Sonntag, 29. September 2013

Party, Klitzer und Kostüme

Auch wenn unser HIV/Aids Care.Centre zur Zeit geschlossen ist [siehe auch: "Seltsame Ruhe"], so konnten wir den im letzten Jahr angefangenen Ausbildungskurs noch zu Ende führen. In den letzten Wochen sind wir dafür täglich mit unseren Care.Givern in ein Alters- und Pflegeheim gegangen, um ihnen einen guten Abschluss ihrer "Ausbildung" zu ermöglichen.



Nun war es endlich soweit und der große Tag ihrer Absolvierung stand an. Auch wenn unsere Ausbildung nur ein einjähriges inoffizielles Training darstellt, so ist doch die Absolvierung für unsere Care.Giver kaum an Bedeutung zu übertreffen. Dementsprechend fallen dann auch die Kleider aus, die oft extra für den Anlass ausgeborgt werden. Doch noch wichtiger als extravagante Kleider und Schuhe, in denen man kaum laufen kann, ist der Moment, wenn die schwarzen Roben angelegt werden. Es scheint so, als hätten sie das ganze Jahr nur auf diesen Augenblick hingearbeitet. Daher nimmt auch die Anprobe und das anschließende Fotoshooting die meiste Zeit der Party in Anspruch.

Zum Ende erhält jeder, der das Training erfolgreich abgeschlossen hat, ein Zertifikat über seine Ausbildung. Dies verbessert ihre Chancen deutlich, im Anschluss einen Job im Pflegebereich zu finden und damit ihre Familien versorgen zu können. Daher wollen wir auch, sobald das Care.Centre wieder eröffnet ist, das nächste Training anbieten. Bereits jetzt gibt es mehr als 100 Leute auf der Liste, die daran teilnehmen wollen.

Donnerstag, 26. September 2013

Ferien, Stimmung und viele Gäste

Diese Woche sind Frühlingsferien in Südafrika. Für Elisa.Joy und Ben.Luca bedeutet dies, dass sie nicht in die Vorschule und in den Kindergarten gehen, sondern den ganzen Tag in Melusi spielen können. Sie genießen es, mit all den anderen Melusi Kindern [zur Zeit gehören 13 Kinder zu uns] unterwegs zu sein, den ganzen Tag Fahrrad zu fahren und herum zu toben.


Doch nicht nur unsere Kinder sorgen diese Woche für viel Stimmung, sondern auch zwei unterschiedliche Gruppen, die uns gerade besuchen. Auf der eine Seite ist es eine kleine Gruppe aus Durban, die uns nun schon das dritte Mal besucht. Auf der anderen Seite haben wir diese Woche unser erstes Jüngerschaftscamp in Melusi. 10 Teenager aus einem nahegelegenen Township sind die ganze Woche mit uns unterwegs, arbeiten im Garten, studieren die Bibel, spielen Fußball, machen Lobpreis, waschen in der Küche auf, gestalten mit uns gemeinsam Kidsclubs und begleiten uns bei unseren wöchentlichen Besuchen im Township. Es ist ermutigend, die Jungs zu sehen und wir wünschen uns, dass diese Woche einen bleibenden Einfluss auf ihr Leben hat.

Sonntag, 22. September 2013

Freunde aus Australien

Die letzten knapp 10 Wochen waren Glenn & Michelle und ihre drei Jungs zu Besuch bei uns in Melusi. Sie gehören zu unserer Partnergemeinde in Australien und Glenn und Michelle waren Teil eines Teams, welches uns im April für 10 Tage unterstützte. Diese Tage waren für sie in vielerlei Hinsicht herausfordernd und überwältigend, so dass sie sich entschieden, dieses Mal mit ihrer ganzen Familie zu kommen und für kanpp drei Monate zu bleiben.


