Sonntag, 29. April 2012

Oh Schatzi ...

"Oh, Schatzi, there was no row 20 min ago." [dt. Oh Schatzi, vor 20 Min gab es da noch keine Schlange."] Dies waren die ersten Worte, die wir auf einem traditionellen "Deutschen Basar" ganz in der Nähe von Dundee vernahmen. Es war ein eigenartiges Gemisch aus deutscher Tradition und weißer südafrikanischer Lebensweise. Im Mittelpunkt - ganz deutsch - stand natürlich das Essen. Deutscher Kaffee & deutscher Kuchen, Kartoffelpuffer mit Apfelmus, Lebkuchenherzen, selbstgemachte Marmelade, Brot und Kekse und das Wichtigste: der Fleischverkauf. Kurz vor Öffnung der Pforte zur begehrten Fleischhalle entwickelte sich eine fast endlose Schlange. Man hatte irgendwie das Gefühl, alle sind nur gekommen um sich mit Mettwurst, Bratwurst, Schinken, Steak und Kotlett einzudecken. Oh Schatzi, ist das alles, was wir als Deutsche zu bieten haben ...



Donnerstag, 26. April 2012

Beschneidung

Obwohl ca. 75% der Südafrikaner sich als Christen bezeichnen würden, so sind doch viele der Schwarzen zugleich noch sehr in dem traditionellen Ancestor Worship [Ahnenverehrung] verhaftet. Es gilt, sich mit den Geistern der Verstorbenen gut zu stellen, da nichts im Leben - egal ob gut oder böse - passiert, was die Geister nicht beeinflussen. Dies bedeutet, dass man oft mit allen Mitteln versucht, die Geister abzuwehren, umzustimmen, zu besänftigen oder zu manipulieren, da man ihnen ausgeliefert ist. Eine wichtige Rolle im Umgang mit den Geistern spielen dabei Rituale, die in verschiedenen Lebenssituationen vollzogen werden. Diese Bräuche können aber von Clan zu Clan sehr unterschiedlich sein.


So haben wir vor kurzem bei einem unserer wöchentlichen Besuche einer Familie festgestellt, dass ihr jüngstes Kind [7 Monate] zehn Schnittwunden im Gesicht hatte. Auf unser Nachfragen hin wurde uns erklärt, dass es sich dabei um einen traditionellen Brauch handelt, der das Kind vor allem Möglichen oder auch Unmöglichem schützen soll. Auch würde es gegen Einnässen in der Nacht und andere Probleme in der Entwicklung des Kindes helfen. Dass man mit diesem Brauch vor allem die Ahnengeister beeinflussen wollte, dieses Kind zu beschützen, wurde nicht offen ausgesprochen.
Die Beschneidung selber wird nicht von den Eltern, sondern durch einen traditionellen Geistheiler durchgeführt. Dabei werden dem Kind verschiedene Schnitte im Gesicht zugeführt, deren Narben selbst noch bei Erwachsenen gut sichtbar sind. Das ausströmende Blut wird aufgefangen und mit Kuhmist verrührt. Dieser wird dann wiederrum auf das Gesicht und die Wunden aufgetragen. Zum Schluß nimmt man den Kuhmist wieder ab und vergräbt ihn unter dem eigenen Haus.


Was für uns unfassbar klingt und eigentlich nicht nachvollziehbar ist, ist eine Realität im Leben vieler Südafrikaner. Auch wenn Südafrika zu einer der aufstrebenden Nationen zählt und eigentlich so gut wie jeder Schwarze an Gott glaubt, erfahren wir doch mehr und mehr, wie tief verwurzelt und gefangen die Bevölkerung in ihren Glauben an die Geister der Verstorbenen ist.

Montag, 23. April 2012

Gemeindefreizeit

Am Wochenende waren wir mit knapp 40 Leuten gemeinsam unterwegs. Es war die erste Gemeindefreizeit von Melusi und im Nachhinein haben wir überaus positives Feedback bekommen. Das Gelände - ein Jugendfreizeitheim mit deutscher Missionskirche, einem kleinem See, eigenem Berg und zum Teil uralten Bäumen - war beeindruckend. Sehr schön war für uns auch zu sehen, wie die ganz unterschiedlichen Leute der Gemeinde [Arzt, Chef einer weitbekannten Firma, obdachlose Männer, Zulu´s zum Teil aus ganz ärmlichen Verhältnissen ...] wirklich miteinander diese Zeit genossen haben. Zum Abschluß des Wochenendes haben wir mit der deutschen lutherischen Gemeinde vor Ort Gottesdienst gefeiert. Dabei war es meine Aufgabe, den Gottesdienst zu leiten und auch zu predigen. Wobei es schon etwas seltsam war, mitten in Südafrika einen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnen und des heiligen Geistes zu beginnen.

