Sonntag, 20. Oktober 2013

Gnadenlos ausgenutzt

Seit drei Wochen gehört Justice [31 Jahre] zu unseren Residents. Mit 18 hatte er einen Schlaganfall und kann seitdem seinen linken Arm nicht mehr kontrollieren. Auch sein linkes Bein macht ihm zu schaffen und doch ist er ein ausgesprochen freundlicher und fröhlicher Mann. Er wurde von seinem Vermieter kurzfristig vor die Tür gesetzt und konnte mit seiner kleinen staatlichen Unterstützung [ca. 100 € mtl] so schnell keine andere Unterkunft finden. Deswegen ist er erst einmal bei uns untergekommen.
Als es Zahltag für seine Unterstützung war, brachten wir ihn in die Stadt, um sein Geld abzuheben. Doch zu unserem Entsetzen mußten wir feststellen, dass er seine Rentenkarte sogenannten "Geldhaien" überlassen hatte. Vor einigen Monaten hatte er sich ca. 75 € von ihnen geborgt und dafür seine Karte ihnen als Pfand hinterlassen. Jedes Mal, wenn er nun seine monatliche Unterstützung bekam, wurden ihm direkt ca. 17 € als Zinsen abgezogen. Aus Ahnungslosigkeit zahlte er über die ganzen Monate keinen einzigen Cent ab, sondern nur jeden Monat treudoof seine Zinsen. Er wäre schon lange in der Lage gewesen, den Kredit zurückzuzahlen, wenn er nur einfach verstanden hätte, wie das Ganze funktioniert.
Justice ist nur ein Fall, der für zehntausende andere steht. Geldhaie nutzen gnadenlos die große Not und die Ahnungslosigkeit der Armen aus. Nur die wenigsten wissen doch, dass ein monatlicher Zinssatz von mehr als 20% weit ab von Gut und Böse ist. Und selbst wenn sie ahnen, dass sie ausgenommen werden, in der aktuellen Not denkt kaum einer an morgen.

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