Donnerstag, 21. Juni 2018

Winterurlaub

Morgen geht's los. Die Kinder werden noch einmal kurz in die Schule gehen, um ihre Halbjahreszeugnisse zu bekommen. Von dort werden wir sie abholen und direkt in den Urlaub fahren. Ganz in der Nähe des Krüger Nationalparks werden wir dann für zwei Wochen zelten.
Natürlich freuen wir darauf, einige Tiere zu sehen und hoffen dabei vor allem auf Löwen und Leoparden. Doch mindestens genaus freuen wir uns darauf, einfach mal Zeit als Familie zu haben und nicht für alles mögliche verantwortlich und immer erreichbar zu sein. Es ist definitiv eine sehr willkommene Auszeit.

Dienstag, 12. Juni 2018

Frieden gefunden

Michael's Leben zerbrach in wenigen Momenten. Als seine 13jährige Tochter anrief, um ihn mitzuteilen, dass sie und ihre Mutter in 15 Minuten Zuhause sein werden, ahnte er noch nicht, dass dies das letzte Mal sein würde, dass er mit seiner Tochter redete. Nur wenige Minuten später starb seine Frau bei einem schweren Verkehrsunfall und seine Tochter wurde ins künstliche Koma gelegt. Drei Wochen später gab es auch für sie keine Hoffnung mehr und die Maschinen wurden abgestellt. 
Bis zu diesem Tag war Michael's Tochter sein ein und alles. Finanziell hatte Michael alles, was er brauchte. Er war Chefkoch für eine große Hotelkette und öfters für sie auch im Ausland tätig. Recht spät lernte er seine Frau kennen und mit Mitte vierzig wurde Michael Vater. Seine Tochter war sein einziges Kind und sein ganzer Stolz. Bis zu diesem Tag im Februar 2015.  
Mit einem Mal verlor Michael jeglichen Halt, bediente sich am Alkohol, der ihm im Hotel reichlich zur Verfügung stand und zerstörte in wenigen Monaten alles, was er sich über Jahre aufgebaut hatte. Letztendlich konnte er nicht mehr anders und versuchte, sich sein Leben zu nehmen. Keine Familie, keine Freude, keine Hoffnung. Er nahm eine Überdosis Medikamente und wollte sich in seinem Auto vergasen. Doch wie durch ein Wunder wurde er gefunden und gerettet. 
Sein Absturz ging aber noch weiter bis er irgendwann alles verkauft und vertrunken hatte. Er, der ehemalige Chefkoch eines teuren Hotels, lebte nun an der Strandpromenade in Durban. Es dauerte nicht lange bis er im Suff in einen Streit geriet und niedergestochen wurde. Als er irgendwann stark blutend und am Strand liegend wieder zu sich kam, schrie er in seiner Verzweiflung nach Gott. 
Das nächste, an was sich Michael erinnern kann, sind Suchlichter einer Polizeistreife und dass er irgendwann im Krankenhaus wieder aufwachte. Es dauerte eine Zeit bis er entlassen wurde und in einem katholischen Heim Zuflucht suchte. Doch sein Ärger auf Gott ließ ihn dort nicht lange bleiben und so landete er wieder auf der Straße.
Anfang des Jahres hörte er von einem Haus für wohnungslose Männer in unserer Nachbarstadt. Er erbettelte sich das Zuggeld und war auf dem Weg dahin. Doch ganz in der Nähe von Dundee erlitt Michael einen Herzinfarkt. Der Zug wurde sofort angehalten und Michael in das Krankenhaus von Dundee gebracht. Als er nach mehreren Wochen endlich entlassen wurde, hörte er durch einen Polizisten von Melusi und kam zu uns.
Dies ist nun fünf Monate her und seitdem hat sich Michael's Leben absolut verändert. Nicht innerhalb von wenigen Momenten. Doch nach und nach arbeitet Gott an ihm und schenkt ihm neue Freude und Hoffnung für sein Leben. Michael ist kaum wiederzuerkennen und für uns alle eine große Ermutigung. Seit wenigen Wochen kocht er nun regelmäßig in unserer Küche für mehr als 50 Leute am Tag. Er macht dies leidenschaftlich gern und blüht regelrecht auf.
Er hat endlich Frieden gefunden über den Tod seiner Frau und seiner Tochter.

Montag, 4. Juni 2018

Ein schmerzhafter Abschied

Es ist nicht immer einfach, Tschüß zu sagen und sich von Leuten für "immer" zu verabschieden. Doch vor allem, wenn man eine längere Zeit eng miteinander unterwegs war, fällt dies besonders schwer.
Als wir 2011 nach Melusi kamen, sind im gleichen Jahr noch zwei weitere Familien mit jungen Kindern hier gelandet. Seitdem gehörten diese drei Familien zum Kern des Melusi Teams und der größeren Melusi Familie. Wir haben gemeinsam gearbeitet, zusammen Sport gemacht, waren Teil der gleichen Gemeinde, haben uns praktisch sieben Tage in der Woche gesehen, unsere Kinder sind als beste Freunde aufgewachsen, haben sich jeden Tag früh in der Schule und nachmittags zum Spielen getroffen ... Auch wenn wir als Familien sehr unterschiedlich sind, so sind wir doch in den letzten sieben Jahren zu einer echten Melusi Familie zusammen gewachsen.


Doch seit Mittwoch fehlt etwas. Thomas und Rebekka Braun sind mit ihren drei Kindern endgültig nach Deutschland zurückgekehrt. Dies war schon länger so geplant und dafür gab es auch gute Gründe. Trotzdem war es für beide Seiten ein schmerzhafter und tränenreicher Abschied. 
Es ist für uns ein echtes Privileg, in einer Gemeinschaft zu leben. Ständig dürfen wir neue Leute kennen lernen und gemeinsam unser Leben teilen. Es ist absolut bereichernd und manchmal auch schwer. Doch leider gehört zu dem Privileg, Leute kennen zu lernen und gemeinsam Leben zu teilen, auch das Abschiednehmen dazu. Dies ist der schmerzhafte Teil.