Samstag, 30. Januar 2016

Beautiful Gate

Momentan herrscht wieder ein großes Kommen und Gehen bei uns im Team. Nachdem in den letzten Wochen zwei unserer Mitarbeiterfamilien aus ihrem Heimaturlaub zurück gekommen sind, haben wir diese Woche eine Familie verabschiedet. Peter & Lindiwe mit ihrem Pflegekind Simphiwe gehörten für mehrere Jahre zu unserem Team. Vor allem für Peter, der vor 20 Jahren als Resident nach Melusi kam, hier ein neues Leben mit GOTT anfing, seine Frau hier kennenlernte und sie hier gemeinsam Simphi in ihrer Familie aufnahmen, ist Melusi Heimat und Familie.



Als Familie wurden sie nun angefragt, in die Leitung von "Beautiful Gate", eines Heimes für verlassene Kinder und Waisen in Maseru / Lesotho einzusteigen. Es ist eine großartige Arbeit - herausfordernd und bewegend zugleich. Zur Zeit sind 67 Kinder aufgenommen - alle im Alter von null bis fünf Jahren. Viele wurden direkt nach der Geburt gebracht, von der eigenen Mutter verstossen, von niemanden gewollt. Mit viel Liebe und enorm viel Einsatz werden sie von den Hausmütter als "eigene" Kinder aufgenommen und großgezogen. Dabei wird versucht, wenn möglich, sie in ihre Herkunftsfamilie zurückzubringen. Doch in vielen Fällen scheidert dies und Kinder werden letztendlich zur Adoption freigegeben. Wie auch immer ihr Weg weitergeht, in "Beautiful Gate" haben sie eine Heimat und Familie gehabt.

Sonntag, 24. Januar 2016

Südafrikanischer Rand

1 Euro = 9,5 Südafrikanische Rand - dies war in etwa der Umrechnungkurs als wir vor fünf Jahren nach Südafrika kamen. In unseren ersten beiden Jahren rechneten wir bei jedem Einkaufen noch alles um und nutzen meistens die Formel 1:10, um schnell zu überlegen, wie viel etwas in Euro kosten würden.
Dann fiel langsam der Wert des Südafrikanischen Randes, so dass wir Anfang 2015 für einen Euro schon knapp 13 Rand bekamen. Heute - nur ein Jahr später - ist der Rand schon zwischenzeitlich auf 1:18,5 abgerutscht. Dies bedeutet, dass innerhalb von nur fünf Jahren die südafrikanische Währung fast die Hälfte ihres Wertes verloren hat. Für uns natürlich eine großartige Sache - vieles ist nun deutlich günstiger. Für die Südafrikaner und ihre Wirtschaft ist dies hingegen eine Katastrophe. Die Preise steigen permanent.
Gründe für die Entwicklung gibt es zahlreiche. National gesehen muss man der Regierung Südafrika's Schuld geben: Korruption, dubiose Entscheidungen und viel Wirtschaften in die eigene Tasche. Außerdem hat man sich wirtschaftlich - wie so viele afrikanische Länder - sehr stark an China gebunden. Man hat sich dadurch Aufschwung und schnelles Geld erhofft und wird nun durch die kriselnde chinesische Wirtschaft ziemlich stark gebeutelt. 
Wie es weitergeht? Die Prognosen sehen nicht sonderlich gut aus. Wir sind mal gespannt, wie viel ein Euro nächstes Jahr wert sein wird.

Sonntag, 17. Januar 2016

Unsere Männer

Als wir vor fünf Jahren nach Melusi kamen, gab es 12 Betten, die für wohnungslose Männer zur Verfügung standen. Doch meisten brauchten wir nicht alle, da kaum mehr als zehn Männer bei uns waren. Heute sieht dies etwas anders aus. Gestern Abend haben wir einen neuen Resident aufgenommen und damit unsere momentane Bettenkapazität völlig ausgeschöpft. Zur Zeit wohnen 22 Männer in Melusi und mehr Betten haben wir eigentlich auch gar nicht. Letzte Woche haben wir noch notdürftig das letzte Doppelstockbett aus dem Lager geholt und in das Fernsehzimmer gestellt. Doch dieses ist nun auch belegt ist.



