Dienstag, 30. August 2011

Wir packen wieder unsere Sachen

Nach etwas mehr als 6,5 Monaten im selben Haus ist es nun soweit: Wir packen mal wieder unsere Sachen. Aber dieses Mal ist es nur ein Umzug innerhalb Melusis. Da wir nächste Woche eine neue Mitarbeiterfamilie bekommen, müssen gerade etliche Leute umziehen, damit alle ein passendes Zuhause haben. Für uns kommt der Umzug daher nicht ganz unerwartet.
Ehrlich gesagt fällt es uns momentan aber nicht ganz so leicht unser Haus zu verlassen, da wir es in den letzten Monaten Stück für Stück verschönert haben. Nun fühlen wir uns gerade richtig wohl und gnießen es, hier zu wohnen. Und doch heißt es in den nächsten Tagen, wieder zu packen und in ein neues Haus zu ziehen.
Dieses Haus ist deutlich größer, bietet viel mehr Platz, Gäste einzuladen und besitzt sogar ein Telefon. Doch werden wir nun auch hier wieder anfangen müssen, das Haus nach unseren Vorstellungen zu gestalten. So wird es wahrscheinlich noch etwas dauern, bis wir uns dort so richtig Zuhause fühlen.

Samstag, 27. August 2011

Graduation

Gestern gab es in Melusi ein besonderes Ereignis. 14 Care.Giver konnten den einjährigen Ausbildungskurs im HIV / Aids Care.Centre erfolgreich abschließen. Der Kurs startete letztes Jahr im August mit 24 Leuten, wo von 10 Personen nach und nach ausgestiegen sind. Diese Quote an Abgängern ist leider relativ normal. Die Leute, die es geschafft haben, bewerben sich nun als Pflegehilfskräfte. Durch ihre Ausbildung in Melusi haben sie bessere Chancen einen Job zu bekommen und damit ihre Familie zu versorgen.


Auch wenn unsere Ausbildung keinen offiziellen Abschluß anbietet, war der gestrige Tag für die Care.Giver etwas ganz Besonderes. Sie kamen alle ganz fein angezogen und hatten sich wirklich in Schale geworfen. Jedes verliehene Certifikat wurde mit Applaus und Jubelschreien bedacht. Als wir dachten, dass Ganze nähert sich nun langsam dem Ende, kam der eigentliche Höhepunkt. Fast alle hatten sich Roben ausgeliehen, um ihren Abschluß gebührend zu feiern. Damit nahm das Photoshooting dann auch kein Ende.

Dienstag, 23. August 2011

Meine schlechteste Predigt

Gestern hatte ich [Stephan] nach 20 Stunden Zulu-Unterricht meine "Abschlußprüfung" des Einführungskurses. Meine Lehrerin dachte sich dafür etwas Neues aus und so bestand meine Aufgabe darin, eine Predigt über Joh 3.16 zu halten. Als ich ihr sagte, dass ich gar keine Wörter dafür kenne und wir bisher nur über das Wetter, Essen, Transport, die Wochentage und paar einzelne Tätigkeiten gesprochen haben, meinte sie, ich soll einfach von allem ein bißchen erzählen. 
So sprach ich in meiner "Predigt" über das Wetter und berichtete davon, was ich in den letzten Tagen gemacht habe und wann ich heute aufgestanden bin. Zum Abschluß konnte ich immerhin drei Sätze zum Bibeltext sagen, wobei es eher eine Wiederholung des Textes war als eigene Gedanken dazu.
Wahrscheinlich war dies meine kürzeste und schlechteste Predigt, wenn man es überhaupt Predigt nennen sollte. Doch meine Lehrerin war schwer begeistert und so habe ich die Prüfung bestanden. Bis ich aber wirklich mal in Zulu predigen kann, wird es wahrscheinlich noch eine ganze Zeit dauern.

Samstag, 20. August 2011

Good Bye

Am Donnerstag hieß es, unsere 11 Gäste aus England nach 16 Tagen wieder zu verabschieden. Natürlich stellt sich die Frage, ob so ein kurzer Missionstrip sinnvoll ist, wem das Ganze etwas nützt und ob der Aufwand sich lohnt. Vielleicht könnte man auch das viele Geld, was sie für den Flug bezahlt haben, besser einsetzen? Solche Fragen sind nicht völlig abwegig, doch sollte man versuchen, sie nicht pauschal zu beantworten. 


