Freitag, 18. November 2011

Gefuehlte Unsicherheit

Im Moment sind wir dabei, dass Geschehen vom Mittwoch zu verdauen und so langsam unser Leben wieder zu organisieren. Dies ist gar nicht so einfach, da ja alle materiellen Dinge, mit denen wir bisher unser Leben geplant haben, weg sind. Die meisten unserer Daten hatten wir noch auf einer externen Festplatte gespeichert, so dass wir davon vieles wieder verwenden koennen. Es gibt auch eine Chance, einige Adressen wieder zurueck zu gewinnen, aber ganz so einfach wird dies nicht.

Dies alles bringt natuerlich viel Arbeit und zusaetzlichen Aufwand mit sich und man fuehlt sich oft sehr hilflos. Doch das Schlimmste ist wahrscheinlich das Gefuehl, im eigenen Haus nicht sicher zu sein. Wir konnten zwar die letzte Nacht schlafen und doch verfolgt uns permanent das Wissen, jemand war in unserem Haus und wir waren ihm ausgeliefert. Man fuehlt sich total hilflos und auch ein ganzes Stueck veraengstigt. Es wird wahrscheinlich noch eine ganze Zeit brauchen, bis wir wieder zur Normalitaet zurueck kehren koennen.
Das Gute ist nur, dass unsere Kinder es sehr gut verkraftet haben und die Tragweite dessen, was passiert ist, ueberhaupt nicht verstanden haben. Ben.Luca meinte sehr mitfuehlend, dass er mir ein neues Telefon und auch einen neuen Computer von seinem Geld kaufen wird.

Die ganze Sache hat natuerlich ziemlich viel bei uns durcheinander gebracht. Doch wollen wir trotz allem morgen fuer zwei Wochen in den Urlaub fahren. Zuerst soll es in die Drakensberge zum Zelten gehen und danach wollen wir noch eine Woche im Ferienhaus eines Freundes am Indischen Ozean verbringen. Wir hoffen sehr, dass wir in dieser Zeit uns gut erholen koennen, dass wir Frieden ueber allem finden und dieses permanente Gefuehl der Unsicherheit etwas nachlaesst.

Mittwoch, 16. November 2011

EINBRUCH

Am Mittwoch Abend kurz nach 22.00 Uhr - Madeleine und ich - waren gerade beim Duschen, wurde in unser Haus eingebrochen. Da alle Fenster vergittert sind, haben die Taeter eine kleine Stange aufgebrochen und sind durch ein Miniloch in ein Gaestezimmer gekommen. Dort stand unser Laptop - abholbereit fuer sie. Sie hatten uns wahrscheinlich vorher schon gut beobachtet, da sie danach direkt unseren Schreibtisch ausgeraeumt haben - inkl. unserer Portemonnaies (mit Geld und Fuehrerschein - die Kreditkarten haben sie gluecklicherweise verloren oder nicht gefunden), meinem geliebten Palm (inkl. aller unserer Adressen) und einer kleinen Digitalkamera (unsere grosse neue Kamera haben sie stehen gelassen). Ausserdem haben sie noch ein Teil unserer Waesche von der Leine genommen und ueber die grosse Mauer geworfen. Als wir dann fertig waren mit Duschen und unser Schlafzimmerfenster aufgemacht haben, sass einer der Jungs direkt vor unserem Haus und hat unsere Portmonnaies gecheckt. Durch uns aufgeschreckt sind sie dann geflohen.

 
Madeleine und ich konnten die ganze Nacht kaum schlafen, da es schon ein sehr beaengstigendes Gefuehl ist, zu wissen, waehrend wir im Haus sind, raeumen Leute unsere Wertgegenstaende aus. Der groesste Verlust ist aber der Verlust all unserer Daten und Adressen. Einiges davon haben wir auf einer externen Festplatte, nun muessen nur wir sehen, ob wir auch die Daten meines Palm auslesen koennen.

 
Trotz allen Verlustes und einer sehr angstvollen Nacht, sind wir vor allem GOTT dankbar, dass uns als Familie nichts passiert ist. Ich habe zwar zwei kleine Geraeusche gehoert, aber es nicht wirklich fuer voll genommen. Dies war Bewahrung, denn ansonsten waere die ganze Sache wahrscheinlich noch ganz anders ausgegangen. DANKE GOTT.

Sonntag, 13. November 2011

Hausparty

Gestern waren wir mit einigen Mitarbeitern von Melusi zu einer "Einweihungsparty" eines Hauses bei einer Zulu-Großfamilie eingeladen. Zum Anfang gab es Reden und Gebete und jeder war aufgefordert, ein Lied oder einen Tanz zum Besten zu geben. Alles war total locker und jeder Beitrag wurde mit viel Applaus bedacht. Zum Abschluß gab es dann den traditionellen Zulu-Tanz, bei dem immer eine Person in der Mitte steht und zu rythmischen Klatschen mit den Beinen auf den Boden stampft.


