Mittwoch, 2. Oktober 2013

Kulturelle Vielfalt

Südafrika ist bekannt als ein Land der Gegensätze und der Vielfalt. Extrem sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich und in kaum einem anderen Land hat man so sehr das Gefühl, ständig zwischen Europa und Afrika zu pendeln wie in Südafrika. Die Natur bietet eine ungewöhnliche Vielfalt und während es in einem Landesteil schneien kann, kann man in einem anderen Teil zur gleichen Zeit Strandwetter genießen. Doch auch die einzelnen Volksgruppen sind zum Teil an Unterschiedlichkeit kaum zu übertreffen - obwohl alle von sich sagen, Südafrikaner zu sein.

Ein kleines Beispiel aus unserem Erleben: Am Vormittag hatten wir telefonisch mit einer Mitarbeiterin eines Amtes verabredet, dass wir ca. 14.00 Uhr bei ihr vorbeikommen werden. Wir waren dann auch fast pünktlich. Doch die Mitarbeiterin ließ auf sich warten. Erst kurz vor 15.00 Uhr kam sie aus ihrer Mittagspause zurück. Die Wartezeit konnten wir nutzen, um die Arbeitseinstellung der komplett schwarzen Belegschaft zu studieren. Während im Wartebereich viele Menschen saßen, liefen hinter den Tresen die Mitarbeiter gelangweilt von einer Seite zur anderen. Manche waren mit einer Tasse Kaffee sehr beschäftigt, anderen hatten voll damit zu tun, einen besonders coolen Eindruck zu machen. Einzelne schienen wirklich zu arbeiten, doch was ihnen allen gemeinsam war: Sie strahlten unwahrscheinlich viel Gelassenheit aus. Immer mit der Ruhe und bitte respektiert, dass ich hier das Sagen habe.
Diese Arbeitseinstellung wird von den Weißen oft sehr abschätzig als das "neue Südafrika" bezeichnet. Ein Südafrika, in dem die schwarze Mehrheit regiert und es in vielen Bereichen sehr afrikanisch zu geht.

Nachdem wir spät, aber sehr kompetent bedient wurden, fahren wir noch bei einem Auto-Schrotthändler vorbei. Eine Firma, die von indischen Südafrikanern betrieben wird - wie ungefähr jeder dritte Laden in unserer Umgebung. Der Unterschied könnte kaum größer sein. Hinter dem Tresen arbeiten wild gestikulierend, permanent in Funkgeräte schreiend und ständig dem Herzinfarkt nahe 8-10 Leute, um die Wünsche ihrer Kunden schnellstmöglich zu bedienen. Schon vom Zuschauen ist man völlig gestresst und fragt sich, in welcher Welt man hier gelandet ist. Nach nur wenigen Minuten können wir den Laden wieder verlassen und sind darüber nicht unglücklich.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in die größte Shopping-Mall unserer Region. Es ist so, als ob man in einem auf Kommerz getrimmten deutschen Einkaufszentrum gelandet ist und spätestens dann fällt es uns schwer, uns von einer Kultur auf die andere umzustellen. 
Bewerten wollen wir die einzelnen Kulturen nicht. Dies wäre der völlig falsche Weg. Doch es gibt viel, was wir von einander lernen können.


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