Mittwoch, 30. Januar 2013

Umkhulu John

Wir saßen gerade beim Frühstück im Garten und genossen die Morgensonne als ein neuer Resident ankam. Umkhulu John - was soviel bedeutet wie Großvater Johannes - ist von seiner gewalttätigen Frau weggelaufen und wollte bei uns unterkommen. Da er kein Wort Englisch spricht und auch einen etwas verwirrten Eindruck machte, konnten wir seine Geschichte nur zum Teil rausbekommen. 
Relativ schnell wurde aber klar, dass er über keinen Personalausweis verfügt und auch nicht weiß, wann er geboren und wie alt er ungefähr ist. Dies ist für ältere Südafrikaner gar nicht so ungewöhnlich. Wir haben ihn dann angeboten, bei der Beantragung seines Ausweises und seiner Rente zu helfen. 
Gestern waren wir mit ihm auf dem entsprechenden Amt und nach einigen Stunden hatten wir auch alle Sachen so gut wie erledigt. Sein Alter wurde durch die Beamten geschätzt und auch sonst lief alles recht unkompliziert.
Doch kurz bevor wir erfolgreich die Beantragung abschließen konnten, kam eine neue Mitarbeiterin in das Zimmer und erkannte unseren Großvater. Er hatte schon mehrmals versucht einen südafrikanischen Ausweis zu beantragen, um damit eine Rente zu bekommen. Doch da er aus Lesotho stammt, steht ihm das gar nicht zu. Dies wußte er auch, doch er wollte es einfach noch einmal probieren. Fast wäre er damit ja auch durchgekommen. Unsere Mitarbeiter standen dann etwas blöd daneben, da wir von all dem nichts wußten. Manchmal sind halt unsere Männer nicht nur etwas verwirrt, sondern auch ziemlich schlau.

Sonntag, 27. Januar 2013

Eine [fast] normale Familie

Heute hatten wir nach dem Gottesdienst eine Zulu-Familie aus unserer Gemeinde zum Grillen eingeladen. Es kam dann auch die ganze Familie: die Oma [54 Jahre], ihre Tochter [34 Jahre] und vier Enkelkinder [7-15 Jahre]. 
Vor ein paar Jahren war die Familie noch viel größer gewesen, doch drei ihrer vier Kinder hat die Oma bereits verloren. Natürlich darf man nicht fragen, was die Ursache dafür war. Doch der Grund für das vor allem in den letzen 10 Jahren "massenhafte" Sterben der jungen Generation in Südafrika ist HIV/Aids. Seit ca. fünf Jahren werden nun fast flächendeckend Medikamente zur Verfügung gestellt, die das schnelle Hinwegsterben aufhalten. Doch die Ausmaße der Epidemie sind überall sichtbar.
Denn gehören eigentlich nur zwei der vier Kinder zu der Tochter. Die anderen zwei sind Kinder ihrer verstorbenen Geschwister. Dass sie nicht bei dem anderen Elternteil leben, bedeutet, dass es diesen auch nicht mehr gibt. So ist die Oma nun mit ihrer Tochter und den vier Enkelkinder eine Familie - eine [fast] normale Familie für Südafrika, denn sie teilen ihr Schicksal mit zehntausend ähnlichen Familien.

Dienstag, 22. Januar 2013

Neues Schuljahr

Die langen Sommerferien sind nun vorbei und unsere Kinder gehen seit einer Woche wieder in ihren Kindergarten/Vorschule. Für Ben.Luca hat sich nicht so viel verändert. Er geht weiterhin in dieselbe Gruppe, ist jetzt nur einer der Großen. Elisa.Joy dagegen ist auf eine neue Schule gewechselt, wo sie das offizielle Vorschuljahr besucht und nächstes Jahr eingeschult werden soll.


Von außen wirkt das Gelände auf den ersten Blick eher wie ein Gefängnis als ein Schule: der Südafrika-typische Stachelzaun, Sicherheitstor, Scheinwerfer ... Doch hinter der nicht ganz so einladenden Fassade verbirgt sich eine der besten Schulen in der Umgebung. Sie wird durch eine Evang.-Lutherische Kirchgemeinde betrieben, die von deutschen Missionaren vor Jahrzehnten ca. 10 km außerhalb von Dundee gegründet wurde. Bis heute ist der deutsche Einfluß noch sichtbar, auch wenn der Unterricht in Englisch stattfindet und nur noch wenige Lehrer Deutsch sprechen. Elisa.Joy hat sich erstaunlich schnell an die neue Umgebung gewöhnt und genießt es nun, mit den großen Kindern in dieselbe Schule zu gehen.

Freitag, 18. Januar 2013

Baustelle

"Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten." [Die Bibel / Jesaja 61.4] 
Melusi befindet sich auf dem ehemaligen Gelände eines alten schwedischen Missionskrankenhauses. Einige der Häuser sind schon ca. 90 Jahre alt und für südafrikanische Verhältnisse in wirklich gutem Zustand. Man hat in den letzten Jahren viel investiert und das gesamte Gelände wirkt sehr gepflegt. Nur eine alte Ruine war für viele Jahre der letzte Schandfleck. Doch dies ändert sich momentan. Schon seit einigen Monaten sind wir nun dabei, in kleinen Schritten die alten Trümmer wieder aufzubauen und was vorzeiten zerstört worden war, wieder aufzurichten.


