September 2016

Lebe wohl Baba!

Beim Abschied liefen ihm Tränen über das Gesicht. Heute Morgen wurde Baba Majola von zwei Sozialarbeitern abgeholt, um ihn durch halb Südafrika zu seiner Familie zu fahren. Majola ist vor 25 oder 40 Jahren - so genau weiß das keiner - nach Dundee gekommen, um in den Kohlebergwerken zu arbeiten. Irgendwann ist der Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Doch den Wunsch, irgendwann wieder zu ihnen zurück zu kehren, hat er nie verloren. Auch wenn keiner so recht weiß, ob es seine Familie nocht gibt und die Reise erfolgreich wird, hat er sich heute auf den Weg gemacht und sich von uns - wahrscheinlich für immer - verabschiedet.


Seit Jahren kannten wir Baba Majola und haben ihn regelmäßig in seiner kleinen Hütte besucht. Letztes Jahr hat er sich für Jesus entschieden und wurde Anfang diesen Jahres in Melusi getauft [siehe dazu auch: "Weihnachten in der Badewanne" und "Freude"]. Seitdem war er einer unserer treuesten Gottesdienstbesucher und eines der bekanntesten Gesichter in unserer Gemeinde. Er war ein absolutes Original und in seiner einfachen Art uns allen ziemlich ans Herz gewachsen. Lebe wohl Baba!

Dienstag, 6. September 2016

Nicht Weiß - nicht Schwarz

Kaum ein anderes Thema ist in Südafrika so präsent wie das Miteinander der unterschiedlichen Rassen. Auch wenn die Zeit der Apartheid nun schon über 20 Jahre her ist, so herrscht bis heute leider oft ein Nebeneinander oder sogar Gegeneinander anstatt eines echten Miteinanders. Natürlich hat sich schon vieles - vor allem für die Schwarzen - verbessert. Doch zugleich hat man manchmal auch den Eindruck, dass nun das Pendel in die andere Richtung umschlägt und Weiße benachteiligt werden. Für Südafrika wird sich anhand dieser Frage entscheiden, wie es für das Land in Zukunft weitergeht.

Doch auch in unserer Gemeinde ist das "Miteinander" von Schwarz und Weiß ein brennendes Thema. Als wir 2011 nach Melusi kamen, gab es gerade mal eine handvoll Zulus in der Gemeinde. Der überwiegende Teil war weiß und dies hat sich auch bis letztes Jahr nicht groß verändert. Doch dann brach plötzlich etwas auf und aus einer anfänglich kleinen Gruppe, die regelmäßig unsere Gottesdienste besuchte, ist nun eine große Schar von Schwarzen geworden, die jeden Sonntag nach Melusi kommen.

Natürlich verändert dies die Dynamik in der Gemeinde. Es ist ja nicht nur so, dass die Hautfarbe und Sprache eine andere ist, sondern es prallen förmlich zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Dass dabei nicht jeder aus der Gemeinde die Entwickling der letzten Monate gut heißt, kann man sich leicht vorstellen. Zu sehr ist noch das Denken verankert, dass es Gemeinden für Schwarze und Gemeinden für Weiße gibt. Nicht zu vergessen gibt es natürlich auch bis heute Gemeinden nur für Afrikaaner [holländische Einwanderer], für "Engländer", für Deutsche, für Inder, für Mischlinge...

Als Melusi Gemeinde haben wir uns klar dazu bekannt, dass wir keine "weiße" Gemeinde sind und auch keine "schwarze" Gemeinde werden. Wir sind eine Gemeinde, die GOTT liebt, in Gemeinschaft lebt, den Armen dient und Menschen zu Nachfolgern Jesu machen möchte - völlig unabhängig von Farbe, Rasse, Sprache und Herkunft. Doch trotz dieses Bekenntnisses ist es noch ein weiter Weg bis zu einem echten Miteinander in unserer Gemeinde.

Ein Riesenschritt in die richtige Richtung haben wir dabei gemeinsam am Sonntag gemacht. Nachdem ein weißer Südafrikaner über Einheit zwischen Schwarz und Weiß gepredigt hatte, wusch er am Ende seiner Predigt einer alten Zulu Oma die Füße und entschuldigte sich für das, was Weiße ihr angetan hatten. Danach bestand die Möglichkeit, sich gegenseitig die Füße zu waschen und es spielten sich bewegende Szenen ab. Mit Tränen in den Augen kamen mehr und mehr Leute nach vorn und nutzen diese Möglichkeit. Es war als würde der Himmel offen stehen und Versöhnung möglich machen.

