Montag, 22. August 2016

Ein trauriges Ende

Obwohl Jason [30 Jahre] seit Ende März in Melusi wohnte, wussten wir nur sehr wenig von ihm. Er lebte zurückgezogen, hatte wenige Freunde unter unseren wohnungslosen Männern und öffnete sich kaum uns Mitarbeitern gegenüber. Jason litt sehr unter der Ablehnung, die er durch seine Familie erfuhr und versuchte seit Jahren sein Leben irgendwie auf die Beine zu bekommen. Doch immer wieder scheiterte er an seiner Abhängigkeit, seinen Depressionen oder seiner Gesundheit. 
Vor zwei Wochen haben wir Jason gebeten, sich nach etwas Neuem umzusehen, da er permanent versuchte, unsere Regeln zu umgehen. Vor allem in seinen letzten Tagen in Melusi, schien er manchmal merkwürdig abwesend zu sein.
Nachdem er uns verlassen hatte, kam er immer wieder kurz vorbei, um zurückgelassene Sachen zu holen. Wo er wohnte und wie es ihm ging, darüber sprach er nicht. 
Nur einen Tag nachdem er das letzte Mal bei uns vorbeischaute erfuhren wir, dass er im Krankenhaus lag. Irgendwie ließ mir dies keine Ruhe und ich bin noch am gleichen Nachmittag zu ihm gefahren. Doch was ich sah, läßt sich kaum in Worte fassen. Jason lag schwer hirngeschädigt in seinem Bett, kratzte sich am ganzen Körper und war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Nur wenige Stunden später verstarb er. Vermutlich war durch sein HIV/Aids eine Hirnblutung eingetreten.
Morgen werden wir in Melusi eine Gedächtnisfeier für Jason haben. Doch leider hat seine Familie kein Interesse daran und auch seine wenigen Freunde, die er in der Stadt hatte, werden nicht teilnehmen. Ein wahrlich trauriges Ende.

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