In dem Fall von unserem UK-Team stellen sich diese Fragen für uns nicht. Es stellt sich eher die Frage, wer von ihrem Einsatz mehr profitiert hat: die Menschen, denen sie hier gedient haben oder vielleicht sie selber? Es war beeindruckend zu hören, welche Erlebnisse sie hatten und wie sehr diese Zeit und ihre Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, sie geprägt haben. Auf der anderen Seite sind aber auch sie zum Segen geworden: indem sie eine Schule großartig angemalt haben, indem sie sich viel Zeit für unsere Patienten im Care.Centre genommen haben, indem sie vor unseren Residents ganz ehrlich aus ihrem Leben berichtet haben und und und.
So gehört vielleicht beides zusammen: Indem Gott uns gebraucht, um andere Menschen seine Liebe zu zeigen, werden auch wir dadurch von ihm gesegnet. Und dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat.

Dienstag, 16. August 2011

Haftbefehl

Heute morgen herrschte etwas Aufregung bei unseren Residents. Gegen einen jungen Mann lag ein Haftbefehl wegen Diebstahls vor. Wir haben von der ganzen Sache gestern erfahren und uns mit der Polizei in Verbindung gesetzt. Sie sagten uns, dass sie ihn heute verhaften werden. 
Als wir den Mann heute mit dieser Tatsache konfrontiert haben, reagierte er sehr geschockt. Er war ziemlich aufgewühlt, denn seines Wissens nach hatte er alle Auflagen und Strafen erfüllt. Die Polizei hat ihn dann aber abgeholt und wir waren gespannt, ob wir unseren "Freund" so schnell wieder sehen werden. Doch zum Mittag war er schon wieder zurück. Er konnte tatsächlich nachweisen, dass er alle Auflagen erfüllt hatte. Damit war die Anklage hinfällig.
Auch für uns waren diese Stunden nicht so einfach. Denn dieser Mann war einer unserer "Hoffnungsträger" - einer, den wir es zutrauen, dass er wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Und dann dieser Haftbefehl. So sind wir nun mit ihm sehr dankbar, dass es noch einmal gut gegangen ist und wünschen ihm wirklich, dass Gott sein Leben grundlegend verändert.

Donnerstag, 11. August 2011

England`s Jugend

In den letzten Tagen hat man leider nicht viel Gutes von der englischen Jugend gehört. Das es aber auch anders geht, beweisen gerade 11 zumeist Jugendliche oder junge Erwachsene aus dem Vereinigten Königreich. Sie sind in ihren Ferien gekommen, um für etwas mehr als zwei Wochen in Melusi mitzuhelfen und "Hand anzulegen". Und dies wirklich im positiven Sinne.
So unterstützen sie uns bei allen laufenen Projekten: sie gehen mit uns in die Townships und besuchen Familien, sie sind im Kidsclub und in der Creché mit involviert, sie übernehmen einige Andachten für unsere Residents, sie besuchen das Care.Centre und und und.


Doch ihre "Hauptaufgabe" ist gerade die Verschönerung einer Township-Schule. So sind sie fast jeden Tag für mehrere Stunden dort und bemalen die Außenwand eines neues Schulgebäudes. Es ist total klasse, was dabei so herauskommt und ist ein gutes Zeichen, dass es England`s Jugend auch anders kann.

Montag, 8. August 2011

Jesaja 58

Ein Bibeltext begegnet uns in Melusi immer wieder. Es ist Jesaja 58 - ein Kapitel, welches seit Gründung der Gemeinschaft vor mehr als 25 Jahren von zentraler Bedeutung ist. Unwahrscheinlich herausfordernd. Wie steht es um unseren Glauben? Welche Auswirkungen hat er?