Montag, 29. August 2016

Es kommt etwas ins Rollen

Es war eigentlich nur als ein Test gedacht. Anstatt mit einem völlig überladenen Auto mehrmals durch den Township zu fahren und irgendwie zu versuchen, jeden Sonntag mehr Leute zum Gottesdienst nach Melusi zu nehmen, hatten wir gestern einen großen Schulbus gemietet. Es war im wahrsten Sinne ein "bewegendes" Erlebnis. 


Hatten wir dies bisher nur für unsere vierteljährlichen Jugend-Lobpreisabende getan, so stellt sich nach gestern eigentlich nur die Frage, welchen Grund es gibt, dies nicht wöchentlich zu tun. Mit mehr als 60 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen war der Bus schon beim ersten Mal so gut wie voll. Noch nie hatten wir so viele Kinder [80] im Kindergottesdienst und auch der "normale" Gottesdienst war mit 90 Erwachsenen gut besucht. 
Nun stellt sich wirklich nur noch die Frage, wie es weitergeht. Der Bus scheint momentan eine großartige Idee zu sein, doch müssen wir sehen, ob wir dies wöchentlich finanzieren können. Auf alle Fälle ist etwas Spannendes ins Rollen gekommen.

Montag, 22. August 2016

Ein trauriges Ende

Obwohl Jason [30 Jahre] seit Ende März in Melusi wohnte, wussten wir nur sehr wenig von ihm. Er lebte zurückgezogen, hatte wenige Freunde unter unseren wohnungslosen Männern und öffnete sich kaum uns Mitarbeitern gegenüber. Jason litt sehr unter der Ablehnung, die er durch seine Familie erfuhr und versuchte seit Jahren sein Leben irgendwie auf die Beine zu bekommen. Doch immer wieder scheiterte er an seiner Abhängigkeit, seinen Depressionen oder seiner Gesundheit. 
Vor zwei Wochen haben wir Jason gebeten, sich nach etwas Neuem umzusehen, da er permanent versuchte, unsere Regeln zu umgehen. Vor allem in seinen letzten Tagen in Melusi, schien er manchmal merkwürdig abwesend zu sein.
Nachdem er uns verlassen hatte, kam er immer wieder kurz vorbei, um zurückgelassene Sachen zu holen. Wo er wohnte und wie es ihm ging, darüber sprach er nicht. 
Nur einen Tag nachdem er das letzte Mal bei uns vorbeischaute erfuhren wir, dass er im Krankenhaus lag. Irgendwie ließ mir dies keine Ruhe und ich bin noch am gleichen Nachmittag zu ihm gefahren. Doch was ich sah, läßt sich kaum in Worte fassen. Jason lag schwer hirngeschädigt in seinem Bett, kratzte sich am ganzen Körper und war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Nur wenige Stunden später verstarb er. Vermutlich war durch sein HIV/Aids eine Hirnblutung eingetreten.
Morgen werden wir in Melusi eine Gedächtnisfeier für Jason haben. Doch leider hat seine Familie kein Interesse daran und auch seine wenigen Freunde, die er in der Stadt hatte, werden nicht teilnehmen. Ein wahrlich trauriges Ende.

Montag, 15. August 2016

Zugang verboten

Für eine unglaubliche Geldsumme wurde Anfang des Jahres ein toller Park mit Kinderspielplatz, Fitnessgeräten, Toilettenhäuschen, Rollrasen und Blumenbeeten ganz in unmittelbarer Nähe zu absolut ärmlichen Lehm- und Blechhütten gebaut. Auch wenn viele Anwohner nur mit dem Kopf schüttelten und verständlicherweise lieber ordentliche Häuser bekommen hätten, so hatten sich doch wenigstens die Kinder auf den tollen, neuen Spielplatz gefreut.  Doch seit einigen Monaten heißt es noch immer: Zugang verboten.
Auch wenn der Park schon offiziell eingeweiht wurde und in der Zeitung tolle Bilder zu sehen waren, so können die Kinder sich den Spielplatz bisher nur aus der Ferne ansehen.
Die Baufirma wartet noch auf die abschließende Zahlung durch die Stadt. Doch dort ist ein Teil des zur Verfügung gestellten Geldes "irgendwie" abhanden gekommen. Da andere Gelder nicht vorhanden sind, kann man die ausstehenden Gelder vorerst nicht bezahlen. Und solange nicht bezahlt ist, bleibt der Park geschlossen.
Leider kein Einzelfall. Korruption ist eines der größten Probleme in Südafrika. Auch wenn alle sich beklagen und die politischen Parteien sich gegenseitig beschuldigen, hat man doch nicht das Gefühl, dass sich daran etwas ändert. Und solange dies so bleibt, heißt es: Zugang verboten.

