Mittwoch, 30. Mai 2012

Gedenkfeier Heiko

Auch wenn es über die genauen Todesumstände von Heiko noch immer keine Klarheit gibt, so haben wir gestern als Melusi Gemeinschaft in einem Gedenkgottesdienst Abschied von ihm genommen. Für ihn war Melusi zum Ende seines Lebens zu einer Art Ersatzfamilie geworden und hier ist er Gott begegnet. So einige Fragezeichen bleiben über seinem Leben stehen und bei weitem hat er leider nicht alles geklärt. Doch durfte Heiko in den letzten Monaten Gottes Gnade erfahren. Bei aller Trauer ist dies ein Grund zur Dankbarkeit.

Sonntag, 27. Mai 2012

Eine saubere Sache

Als wir am Donnerstag zum Frühgebet in unsere Kapelle kamen, gab es eine böse Überraschung. Ein Seitenfenster war so eingeschlagen wurden, dass man von außen den Fenstergriff bedienen und das Fenster öffnen konnte. Offensichtlich hatte jemand ein echtes Bedürfnis in die Kapelle zu gelangen. Aber leider nicht zum Beten. Es fehlte der CD.Player und auch zwei Tischläufer wurden mitgenommen. 


Doch scheinbar hatte der oder die Einbrecher noch eine gewiße Gottesfurcht. Der Altar wurde nicht angefaßt, die Kerzen wurden stehen gelassen - obwohl man diese gut zu Geld machen könnte - und bevor die Kapelle verlassen und auch das Fenster wieder zugemacht wurde, wurden noch alle Glasscherben beseitigt. Eine saubere Sache.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Heiko ist tot

In der Nacht vom Sonntag zum Montag klingelt mein Telefon. Mir wird mitgeteilt, dass Heiko - ein Deutscher, der für 15 Monate in unserem Wohnprojekt gelebt hat - im Alter von 57 Jahren im Krankenhaus verstorben ist. Heiko hat Melusi vor ca. einem Monat verlassen, um einige Sachen in Pretoria zu klären. Doch soweit kam er leider nicht. Er hat es nur bis in die nächste Stadt geschafft und ist dort gestrandet. Am Sonntag Abend ist er dann überraschend an einem Magendurchbruch gestorben.


Da Heiko´s Geschwister in Deutschland sind und er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Tochter in Südafrika hatte, waren wir die nächsten Ansprechpartner. Leider sind im Zusammenhang mit seinem Tod einige Fragezeichen aufgetaucht. Er selbst hat kurz vorher uns mitgeteilt, dass er zusammengeschlagen worden sei, in seinem Zimmer haben wir Blut auf dem Boden gefunden und irgendwie gab es ziemlichen Stress um eine Menge Geld, welches er aus Deutschland erwartete.
So blieb uns nicht anderes übrig als zur Polizei zu gehen und dies zu melden. Dies bedeutete aber auch, dass ich in den letzten drei Tage zwischen Krankenhaus, Polizei, seinem letztem Zimmer und der Leichenhalle gependelt bin. Dreimal durfte oder besser gesagt musste ich ihn identifizieren. Morgen wird eine Autopsie stattfinden und danach wird es hoffentlich etwas mehr Klarheit geben. 

Seit Montag Morgen stehen wir mit seinen Geschwistern in Deutschland in regem Kontakt und planen nun für sie die Beerdigung, die hier bei uns stattfinden wird. Durch einen großen Zufall haben sie mir die Telefonnummer Heiko´s Tochter in Südafrika geben können. Ich hatte dann die zweifelhafte Ehre, sie über den Tod ihres Vater´s zu kontaktieren, von dem sie - wie sie mir dann sagte - seit knapp 30 Jahren nichts mehr gehört hatte. Doch zu unserer großen Überraschung kam sie mit ihrer Mutter - Heiko´s ersten Frau - gestern sogar bei uns vorbei.
Irgendwie habe ich mich in den letzten Tagen oft wie im Film gefühlt. Es schien alles so unwirklich. Doch am Dienstag wird es dann einen Gedenkgottesdienst bei uns geben und bis dahin hat sich hoffentlich einiges etwas beruhigt.

Samstag, 19. Mai 2012

Ist dies normal?

