Freitag, 28. September 2012

Achtung Baustelle

Bei uns im Haus wird wieder gebaut. Dieses Mal lassen wir unsere Küche und das Esszimmer vorrichten. So haben wir vorübergehend die Küche in unser Gästezimmer verlagert und nutzen zur Zeit nur den hinteren Teil des Hauses. Platztechnisch ist dies ganz o.k., obwohl eine "Küche" ohne Wasseranschluß und Möglichkeit zum Abwaschen doch eher an Camping erinnert.
Nachdem die letzte Renovierung sich zu einer Endlosgeschichte entwickelt hatte, hoffen wir nun, dass wir dieses Mal nicht wieder Wochen warten müssen, bevor wir wieder alle Räume nutzen können. Doch es gibt so einiges zu tun, da sich um unser Haus in den letzten Jahren kaum einer wirklich gekümmert hat. Nun wollen wir es Schritt für Schritt zu unserem Zuhause machen.

Dienstag, 25. September 2012

Frühlingsgrüße

Während sich in Deutschland die Blätter an den Bäumen verfärben und der Herbst so langsam einzieht, genießen wir in Südafrika den Frühling. In den letzten Wochen hat es immer mal wieder geregnet, so dass alles nun wieder anfängt zu wachsen. Das Gras grünt und bekommt endlich wieder Farbe, die Sträucher schlagen aus und die Blumen blühen. Alles sieht gleich deutlich freundlicher aus. Das tut gut.

Samstag, 22. September 2012

1,25 € Stundenlohn

Ein ziemlich heißes Thema in Südafrika sind die Löhne. Und dies nicht erst, seitdem die Bergarbeiter vor kurzem für höhere Löhne gestreikt haben und es dabei mehr als 40 Tote gab. Was ist angemessen? Was ist fair? 
Anna, unsere Haushaltshilfe, bekommt von uns umgerechnet einen Stundenlohn von 1,25 € plus Extras [Kinderzahnbürste, Schuhe von Madeleine, Obst oder Saft, ein Frühstück ...]. Damit bezahlen wir schon  mehr als was üblich ist und was der Staat Südafrika als Mindeslohn für Hausangestellte vorschreibt.. Normal ist ungefähr ein Euro, doch arbeiten auch viele für deutlich weniger, nur um über überhaupt etwas zu verdienen.
Doch ist ein Stundenlohn von 1,25 € wirklich ein faier Lohn? Schwer zu sagen und für uns nicht immer einfach mit unserem Gewissen zu vereinbaren. Ist es ein Ausnutzen der Bedürftigkeit des Anderen oder ist es ein angemessener Lohn, da auch die Quantität und die Qualität bei weitem hinter dem zurück bleibt, was man sich in Deutschland unter einer Haushaltshilfe - dies gilt genauso auch für andere Arbeiten - vorstellt. 
Das Thema faire Löhne wird Südafrika und auch uns in nächste Zeit immer wieder beschäftigen.

Montag, 17. September 2012

Aufwaschen & Kinderzahnbürsten

Nach mehreren Tagen ohne Internet sind wir nun wieder online und können etwas aus unserem Leben berichten. Denn auch ohne Internet ist es uns nicht wirklich langweilig geworden.
Seit einigen Wochen kommt einmal wöchentlich Anna für einen Vormittag zu uns, um Madeleine im Haushalt zu helfen. Abwaschen, Fenster putzen, bügeln, Bad sauber machen ... - es gibt immer genügend für sie zu tun und so kann sie sich etwas Geld verdienen.


Doch nicht immer ist sie eine so große Hilfe, denn viele Dinge sind für sie überhaupt nicht selbstverständlich. Zum Beispiel, dass Aufräumen nicht unbedingt bedeutet, alles in irgend einen Schrank zu verstecken oder dass es im Besteckkasten eine gewiße Ordung gibt, die wir auch gern so beibehalten würden [nach einigen Wochen Lernen, hat sie dies nun]. So ist sie für Madeleine nicht nur eine Hilfe, sondern auch eine zusätzliche Aufgabe und fordert doch manchmal Madeleines Geduld heraus.