Dienstag, 9. August 2016

Traumhaus

Für viele Südafrikaner sind sie der große Traum von einem eigenen Haus. Der Staat Südafrika baut für diejenigen, die unter der Armutsgrenze leben und noch nie ein eigenes, richtiges Haus besessen haben, eine Art "Sozialhaus". Sie sind zwar nicht so schön und bei weitem nicht so teuer wie das Anwesen des Präsidenten, doch gibt es leider um diese Häuser genauso viel Ärger.


Viele der Familien, die wir wöchentlich besuchen, warten schon seit Jahren auf ihr Haus. Ihr Name steht zwar mit auf der Liste, aber dies hat leider nicht immer etwas zu sagen. Auch wenn diese Häuser eigentlich kostenfrei an die Ärmsten gegeben werden sollen, wird mit ihnen leider immer wieder viel Geld gemacht. Die Entscheidungsträger halten zu gern ihre Hände auf und verkaufen oder vermieten die Häuser. Das Geld fließt dann natürlich in die eigenen Taschen. Auch wenn dies ständig vorkommt und zum Teil auch aufgedeckt wird, hat dies doch kaum Konsequenzen - jedenfalls nicht für die korrupten Verantwortlichen. Für die Ärmsten der Armen aber schon. Sie leben weiter in ihren Lehm- oder Blechhütten, da sie sich ihr "kostenfreies" Haus nicht leisten können. So bleibt es für viele ein echtes "Traumhaus".

Sonntag, 31. Juli 2016

Zahltag

Es ist Zahltag. Letzte Woche hat das Verfassungsgericht entschieden, dass der südafrikanische Präsident Zuma innerhalb der nächsten 45 Tage eine Summe von ca. 500.000€ an das Land Südafrika zurückzahlen muss. Was wenig aufregend klingt, ist nun fast das Ende einer peinlichen Seifenoper, die die Politik Südafrika's in den letzten beiden Jahren in Atem hielt und zu mehreren Eskalationen im Parlament führte.

Präsident Zuma's Privatwohnsitz
Zuma hatte auf Staatskosten seinen privaten Wohnsitz umbauen lassen. Dabei ging es offiziell um die Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen. Doch ganz nebenbei wurden noch viele andere Dinge gebaut, die dem Staat in Rechnung gestellt worden. Als es dann kritische Anfragen im Parlament gab, wurde alles immer wieder mit den Sicherheitsvorkehrungen erklärt. Der neue große Swimming-Pool dient als Löschteich, das Amphietheater als Sammelplatz im Katastrophenfall, die neuen Ställe für Zuma's Rinder sind dafür gedacht, dass die Tiere nachts nicht über das Gelände laufen und Alarm auslösen und und und. An Phantasie fehlte es auf alle Fälle nicht. 
Obwohl mehrere staatliche Institutionen Zuma zum Rückzahlen der Baugelder aufforderten, hat er es immer wieder geschafft, sich mit Hilfe seines politschen Einflusses aus der Affäre zu ziehen. Und auch dieses Mal scheint es wieder so zu sein. Eine Gruppe von Geschäftsmännern hat angekündigt, die Kosten für Zuma an den Staat zurück zu zahlen. Man muss schon sehr naiv sein, zu glauben, dass dies nur guter Wille ist. Wahrscheinlich wartet schon der nächste staatliche Großauftrag auf diese Geschäftsmänner. So wird es bald in mehrerer Hinsicht einen Zahltag geben.

