Montag, 29. August 2016

Es kommt etwas ins Rollen

Es war eigentlich nur als ein Test gedacht. Anstatt mit einem völlig überladenen Auto mehrmals durch den Township zu fahren und irgendwie zu versuchen, jeden Sonntag mehr Leute zum Gottesdienst nach Melusi zu nehmen, hatten wir gestern einen großen Schulbus gemietet. Es war im wahrsten Sinne ein "bewegendes" Erlebnis. 


Hatten wir dies bisher nur für unsere vierteljährlichen Jugend-Lobpreisabende getan, so stellt sich nach gestern eigentlich nur die Frage, welchen Grund es gibt, dies nicht wöchentlich zu tun. Mit mehr als 60 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen war der Bus schon beim ersten Mal so gut wie voll. Noch nie hatten wir so viele Kinder [80] im Kindergottesdienst und auch der "normale" Gottesdienst war mit 90 Erwachsenen gut besucht. 
Nun stellt sich wirklich nur noch die Frage, wie es weitergeht. Der Bus scheint momentan eine großartige Idee zu sein, doch müssen wir sehen, ob wir dies wöchentlich finanzieren können. Auf alle Fälle ist etwas Spannendes ins Rollen gekommen.

Montag, 22. August 2016

Ein trauriges Ende

Obwohl Jason [30 Jahre] seit Ende März in Melusi wohnte, wussten wir nur sehr wenig von ihm. Er lebte zurückgezogen, hatte wenige Freunde unter unseren wohnungslosen Männern und öffnete sich kaum uns Mitarbeitern gegenüber. Jason litt sehr unter der Ablehnung, die er durch seine Familie erfuhr und versuchte seit Jahren sein Leben irgendwie auf die Beine zu bekommen. Doch immer wieder scheiterte er an seiner Abhängigkeit, seinen Depressionen oder seiner Gesundheit. 
Vor zwei Wochen haben wir Jason gebeten, sich nach etwas Neuem umzusehen, da er permanent versuchte, unsere Regeln zu umgehen. Vor allem in seinen letzten Tagen in Melusi, schien er manchmal merkwürdig abwesend zu sein.
Nachdem er uns verlassen hatte, kam er immer wieder kurz vorbei, um zurückgelassene Sachen zu holen. Wo er wohnte und wie es ihm ging, darüber sprach er nicht. 
Nur einen Tag nachdem er das letzte Mal bei uns vorbeischaute erfuhren wir, dass er im Krankenhaus lag. Irgendwie ließ mir dies keine Ruhe und ich bin noch am gleichen Nachmittag zu ihm gefahren. Doch was ich sah, läßt sich kaum in Worte fassen. Jason lag schwer hirngeschädigt in seinem Bett, kratzte sich am ganzen Körper und war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Nur wenige Stunden später verstarb er. Vermutlich war durch sein HIV/Aids eine Hirnblutung eingetreten.
Morgen werden wir in Melusi eine Gedächtnisfeier für Jason haben. Doch leider hat seine Familie kein Interesse daran und auch seine wenigen Freunde, die er in der Stadt hatte, werden nicht teilnehmen. Ein wahrlich trauriges Ende.

Montag, 15. August 2016

Zugang verboten

Für eine unglaubliche Geldsumme wurde Anfang des Jahres ein toller Park mit Kinderspielplatz, Fitnessgeräten, Toilettenhäuschen, Rollrasen und Blumenbeeten ganz in unmittelbarer Nähe zu absolut ärmlichen Lehm- und Blechhütten gebaut. Auch wenn viele Anwohner nur mit dem Kopf schüttelten und verständlicherweise lieber ordentliche Häuser bekommen hätten, so hatten sich doch wenigstens die Kinder auf den tollen, neuen Spielplatz gefreut.  Doch seit einigen Monaten heißt es noch immer: Zugang verboten.
Auch wenn der Park schon offiziell eingeweiht wurde und in der Zeitung tolle Bilder zu sehen waren, so können die Kinder sich den Spielplatz bisher nur aus der Ferne ansehen.
Die Baufirma wartet noch auf die abschließende Zahlung durch die Stadt. Doch dort ist ein Teil des zur Verfügung gestellten Geldes "irgendwie" abhanden gekommen. Da andere Gelder nicht vorhanden sind, kann man die ausstehenden Gelder vorerst nicht bezahlen. Und solange nicht bezahlt ist, bleibt der Park geschlossen.
Leider kein Einzelfall. Korruption ist eines der größten Probleme in Südafrika. Auch wenn alle sich beklagen und die politischen Parteien sich gegenseitig beschuldigen, hat man doch nicht das Gefühl, dass sich daran etwas ändert. Und solange dies so bleibt, heißt es: Zugang verboten.

Dienstag, 9. August 2016

Traumhaus

Für viele Südafrikaner sind sie der große Traum von einem eigenen Haus. Der Staat Südafrika baut für diejenigen, die unter der Armutsgrenze leben und noch nie ein eigenes, richtiges Haus besessen haben, eine Art "Sozialhaus". Sie sind zwar nicht so schön und bei weitem nicht so teuer wie das Anwesen des Präsidenten, doch gibt es leider um diese Häuser genauso viel Ärger.


Viele der Familien, die wir wöchentlich besuchen, warten schon seit Jahren auf ihr Haus. Ihr Name steht zwar mit auf der Liste, aber dies hat leider nicht immer etwas zu sagen. Auch wenn diese Häuser eigentlich kostenfrei an die Ärmsten gegeben werden sollen, wird mit ihnen leider immer wieder viel Geld gemacht. Die Entscheidungsträger halten zu gern ihre Hände auf und verkaufen oder vermieten die Häuser. Das Geld fließt dann natürlich in die eigenen Taschen. Auch wenn dies ständig vorkommt und zum Teil auch aufgedeckt wird, hat dies doch kaum Konsequenzen - jedenfalls nicht für die korrupten Verantwortlichen. Für die Ärmsten der Armen aber schon. Sie leben weiter in ihren Lehm- oder Blechhütten, da sie sich ihr "kostenfreies" Haus nicht leisten können. So bleibt es für viele ein echtes "Traumhaus".