Sonntag, 29. Mai 2011

Fast wie im Urlaub

Heute waren wir das erste Mal bei Leuten außerhalb von Melusi zu Besuch. Sie kommen seit einigen Wochen zu uns in den Gottesdienst und haben auch zwei kleine Kinder. Vor zwei Wochen hatten wir sie zu uns eingeladen und heute folgte nun die Revanche. Sie leben auf einer großen Farm, da er als Manager dort arbeitet. Um sie zu erreichen, mussten wir erst einmal 30 km ins Niemandsland fahren. Schon allein dieser Weg war total schön.
Auf der Farm selber halten sie 450 Rinder [die endlose Weideflächen haben] und 7500 Hühner - oder vielleicht müsste man besser "Legemaschinen" sagen. Außerdem haben sie drei Gewächshäuser für Tomaten und stellen zusätzlich noch Ziegelsteine her. Eine interessante Mischung.



Nach dem Mittagessen ging es dann auf dem Pickup über das riesige Gelände der Farm. Ein Traum. Afrika wie man sich es vorstellt. Vor allem hatte es uns aber der Fluß und der kleine Wasserfall angetan. Obwohl es gerade in der Nacht zum Teil bis auf 0° abkühlt, konnten die Kids Dank der Sonne noch ein wenig im Wasser spielen.
Für uns war dieser Tag eine willkommene Abwechslung zu den sonst recht vollen Arbeitstagen - eben fast wie im Urlaub.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Wie im Kindergarten

Gestern war es in Melusi wie im Kindergarten. Der Grund lag darin, dass die Kindergartengruppe, die wir wöchentlich einmal besuchen und unterstützen, zu Besuch kam. Für die Kinder ist dies immer ein Ausflug in eine andere Welt. Sie genießen es, einmal ihren Township zu verlassen und etwas anderes zu sehen, sie sind begeistert von unserem - für deutsche Verhältnisse sehr einfachen - Spielplatz, sie lieben es, einmal etwas mehr Zeit mit uns zu verbringen und und und ...



Der Besuch gestern war für die Kids aber noch in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. So hatten wir unser Trampolin mit auf dem Spielplatz gstellt, die Kinder konnten eine eigene kleine Rassel basteln, Elisa.Joy und Ben.Luca haben an alle einen von ihnen selbstgebackenen Kuchen verteilt und die Geschichte über die Sturmstillung durch Jesus wurde lebendig als ich in den See stieg und ihnen die Story anhand von Puppen erzählte.
Es war ein toller Vormittag und nicht nur für die Kinder etwas ganz Besonderes.

Sonntag, 22. Mai 2011

Im Zeichen des Todes ...

... eines langjährigen Mitarbeiters von Melusi stand unsere letzte Woche. Vor allem auch deshalb, weil am Donnerstag der Trauergottesdienst für ihn in unserer "Kirche" stattfand. Da viele Leute von außerhalb erwartet wurden, wurde das ohnehin schöne Gelände noch einmal auf Hochglanz getrimmt und der Saal poliert. 
Der Gottesdienst und das anschließende Kaffeetrinken waren bewegend und vor allem für seine Verwandten ein Segen. Daher hat sich der ganze Aufwand der Vorbereitung doch irgendwie gelohnt.

Nachdenkliche Gesichter unserer Residents

Da der Tod auch einige unsere Residents [obdachlose Männer] sehr bewegt hat, haben wir am Freitag eine Einheit zum Thema "Verlust & Trauer" gehalten. Seltern zuvor waren die Männer so aufmerksam und berührt. Sehr beeindruckend war, als zum Schluß ein Mann ganz ehrlich davon berichtete, wie er seinen Zwillingsbruder vor 27 Jahren verlor und dies für ihn bis heute ein Trauma ist. Es war überhaupt das erste Mal, dass er vor mehreren Leuten darüber reden konnte.


Heute hatten wir dann eine ganz andere "Todeserfahrung". Madeleine hatte Wochenenddienst im Care.Center und ich [Stephan] bin mit den Kindern nach dem Gottesdienst vorbeigegangen. Elisa.Joy wollte Photos von Melusi machen und auch von Mama auf Arbeit. Aufgrund des schönen Wetters saßen unsere Patienten draußen. Wir unterhielten uns mit ihnen und fingen an, Bilder von ihnen zu machen. Sie waren ganz begeistert, da dies für sie das erste Mal war, dass sie Photos von sich sahen. 
Plötzlich ging es einem Patienten so schlecht, dass Madeleine ihn mit hineinnahm und ins Bett legte. Seine Atmung wurde immer schlechter und setzte dann für mindestens 3 Minuten aus. Außer Beten konnte Madeleine nicht viel machen. Doch zum Erstaunen von allen fing er sich wieder und stabilisierte sich. Heute Nachmittag saß er dann wieder im Sessel und aß sogar etwas - zur Freude der Mitarbeiter. Danke GOTT für dein Eingreifen.

