Montag, 27. Januar 2014

Morgendliche Überraschung

Es war kurz nach 6.00 Uhr am Freitag Morgen. Ich war auf dem Weg in die Küche, um für unsere Residents Frühstück vorzubereiten, als ich einen Stuhl vor einem Bürofenster entdeckte. Das oberste Fenster stand offen - genauso wie alle Schreibtischschubladen. Jemand hatte sich in der Nacht offensichtlich Zutritt zu unseren Büros verschafft und unsere Kasse, einen Computer, einen Flachbildschirm und einen Laptop mitgenommen.


Noch während wir auf die Polizei warteten, untersuchten wir alle Türen und Fenster des Hauses. Nirgendwo konnten wir ein gewaltsames Eindringen feststellen. Als die Polizei später Fingerabdrücke sicherte, wurde unsere Annahme bestätigt: Die Einbrecher sind über ein ca. drei Meter hochgelegenes Fenster eingestiegen, welches offen stand. Danach konnten sie fast ungehindert unsere Büros durchsuchen. Sie haben dabei sehr leise gemacht, da derjenige, der direkt neben den Büros wohnt nichts mitbekommen hat. Mit der gestohlenen Ware sind sie dann wieder durch das Fenster abgestiegen, über unser Grundstück spaziert und dann über unsere mehr als zwei Meter hohe Außenmauer geklettert. Es scheint so, als  ob sie dies nicht zum ersten Mal getan hätten.


Für uns bedeutet dies nun der zweite Einbruch innerhalb von zwei Wochen und es zeigt uns wieder einmal sehr deutlich, dass wir trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht wirklich sicher sind. Südafrika hat nicht umsonst eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt und Einbrüche zählen dabei zur Tages- oder bzw. Nachtordnung.
Nicht die beruhigendste Erkenntnis.

Donnerstag, 23. Januar 2014

Was geschah mit Jabulile?

Richtig glücklich sah Jabulile [10 Jahre] noch nie aus. Obwohl ihr Name übersetzt "Grund zur Freude" heißt, schien sie selber wenig Freude auszustrahlen. Traurigkeit stand in ihren Augen und auf ihrem Gesicht fand sich nur sehr selten ein Kinderlächeln.
Gründe für ihre Traurigkeit schien es viele zu geben: Ihre Familie gehört zu den Ärmsten, die wir in der Umgebung kennen, lange Zeit wohnte Jabulile mit ihren zwei Geschwistern und ihren Eltern in einer 6m² großen Blechhütte, vor zwei Jahren ist das vierte Kind der Familie als Baby gestorben und ihr Vater trinkt lieber, als sich auf die Suche nach einer Arbeit zu begeben. Als ältestes Kind der Familie musste Jabulile schon früh viel Verantwortung übernehmen und sich besonders um ihre kleineren Geschwister kümmern.

Doch vor einigen Tagen sollte für Jabulile alles noch schlimmer werden. Während ihre Mutter unterwegs war, hat ihr betrunkener Vater sie vor den Augen ihres vierjährigen Bruders mehrmals vergewaltigt. Darauf hin ist sie zu ihrer Tante abgehauen. Die Nachbarn haben dann die Polizei verständigt und sowohl Jabulile wie auch ihr Vater wurden mitgenommen. 
Obwohl das Krankenhaus eine mehrfache Vergewaltigung feststellen konnte, wurde kein Sperma gefunden. Somit stehen sich nun die Aussage des Vaters, der die Tat bestreitet und die Aussage seiner Tochter gegenüber. Doch ohne Beweis ist es schwierig, den Vater anzuklagen. In den nächsten Tagen wird Jabulile deswegen noch einem Psychologen vorgeführt, der Klarheit in die Angelegenheit bringen soll. Doch bis dahin wird der Vater wieder auf freien Fuß gesetzt. Unglaublich, aber leider wahr.

Samstag, 18. Januar 2014

Nowasi

Nowasi [25 Jahre] ist nach einem halben Jahr Schließzeit die erste Patientin in unserem HIV/Aids Care.Centre. Aufgrund ihrer Erkrankung ist sie zeitweise gelähmt, hat offene Wunden und bedarf dringend Pflege, die ihre Familie ihr so nicht bieten kann. Madeleine konnte sie am Donnerstag von ihrem Zuhause abholen und seitdem läuft der "normale Betrieb" im Care.Centre wieder. In den nächsten Tagen und Wochen werden dann weitere Patienten folgen. 


Wir sind gespannt wie alles anlaufen wird, da doch mit Elske und Madeleine zwei Mütter die Leitung übernommen haben. Während die beiden arbeiten, werden Jo.Ann und die kleine Tochter von Elske durch eine weitere Mutter aus Melusi betreut. In den Nachmittagsstunden, wenn die großen Kinder von der Schule zurückkommen, ist eine pensionierte Krankenschwester verantwortlich. 