Freitag, 22. Juli 2016

Momentaufnahme

Es ist immer nur eine Momentaufnahme. Bei einem sich ständig verändernden Team ist es gar nicht so einfach, den optimalen Zeitpunkt für ein Teamphoto zu finden. So ist auch das aktuelle Bild nur eine Momentaufnahme von Anfang dieser Woche. Zwei Leute waren gerade im Urlaub, zwei weitere sind am nächsten Tag abgereist und ein neues Teammitglied hinzugekommen. Dieses permanente Kommen und Gehen ist herausfordernd, da es heißt, sich immer wieder auf neue Leute einzulassen, ihnen alles in einer guten Weise zu erklären, in neue Beziehungen zu investieren und zur gleichen Zeit, Abschied von Freunden zu nehmen.


Sonntag, 17. Juli 2016

Interview



Ihr arbeitet seit 2011 in dem Projekt „Melusi“ in Südafrika mit. Was ist „Melusi“?
Stephan: Melusi ist eine christliche Lebensgemeinschaft mit einem internationalen Team von Kurz- und Langzeitmitarbeitern und deren Familien. Wir wohnen auf einem fünf Hektar großen Gelände am Rande der Kleinstadt Dundee. Getragen werden wir von der Melusi-Gemeinde, die sich auf unserem Grundstück trifft und zu der sich ca. 100 Leute aus Dundee und Umgebung zählen.

Welches Ziel verfolgt Melusi?
Madeleine: Seit der Gründung 1984 hat sich vieles entwickelt, das Grundstück nahezu verdoppelt. Viele Arbeitsbereiche und Projekte wurden angefangen und teils wieder aufgegeben, doch hat sich die Berufung nicht verändert: Wir sehen unseren Auftrag darin, Gott und den Menschen zu dienen, besonders den Ärmsten der Armen. Ihnen wollen wir Gottes Liebe ganz praktisch zeigen und sie mit dem Gott der Liebe in Verbindung bringen.


Welche Hilfe bietet ihr Bedüftigen an?
Stephan: Das Besondere an Melusi ist die Bandbreite der Arbeitsbereiche. Wir haben auf dem Gelände ein Wohnprojekt für obdachlose Männer, ein Schulungszentrum für Erwerbslose und ein Projekt, in dem wir Lebensmittelpakete als eine Art „Lohn“ an freiwillige Arbeiter ausgeben. In den umliegenden Stadtvierteln bieten wir täglich verschiedene Kinder- Jugendprogramme an. Auch finden regelmäßig Kinder- und Jugendfreizeiten, Lobpreisabende und eine Jugendkonferenz auf unserem Gelände statt. Außerdem gibt es ein Besuchsprogramm für Familien, bei dem wir Bibelstunden in den Wohnhütten halten und die Ärmsten mit Lebensmitteln unterstützen. Die einzelnen Arbeitsbereiche sind sehr unterschiedlich, doch in jedem Bereich wird Gottes Liebe in Wort und Tat verkündet.

Da ist Leben und Arbeiten eng verbunden. Ist das nicht sehr anstrengend?
Madeleine: Ja, das stimmt. Man ist praktisch immer mitten im Geschehen, rund um die Uhr erreichbar. Um wirklich abschalten zu können, müssen wir wegfahren. Das zehrt manchmal sehr. Doch hat es natürlich auch Vorteile, auf dem Melusi-Gelände zu wohnen. Die Kinder sind „automatisch“ mit dabei, machen ihre ganz eigenen Erfahrungen, und wir können gemeinsam Teil dieser Arbeit sein.

Trägt die Arbeit Frucht?
Stephan: Wachsende Zahlen sind ein Indiz, dass eine Arbeit wächst und Frucht trägt. Wir haben in der ersten Hälfte 2016 mehr wohnungslose Männer aufgenommen als in den gesamten Jahren 2013 und 2014. Die Besucherzahlen unserer Lobpreisabende übersteigen bei weitem das Fassungsvermögen unseres Gemeindesaales. Doch Früchte lassen sich nicht nur an steigenden Zahlen erkennen, sondern vor allem an verändertem Leben. Wir freuen uns über jeden einzelnen unserer Männer, der es schafft, seine Sucht zu überwinden und wieder auf die Beine zu kommen. Wir jubeln, wenn Menschen ein Leben mit Jesus beginnen, und feiern ein Fest, wenn Leute sich taufen lassen.