Die letzten Wochen wurden für sie als Familie unwahrscheinlich wertvoll und zu einer nie dagewesenen Erfahrung. Wohnen sie sonst auf ihrer Farm 15 km entfernt von ihrem nächsten Nachbarn und 60 km außerhalb der Stadt, in der die Kids zur Schule gehen, sind sie hier auf unserem Gelände Teil einer Lebensgemeinschaft. Dementsprechend haben sie die Gemeinschaft genossen und sind wirkliche ein Teil unserer Melusi Familie geworden. Glenn, der sich sonst allein um 4000 Schafe kümmert, konnte sich als gelernter Mechaniker hier super einbringen. Aber auch bei unseren Outreachs und Kidsclubs haben sie unser Team bereichert.
Am Freitag geht es für sie wieder zurück nach Australien. Ihre Farm wartet schon. Doch wo langfristig ihr Platz ist, wollen sie sich nun von GOTT zeigen lassen. Auf alle Fälle werden sie ihre Zeit in Melusi nicht so schnell vergessen. Sie haben viel Gutes getan und sind doch selber am meisten beschenkt und gesegnet worden.

Mittwoch, 18. September 2013

Ein Licht auf dem Weg

Angestossen durch die Beerdigung von Gogo Sonto ["Eine besondere Gelegenheit"] sprechen wir momentan bei unseren wöchentlichen Besuchen im Township sehr viel über "Ahnenverehrung". 
Die meisten Zulus glauben, dass ihr Leben durch die Geister ihrer Ahnen bestimmt wird. Daher gilt es, sich mit ihnen gut zu stellen, ihnen zu opfern und zu gewissen Anlässen, bestimmte Rituale zu vollziehen. Eine große Bedeutung kommt dabei den Tagen zwischen dem Todesfall und der Beerdigung bei. 
Unter anderem zündet man im Haus des Verstorbenen eine Kerze an, die bis zur Beerdigung nicht ausgehen darf [sobald eine abgebrannt ist, zündet man eine neue an]. Vordergründig ist dies ein Zeichen, dass jemand aus der Familie verstorben ist. Doch die eigentliche Bedeutung der Kerze ist: Man möchte dem Geist des Verstorbenen den Weg in die Ewigkeit leuchten. Auf unsere Frage "Was passiert, wenn man keine Kerze anzündet?" wußte keiner eine richtige Antwort. Man hat sich diese Frage noch nie gestellt und darüber nachgedacht. Der Kontakt zu den Verstorbenen und ihre Verehrung gehört zum Leben der meisten Zulus ganz natürlich dazu.
Für uns bieten sich da viele Möglichkeiten, ganz offen mit unseren Familien ins Gespräch zu kommen und über JESUS als das Licht der Welt und den einzigen Weg zu GOTT zu reden. Seitdem wir dies nun sehr direkt machen, ergeben sich unwahrscheinlich viele intensive Gespräche. Es ist für sie so, als würden wir von einer ganz anderen Welt reden.

Samstag, 14. September 2013

Virusgrippe

Im Moment liegt über der Hälfte unserer Familie mit einer Virusgrippe flach. Ben.Luca kam am Montag mit Fieber aus der Schule und hat es bis heute nicht wieder losbekommen. Gestern morgen hat sich Madeleine abgemeldet und ist seitdem nur noch im Bett zu finden. Elisa.Joy hat hat dann in der Nacht zum Samstag gebrochen und ist seitdem unser dritter Patient.
Jo.Ann und mir [Stephan] geht es im Moment noch gut und wir hoffen sehr, dass sowohl die Medikamente bald anschlagen und der Virus sich vor allem nicht auf Jo.Ann überträgt.

