Montag, 28. Oktober 2013

Hoher Besuch

Seit nun ca. 1,5 Jahren stehen wir in enger Verbindung mit einer Gemeinde in Australien. Was relativ klein anfing, hat sich schnell zu einer festen Freundschaft entwickelt. Wir werden durch sie in vielerlei Hinsicht reich beschenkt und jeder Einzelne, der uns aus ihrer Gemeinde schon besucht hat, geht tief bewegt wieder zurück. Eine sehr ermutigende Geschichte für beide Seiten.



Am Wochenende hatten wir nun das Vorrecht, den Direktor aller Apostolischen Gemeinden in Australien - zu denen unsere Partnergemeinde gehört - zu Gast zu haben. Doch anstatt vieler Geschäftstreffen und endlosen Sitzungen haben wir uns ungezwungen mit ihm zum Kaffee getroffen und sehr unbeschwert ausgetauscht. Trotz seiner Position als Kirchenpräsident strahlte er eine absolute Natürlichkeit und Demut aus. Es war ein Besuch, der uns sehr ehrte und unsere Verbindung nach Australien definitiv weiter gestärkt hat.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Glasscherben

Plötzlich sah ich sie. Eine große Glasscherbe mitten auf dem Weg. Ringsherum rannten barfüßige Kinder, spielten Ball, sprangen umher und schienen sich in keinster Weise durch die Scherbe beeindrucken zu lassen. Ich hob sie auf, wollte sie wegwerfen, so dass sich keiner verletzten kann. Doch wohin? Überall schienen Kinder zu spielen. Sie landete letztendlich neben dem Weg in einem kleinen Graben. Ob sie dort ungefährlicher war? Keine Ahnung. Ich hatte zu mindestens das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Jedenfalls bis ich die nächste Scherbe auf dem Weg entdeckte und merkte wie aussichtslos mein Kampf war.
Für die Kinder scheinen die Scherben trotzdem kaum ein Problem zu sein. Auch wenn ich es eigentlich nicht verstehe, passiert nur selten etwas. Beim nächsten Mal werde ich wahrscheinlich trotzdem wieder reflexartige die Scherbe aufheben.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Gnadenlos ausgenutzt

Seit drei Wochen gehört Justice [31 Jahre] zu unseren Residents. Mit 18 hatte er einen Schlaganfall und kann seitdem seinen linken Arm nicht mehr kontrollieren. Auch sein linkes Bein macht ihm zu schaffen und doch ist er ein ausgesprochen freundlicher und fröhlicher Mann. Er wurde von seinem Vermieter kurzfristig vor die Tür gesetzt und konnte mit seiner kleinen staatlichen Unterstützung [ca. 100 € mtl] so schnell keine andere Unterkunft finden. Deswegen ist er erst einmal bei uns untergekommen.
Als es Zahltag für seine Unterstützung war, brachten wir ihn in die Stadt, um sein Geld abzuheben. Doch zu unserem Entsetzen mußten wir feststellen, dass er seine Rentenkarte sogenannten "Geldhaien" überlassen hatte. Vor einigen Monaten hatte er sich ca. 75 € von ihnen geborgt und dafür seine Karte ihnen als Pfand hinterlassen. Jedes Mal, wenn er nun seine monatliche Unterstützung bekam, wurden ihm direkt ca. 17 € als Zinsen abgezogen. Aus Ahnungslosigkeit zahlte er über die ganzen Monate keinen einzigen Cent ab, sondern nur jeden Monat treudoof seine Zinsen. Er wäre schon lange in der Lage gewesen, den Kredit zurückzuzahlen, wenn er nur einfach verstanden hätte, wie das Ganze funktioniert.
Justice ist nur ein Fall, der für zehntausende andere steht. Geldhaie nutzen gnadenlos die große Not und die Ahnungslosigkeit der Armen aus. Nur die wenigsten wissen doch, dass ein monatlicher Zinssatz von mehr als 20% weit ab von Gut und Böse ist. Und selbst wenn sie ahnen, dass sie ausgenommen werden, in der aktuellen Not denkt kaum einer an morgen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Abendmahl auf der Baustelle

Nachdem es Mitte des Jahres um den Ausbau eines neuen Gemeindezentrums für Melusi wegen fehlender Finanzen sehr ruhig geworden war, wird nun seit einigen Wochen wieder gebaut. Dies haben wir zum Anlass genommen, mal wieder einen eher ungewöhnlichen Gottesdienst zu feiern. Lobpreis im "alten" Gottesdienstsaal, Gebetszeit im HIV/Aids Care.Centre, Predigt im Gebetsgarten und zum Abschluss Abendmahl auf der Baustelle. 
Diese "Gottesdienstwanderung" beschreibt ganz gut, was uns momentan in Melusi beschäftigt: Die Situation um das noch immer geschlossene Care.Centre und der Ausbau des Gemeindezentrums sind die beiden großen "Baustellen". Aber auch in den anderen Arbeitsbereichen ist ständig Veränderung angesagt und vieles in Bewegung.