"1 Der Herr sagt: »Rufe, so laut du kannst! Lass deine Stimme erschallen wie eine Posaune! Halte meinem Volk, den Nachkommen Jakobs, ihr Unrecht und ihre Vergehen vor! 2 Sie fragen mich Tag für Tag, warum ich sie solche Wege führe. Wie ein Volk, das sich an das Recht hält und meine Gebote befolgt, fordern sie von mir, dass ich zu ihrer Rettung eingreife, und wünschen sich, dass ich ihnen nahe bin. 3 ›Was für einen Sinn hat es‹, jammern sie, ›dass wir Fasttage abhalten und deinetwegen Entbehrungen auf uns nehmen? Du beachtest es ja gar nicht!‹ Darauf sage ich, der Herr: Seht doch, was ihr an euren Fasttagen tut! Ihr geht euren Geschäften nach und beutet eure Arbeiter aus. 4 Ihr fastet zwar, aber ihr seid zugleich streitsüchtig und schlagt sofort mit der Faust drein. Darum kann euer Gebet nicht zu mir gelangen. 5 Ist das vielleicht ein Fasttag, wie ich ihn liebe, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet, euren Kopf hängen lasst und euch im Sack in die Asche setzt? Nennt ihr das ein Fasten, das mir gefällt? 
6 Nein, ein Fasten, wie ich es haben will, sieht anders aus! Löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit und macht jeder Unterdrückung ein Ende! 7 Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum Anziehen und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen!
8 Dann strahlt euer Glück auf wie die Sonne am Morgen und eure Wunden heilen schnell; eure guten Taten gehen euch voran und meine Herrlichkeit folgt euch als starker Schutz. 9 Dann werdet ihr zu mir rufen und ich werde euch antworten; wenn ihr um Hilfe schreit, werde ich sagen: ›Hier bin ich!‹ Wenn ihr aufhört, andere zu unterdrücken, mit dem Finger spöttisch auf sie zu zeigen und schlecht über sie zu reden, 10 wenn ihr den Hungernden zu essen gebt und euch den Notleidenden zuwendet, dann wird eure Dunkelheit hell werden, rings um euch her wird das Licht strahlen wie am Mittag. ..."

Donnerstag, 4. August 2011

Halbes Jahr

04. Februar 2011. Heute vor 6 Monaten sind wir in Südafrika gelandet. Damit fing natürlich nicht alles an und doch werden wird dieses Datum nicht so schnell vergessen. Die ersten 14 Tage waren wir in Durban zu einem Einführungskurs für neue Mitarbeiter und danach ging es weiter nach Melusi. Es war schon eine Herausforderung, sich als Familie in einem anderen Teil der Welt niederzulassen und wirklich auch innerlich anzukommen. Viele neue Eindrücke warteten auf uns, neue Sprachen [Englisch, Zulu, Afrikaans ...], ein Team aus 8 verschiedenen Nationen, neue Aufgabenbereiche [HIV/Aids Care.Centre und Wohngruppe für obdachlose Männer], nur schwarze Kinder im Kindergarten, ein ständiges Pendeln zwischen zwei Welten [der Welt der Weißen und der der Schwarzen] und und und.


04. August 2011. Nun ein halbes Jahr später ist zwar vieles immer noch neu und doch schon lange nicht mehr ganz so aufregend wie am Anfang. Die erste Euphorie hat sich gelegt und so manche Schwierigkeiten und Enttäuschungen sind aufgetreten. Vor allem das Zusammenleben und -arbeiten mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten und Nationalitäten ist immer wieder eine Herausforderung.
Doch in allem merken wir, wie wir wirklich am richtigen Platz sind, wie Gott uns beschenkt in dieser Zeit hier und wie er uns immer wieder gebraucht, ein Segen zu sein. So sind wir vielleicht nicht mehr euphorisch, aber dennoch sehr zufrieden und zuversichtlich. Vor allem aber sind wir Gott dankbar für diese ersten Monaten. 
Natürlich trägt dazu auch bei, dass es Elisa.Joy und Ben.Luca in Melusi richtig gut geht. Sie genießen die vielen unterschiedlichen Leute, die ganz neuen Erfahrungen, unseren eigenen Garten und das tolle Gelände. Das ist für uns total ermutigend zu sehen und so sind wir insgesamt sehr gespannt - nicht nur auf das nächste halbe Jahr.