Madeleine mit zwei Mitarbeiterinnen

Freitag, 20. Mai 2011

18:30

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen das Leben hier etwas anders tickt und wir uns umstellen müssen. Dazu zählt z.B. auch die Anfangszeit von Abendveranstaltungen. Sowohl Hauskreis, wie auch Abschiedspartys, Teamtreffen oder Videoabend - alles beginnt stets 18.30 Uhr. Das Ganze zieht sich auch nicht ewig hin, so dass man spätestens nach 2 Stunden wieder zu Hause ist. Zum Anfang hatten wir noch gedacht, dass man um diese Uhrzeit gemeinsam Abendbrot ißt. Aber außer Kaffee & Kuchen gibt es nichts. Das alles ist nicht weiter schlimm und man kann sich gut damit arrangieren. Es zeigt uns nur, wie sehr "deutsch" wir sind und wie andere Kulturen eben anders ticken.
Eine Veranstaltung gibt es aber doch, die erst 20:00 Uhr anfängt: Das ist der Spieleabend bei uns, zu dem vor allem die zwei anderen Deutschen kommen. Vielleicht ist dies für die anderen einfach zu spät.

Dienstag, 17. Mai 2011

Isishiyagalolunye ...

... solche und ähnliche Worte lernen wir gerade. Denn seit letzter Woche haben wir zweimal wöchentlich Zulu-Unterricht. Eigentlich hatten wir gehofft, dass wir um das Lernen einer zusätzlichen Sprache etwas herumkommen - denn wir kämpfen noch immer mit Englisch. Doch nun merken wir täglich, wie nur wenig Zulus Englisch verstehen und sich in Englisch auch ausdrücken können. 

Klar lernen die Kinder in der Schule Englisch. Doch die Qualität des Unterrichts ist oft mangelhaft, was zur Folge hat, dass viele Zulus in den Townships kaum Englisch sprechen. Daher nehmen wir zum Kidsclub & Kindergarten & Outreach [Verteilung von Lebensmitteln] immer einen Übersetzer mit. Auch ist es für Madeleine eine Herausforderung, sich im CareCenter zu verständigen. Denn manchmal sprechen weder die Caregiver [Pflegehilfskräfte] noch die Patienten Englisch.

Deshalb lernen wir nun zwei Sprachen parallel: Englisch und Zulu. Vielleicht ist dies ja auch nur der Anfang, denn Südafrika hat insgesamt elf offizielle Landessprachen.

Übrigens "Isishiyagalolunye" heißt "neun" - aber das habt ihr euch wahrscheinlich auch denken können, denn die wörtliche Übersetzung bedeutet: "Es fehlt noch eins zur Zehn". 
In diesem Sinne: "Sala kahle!" - was soviel bedeutet wie "Tschüß / Lebe wohl". Wobei das nur der sagt, der sich verabschiedet. Derjenige, der verlassen wird, antwortet: "Hamba kahle" ["Geh wohl"]. 
Nicht zu vergessen, dass das Ganze bei mehreren Personen wieder anders heißt.

Alles klar!?

Samstag, 14. Mai 2011

Tod & Berg & Dynamo

Dieser Tag heute war voll von unterschiedlichen Ereignissen und Emotionen.

Heute früh ist ein langjähriger Mitarbeiter von Melusi an Lungenkrebs gestorben. Er hat bis zuletzt auf dem Gelände gelebt und wurde von den Mitarbeitern rund um die Uhr betreut. Sein Tod hat vor allem die Leute heftig getroffen, die seit längerem hier mit dabei sind. Denn er war ein Melusi-Urgestein und hatte eine beeindruckende Geschichte. Er kam selber als obdachloser Mann hier an, wohnte mit den anderen Residents für längere Zeit zusammen und wurde dann von GOTT vollkommen verändert. So ist er selber in diese Arbeit mit eingestiegen und war dann jahrelang für die Residents verantwortlich.

Obwohl diese Nachricht viele sehr bewegt hat, bin ich [Stephan] mit vier Kurzzeitlern auf einen nahegelegenen Berg gewandert. Dieser Berg ist der höchste Berg in der Nähe von Dundee und war wirklich einen Ausflug wert. Es ist eine echte Freude, durch die afrikansiche Natur zu wandern.


Auf dem Rückweg hat mich Madeleine dann per SMS über das entscheidenede Spiel von Dynamo Dresden auf dem Laufenden gehalten. Die letzten Minuten saß ich dann gespannt vor dem Computer und habe die Ereignisse im Live.Ticker verfolgt. Auch die Kinder haben mitgefiebert und sich am Ende mitgefreut, obwohl sie wahrscheinlich nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht.