Madeleine, Elske und eine Care.Giverin

Unterstützt wird unser Team durch 14 Care.Giver, die durch uns in den letzten Jahren ausgebildet worden. Sie arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb und gewährleisten damit, dass unsere Patienten rund um die Uhr gut betreut werden. Die meisten von ihnen kommen selber aus einfachsten Verhältnissen und haben oft nur eine schlechte Schulbildung. Daher brauchen Madeleine und ihre Kolleginnen oft viel Nerven und Geduld, um ihnen die einfachsten Dingen weiterzugeben. 
Doch es gibt dadurch auch immer wieder Grund zum Schmunzeln. So hat heute eine Care.Giverin in den Patientenbericht geschrieben: "Die Wunde sagt, dass sie sich bessern wird." Das ist doch schon einmal ein guter Start.

Mittwoch, 15. Januar 2014

1. Klasse

Auf diesen Tag hatte Elisa.Joy schon lange hingefiebert: ihren Schulanfang. Seitdem sie nun schon seit etwas über einem Jahr mit Fernschulmaterial Deutsch lernt und letztes Jahr die offizielle Vorschulklasse besucht hatte, ging es heute dann so richtig los. Nach unseren sechswöchigen Sommerferien ist Elisa.Joy eingeschult worden. Natürlich durfte die für Südafrika obligatorische Schuluniform dabei nicht fehlen und Elisa.Joy ist auch ganz begeistert davon. 
Den Anfang bildete ein kleiner Schulgottesdienst bei dem der Papa allen Schülern und Lehrern noch etwas erzählen durfte. Am Ende dieser kleinen Zeremonie gab es für jedes Kind - aufgrund des deutschen Hintergrundes der Schule - sogar noch eine kleine Zuckertüte.


Doch auf für Ben.Luca war es ein besonderer Tag. Durfte er doch seinen Kindergarten verlassen und nun auch auf Elisa.Joy´s Schule gehen. Dort besucht er das Vorschuljahr und fühlt sich auch schon richtig groß. 
Als Abschluss dieses aufregenden Tagen sind wir am Abend als Familie auf unseren "Hausberg" gefahren und hatten ein tolles Picknick zusammen. Dabei ist uns noch einmal bewusst geworden, welch große Kinder wir nun schon haben und wie sehr GOTT uns mit ihnen beschenkt.

Sonntag, 12. Januar 2014

Ungebetene Gäste

Eigentlich lieben wir es ja Gäste zu haben, doch so manche "Besucher" kommen eher ungebeten. So stellten wir am Freitag Morgen fest, dass die neue Monitorbox in unserem Gottesdienstraum fehlte. Die Kabel lagen noch fein säuberlich an ihrem Platz, das Keyboard stand daneben, doch von der Box fehlte jede Spur. Als wir uns dann auf die Spur machten, mussten wir gar nicht so lang suchen. Offensichtlich hatten an dem Tag zuvor, ungebetene "Gäste" unseren Stacheldrahtzaun durchtrennt und sind am helllichten Tag über unsere Mauer gestiegen. Dachnach sind sie durch eine offenstehende Tür in unseren Gottesdienstsaal gelangt und konnten sich frei bedienen. Sehr dreist.


Leider gehören solche oder ähnliche Erlebnisse zum Alltag von Südafrika. Man fühlt sich durch die vielen Sicherheitsvorkehrungen zwar zum Teil wie im Gefängnis und weiß doch, dass man letztendlich nicht wirklich sicher ist.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Überraschende Begegnungen

Ziemlich motivationslos bin ich gestern mit zwei Mitarbeitern und einer Übersetzerin zu unseren wöchentlichen Besuchen im Township gefahren. Über die letzten Monate hatten wir so viel Energie und Zeit investiert und doch schien es am Ende des letzten Jahres, dass einige unserer Familien kein wirkliches Interesse an GOTT haben. Jedenfalls konnten wir keines erkennen und mussten eher feststellen, dass sich über die letzten Monate und zum Teil Jahre, geistlich sich bei ihnen eigentlich nichts verändert hatte. Natürlich gab es auch Ermutigendes, aber der Frust überwog in letzter Zeit.

Noch im Auto haben wir verschiedene Möglichkeiten angedacht, unsere Besuche anders zu gestalten: Uns bewußt auf Leute konzentrieren, die Gottes Wort hören wollen und Nachbarn in eine Hütte zusammen rufen, um letztendlich mehr Leute erreichen zu können. Doch wie sollte dies funktionieren in einer Kultur, in der man nur schwer sagen kann, dass wir nicht mehr zu Besuch kommen und in einem Dorf, in dem sich nur wenige Leute gegenseitig besuchen, da man sich nicht wirklich vertraut.