Letzte Woche hat Anna unser Bad sauber gemacht und unter anderem auch den Müll entleert. Dabei hat sie die Kinderzahnbürsten von Elisa.Joy und Ben.Luca entdeckt, die Madeleine weggeworfen hatte. Für sie ist dies etwas besonderes, was sie sich so für ihr Kind kaum leisten kann. Daher hat sie sich die beiden Zahnbürsten aus dem Müll genommen. Als Anna dann gehen wollte, gab Madeleine ihr noch eine neue Kinderzahnbürste mit, die für uns so selbstverständlich ist und für sie so so besonders.


Montag, 10. September 2012

100

Als Ende letzter Woche drei weitere wohnungslose Männer vor unserer Tür standen, haben wir den 100. Resident in meiner Zeit hier aufgenommen. 100 verschiedene Männer [einige davon kamen öfters bei uns vorbei], 100 verschiedene Geschichten, 100 einsame Personen, 100 gebrochene Persönlichkeiten, 100 traurige Schicksale und doch auch 100 wertvolle Menschen, 100 Männer, die Gott noch lange nicht abgeschrieben hat und 100 mal die Chance, Gottes Liebe ganz praktisch weiterzugeben.
Die Zahl der Männer, die zu uns kommen steigt kontinuierlich. Hatten wir im Jahr 2010 54 verschiedene Residents, so waren es letztes Jahr 64. Allein bis heute haben wir dieses Jahr schon 62 Bewohner gehabt und werden damit die Anzahl vom letztes Jahr bald übertreffen. Doch auch wenn manchmal ganz schön viel los ist, so versuchen wir bewußt, den Einzelnen zu sehen und ihn zu begleiten.

Freitag, 7. September 2012

Unterm Baum

Seit einigen Wochen lebt er hinter unserem Zaun. Direkt zwischen unserem Gelände und der Bahnschiene. Sein "Zuhause" hat er sich unter einem Baum eingerichtet. Und täglich mehrt sich sein Besitz: Plastikbeutel, leere Dosen, alte Schuhe, kaputte Haushaltsgegenstände, alte Zeitungen ... 
Seit zwei Tagen regnet es nun ununterbrochen und es ist eiskalt. Für die Natur ein Segen, für diesen Mann eine Qual. Doch aus welchem Grund auch immer, er will nicht zu uns kommen. Er bevorzugt es, unterm Baum zu leben.

Dienstag, 4. September 2012

Weg ist er

Wöchentlich kommen neue Bewohner in unser Wohnprojekt für obdachlose Männer und genauso verlassen uns auch wöchentlich einige. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, auch wenn es immer einen konstanten Kern gibt. Zu dem gehörte bis gestern auch K. [50 Jahre]. 


Er war für zehn Monate bei uns und gehörte damit schon zu den Etablierten. Eigentlich wollte er gern viel länger bleiben, selber Mitarbeiter werden und andere Anlernen. Doch - wie leider bei Vielen - ist es nur bei den Vorsätzen geblieben. In den letzten Wochen war er etwas frustriert und hat sich nun entschieden, in einer größeren Stadt einen Job zu suchen. Weg ist er.
Auch wenn wir uns schon an den permanten Wechsel der Bewohner gewöhnt haben, so ist es dann doch immer sehr eigen, wenn jemand geht, der so lange mit uns war. Wir hoffen aber sehr, dass die Zeit hier in Melusi bleibende Spuren in seinem Leben hinterlassen hat.


Samstag, 1. September 2012

Absolvierungsfeier

Am Mittwoch war für 12 unserer Care.Giver ihr großer Tag. Nach einjährigem Training haben sie den Kurs zum Care.Giver erfolgreich absolviert. Begonnen hatten 21, doch einige hatten inzwischen eine Arbeit gefunden oder aufgehört, weil es ihnen zu schwer war - zum Teil konnten sie weder Lesen noch Schreiben. Auch für einen großen Teil der diesjährigen Absolventen war es nicht ganz so einfach. Zwei Frauen haben während des Kurses ein Baby bekommen und viele hatten eine sehr geringe Vorbildung - ganz zu Schweigen von ihren anatomischen Kenntnissen.



Daher können sie nun wirklich stolz sein, die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen zu haben. Und stolz waren sie dann auch als sie endlich ihre Zertifikate in den Händen hielten. Zur Feier des Tages hatten sie sich noch schwarze Roben ausgeliehen, um ja auch angemessen auf ihren Photos auszusehen. Denn Photos machen, schien fast das Wichtigste des Tages zu sein.
Einige der Care.Giver werden nun bei uns weiterarbeiten, während andere sich um einen Job bewerben.