Sonntag, 31. Juli 2011

Taufe

Während es in den letzten Wochen viele ernüchternde Erlebnisse mit unseren Residents [wohnungslose Männer] gab, durften wir heute wirklich etwas Besonderes erleben. Ein Mann, der nun schon seit über einem Jahr bei uns wohnt, hat sich taufen lassen. Es sind leider nur wenige der Männer, die diesen Schritt gehen. Daher war dies heute umso erfreulicher. Vor allem auch deswegen, weil man es ihm abspüren konnte, dass es ihm ein Herzensanliegen war, diese Entscheidung zu treffen. Als ich [Stephan] ihn vor dem Gottesdienst fragte, wie es ihm ginge, antwortete er: "Sehr gut, ich freue mich wirklich. Das Einzige, was schade ist, ich hätte dies schon viel eher tun sollen."



Am Nachmittag haben wir als Team gemeinsam mit allen Residents Kaffee getrunken und bewußt diesen Tag gefeiert. Als wir dann beim Aufräumen waren, stand unser "Täufling" mit Tränen in den Augen am Rand und hat sich bei uns bedankt. Er war total bewegt von allem und für uns war es eine große Ermutigung und ein neuer Ansporn, in unsere Männer zu investieren.

Dienstag, 26. Juli 2011

Schnee

Heute war ein besonderer Tag: Weniger für uns - mehr für die Südafrikaner. Denn in der letzten Nacht startete ein Schneeregen, der sich bis zum Mittag hinzog. Was für uns Deutsche wirklich lächerlich war, brachte die Einheimischen auf der einen Seite total in Verzückung. Denn so etwas kommt nur aller Jahre vor und stellt schon den Gipfel des Winters dar. Auf der anderen Seite brach dadurch gleich ein Teil des öffentlichen Leben zusammen.


So kam eine einheimische Mitarbeiterin am Morgen total aufgeregt auf uns zu. Sie wollte unsere Kinder unbedingt zur nächsten Stadt bringen, wo "alles weiß" ist. Die Kids haben gut mitgemacht, obwohl sie etwas anderes gewöhnt sind. Aber der Begeisterung der Frau über das bissl Schnee konnte man sich auch kaum entziehen.


Der einen Freude, der anderen Leid. Für die Armen der Bevölkerung, die zum Teil in einfachsten Hütten wohnen, ist dieses Wetter natürlich eine Katastrophe. Sie verfügen über keinen Gasheizer wie wir, sondern machen ein Kohlefeuer direkt in ihrer Hütte. Viele von ihnen konnten heute auch nicht in die Stadt fahren, da einige der üblichen Taxis aufgrund des Wetters nicht gefahren sind und sogar manche Straßen gesperrt waren. Auch die Schulen haben keinen Unterricht angeboten, da - wie in einem Beispiel - nur 7 Schüler einer ganzen Schule gekommen waren.

Sonntag, 24. Juli 2011

HIV/Aids

In letzter Zeit haben wir immer wieder mal etwas zum Schmunzeln geschrieben. Doch leider ist nicht alles lustig, was wir hier erleben. Vor allem die enorme HIV/Aids-Rate ist mehr als erschreckend. Südafrika als Land hat eine der höchsten Raten weltweit und unser Gebiet ist dabei am stärksten betroffen. Aus verschiedenen Gründen findet man aber kaum konkrete Zahlen über die Höhe der Infizierten. Wir müssen aber davon ausgehen, dass bei uns wahrscheinlich jeder Vierte der Schwarzen an HIV infiziert ist. 

Natürlich gibt es hierfür gewisse Gründe, auch wenn es nicht einfach ist, dafür eine Erklärung zu finden. Trotzdem wollen wir einen Versuch wagen, ein paar dieser Gründe zu benennen, auch wenn wir wissen, dass wir die komplexe Situation damit  nicht 100% erklären können.

1. Mangelnde Bildung & Aufklärung / Vor allem in den ländlichen Regionen ist dies ein wesentliches Kriterium. Viele der Schwarzen haben bis heute wenig Ahnung über Aids. Die Schulbildung ist zum Teil sehr mangelhaft und auch Zuhause werden sie kaum darüber aufgeklärt. So denken viele, dass sie HIV haben, weil jemand ihnen einen "Bösen Blick" oder etwas anderes spirituelles zukommen gelassen hat. Der Grund liegt also außerhalb ihres Verhaltens. [Dieser Gedanke kommt aus dem Animismus, welches immer noch das vorherrschende Weltbild ist.]
Besonders deutlich wird die mangelnde Aufklärung aber auch in der Vorstellung, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau dazu führt, dass man von HIV geheilt wird. So ist es leider bis heute keine Seltenheit, dass junge Mädchen vergewaltigt werden.