Das Ziel ist aber nicht nur, ein altes Gebäude wieder herzustellen, sondern damit auch viele Leben wieder aufzurichten. Das noch erhaltene Reststück des ursprünglichen Gebäudes plus ein 12 Meter langer Anbau soll als handwerkliches Trainingszentrum genutzt werden. Die Idee ist, schlecht ausgebildeten und arbeitslosen jungen Menschen, ein Training in handwerklichen Grundfähigkeiten anzubieten. Die Hoffnung dabei ist, dass die "Ausbildung" es ihnen einfacher macht, hinterher einen Job zu bekommen und für ihre Familien sorgen zu können.
Doch es geht nicht nur um die Weitergabe von praktischen Fähigkeiten. Wir wollen auch die Möglichkeit nutzen, junge Leute zu begleiten und von unserem Glauben weiterzugeben. Mitte des Jahres soll es dann langsam losgehen und unser Wunsch ist, dass bis dahin nicht nur die alten Trümmer wieder aufgebaut worden sind, sondern dass durch dieses Trainingszentrum viele Menschen aufgerichtet werden.

Montag, 14. Januar 2013

Melusi Team 2013

Mit dem Kommen von Jonas und der Rückkehr einer Familie aus Holland ist für die nächsten Monate unser Team komplett. Insgesamt sind fünf unterschiedliche Nationalitäten [Südafrika / Lesotho / Deutschland / Holland / Schweiz] und jede Menge verschiedener Charaktere und Persönlichkeiten vertreten. Trotz aller Unterschiedlichkeit ist es ein richtig gutes Team und wir freuen uns, ein Teil dessen zu sein.


Freitag, 11. Januar 2013

Mitbewohner

Der Dachschaden in Melusi und die damit verbundene Unbewohnbarkeit einer Mitarbeiterwohnung hatte zur Folge, dass wieder einmal einige Leute kurzfristig umziehen mußten. Auch wir sind indirekt davon "betroffen". Nicht in dem Sinn, dass wir unser Haus verlassen haben, sondern dass wir nun erst einmal auf unbestimmte Zeit einen Mitbewohner haben.


Jonas [20 Jahre] kommt aus dem Schwarzwald und ist letzte Woche hier bei uns eingetroffen. Er wird für ein halbes Jahr in Melusi sein und zumindestens in der ersten Zeit in unserem Gästezimmer wohnen. Nach Chantal, einer Kurzzeitlerin aus Holland, die letztes Jahr für 6 Monate bei uns wohnte, ist Jonas nun unser zweiter Mitbewohner. Willkommen in unserer Familie.

Montag, 7. Januar 2013

Der Geist der Schlange

Natürlich hat uns in den letzten Tagen unser fliegendes Dach gut beschäftigt. In den ersten Tage hatten wir gut mit Aufräumen zu tun. Seit heute ist eine Firma vor Ort, mit der wir nun gemeinsam versuchen, so schnell wie möglich, ein neues Dach aufzubauen.

Doch das Thema Dach und die Kraft des Windes hat auch die Einheimischen sehr beschäftigt. Immer wieder haben wir dabei die gleiche Geschichte gehört: Ein Tornado ist der Geist einer schwangeren Schlange, die in dieser Jahreszeit versucht, für sich einen Platz zum Gebären zu finden. Normalerweise versucht sie diesen, in einem See oder einem Fluss zu finden. Sobald der Geist der Schlange dabei auf die Erde schaut, verursacht der Wind Schaden. In unserem Fall - so die Erklärung der Zulus - wollte die Schlange sich in unserem See niederlassen. Doch beim Heruntergekommen hat sie gemerkt, dass dieser Platz zu klein ist und hat sich davon abgewendet. Dabei ist der besagte Dachschaden entstanden und nur weil Gott gnädig mit Melusi war, ist nicht noch viel mehr passiert.

Hinter dieser Erklärung steht das Weltbild des Animismus, was besagt, dass alles, was passiert durch Geister verursacht wird. Selbst Einheimische, die an Gott glauben, vertreten dieses Weltbild und glauben an die Macht der Geister. Natürlich leben dadurch viele Zulus in einer ständigen Furcht und man versucht die Geister, immer wieder gnädig zu stimmen. Mit unseren "westlichen" Erklärungen zum Thema Wind können sie nur wenig anfangen. Gerade hier merkt man, wie in Südafrika verschiedene Welten und verschiedene Weltbilder aufeinander treffen.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Wenn der Sturm tobt

Ich stand gerade in der Melusi Küche und bereitete das Abendbrot für unsere Residents vor als am Montag Nachmittag plötzlich ein starker Wind aufzog. Mit einem Mal hörte ich Leute von außen rufen, dass es das Dach eines unserer Häuser abgedeckt hätte. Der Wind hatte sich zu einer Art Wirbelsturm entwickelt und mit ungeheurer Kraft ca. 40% des Daches einfach weggefegt. GOTT sei Dank war in diesem Moment niemand im oder am Haus, so dass keiner zu Schaden gekommen ist.



Da kräftige Wolken aufzogen und der Wind weiter tobte, haben wir mit vereinten Kräften so schnell wie möglich eine Wohnung und zwei Gemeinschafträume komplett beräumt. Glücklicherweise hat der Regen erst dann eingesetzt als alles in Sicherheit war. Doch durch das Wasser ist natürlich jetzt auch die Decke hinüber und muss komplett ersetzt werden.
Die nun "freistehende" Wohnung gehört einer holländischen Familie, die am Freitag mit ihren zwei kleinen Kindern wieder zurück nach Melusi kommt. Sie werden nun in eine Übergangswohnung ziehen müssen.
Derweile haben heute die Aufräumarbeiten schon begonnen und wir versuchen gemeinsam mit einer Firma so schnell wie möglich, das Haus wieder bewohnbar zu machen. Leider ist dieser Art von Schaden nicht versichert, so dass nicht nur viel Arbeit sondern auch eine ganze Menge Kosten auf uns warten.