Trauer & Freude & Jubel - ein Tag voller Leben.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Mensch oder Vieh

Gestern wurde Madeleine ins CareCenter gerufen, da Verwandte einen im Sterben liegenden Mann abholen wollten. Sie waren nicht von ihrem Wunsch abzubringen und so nahmen sie ihn mit. Da er bereits im Koma lag, wurde er einfach mit einer Decke auf die Ladefläche eines Pick-up`s gelegt und los ging es. Mensch oder Vieh?
Der Grund für das Abholen des Mannes liegt im Glauben der Verwandten. Sie wollen nach dem Tod des Mannes religiöse Rituale vollziehen, um sich mit den Geistern des Verstorbenen gutzustellen und diese in ihr Haus einzuladen. Denn das Schicksal der ganzen Familie hängt davon ab, wie sie mit den Ahnengeister umgehen und in welchem Kontakt sie mit ihnen stehen.
Wenn Pseronen in unserem CareCenter sterben, sind die Angehörigen nicht erlaubt, diese Rituale auf unserem Gelände zu vollziehen. Dies war der Grund, warum die Angehörigen kamen und den Sterbenden abgeholt haben. Dabei spielte es dann keine Rolle mehr, was für ihn in seinen letzten Stunden das Beste ist. Er wurde einfach abtransportiert wie ein Stück Vieh.

Montag, 9. Mai 2011

Andachten

Immer wieder sind wir beauftragt, in den einzelnen Projekten und für die Mitarbeiter Andachten zu halten. Dabei haben wir diese Woche eine besondere Herausfoderung: Es ist unsere Aufgabe - und wir tun es wirklich gemeinsam - im HIV/Aids-Center für die Patienten täglich eine Andacht zu halten. Im Angesicht von Sterbenden und Totkranken überlegt man sich plötzlich sehr genau, was man erzählt und wie man etwas sagt.
Wir haben uns entschieden, jeden Tag einen Psalm zu lesen und für die einzelnen Patienten zu beten. Heute war es ein guter Anfang und wir sind gespannt auf die Resonanz in den nächsten Tagen. Auf alle Fälle ist dies etwas, was uns selber sehr zum Nachdenken und zum Beten bringt.

Freitag, 6. Mai 2011

Ab geht die Post

Noch zu Mitte der Woche waren wir so frustriert über die südafrikanische Post, dass ich [Stephan] zur hießigen Poststelle gegangen bin und mich beim Manager beschwert habe. Keines, der beiden an uns gesandten Päckchen war bisher angekommen, zwei dicke Maxibriefe waren verschollen und auch einige normale Briefe sind unterwegs scheinbar abhanden [oder in andere Hände] gekommen. 


Auch wenn es eher ein Frustabladen war und wir nicht wirklich mit Veränderung gerechnet haben, sind wir nun umso glücklicher, dass wir gestern und heute insgesamt sechs Briefe und unser erstes Päckchen  [nach 6,5 Wochen Reisezeit] bekommen haben. Das gibt uns auf alle Fälle wieder etwas Hoffnung, dass vielleicht auch noch die anderen Sachen ankommen.

Ben.Luca liest & genießt sein neues Buch

Dienstag, 3. Mai 2011

Aids Realität

Seitdem Madeleine Anfang März in die Arbeit des HIV/Aids-CareCenters eingestiegen ist, sind insgesamt 7 Leute gestorben. Das lag nicht an Madeleines Tätigkeit und ist für ein Hospiz auch nichts Ungewöhnliches. Die Besonderheit besteht eher darin, dass diese Patienten zwischen 4 - ca. 45 Jahren alt waren. Die meisten von ihnen hinterließen kleine Kinder, von denen einige dadurch zu Vollwaisen geworden sind.

Schon diese ersten Wochen geben einen kleinen Einblick in die Wirklichkeit Südafrikas. Plötzlich stehen hinter der riesigen Zahl von ca. 5,7 Mill HIV-Infizierten einzelne Schicksale. Kinder, die den Virus von Geburt an in sich tragen, Teengaer, die durch mangelnde Aufklärung und Bildung sich infizieren, junge Mütter, die ihre Kinder  als Waisen hinterlassen und Väter, die oft nicht mehr als solche wahrgenommen werden.

Die Arbeit im CareCenter kann nur bedingt Hilfe leisten. Bei vielen ist abzusehen, dass sie in der nächsten Zeit sterben werden. Daher geht es nicht nur um medizinische Hilfe, sondern auch darum, den Patienten Jesus nahezubringen und ihnen dadurch Hoffnung und Frieden zu geben.

Für Madeleine gibt es vor allem zwei Herausforderungen. Die eine ist, dass die meisten der Patienten kein oder nur schlechtes Englisch sprechen und damit nur bedingt tiefgreifende Gespräche möglich sind. Die zweite Herausforderung besteht darin, selber damit umzugehen, dass so viele junge Menschen sterben und zerbrochene Familien hinterlassen. Man fühlt sich so hilflos.

Allgemeine Infos zum HIV/Aids-CareCenters und Madeleines Rolle gibt es hier: http://familiebarthel.blogspot.com/2011/03/hivaids-zentrum.html