2. Leugnung & Scham / Natürlich sterben die Leute massenweise verursacht durch Aids und jeder hat Leute vor Augen. Doch oftmals leugnet man diese Tatsache und erklärt, dass die Leute an anderen Krankheiten gestorben sind. Dies ist faktisch gar nicht so falsch, denn keiner stirbt an Aids. HIV/Aids zerstört "nur" das Immunsystem, so dass der Körper irgendwann an allem möglichen stirbt.
Ein anderes Beispiel der Leugnung ist eine Lehrerin, die in unserem Care.Centre war. Sie sagte, dass sie zwar positiv ist, aber kein HIV hat. Man will es nicht wahrhaben. Zu diesem Punkt gehört auch, dass viele sich aus Angst oder Scham gar nicht erst testen lassen. Von daher kann man eigentlich auch keine verlässlichen Zahlen bieten.

3. Moral / Natürlich wäre dies alles nur halb so wild, wenn der biblische Gedanke von "Sex nur in der Ehe" gelebt würde. Doch obwohl sich viele als Christen bezeichnen, ist es keine Seltenheit, dass die Geschlechtspartner häufig gewechselt werden. Dabei kommt es häufig vor, dass der männliche Partner älter ist und schon viel sexuelle Erfahrung und damit verbunden oft auch HIV mitbringt.
Seit kurzem sind zwar Kondome in öffentlichen Gebäuden und größeren Firmen kostenlos zu bekommen, doch ist ihr Gebrauch wahrscheinlich immer noch gering.

4. Mutter-Kind-Übertragung / Im Jahr 2008 wahren 38% der Mütter in unserer Region, die während Schwangerschaft oder Geburt Kontakt zu einem Krankenhaus hatten, mit HIV infiziert. Viele von ihnen geben diese Krankheit direkt an ihre Kinder weiter, auch wenn wir hierfür keine genauen Zahlen angeben können.

Wie gesagt, dies ist nur ein Versuch der Erklärung und auch nur unsere persönliche Einschätzung.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Doppelte Freude

Vor einiger Zeit hatte ich für die Andachten mit den Residents [wohnungslose Männer] ein paar Bibeln bestellt. Als sie dann geliefert wurden, mußte ich leider feststellen, dass die Schrift für viele der Männer zu klein war. So bestellte ich eine andere Ausgabe und brachte das Paket zur Post. Dort erklärte ich, dass ich das Paket wieder an den Absender zurückschicken möchte und gab es ab.
Vor zwei Tagen kam dann das Paket mit den neuen Bibeln an. Super, dieses Mal hatte alles geklappt. Nur gestern wunderte ich mich, als ich erneut ein Bücherpaket erhielt. Als ich es öffnete, traute ich meinen Augen nicht: Es waren die Bibeln, die ich eine Woche vorher zurückgesandt hatte. Die Post hatte bei der Beschriftung den Absender und den Empfänger verwechselt und so durfte ich mich das zweite Mal über dieses Paket freuen. Heute habe ich es wieder zur Post geschafft und hoffe, dass es dieses Mal wirklich dort ankommt, wo es hin soll.

Sonntag, 17. Juli 2011

Predigt

Heute ist etwas wahr geworden, was ich lange für nicht möglich gehalten habe: Ich [Stephan] habe meine erste Predigt auf Englisch gehalten. In den letzten Wochen habe ich schon öfters Andachten und Seminare auf Englisch gehalten und doch war dies heute noch mal eine besondere Herausforderung. Es hat unwahrscheinlich viel Freude gemacht, mal wieder zu predigen, auch wenn ich viele Sachen leider noch nicht so ausdrücken konnte, wie ich dies wollte. Die Vorbereitungszeit war etwas kurz, da die Predigt kurzerhand um eine Woche vorgezogen wurde und diese Woche schon total voll war. Und doch waren die Reaktionen hinterher absolut positiv und sehr ermutigend. DANKE GOTT.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Taekwondo

Momentan haben die Schüler Winterferien und wenn man durch die Townships fährt, sind die Straßen voller Kinder und Jugendlichen. Unglaublich wie viele Kids es hier gibt und kein Wunder, dass mehr als die Hälfte der Leute unter 18 Jahre sind.
Um ihnen eine Abwechslung zu bieten und gleichzeitig von Gott zu erzählen, haben wir besondere Ferienaktionen gestartet. Eine christliche Studentengruppe hat uns dabei unterstützt und mit Hilfe von Taekwondo die Aufmerksamkeit der Kids angezogen.