Was wünscht ihr euch für „Melusi“?
Wenn man einmal die Veränderung durch Gott im Leben einzelner Menschen miterleben durfte, kann man davon eigentlich nicht genug bekommen. Es ist daher unsere Sehnsucht, dass noch viele unserer wohnungslosen Männer, unserer Jugendlichen und Familien den Gott der Liebe erfahren und von ihm verändert werden. Wir glauben, dass ein von Gott berührtes Herz ein Leben verändert, eine Familie beeinflusst und eine ganze Stadt verwandeln kann!

[Dieses Interview wird demnächst in der Zeitschrift "Weltweit" der Missionsorganisation WEC erscheinen.] 

Montag, 11. Juli 2016

"Winterurlaub" zum Genießen

Unter Winterurlaub stellen wir uns eigentlich immer noch etwas anderes vor, doch wir haben uns auch nicht über die Sonne und die warmen Temperaturen beschwert, die wir in unseren letzten beiden Wochen haben durften. Wir hatten einen Urlaub so richtig zum Genießen - und dies nicht nur wegen der für deutsche Verhältnisse fast sommerlichen Temperaturen. Wir sind viel rumgekommen, haben eine Menge vom Land gesehen und trotzdem auch viel Zeit zum Entspannen gehabt. Eine Woche Berge, ein Wochenende Großstadt - mit einem Besuch in der Eisarena [bißchen "Winter" muss auch sein] - und fünf Tage Strand. Es war eine großartige Zeit - ein Urlaiub so richtig zum Genießen.


Donnerstag, 23. Juni 2016

Urlaubsreif

Nun ist es endlich soweit. Die meisten Koffer sind gepackt, alle Aufgaben übertragen und das Auto ist auch schon fast startklar. Morgen haben die Kinder ihren letzten Schultag und wir werden in unseren langersehnten Winterurlaub fahren. In den letzten Monaten haben wir es kaum geschafft, mal wegzufahren, Zeit als Familie zu haben und Abstand von Melusi zu bekommen. Auch wenn wir unseren Dienst und unser Leben hier lieben, so merken wir doch, wie müde wir nach der letzten Zeit sind. Nicht nur die vielen besonderen Aktionen haben Kraft gekostet, sondern auch das permanente Erreichbarsein für unsere wohnungslosen Männer, die Verantwortung für alles, was so täglich in Melusi passiert und die viele Zeit, die wir in die unterschiedlichen Menschen investieren. Nun freuen wir uns ganz sehr auf unseren Urlaub, die Zeit als Familie, das miteinander Wandern, Radfahren, Grillen, am Feuer sitzen, Schnorcheln und und und.

Dienstag, 14. Juni 2016

360:1

"Mehr geht eigentlich nicht." - dies haben wir schon öfters zu unseren Jugend-Lobpreisgottesdiensten gedacht. Regelmäßig platzt unser Gemeindesaal aus allen Nähten. Wenn wenig kommen, sind es 250 Jugendliche. Doch oft haben wir knapp 300 junge Leute, die es sich auf den etwas mehr als 200 Stühlen "bequem" machen. Mehr geht eigentlich nicht.
Dies dachten wir jedenfalls bis Freitag als sich 360 Jugendliche in die Kirche drängten. Es scheint so, als sind wir nun wirklich an unserer absoluten Obergrenze angekommen. Ein Raum, der bis zu 120 Leuten bequem Platz bietet, kann nicht mehr als 360 Leute fassen. Mehr geht eigentlich nicht. Jedenfalls denken wir dies im Moment und schauen daher nach Lösungen, wie wir in Zukunft noch mehr Jugendlichen Platz bieten können.

Es geht aber nicht nur um die große Masse und tolle Besucherzahlen, sondern es ist dabei auch wichtig, den Einzelnen im Blick zu behalten. So haben wir heute den jüngsten Resident seit langem bei uns aufgenommen. Olwethu ist gerade einmal 15 Jahre und besuchte Anfang des Jahres eines unserer Jugendcamps. Vor kurzem sahen wir ihn dann aber als Parkplatzeinweiser in der Stadt arbeiten. Zur Schule ging er offensichtlich nicht mehr und wie es sich später herausstellte, lebte er nach einem Streit mit seiner Mutter unter einer Brücke.
Heute kam er nun nach Melusi. Schüchternd saß er wie ein großes Kind da und erzählte seine Geschichte. Wir haben uns daraufhin mit seiner Mutter und seiner Schule in Verbindung gesetzt und hoffen nun, dass er schnell wieder in ein "normales" Leben zurückkehren kann.
Es geht halt um beides: So viele Menschen wie möglich, sollen von der Liebe Gottes hören. Doch zugleich wollen wir diese Liebe dem Einzelnen ganz praktisch zeigen. 360:1

