Sonntag, 25. September 2016

Übernachtungsparty

Manchmal kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. GOTT ist kräftig am Wirken, verändert Menschen und gebraucht diese wiederum, um Menschen zu verändern. Mama Maria [60] und Baba Eric [63] sind ein großartiges Beispiel dafür. Im letzten Jahr haben beide JESUS als ihren Herrn angenommen, sich taufen lassen und ihre Ehe unter den Segen Gottes gestellt ["Wunderhochzeit"]. GOTT hat ihr Leben grundlegend verändert und sie reich beschenkt. Es ist unglaublich ihre Freude und Dankbarkeit zu sehen. Die Liebe Gottes, die sie selber erleben, möchten sie nun an ihre Dorfgemeinschaft weitergeben. Wöchentlich treffen wir uns in ihrer Hütte zur Bibelstunde. Das wenige Geld, was sie haben, nutzen sie, um für die Kinder des Dorfes zu kochen und jeden Sonntag kommen sie mit einigen Nachbarskindern nach Melusi zum Gottesdienst. Da einige Eltern aber kein Interesse daran haben, am Sonntag Morgen ihre Kinder für den Gottesdienst fertig zu machen, haben Maria und Eric nun eine alte Blechhütte umgebaut. Was früher als kleiner Laden genutzt wurde, dient ab sofort als Schlafmöglichkeit für bis zu 10 Kinder. Jeden Samstag gibt es nun eine Übernachtungsparty. Um sicher zu gehen, dass alle Kinder mit zum Gottesdienst kommen, dürfen sie nun von Samstag auf Sonntag bei Maria und Eric übernachten.
Manchmal kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Sonntag, 18. September 2016

Regen ist Segen

Seit heute Vormittag regnet es fast ununterbrochen und auch gestern hatte es schon etwas geregnet. Was für europäische Verhältnisse nichts besonderes ist, lässt uns in Südafrika jubeln. Denn nach zwei Jahren Dürre haben sich nicht nur die Bauern die Regenzeit herbeigesehnt - und dieses Mal scheint es vielleicht wirklich, eine Regenzeit zu werden. Jedenfalls fängt es schon einmal gut an.
Die Auswirkungen der Dürre werden natürlich nicht von heute auf morgen verschwinden. Der Grundwasserspiegel ist drastisch gesunken, fast alle Wasserressevoirs und Seen sind leer oder haben nur noch kleine Restbestände an Wasser, hunderttausende Kühe sind gestorben und Bauern haben sich verschuldet, um den Auswirkungen entgegenzusteuern. In manchen Kommunen kommt schon seit Monaten kein Wasser mehr aus der Leitung und die Versorgung findet nur über Wasser-LKWs statt. 
Auch wenn gegen allen Vorhersagen es in Dundee noch Wasser aus der Leitung gibt, so wurde dieses in den letzten Monaten stark reguliert. Nur in den Morgen- und Abendstunden ist der Wasserdruck normal. Im Laufe des Tages und auch in der Nacht wird das Wasser entweder ganz abgestellt oder der Druck drastisch reduziert. Wäsche waschen wird damit zu einer echten Herausforderung, die optimale Zeit zum Duschen sollte man nicht verpassen, das Duschwasser wird zur Bewässerung der Obstbäume genutzt und und und.
Nun hoffen wir stark, dass es in den nächsten Monaten noch viele Regentagen gibt, die Wasservorräte wieder aufgefühlt werden und sich das Leben etwas normalisiert. 
Regen ist Segen.

Freitag, 9. September 2016

Lebe wohl Baba!

Beim Abschied liefen ihm Tränen über das Gesicht. Heute Morgen wurde Baba Majola von zwei Sozialarbeitern abgeholt, um ihn durch halb Südafrika zu seiner Familie zu fahren. Majola ist vor 25 oder 40 Jahren - so genau weiß das keiner - nach Dundee gekommen, um in den Kohlebergwerken zu arbeiten. Irgendwann ist der Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Doch den Wunsch, irgendwann wieder zu ihnen zurück zu kehren, hat er nie verloren. Auch wenn keiner so recht weiß, ob es seine Familie nocht gibt und die Reise erfolgreich wird, hat er sich heute auf den Weg gemacht und sich von uns - wahrscheinlich für immer - verabschiedet.