In den nächsten Tagen werden drei Leute gehen. Von daher wird wieder etwas Platz. Doch gehen wir davon aus, dass diese Betten schnell wieder belegt sind und wir auch in Zukunft eine ähnliche hohe Zahl an Männern haben werden. Allein im letzten Jahr hatten wir 86 unterschiedliche Residents. Einige von ihnen für das ganze Jahr - sie haben in Melusi eine neue Familie und ein Zuhause gefunden. Andere blieben für einige Monate, Wochen oder nur für ein paar Tage. Zu den meisten verliert sich der Kontakt, sobald sie uns wieder verlassen. 
Ob sich etwas in ihren Leben verändert hat? Bei einigen schon, bei anderen bestimmt nicht und bei vielen wissen wir es einfach nicht. Doch letztendlich liegt dies auch nicht in unserer Verantwortung. Unser Auftrag ist es, unseren wohnungslosen Männern zu dienen und sie zu lieben, ihnen ein Bett zur Verfügung zu stellen und sie zu versorgen, ihnen von GOTT zu erzählen und seine Liebe sichtbar zu machen - ganz egal wie viele Männer gerade da sind.

Dienstag, 12. Januar 2016

Freude

"Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ... " [Die Bibel /  Matthäus 28.19]
Selten zuvor haben wir so eine überschwängliche Freude und Begeisterung in Gesichtern gesehen. Es war bewegend, begeisternd und unglaublich berührend zu sehen, wie sechs Leute sich am vergangenen Sonntag in Melusi taufen ließen. Jede einzelne Geschichte ist ein echtes Wunder und menschlich nicht "vorhersehbar" gewesen. 
Sei es Wendel, ein spastisch behinderter junger Mann, der seit Jahren in Verbindung mit uns steht und dem kein Arzt zugetraut hat, jemals laufen zu können. Nun kommt er jeden Sonntag zum Gottesdienst gelaufen, steht im Lobpreis, tanzt vor Freude und ist voller Begeisterung für Jesus. Nicht nur unser Arzt hatte Tränen in den Augen als Wendel als er erster getauft wurde. Er konnte einfach nicht länger warten...

 
Doch Wendel war nicht der einzige, dem seine Freude über das ganze Gesicht anzusehen war. Unser alter Freund Baba Majola [ "Weihnachten in der Badewanne" ] bestätigte immer wieder aus tiefstem Herzen: "Ich liebe Jesus". Vielmehr konnte er nicht sagen. Vielmehr mußte er nicht sagen. 
Oder Mama Zodwa, die vor der ganzen Gemeinde davon erzählte, wie sehr Gott ihr Leben verändert hat. Noch vor einem Jahr war sie kaum ansprechbar, weil sie oft betrunken war. Nun ist ihr die Veränderung förmlich anzusehen. Wahrlich ein neues Leben.
Für sie alle war die Taufe in doppelter Hinsicht ein enorm mutiger Schritt. Mutig, sich so klar zu Jesus zu bekennen. Mutig aber auch, überhaupt ins Wasser zu gehen. Nicht einer von ihnen kann Schwimmen und alle haben teilweise panische Angst vor Wasser. Doch auch dies konnte sie nicht stoppen. Ihre Freude war zu groß.

Samstag, 2. Januar 2016

Bittere Enttäuschung

Gerade noch hatten wir uns über das sehr gelungene Weihnachtsfest und vor allem über das Miteinander mit unseren Residents, ihre Hilfsbereitschaft und ihre positive Einstellung gefreut, als Letzteres eine neue Bedeutung bekam. Zwei junge Männer klingelten an unserer Tür und wollten sich verabschieden. Beide gestanden, in den letzten Wochen immer wieder heimlich Drogen genommen zu haben. War es lange Zeit "nur" Cannabis, so hatten sie über Weihnachten auch Kokain und andere harte Drogen konsumiert. Während sie tagsüber mit uns gemeinsam feierten, sind sie in der Nacht über unsere Mauer gesprungen und haben andersweitig gefeiert. Nun standen sie wie zwei Haufen Elend vor uns und baten, gehen zu dürfen.  
Was für eine bittere Enttäuschung. Wie viel hatten wir in die beiden Männer über die letzten Wochen investiert. Wie viel Hoffnung hatten wir für sie. Wie viel mit ihnen und für sie gebetet. Und was war mit den gemeinsamen Tagen über Weihnachten? Beide waren voller Begeisterung dabei, hatten die Gemeinschaft sichtlich genossen und sich total gut mit eingebracht. Und nun das. Irgendwie fühlten wir uns verraten. War alles umsonst?
Als die beiden Männer gegangen waren, mussten wir den Schock erst einmal verdauen. Doch es kam noch schlimmer. Ein weiterer junger Mann, der vermutlich mit konsumiert hatte, fürchtete offensichtlich nun aufzufliegen und suchte am gleichen Tag noch das Weite. Als wir dann am nächten Morgen bei einigen Männern einen Drogentest durchführten, wurden zwei weitere positiv getestet. 
Auch wenn wir bei der Vielzahl der Männer, die in den letzten Jahren mit uns gewohnt haben, so einiges gewöhnt sind, so hat uns dies doch bitter getroffen und irgendwie auch die Freude über das schöne Weihnachtsfest mit unseren Männern genommen.