Donnerstag, 19. April 2012

Braai im Care.Centre

Heute hatten sich unsere männlichen Patienten vom Care.Centre etwas Besonderes gewünscht: Sie wollten unbedingt mal wieder Grillen [im Südafrikanischen heißt dies "Braai" und ist ziemlich beliebt]. So haben wir mit einer Mitarbeiterin zusammen alles vorbereitet und ihnen ihren Wunsch erfüllt. 
Dabei war mir zum Anfang - als ich die offenen Füße eines jungen Patienten sah - nicht nach Essen zumute. Neben HIV hat er auch noch Krebs und es sieht so aus, als würde sein Körper von den Füßen aus regelrecht vergammeln


Doch am Ende waren es nicht die Bilder seiner Füße, die mir am eindrücklichsten waren, sondern die Gesichter und besonders die Augen der Männer. Was haben sie sich gefreut über ihre Wurst und diese kleine Geste der Wertschätzung. Ihre Dankbarkeit war berührend und es hat uns mal wieder gezeigt, wie wenig es braucht, Gottes Liebe in ganz praktischer Weise weiterzugeben.

Sonntag, 15. April 2012

Damaris & Rafael

Über das Wochenende haben uns Damaris & Rafael - sehr gute Freunde aus unserer Chemnitzer Zeit besucht. Wir haben es total genossen, unseren ersten persönlichen Besuch in Südafrika zu empfangen, zu zeigen, wo wir leben und arbeiten und einfach mit langjährigen Freunden, Zeit zu verbringen. Auch wenn unsere Kinder sich eigentliche nicht mehr an die beiden erinnern konnten, so hatten auch sie eine Menge Spaß miteinander.
Damaris & Rafael - DANKE für euren Besuch.

Donnerstag, 12. April 2012

Eine ganz normale Familie

Seit zwei Tagen sind wir von unserem kurzen Osterurlaub zurück. Wir sind total begeistert von der Zeit, denn das Wetter war fast perfekt und so konnten wir die meiste Zeit am Strand sein und uns einfach erholen. Es tat richtig gut.
Natürlich hatten wir am Strand viel Spaß mit den Kids, doch das für mich [Stephan] eindrücklichste Erlebnis war ein Gespräch mit einer Frau, die wir beim Sandburg bauen kennen lernten. Schnell waren wir mit ihr im Gespräch, warum wir aus Deutschland nach Südafrika kamen und was wir hier eigentlich machen. Sie war total interessiert und hat eine Menge Fragen gestellt. Am Ende unseres Gespräches war sie tief beeindruckt und meinte, dass wir ganz besondere Leute sind. 
Dieses Statement hat mich länger verfolgt, denn wir fühlen uns überhaupt nicht als besondere Leute - eher als ganz normale Familie. Natürlich gehen wir vielleicht nicht den gewöhnlichsten Weg, aber macht uns dies zu etwas Besonderem? Wir haben mit den normalsten Dingen des Lebens zu kämpfen wie jeder andere auch. Das Besondere in unserem Leben ist, dass wir überaus gesegnet sind und einen besonderen GOTT haben.

Donnerstag, 5. April 2012

Osterurlaub

In den letzten Tagen haben wir doch verstärkt gemerkt, wie anstrengend die letzten Wochen für uns waren. Familiär sind wir durch Jo.Ann und natürlich auch durch die anderen beiden Kids gut gefordert und Zeiten zum Luftholen werden immer knapper. Auch in Melusi war die letzte Zeit sehr intensiv und es blieb wenig Zeit zum Ausruhen. Daher freuen wir uns nun umso mehr, dass wir sehr spontan von heute bis Dienstag das Ferienhaus eines Freundes am Indischen Ozean nutzen dürfen. Es ist nun bereits schon das dritte Mal, dass wir sein Haus bekommen und wir sind echt begeistert über seine Großzügigkeit. GOTT beschenkt uns.

Dienstag, 3. April 2012

Teen mums shocker ...

... so lautete vor einigen Tagen die Schlagzeile auf der Titelseite der Lokalzeitung von Dundee. Frei übersetzt könnte man sagen: "Schock über Teenie-Schwangerschaften". Grund der reißerischen Überschrift ist, dass es in der High School, die sich direkt im Township befindet, aktuell 166 jugendliche Mütter gibt. Allein letztes Jahr waren 65 Schülerinnen schwanger und fünf bekamen ihr Baby während ihrer Examenszeit. Diese Zahlen sind selbst für Südafrika erschreckend hoch und haben daher auch für einigen Wirbel gesorgt. Doch daran ändern wird sich in nächster Zeit wahrscheinlich nicht viel.
Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig: fehlende Aufklärung, ausufernde Sexualität, Zerfall der traditionellen Familienstruktur und damit auch verbunden Zerfall der Sexualmoral und und und. Böse Zungen behaupten auch, dass Mütter oder Großmütter ihre Töchter ermutigen, im jungen Alter Kinder zu bekommen, da sie so vom Staat ein Mini-Kindergeld erhalten, womit sie ihrer Familie helfen können. Aber natürlich wird auch jedes Kind als ein Beitrag zur Sicherung der Familienzukunft gesehen. 
Von daher wird man sich vom "Schock" schnell erholen und sich fragen müssen, wie kann man diesen Kindern und ihren Kindern, eine Zukunftsperspektive bieten und was muss sich wirklich in dem Leben der Jugendlichen ändern, damit sich etwas ändern kann.

Keine Seltenheit: Schuluniform und Kleinkind