Seit Jahren kannten wir Baba Majola und haben ihn regelmäßig in seiner kleinen Hütte besucht. Letztes Jahr hat er sich für Jesus entschieden und wurde Anfang diesen Jahres in Melusi getauft [siehe dazu auch: "Weihnachten in der Badewanne" und "Freude"]. Seitdem war er einer unserer treuesten Gottesdienstbesucher und eines der bekanntesten Gesichter in unserer Gemeinde. Er war ein absolutes Original und in seiner einfachen Art uns allen ziemlich ans Herz gewachsen. Lebe wohl Baba!

Dienstag, 6. September 2016

Nicht Weiß - nicht Schwarz

Kaum ein anderes Thema ist in Südafrika so präsent wie das Miteinander der unterschiedlichen Rassen. Auch wenn die Zeit der Apartheid nun schon über 20 Jahre her ist, so herrscht bis heute leider oft ein Nebeneinander oder sogar Gegeneinander anstatt eines echten Miteinanders. Natürlich hat sich schon vieles - vor allem für die Schwarzen - verbessert. Doch zugleich hat man manchmal auch den Eindruck, dass nun das Pendel in die andere Richtung umschlägt und Weiße benachteiligt werden. Für Südafrika wird sich anhand dieser Frage entscheiden, wie es für das Land in Zukunft weitergeht.

Doch auch in unserer Gemeinde ist das "Miteinander" von Schwarz und Weiß ein brennendes Thema. Als wir 2011 nach Melusi kamen, gab es gerade mal eine handvoll Zulus in der Gemeinde. Der überwiegende Teil war weiß und dies hat sich auch bis letztes Jahr nicht groß verändert. Doch dann brach plötzlich etwas auf und aus einer anfänglich kleinen Gruppe, die regelmäßig unsere Gottesdienste besuchte, ist nun eine große Schar von Schwarzen geworden, die jeden Sonntag nach Melusi kommen.

Natürlich verändert dies die Dynamik in der Gemeinde. Es ist ja nicht nur so, dass die Hautfarbe und Sprache eine andere ist, sondern es prallen förmlich zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Dass dabei nicht jeder aus der Gemeinde die Entwickling der letzten Monate gut heißt, kann man sich leicht vorstellen. Zu sehr ist noch das Denken verankert, dass es Gemeinden für Schwarze und Gemeinden für Weiße gibt. Nicht zu vergessen gibt es natürlich auch bis heute Gemeinden nur für Afrikaaner [holländische Einwanderer], für "Engländer", für Deutsche, für Inder, für Mischlinge...

Als Melusi Gemeinde haben wir uns klar dazu bekannt, dass wir keine "weiße" Gemeinde sind und auch keine "schwarze" Gemeinde werden. Wir sind eine Gemeinde, die GOTT liebt, in Gemeinschaft lebt, den Armen dient und Menschen zu Nachfolgern Jesu machen möchte - völlig unabhängig von Farbe, Rasse, Sprache und Herkunft. Doch trotz dieses Bekenntnisses ist es noch ein weiter Weg bis zu einem echten Miteinander in unserer Gemeinde.

Ein Riesenschritt in die richtige Richtung haben wir dabei gemeinsam am Sonntag gemacht. Nachdem ein weißer Südafrikaner über Einheit zwischen Schwarz und Weiß gepredigt hatte, wusch er am Ende seiner Predigt einer alten Zulu Oma die Füße und entschuldigte sich für das, was Weiße ihr angetan hatten. Danach bestand die Möglichkeit, sich gegenseitig die Füße zu waschen und es spielten sich bewegende Szenen ab. Mit Tränen in den Augen kamen mehr und mehr Leute nach vorn und nutzen diese Möglichkeit. Es war als würde der Himmel offen stehen und Versöhnung möglich machen.