Die Großen durften verschiedene Abwehr- und Schlagtechniken lernen. Zwischen den einzelnen Einheiten wurde anhand der verschiedenen Gürtelfarben das Evangelium erklärt. Sehr kreativ und total begeisternd für die Kids, die nicht nur kräftig mitmachten, sondern auch super zuhörten.
Für die Kleinen gab es ein Extraprogramm. Auch ihnen wurde die Gute Nachricht anhand von Farben erklärt. Und damit sie sich die Bedeutung besser merken, konnten sie sich ihre Fingernägel mit den entsprechenden Farben anmalen lassen. Doch das gefiel nicht nur den Kleinen, sondern auch die Teenager kamen nach ihrem Programm und wollten unbedingt bunte Fingernägel.
Auch wenn Taekwondo eine etwas ungewöhnliche Art war, von Gott zu erzählen, so ist dies super angekommen. Am letzten Tag waren ca. 90 Kids und Jugendliche da und sie haben sicher nicht nur bunte Fingernägel mit nach Hause genommen.

Freitag, 8. Juli 2011

Barfuß

Es ist Winter in Südafrika und auch wenn es tagsüber 15-20° werden können, ist es doch sobald die Sonne weg ist, ziemlich ungemütlich. So kann es in der Nacht auch bis auf 0° abkühlen. Daher kommen unsere dicken Fleecjacken und unser Gasheizer momentan ordentlich zum Einsatz.
Wenn wir dann in den Townships unterwegs sind, sind wir oft ziemlich erschrocken, wie wenig die Kids zum Anziehen haben und unter welchen Bedingungen sie mit der "Kälte" klarkommen. Oft sitzen die Familien um ein offenes Kohlenfeuer, welches sie direkt in ihrer Hütte haben. Man bekommt zwar fast keine Luft, aber es ist ein bißchen warm. Wenn wir ihre Hütten so sehen, wollen wir uns nicht beklagen, dass unser Haus nicht isoliert ist.


Besonders auffallend ist, dass viele Kinder auch im Winter keine Schuhe tragen oder die Schuhe einfach total runter sind. So haben wir gestern als Familie gemeinsam mit einer Schweizerin 35 Paar Schuhe zu Kindern gebracht, die wahrscheinlich noch nie ein neues Paar Schuhe getragen haben. Einige von ihnen hatten wirklich auch Schwierigkeiten, überhaupt die Schuhe anzuziehen. Aber dann waren sie alle mächtig stolz.

Dienstag, 5. Juli 2011

GDR

Gestern wollte ich unser Auto bei der örtlichen Behörde anmelden und stieß dabei auf ein ungeahntes Problem. Als die Mitarbeiterin "Germany" in ihren Computer eingeben wollte, hat dieser dies nicht angenommen. So suchte sie nach "Germany", doch dies wurde einfach nicht angeboten. Nun gingen wir alphabetisch alle Länder durch, um nach "Germany" zu suchen. A - wie Afghanistan - ich verneinte. Dann fragte sie, ob nicht Belgien in der Nähe von Deutschland sei. Ich sagte: "Ja", aber mußte verneinen als sie fragte, ob Belgien und Deutschland vielleicht zusammen gehören.
Doch dann schien sie die Lösung gefunden zu haben. Ihr Computer bot ihr "German Democratic Republic" an. Als ich ihr erklärte, dass es die DDR seid 1990 nicht mehr gibt, fand sie dann doch noch "Federal Republic of Germany" [Bundesrepublik Deutschland] im System. Glück gehabt.

Sonntag, 3. Juli 2011

Zulu Geburtstag

Gestern wurden wir spontan zum 21. Geburtstag einer Zulu-Frau eingeladen. Die Einladung kam nicht von ihr selber und wir kannten sie eigentlich auch überhaupt nicht. Aber das spielt in der Kultur der Zulu keine Rolle. Man ehrt den Gastgeber, indem man an seinem Fest teilnimmt. So sind wir mit hingegangen und waren fast die einzigen Weißen.


Der 21. Geburtstag hat in Südafrika einen sehr hohen Stellenwert, denn mit 21 ist man dann erwachsen. So wurde dieses Tag mit traditionellen Zulu-Kostümen, Zulu-Gesängen und Tänzen wirklich auch zelebriert. Das Ganze fand auf einer großen Wiese statt, denn obwohl die Familie wohlhabend ist, war ihr Haus und ihr Garten zu klein für die deutlich mehr als 150 Gäste. Abwechselnd tanzten die Mädchen und Jungen und unterhielten, damit die ganze Gesellschaft. Dabei wurde dem "Geburtstagskind" immer wieder Geld und andere Dinge ins Haar gesteckt, um sie für ihr Leben auszurüsten.
Als die Zeremonie zu Ende war, zogen alle zum Haus der Eltern. Hier war extra ein Partyzelt aufgebaut wurden, um allen Gästen ein Platz zu bieten. Als wir noch etwas unschlüssig auf dem Hof standen, wurden wir direkt ins Wohnzimmer gebracht und bewirtet. Dabei störte es sie nicht, dass sie uns eigentlich nicht kannten. Wir waren ihre Gäste und herzlich eingeladen, mit ihnen zu feiern. Das haben wir dann auch gemacht.