Freitag, 11. Oktober 2013

Familienbild


Elisa-Joy liebt es zu Malen. Ihre große Vorliebe ist es, sich selber umgeben von Blumen und Schmetterlingen zu zeichnen. Dabei ist es ihr wichtig, dass die Farben genau zueinander passen und auch so manche Details stimmen. Ab und an malt sie auch uns als gesamte Familie. Ihr neuestes "Meisterwerk" dürft ihr hiermit bestaunen, wobei auch bei diesem Bild auf so einige Details zu achten ist.

Montag, 7. Oktober 2013

Endlich 5

Seit Monaten hatte Ben.Luca auf diesen Tag hingefiebert: Seinen 5. Geburtstag. Heute war es dann endlich soweit - sein großer Tag. Es war schön, ihn so zu sehen, wie stolz er über seine 5 Jahre ist, wie er sich an vielen Kleinigkeiten erfreut, wie er begeistert ist von seinen Geschenken und wie er vor allem die Aufmerksamkeit genießt.
Nachdem am Nachmittag seine Freunde zur Kinderparty waren, hatte Ben.Luca danach das ganze Melusi-Team zum Abendbrot mit Pizza, Chips und Cola eingeladen. Für ihn war es ganz wichtig, dass auch alle kamen, da das Team für ihn zu seiner Familie in Südafrika geworden ist. 
Das Highlight des Tages für Ben.Luca war jedoch ein Familienzuwachs in einer anderen Form: Ein kleiner weißer Hase. Dies stellte alles andere in den Schatten und wird diesen Tag unvergesslich machen.



Mittwoch, 2. Oktober 2013

Kulturelle Vielfalt

Südafrika ist bekannt als ein Land der Gegensätze und der Vielfalt. Extrem sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich und in kaum einem anderen Land hat man so sehr das Gefühl, ständig zwischen Europa und Afrika zu pendeln wie in Südafrika. Die Natur bietet eine ungewöhnliche Vielfalt und während es in einem Landesteil schneien kann, kann man in einem anderen Teil zur gleichen Zeit Strandwetter genießen. Doch auch die einzelnen Volksgruppen sind zum Teil an Unterschiedlichkeit kaum zu übertreffen - obwohl alle von sich sagen, Südafrikaner zu sein.

Ein kleines Beispiel aus unserem Erleben: Am Vormittag hatten wir telefonisch mit einer Mitarbeiterin eines Amtes verabredet, dass wir ca. 14.00 Uhr bei ihr vorbeikommen werden. Wir waren dann auch fast pünktlich. Doch die Mitarbeiterin ließ auf sich warten. Erst kurz vor 15.00 Uhr kam sie aus ihrer Mittagspause zurück. Die Wartezeit konnten wir nutzen, um die Arbeitseinstellung der komplett schwarzen Belegschaft zu studieren. Während im Wartebereich viele Menschen saßen, liefen hinter den Tresen die Mitarbeiter gelangweilt von einer Seite zur anderen. Manche waren mit einer Tasse Kaffee sehr beschäftigt, anderen hatten voll damit zu tun, einen besonders coolen Eindruck zu machen. Einzelne schienen wirklich zu arbeiten, doch was ihnen allen gemeinsam war: Sie strahlten unwahrscheinlich viel Gelassenheit aus. Immer mit der Ruhe und bitte respektiert, dass ich hier das Sagen habe.
Diese Arbeitseinstellung wird von den Weißen oft sehr abschätzig als das "neue Südafrika" bezeichnet. Ein Südafrika, in dem die schwarze Mehrheit regiert und es in vielen Bereichen sehr afrikanisch zu geht.

Nachdem wir spät, aber sehr kompetent bedient wurden, fahren wir noch bei einem Auto-Schrotthändler vorbei. Eine Firma, die von indischen Südafrikanern betrieben wird - wie ungefähr jeder dritte Laden in unserer Umgebung. Der Unterschied könnte kaum größer sein. Hinter dem Tresen arbeiten wild gestikulierend, permanent in Funkgeräte schreiend und ständig dem Herzinfarkt nahe 8-10 Leute, um die Wünsche ihrer Kunden schnellstmöglich zu bedienen. Schon vom Zuschauen ist man völlig gestresst und fragt sich, in welcher Welt man hier gelandet ist. Nach nur wenigen Minuten können wir den Laden wieder verlassen und sind darüber nicht unglücklich.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in die größte Shopping-Mall unserer Region. Es ist so, als ob man in einem auf Kommerz getrimmten deutschen Einkaufszentrum gelandet ist und spätestens dann fällt es uns schwer, uns von einer Kultur auf die andere umzustellen. 
Bewerten wollen wir die einzelnen Kulturen nicht. Dies wäre der völlig falsche Weg. Doch es gibt viel, was wir von einander lernen können.