Dienstag, 10. September 2013

Tränen in den Augen

Da stand er nun in meinem Büro. Tränen in den Augen und völlig übermannt von seinen Gefühlen.
Schalk [Mitte 50] verlor vor 17 Jahren bei einem Verkehrsunfall seine Frau. Daraufhin brach sein Leben auseinander, er zog durch´s Land und lebte lange Zeit auf der Straße. Auch den Kontakt zu seinem Bruder, seinem einzigen verbliebenen Verwandten, brach er ab. 
Anfang Juni kam Schalk nach Melusi. Eigentlich wollte er nur eine Nacht hier bleiben und dann weiterziehen. Doch er fühlte sich wohl, blieb länger und denkt nun nicht mehr daran, wieder aufzubrechen. Melusi ist für ihn zu seinem Zuhause geworden.
Als wir neulich im Gottesdienst füreinander beteten, nannte auch Schalk sein Gebetsanliegen. Gott möge seinen Bruder segnen und falls er noch am Leben ist, würde er gern wieder Kontakt zu ihm haben. Nach dem Gottesdienst wollte ich ins nahegelegene Gefängnis fahren, um Calvin, unseren ehemaligen Resident zu besuchen. Doch auf dem Weg zum Auto hielt mich Schalk an. Er gab mir einen Zettel mit dem Namen seines Bruders. Das Letzte, was er von seinem Bruder noch wußte, war, dass er genau in diesem Gefängnis vor 17 Jahren gearbeitet hat.
Als ich dann vor dem Gefängnis warten musste, bot sich mir die Gelegenheit, einen Wärter auf Schalks Bruder anzusprechen. Tatsächlich konnte er sich an zwei Männer mit diesem Namen erinnern, die in diesem Gefängnis gearbeitet hatten. Doch der eine arbeitete schon seit Jahren nicht mehr dort und der andere ist vor 5 Monaten zu seiner Tochter gezogen. Nach etwas Überlegen konnte der Wärter mir aber noch den Namen einer weiteren Tochter mitteilen, die in unserer Nachbarstadt in einem Autohaus arbeitet.
Als ich Schalk auf die Kinder seines Bruders ansprach, konnte er sich nicht mehr erinnern. Und doch versuchten wir dann per Telefon unser Glück. Schalk probierte zweimal und hatte plötzlich seine Nichte am Apparat. Und nur eine halbe Stunde später sprach er nach 17 Jahren das erste Mal wieder mit seinem Bruder. Er hatte dabei Tränen in den Augen. Und ehrlich gesagt: Nicht nur er.

Freitag, 6. September 2013

Montag, 2. September 2013

Eine besondere Gelegenheit

Täglich bieten uns zahlreiche Gelegenheiten, mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen und dabei von GOTT zu erzählen. Eine besondere Gelegenheit bot sich mir am Wochenende spontan zur Beerdigung von Gogo Sonto [siehe auch: Gogo Sonto´s Geschenk].
Da die Mehrheit der Zulu´s glauben, dass ihr Leben von den Geistern der Verstorbenen beeinflußt wird, ist eine Beerdigung immer eine große Geschichte. Es startet oft mit einem 2-3 stündigen "Gottesdienst", in dem endlos Lieder gesungen werden und zwischendurch jeder die Möglichkeit hat, sich zu Wort zu melden. Im Anschluss läuft man dann gemeinsam zum Friedhof, wo der Verstorbene beigesetzt wird. Dies ist relativ unspektakulär, wobei auch hier die Frauen die ganze Zeit singen. Danach gibt es auf dem Grundstück der Familie ein großes Festessen. Da man sich in den Dörfern als große Familie sieht, kommen dabei schnell mal über 100 Leute zusammen. 
Aus Zeitgründen wollten zwei Kollegen und ich [Stephan] eigentlich nur zum Friedhof gehen. Doch zur vereinbarten Zeit haben wir die Familie dort nicht gefunden. So sind wir zu ihnen nach Hause gefahren, wo in einem großen Zelt noch immer der Gottesdienst lief. Schnell wurden uns extra Stühle gebracht und wir durften Platz nehmen. Es hat nur kurz gedauert und es kam, wie es kommen musste. Wir wurden gefragt, etws zu sagen. 
Ich hatte es schon vermutet und habe mich eigentlich auch darauf gefreut. Was für eine tolle Möglichkeit, Zeugnis von unserem lebendigen GOTT zu geben. Gespannt saßen viele Leute vor mir, mit denen wir sonst nie im Kontakt sind und haben total gespannt zugehört. Eine besondere Gelegenheit.