Danach gab es das große Essen mit Reis, Hühnchen und verschiedenen Salaten. Alles sehr lecker, wobei man lieber nicht in die "Küche" schauen sollte, wo dies zubereitet worden war. Als "Ehrengäste" bakamen wir zuerst und durften unter den großen Augen der schwarzen Kinder essen. Das war schon ein etwas seltsames Gefühl. Generell war es aber sehr schön, Gemeinschaft mit einer einheimischen Familie zu haben, ihre Kultur näher kennen zu lernen, viel zu lachen und mal etwas ganz anderes zu erleben.

Donnerstag, 10. November 2011

05.05.1979 - 10.11.2011

Bongani ist tot. Gestern waren wir noch bei ihm und haben Eis vorbeigebracht, was er so sehr mochte. Doch heute Vormittag ist er dann verstorben. Madeleine war bei ihm und konnte ihn in seinen letzten Minuten begleiten. Er ist ganz friedlich eingeschlafen, denn er war bereit zum Sterben. ""Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen." [Hiob 19.25-26]

Bongani - ein Einzelschicksal? Leider nicht. Jeden Tag sterben mehrere Tausend Menschen an Aids in Südafrika. Im Jahr 2009 waren es insgesamt 310.000. Jeden Tag verlieren damit Frauen ihre Männer oder Männer ihre Frauen, Kinder ihre Eltern oder Eltern ihre Kinder. 
Auch im Fall Bongani bleibt eine Frau mit zwei Kindern zurück - eine Witwe im Alter von 25 Jahren und zwei Kids, die nun ohne ihren Vater aufwachsen.

Sonntag, 6. November 2011

30 Kilo

Seit Mitte September ist Bongani im Melusi Care.Centre für Menschen mit HIV/Aids. Er ist 32 Jahre, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Sein großer Wunsch ist, wieder nach Hause zu seiner Familie zu gehen und wenn möglich einen Job zu finden. Doch danach sieht es momentan leider nicht aus. Die Medikamente schlagen nicht wirklich an, er wiegt nur noch 30 Kilo und es geht ihm zusehend schlechter. Noch vor drei Wochen saß er bei schönem Wetter im Sessel vor dem Care.Centre und wurde im Rollstuhl zum Angeln an den See gefahren. Auch wenn er nur beim Angeln zusah, so war dies doch ein Zeichen, dass er auf einem guten Weg ist. 


Doch in den letzten Tagen baut er mehr und mehr ab. Man sieht ihn nicht mehr vorm Care.Centre sitzen und erst recht nicht zum Angeln fahren. Er liegt nur noch im Bett, will nicht mehr raus und ist zum Beispiel nun auch zu schwach, allein sein Telefon zu halten. Nach dem Gottesdienst sind wir deshalb heute als Familie zu ihm gegangen, haben Psalm 23 gelesen, mit ihm gebetet und Abendmahl gefeiert. Vielleicht sein letztes.

Donnerstag, 3. November 2011

Lohnt es sich?

Diese Frage stellt sich uns - speziell nach den Erfahrungen der letzten Woche - immer wieder, wenn wir unseren wohnungslosen Männern dienen und ihnen versuchen zu helfen, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Es ist schwer Erfolgszahlen vorzuweisen und was ist eigentlich ein Erfolg in dem Bereich? Viele Männer verlassen Melusi ohne, dass wir eine Veränderung in ihrem Leben sehen können. Und doch gibt es einige, die von Gott berührt und verändert werden.

Einer davon ist Heiko, ein Deutscher, der seit mehr als 30 Jahren in Südafrika lebt. Er wohnt seit Januar in Melusi und sagt von sich selber: "Durch verschiedene Umstände habe ich letztes Jahr alles verloren: meine Frau, mein Geschäft und mein Haus. Ich wußte nicht wohin und hatte keinen, der mir helfen konnte. So kam ich nach Melusi. Die erste Zeit war sehr eigen: Andachten, Gottesdienste und als Krönung noch die Lebenstrainingseinheiten. Wer braucht das alles? Meine Gedanken waren, dass ich spätestens nach zwei Monaten hier weg bin - wieder auf meinen eigenen Beinen. 
Doch dann bekam ich von Stephan eine Bibel und fand folgendes Gebet: "Lieber Herr, hilf mir zu verstehen, was du mir heute sagen möchtest. Möge dein Wort mich inspirieren so zu leben, wie du dir es vorstellst und hilf mir, dich an erste Stelle zu setzen. Amen." Mit Gottes Hilfe möchte ich genau dies nun leben. Vielleicht klingt es komisch, aber im Moment fühle ich mich viel zufriedener als in den letzten Jahren. Ich möchte dem Melusi.Team danken. Ihr seid für mich eine Inspiration und ein Vorbild in dem, wie ich nun leben möchte."
Lohnt es sich? Es lohnt sich.