Montag, 6. Juni 2016

30 Jahre in Melusi

Vor 30 Jahren sind unsere heutigen Leiter - Peter & Angeline Hambidge - nach Melusi gekommen. Zu ihrem Jubiläum haben wir sie als Familie eingeladen, mit ihnen Abendessen zu gehen. Dies war auch nicht gelogen. Jedoch haben wir ihnen nicht erzählt, dass wir "hinter ihrem Rücken" noch 60 weitere Freunde und Wegbegleiter von ihnen eingeladen hatten. Umso größer war dann ihre Freude und im ersten Moment auch ihr "Schock" als sie zum Teil Freunde trafen, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatten oder die mehrere Stunden extra für diesen Abend angereist waren. Es wurde eine ganz spezielle Feier, die sie sichtlich gerührt genossen. Zum Abschluss des Abends gab noch 20 Videogrußbotschaft von ihren Familien, Freunden und ehemaligen Mitarbeitern aus der ganzen Welt. Spätestens an diesem Punkt fehlten dem sonst nie um einen Spruch verlegenen Peter die Worte. Es war ein Abend, den sie sich verdient hatten und der ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.


Donnerstag, 2. Juni 2016

Wunder-Hochzeit

Was wir am vergangenen Sonntag miterleben durften, war noch vor wenigen Monaten überhaupt nicht vorstellbar gewesen. Eric [63] und Maria [59] haben sich im Sonntagsgottesdienst unserer Melusi-Gemeinde das Ja-Wort gegeben. 
Zu Mama Maria  hatten wir schon länger guten Kontakt. Ganz regelmäßig besuchte sie unsere wöchentliche Bibelstunde im Township. Am Anfang diesen Jahres wurde sie getauft und kommt seitdem fast jeden Sonntag nach Melusi zum Gottesdienst. Baba Eric hingegen zeigt lange Zeit überhaupt kein Interesse am Glauben. Die wenigen Male, die er zur Bibelstunde kam, war er stark betrunken und wir mussten ihn wieder wegschicken. Doch seit der Taufe seiner Frau hat sich auch sein Leben stark verändert. Im April gab er  dann sein Leben Jesus.



Doch damit nicht genug. Vor 1,5 Wochen wurde er getauft und letzten Sonntag haben sich beide trauen lassen. Sie lebten schon 20 Jahre zusammen, doch Mama Maria wollte Eric aufgrund seines Lebenswandels nie heiraten. Doch als sie die Veränderung in seinem Leben sah, war es das Erste, was sie beide wollten: Ihre Beziehung bewusst vor Gott bringen. Was für ein Zeugnis für die ganze Dorfgemeinschaft.
Viele von ihnen kamen dann auch zum Gottesdienst und der anschließenden Feier. Es war ein begeisterndes Fest, mit viel Gesang, Jubel, Tanz und Fröhlichkeit. Mittendrin Eric und Maria, die ihr Glück kaum fassen konnten. Voller Dankbarkeit schauten sie auf das, was GOTT in ihrem Leben getan hatte.
Auch wir waren sehr dankbar. Erstens, weil wir Teil ihrer Geschichte sein dürfen und zweitens, weil das vorbereitete Essen perfekt gereicht hat. Obwohl wir nur für 100 Leute gekocht hatten, hat es irgendwie zum Schluss für 230 Gäste gereicht. Am Ende blieben ganze fünf Stücke Würste übrig. Nicht das einzige Wunder an diesem Tag.

Dienstag, 24. Mai 2016

Taufe

Eine Taufe miterleben zu dürfen, ist immer ein großartiges Erlebnis. Am Sonntag war es wieder soweit als sich sieben Leute in Melusi taufen ließen.