 
Ein unscheinbares Haus am Rand der Siedlung. Eine Großmutter, vier Kinder [drei weitere sind schon gestorben], eine "Schwiegertochter", sieben Enkelkinder [zwei davon sind Waisenkinder] - auch dies nichts Besonderes. Doch bei unserem Besuch diese Woche haben wir noch zwei weitere Dinge erfahren, die scheinbar ganz normal zum Leben der Zulu´s gehören.
Zuerst hat uns die Großmutter ohne Scheu davon erzählt, dass sie ein traditioneller Heiler [Zulu: Sangoma] ist. Natürlich glaubt sie auch an Gott und freut sich, wenn wir für sie beten. Doch da dieser Gott - im traditionellen Glauben der Zulu´s - weit von uns entfernt und alles im Leben durch die Ahnengeister bestimmt ist, muss man sich mit ihnen gutstellen und gewisse Rituale befolgen. Und genau dies ist ihr Job. Scheinbar etwas ganz Normales.
Als wir noch im Gespräch mit ihr waren, kam ein Junge - ca. 8-10 Jahre - und wollte etwas von ihr kaufen. Sie fragte, wieivel Geld er mit hätte und bekam die Antwort: zwei Rand [ca. 20Cent]. Dann ist sie ins Haus. Ich [Stephan] folgte ihr, um unser Lebensmittelpaket zu übergeben. Doch sie war noch beschäftigt. Sie kniete über einem Plastebeutel und füllte eine kleine Packung Mariuahana [in Südafrika Dagga genannt] für den Jungen ab. Ihre Enkel fegten danach mit ihren Händen die letzten Krümmel in die Ecke. Scheinbar etwas ganz Normales.
Da die Daggapflanze in unserer Region frei wächst und in den Townships auch "heimlich" angebaut wird, ist der Konsum von Dagga für viele leider wirklich normal. Und die Großmutter? Die verkauft das Dagga aus ihrem Garten nur, um ihre Familie zu ernähren. Ist dies noch "normal"?

Montag, 14. Mai 2012

Frust & Freude

Immer wieder mußten wir in den letzten Tagen und Wochen feststellen, dass nicht alle Post an uns auch bei uns ankommt. Oder besser gesagt, in letzter Zeit hatten wir eher das Gefühl, dass mehr verloren oder in andere Hände übergeht als tatsächlich bei uns landet. Kleine Briefe, große Briefe, Päckchen - egal was; gefreut haben sich oft andere. Es ist vor allem frustrierend, wenn die Kids auf ihre Post warten und man ihnen irgendwann sagen muss, dass es wieder weggenommen wurde.
Umso mehr haben wir uns daher in den letzten beiden Wochen über zwei Pakete gefreut, die tatsächlich bei uns angekommen sind. Dies gibt uns etwas Hoffnung, dass nun vielleicht wieder mehr Post, den Weg zu uns findet.
Aber auch der Postweg von uns nach Deutschland ist nicht immer sicher. Elisa.Joy hatte ihrer Freundin eine kleine Tüte Gummibärchen mit in den Brief gesteckt. Der Brief kam an, die Tüte auch - einzig die Gummibärchen fehlten. Auch der Brief an Madeleines Mutter zum Muttertag wurde vom deutschen Zoll geöffnet. Von der Schokolade wurde eine kleine "Kost"probe entnommen - man traute wahrscheinlich den südafrikansichen Süssigkeiten nicht.

Donnerstag, 10. Mai 2012

In einer anderen Welt

Zweimal wöchentlich fährt ein Team von Melusi zu einem nahgelegenen Township, um jeweils bis zu 15 Familien zu besuchen und zu unterstützen. Auch wenn wir nur 2 km aus der Stadt heraus fahren müssen, so hat man doch das Gefühl, eine ganz andere Welt zu betreten.
Als Township bezeichnet man die Wohnviertel der schwarzen Bevölkerung, die oftmals außerhalb oder am Rand der eigentlichen Stadt zu finden sind. In der Zeit der Apartheid war es Schwarzen verboten, außerhalb dieser Gebiete zu wohnen. Auch wenn sich dies in den letzten Jahren verändert hat, so bilden die Townships oder "Locations" - wie es die Einheimischen nennen - das Zentrum des Lebens der Schwarzen.
Die Wohnverhältnisse und die Infrastruktur sind sehr unterschiedlich. So findet man zum Teil gute Häuser mit gepflegtem Garten und Strom- und Wasseranschluß. Auf der anderen Seite kann man manchmal aber kaum glauben, in welcher Armut und in welchen Verhältnissen Menschen wohnen.


