Dienstag, 27. Juli 2021

Tage der Erholung

Während Teile Südafrika's im Chaos versanken, waren wir gerade für ein paar Tage im Campingurlaub in der Nähe des Krüger Nationalparks. Natürlich verfolgten wir täglich gespannt die Nachrichten und waren im ständigen Kontakt mit unserem Team. Doch den Urlaub abzubrechen und nach Melusi zurückzufahren, war überhaupt keine Option, da viele Straßen gesperrt waren und es viel zu gefährlich gewesen wäre. Wir fühlten uns fast wie in einer Parallelwelt: während in einigen Teilen des Landes das pure Chaos herrschte, genossen wir die wunderschöne Natur, erfreuten uns an den Tieren im Krüger Nationalpark und fühlten uns ziemlich sicher fernab jeglicher Gewalt.
 

Auch wenn wir eigentlich in dieser Zeit gern in Deutschland gewesen wären [Blog "Deutschland, wir kommen - leider nicht"], so waren dieser Urlaub für uns als Familie etwas ganz besodneres. Wir fühlen uns überreicht beschenkt und sind GOTT unglaublich dankbar, dass wir diese Tage der Erholung hatten.  
 
Ein paar Bilder gibt es hier: Bildershow
 

Dienstag, 20. Juli 2021

Tage des Chaos

Für ein paar Tage war Südafrika weltweit in den Schlagzeilen. Leider gab es nicht viel Gutes zu berichten. Als Reaktion auf die Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma hatten seine Anhänger gedroht, das Land unregierbar zu machen. Auch wenn viele mit möglichen Ausschreitungen gerechnet hatten, wurde Südafrika dann doch von der Wucht vollkommen überrascht.

Gezielt - und womöglich von gewissen Pro-Zuma Kräften gesteuert - wurden wichtige Verkehrsverbindungen in unserem Bundesland KwaZulu-Natal [der Heimat von Zuma] blockiert, LKWs in Brand gesteckt, Fabriken und Einkauszentren geplündert, riesige Logistikzentren überfallen und innerhalb kurzer Zeit des Land in einen Ausnahmezustand versetzt. Auch wenn die ursprünglichen Proteste als Unterstützung von Zuma gesehen werden konnten, haben aber vor allem die Plünderungen eine Eigendynamik entwickelt, die nichts mehr mit seiner Inhaftierung zu tun hatten. 160 Einkauszentren wurden geplündert und zum Teil abgebrandt, unzählige kleine Läden wurden einfach platt gemacht, Geldautomaten leergemacht, Lagerhallen ausgeräumt und alles mitgenommen, was ging. Oftmals wurden als erstes Geschäfte überfallen, die Alkohol verkauften. Mehr als 200 Leute sind bei den "Protesten" gestorben - die meisten von ihnen bei Plünderungen oder durch gewalttätige Auseinandersetzungen auf den Straßen.


Die Polizei und die staatlichen Behörden wurden trotz Warnungen völlig überrascht und waren dem Ansturm überhaupt nicht gewachsen. Es war unglaublich zu sehen, wie der Staat innerhalb kürzester Zeit völlig die Kontrolle verloren hat und erst durch die Einberufung der Armee langsam wieder Herr der Lage wurde.

Vielerorts hatten sich bis dahin schon Bürgerwehren gegründet, die Städte oder gewisse Stadtteile kontrollierten und damit versuchten, Plünderungen zu unterdrücken. Auch in Dundee wurden alle Eingänge der Stadt und gewisse wichtige Verkehrspunkte von Bürgern und privaten Sicherheitsfirmen für mehrere Tage und Nächte kontrolliert. Man nahm das Recht in eigene Hand, um sich und die Geschäfte der Stadt zu schützen. In Dundee ist dies zum größten Teil gut gegangen und es ist zu keinen Plünderungen gekommen. Auch Melusi ist komplett verschont geblieben. Leider ist es aber auch durch Bürgerwehren in anderen Städten zu Gewalt zwischen den verschiedenen Rassen gekommen.

Die Ausschreitungen und Plünderungen haben sich - GOTT sei Dank - nicht auf das ganze Land ausgebreitet, sondern fanden vor allem in den beiden größten Städten unserer Provinz und in Gebieten von Johannesburg statt. Trotzdem waren die Auswirkungen landesweit zu merken. Aus Furcht vor Überfällen haben Transportunternehmen ihre Arbeit eingestellt, Lieferketten wurden unterbrochen, die größte Raffinerie im südlichen Afrika musste für einige Tage die Produktion einstellen und eine der wichtigsten Autobahnen und Transportwege war für eine Woche nicht befahrbar... Es herrschte Chaos. 

Nun hat sich die Lage weitesgehend beruhigt, die Regale füllen sich langsam wieder in den Geschäften und alle erholen sich von dem Schock. Doch das Vertrauen in den Staat ist komplett verloren gegangen und Leute leben in noch mehr Angst als schon zuvor.

Samstag, 3. Juli 2021

Deutschland, wir kommen - leider nicht

Die Flüge waren schon seit Monaten gebucht und in den nächsten Tagen sollte es eigentlich los gehen. Doch daraus wird nun leider nichts. Seit nun mehr als einem halben Jahr warten wir auf ein neues Visum. Unser bisheriges ist im Februar abgelaufen und obwohl wir schon im Dezember eine Verlängerung beantragt haben, ist bisher nichts passiert. Die Behörde, die sonst auch nicht durch Schnelligkeit glänzt, befindet sich vermutlich im "Corona-Schlaf". Es gibt einen großen Rückstau an Anträgen und von daher ist es momentan auch nicht absehbar, wann wir unser Visum erhalten werden. Doch ohne gültiges Visum ist eine Aus- und geplante Wiedereinreise ein zu großes Risiko. Von daher hat sich unser großer Wunsch nicht erfüllt. Frustriert und traurig haben wir unsere Flüge storniert und die Reise letztendlich abgesagt. 

Nun nutzen wir die "Winterferien" der Kinder, um für zwei Wochen Zeltern zu fahren. Es geht in die Nähe des Krüger Nationalparks. Auch wenn es nicht Deutschland ist, freuen wir uns trotzdem auf diese Zeit.