Eric [63] kam erst in den letzten Monaten durch die Taufe seiner Frau zum Glauben. Tsepo [18] wurde vor der Taufe von seiner Familie deutlich gesagt, dass er sich zwischen Jesus und ihnen entscheiden müsse. Alvin [40] berichtete unter Tränen von seiner 15jährigen Drogensucht, die ihm alles genommen hat und er nun ein neues Leben anfangen möchte. Justice [32], der nach einem Schlaganfall mit 18 Jahren halbseitig gelähmt ist, war so überwältigt, dass er kaum ein Wort sagen konnte. Halaliswe und Suzile kommen seit Jahren zu unseren Jugendprogrammen und wollten eine ganz persönliche Entscheidung für Jesus treffen. Und Laura [23], eine Kurzzeitlerin aus Australien, nutzte die Gunst der Stunde, um ihre Hingabe zu Jesus in der Taufe fest zu machen. Für jeden einzelnen von ihnen war es ein großer Schritt - nicht einfach, doch dafür umso bedeutender.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Es werde Licht

"Mein Herz ist voller Freude. Sie kamen heute zu meinem Haus und haben mir eine Solaranlage gebracht. Ich bin glücklich wie ein Baby. Ich möchte mich bei euch allen bedanken. Möge Gott das ganze Melusi Team segnen."
Obwohl ihr Englisch ziemlich bruchstückhaft war, konnten wir die Nachricht von Mama Lungile gut verstehen. Sie war außer sich vor Freude als wir ihr vor ein paar Tagen drei kleine Solarpanels vorbeibrachten. Das erste Mal in ihrem Leben hat sie nun Strom in ihrem Haus und ihre Familie muss sich abends nicht mehr mit einer Kerze behelfen. Es werde Licht.

Bibelstunde im ganzen neuen Licht

Die Familie von Mama Lungile ist nur eine von zehn Familien, die wir mit Solareinheiten und kleinen Lampen versorgen konnten. Die Reaktionen waren überschwänglich. Die Freude und Dankbarkeit kannte keine Grenzen. Denn was für uns völlig selbstverständlich zum Leben dazugehört, ist für viele Südafrikaner noch immer Luxus: Strom und damit verbunden Licht, Radio, Handyladegerät ...
Auch wenn die Solarsysteme, die wir gespendet bekommen haben und nun weitergeben, keinen kompletten Haushalt mit Strom versorgen können, so machen sie doch im Leben der zehn Familien einen riesen Unterschied. Es werde Licht.

Mittwoch, 11. Mai 2016

Zu schön, um wahr zu sein

Es klang zu schön, um wahr zu sein. Nachdem ein Geschäftsmann vor einem Jahr Melusi besuchte, war er so bewegt von unserer Arbeit, dass er uns zwei Monate später sein persönliches Feriendomizil an der Küste Mosambiks als eine Art Missionsstation kostenlos anbot [siehe auch "Mosambik"]. Ein tolles Haupthaus, mehrere kleine Gästehäuser, Küche mit offenem Speisesaal, Zeltplatz mit Sanitärbereich und dies alles direkt am Strand des Indischen Ozeans. Alles klang ziemlich verlockend und unser Kurzbesuch vor Ort hat uns schon träumen lassen.


Doch relativ schnell haben wir leider feststellen müssen, dass es an der ganzen Sache einen Haken gab. Zwischen dem Besitzer und seinen ehemaligen Angestellten gab es eine große Auseinandersetzung über nicht bezahlte Löhne. Da wir bei Übernahme der Lodge rechtlich auch alle Schulden übernommen hätten, machten wir von Anfang an klar, dass wir dieses Projekt nur angehen, falls alle Differenzen komplett ausgeräumt sind. Leider ist daraufhin außer vielen Versprechungen nicht viel passiert. 
Nach einem dreiviertel Jahr des Wartens und mehreren undurchsichtigen Emails haben wir nun beschlossen, dieses Gelände nicht zu übernehmen. Es klang wirklich zu schön, um wahr zu sein. Eigentlich schade.