Doch schon in der ersten Hütte wurden wir überrascht. Wo uns sonst ein einzelner Mann erwartet, saßen fünf Männer und hörten gespannt zu. Später wurde ich durch einen Mann herbei gerufen, zu dem wir bisher nur losen Kontakt hatten. Er saß mit drei anderen Männern unter einer Plane und mir bot sich eine tolle Gelegenheit, zu ihnen zu reden. Ähnliche Erlebnisse folgten, so dass wir nur die Hälfte unsere eigentlichen Familien schafften. Doch plötzlich öffneten sich neue Türen und vor allem die Möglichkeit, sich mit mehreren Leuten zusammen zu treffen und neue Leute dazu einzuladen. 


Als wir dann sehr bewegt und voller neuer Motivation aus der letzten Hütte kamen, hörten wir wieder jemand nach uns rufen. Zwei Frauen standen hinter ihrem Zaun und fragten, ob wir mit ihnen auch Bibel lesen und Beten könnten. Wir luden sie für nächste Woche zu ihren Nachbarn ein und sind gespannt, ob wir sie und all die anderen wieder sehen werden.

Montag, 6. Januar 2014

Gott erfahren - Afrika entdecken

Gestern war der offiziell letzte Arbeitstag von Lindiwe [unserer einzige schwarzen Mitarbeiterin im Team] und ihrem Mann Peter in Melusi. Sie werden in den nächsten Woche uns verlassen, um sich noch mehr der Förderung ihres Pflegekindes Simphiwe zu kümmern, der aufgrund seiner HIV-Erkrankung in seiner ganzen Entwicklung stark beeinträchtigt ist. Dies hinterläßt aber nicht nur menschlich eine Lücke, sondern hat auch arbeitstechnisch für uns als Team Konsequenzen. Ihre Aufgaben werden nun auf andere Schultern verteilt, was für die meisten von uns, zusätzliche Verantwortung bedeutet.

Melusi Team im Oktober 2013 mit Lindiwe, Peter [hinten rechts] und Simphiwe [vorne rechts]

Daher sind wir nun verstärkt auf der Suche nach Leuten, die sich vorstellen können, für mehrere Monate - oder gern auch länger - in unserer Gemeinschaft mitzuleben und mitzuarbeiten. Melusi bietet eine großartige Möglichkeit ...
  • ... im Glauben herausgefordert zu sein und dadurch zu wachsen
  • ... Menschen zu dienen und dadurch selber beschenkt zu werden
  • ... an eigene Grenzen zu stossen und Neues zu wagen
  • ... in Gemeinschaft zu leben und wirklich miteinander unterwegs zu sein
  • ... von anderen Kulturen zu lernen und sich selber zu hinterfragen
  • ... ständig zwischen den unterschiedlichen Welten Südafrika´s zu pendeln
  • ... täglich die Schönheit des Landes und die Kluft zwischen Arm und Reich vor Augen zu haben
  •  ... und in allem GOTT zu erfahren und Afrika zu entdecken.
Wer Interesse hat, darf sich gern auf der Melusi Website informieren oder direkt bei uns melden [stephan.barthelatgmx.de].

Donnerstag, 2. Januar 2014

Ein toller Start

Es war ein toller Start in das neue Jahr: Strahlend blauer Himmel, Sonne satt, Temperaturen über 30°, ein wunderschöner Picknickplatz an einem nahegelegenen See und eine Menge Leute, die in verschiedener Form zu Melusi gehören [Team, Residents, Gemeinde]. Doch der eigentliche Höhepunkt war die Taufe von drei Leuten, deren Leben exemplarisch für unsere Arbeit steht.



Sydney [43 Jahre] gehörte vor 15 Jahren zum Melusi Team. Doch dann fing er an zu trinken, verließ Melusi und sein Leben geriet völlig außer Fugen. Vor kanpp zwei Monaten kam er als Resident zu uns zurück. Seitdem fängt er wieder an, einen Sinn in seinem Leben zu sehen. Als bewußten Ausdruck seines Neustarts wollte er sich nun Taufen lassen - etwas, was er noch nie getan hat und was seinem bisherigen Leben ein "Ende" setzen soll.

Bongingkosi [Mitte Zwanzig] wohnte auch vor ca. 15 Jahrne bei uns. Doch nicht als Teammitglied, sondern er gehörte zu den Kindern, die in einer Art "Kinderheim" durch Melusi betreut worden. Damals lernte er GOTT kennen und geht seitdem seinen Weg. Er arbeitet nun im Krankenhaus von Dundee und unterstützt uns in unserer Kinder- und Jugendarbeit. Sein Leben ist ein großartiges Zeugnis und eine absolute Ermutigung für uns.

Nokuthula [17 Jahre] gehört auch schon seit Jahren zu Melusi und hat doch eine ganz andere Geschichte. Als Kind fiel sie ins Feuer und erlitt schwere Verbrennungen. Ihre Mutter kümmerte sich nicht mehr richtig um sie, so dass sie von Melusi Mitarbeitern adoptiert wurde. Seitdem ist sie Teil unserer Melusi Familie und es ist toll zu sehen, wie Nokuthula in ihrer einfachen Art an GOTT glaubt und in ihren gesundlichen Problemen an ihm festhält.