Als Melusi Team konzentrieren wir uns dabei auf die Ärmsten der Armen. Ihnen bringen wir wöchentlich ein Lebensmittelpaket und nehmen uns Zeit für sie. Dabei sprechen wir über ihre Nöte und Sorgen, versuchen ganz praktisch zu helfen [Reparatur eines Daches / Fahrt zum Krankenhaus / zur Verfügung Stellen eines Bettes ...], lesen gemeinsam in der Bibel und beten für die Familien. Auch wenn unsere Hilfe recht begrenzt ist, so erfahren wir viel Offenheit und Dankbarkeit.
Doch ist das, was wir tun nicht nur für die besuchten Familien ein Segen, sondern auch für jeden Einzelnen, der mitfährt. Man bekommt oft eine ganz neue Perspektive und die Lebensumstände dieser Leute relativiert die eigenen Probleme.

Sonntag, 6. Mai 2012

Tick bite fever II

Noch bevor uns am Mittwoch unser Arzt sagte, dass Ben.Luca und ich [Stephan] vor zwei Wochen von Zecken gebissen worden und daher am sogenannten Tick bite fever [Zeckenbissfieber] leiden, waren wir am Dienstag als eine Art Tagesausflug mit unseren Residents am gleichen Ort, wo die Zecken zu finden sind. Nichtsahnend hatten wir einen besonderen Tag für unsere Männer geplant: mit Andacht in der Kirche, Angeln im See, genügend Fleisch zum Grillen und einer Wanderung durch den Busch auf den nahe gelegenen Berg. 


Leider haben die Zecken auf unserer Wanderung wieder zugebissen. Dieses Mal hat es mich aber nicht nur einmal erwischt, sondern gestern wurden sechs Bisse sichtbar. Da ich aber schon Antibiotika nehme, bleiben hoffentlich die Nebenwirkungen aus. Ben.Luca - der nicht noch einmal gebissen wurde - und mir geht es nun auch wieder ganz gut und wir hoffen, dass wir die Sache endlich überwunden haben.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Tick bite fever

Nachdem wir bisher fast von allen afrikanischen Krankheiten verschont geblieben sind - Elisa.Joy hatte einmal die Würmer, was zwar sehr unangenehm ist, aber bei Kindern fast schon dazugehört - hat es nun Ben.Luca und mich [Stephan] erwischt: Tick bite fever - Zeckenbissfieber.
Es begann alles recht harmlos: Ende letzter Woche schien sich eine Haarwurzel am Bauch entzündet zu haben - hatten wir jedenfalls gedacht. Sonntag und Montag hatte ich etwas Glieder- und Kopfschmerzen. Dienstag sah es schon wieder besser aus - bis auf die "Entzündung" am Bauch, die immer größer wurde. Doch am Abend schwoll plötzlich ein Lymphknoten im Leistenbereich an. Drei Sachen, die wir überhaupt nicht miteinander in Verbindung brachten.
Doch unser Arzt - der auch gerade damit kämpfte - brauchte gestern nur wenige Sekunden, um die Sache aufzuklären. Zur Gemeindefreizeit vor zwei Wochen waren wir im Busch wandern und wurden dabei von einer Art Zecke gebissen [die angebliche Haarwurzelentzündung war der Biss]. Dadurch kommt es zu einer Infektion im Körper und zum Anschwellen der Lymphknoten. Oftmals gehören noch Glieder- und Kopfschmerzen, Unwohlsein und wie der Name es sagt Fieber dazu. Dies hat mich dann heute ganz plötzlich erwischt, so dass ich den Großteil des Tages im Bett verbrachte.
Ben.Luca hatte bisher nur in einer Nacht damit zu kämpfen. Doch nachdem heute bei ihm auch der Lymphknoten angeschwollen ist und etwas Fieber dazukam, sind Madeleine und er nun zum Doktor gefahren. Wir hoffen sehr, dass es ihn nicht auch noch heftiger erwischt.