Montag, 2. Mai 2016

Begeisterung pur

Kurz nach unserer Jugendkonferenz haben wir erneut zu einem Lobpreisabend für Jugendliche nach Melusi eingeladen. Wie immer war die Kirche mit ca. 280 Jugendlichen bei nur 210 Sitzplätzen völlig überfüllt. Viel mehr Leute passen wahrlich nicht rein. Als dann auch noch unser Konferenzlied "Jesus, König der Herzen" gespielt wurde, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Es war einfach unglaublich zu sehen, wie die Jugendlichen dieses Mal beim Lobpreis mitgegangen sind. Für viele war es nicht mehr nur ein Lieder singen, sondern eine echte Anbetung Gottes. Spätestens an diesem Abend durften wir erkennen, welche Spuren unsere Jugendkonferenz hinterlassen hat.
 

Sonntag, 24. April 2016

Als Familie dienen



MYC (Melusi Youth Conference = Melusi-Jugendkonferenz) prangt in goldenen Buchstaben auf den schwarzen T-Shirts unserer drei Kinder. Sie tragen sie voller Stolz und unterscheiden sich dabei nicht von uns und den 80 Mitarbeitern, die während dieser Konferenz mithelfen. Doch nicht nur äußerlich sind unsere Kinder voll mit dabei. Sie lassen sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken, rennen in großer Freude übers Gelände, singen lautstark die Lieder mit und genießen den Trubel.  



Mittendrin statt nur dabei
Seit 2011 gehören wir zur Lebensgemeinschaft Melusi in Südafrika. Wir, das heißt ganz bewusst auch unsere Kinder Elisa-Joy (9), Ben-Luca (7) und Jo-Ann (4). Von Anfang an war es meiner Frau und mir wichtig, dass wir nicht nur auf dem Missionsgelände wohnen, sondern dass unsere Kinder ein Teil der Gemeinschaft und der Arbeit sind. So können sie die Missionsarbeit und den Dienst an den Ärmsten hautnah miterleben. Für manche Menschen scheint dies das Letzte zu sein, was sie ihren Kindern wünschen. Wir hingegen empfinden es als ein echtes Privileg für sie. Unsere Begeisterung überträgt sich auf unsere Kinder; sie freuen sich mit uns, wenn sich Leute taufen lassen, und genießen es, dass immer etwas los ist. Doch sie merken auch, dass unser Bemühen um Menschen nicht immer erfolgreich ist. Als einer unserer wohnungslosen Männer betrunken vor unserer Haustür stand, weinten Elisa-Joy und Ben-Luca. Er gehörte zur „Melusi-Familie“, sie kannten ihn schon lange und hatten ihn ins Herz geschlossen. Unsere Kinder sind mittendrin statt nur dabei. Dies gilt nicht nur für die Sonnenseite der Arbeit.

Dynamisches Team  
Eine große Bereicherung für uns als Familie ist das Melusi-Team. Wir sehen uns nicht nur als Arbeitskollegen, sondern teilen unser Leben. Das „Wir“ bedeutet zur Zeit 18 Mitarbeiter und neun Kinder im Alter von 0-9 Jahren. In letzter Zeit sind einige neue Mitarbeiter dazugekommen. Dies wird jedes Mal als „Familienzuwachs“ gefeiert. Doch zugleich verlassen uns auch wieder Leute und wir haben schon „Übung“ darin, von guten Freunden Abschied zu nehmen. Dieses permanente Kommen und Gehen hält unser Team lebendig, bringt viel Dynamik mit sich und ist doch auch persönlich herausfordernd für uns und unsere Kinder.


Familienleben pflegen
Als Familie genießen wir es, Teil von Melusi zu sein. Wir fühlen uns reich beschenkt und können uns momentan nichts Besseres vorstellen. Doch dieser Dienst als Familie ist nur möglich, wenn wir zugleich auch unserer Ehe, unseren Kindern und unserer Familie „dienen“. Dies ist in allem Trubel, im Gemeinschaftsleben und vor allem in der ständigen Erreichbarkeit auf dem Missionsgelände eine anhaltende Herausforderung. Nicht immer gelingt es uns, die Bedürfnisse unserer Kinder und unseres Partners im Blick zu haben. Daher sind uns vor allem die gemeinsamen Mahlzeiten als Familie, das Zu-Bett-Bringen der Kinder, Familienausflüge und für uns als Ehepaar Abende zu zweit besonders wertvoll geworden. Dieser „Dienst“ an unserer Familie ermöglicht es uns, als Familie zu dienen.

[Dieser Artikel wird demnächst in der Zeitschrift "Weltweit" der Missionsorganisation WEC erscheinen.]