Dienstag, 6. September 2016

Nicht Weiß - nicht Schwarz

Kaum ein anderes Thema ist in Südafrika so präsent wie das Miteinander der unterschiedlichen Rassen. Auch wenn die Zeit der Apartheid nun schon über 20 Jahre her ist, so herrscht bis heute leider oft ein Nebeneinander oder sogar Gegeneinander anstatt eines echten Miteinanders. Natürlich hat sich schon vieles - vor allem für die Schwarzen - verbessert. Doch zugleich hat man manchmal auch den Eindruck, dass nun das Pendel in die andere Richtung umschlägt und Weiße benachteiligt werden. Für Südafrika wird sich anhand dieser Frage entscheiden, wie es für das Land in Zukunft weitergeht.

Doch auch in unserer Gemeinde ist das "Miteinander" von Schwarz und Weiß ein brennendes Thema. Als wir 2011 nach Melusi kamen, gab es gerade mal eine handvoll Zulus in der Gemeinde. Der überwiegende Teil war weiß und dies hat sich auch bis letztes Jahr nicht groß verändert. Doch dann brach plötzlich etwas auf und aus einer anfänglich kleinen Gruppe, die regelmäßig unsere Gottesdienste besuchte, ist nun eine große Schar von Schwarzen geworden, die jeden Sonntag nach Melusi kommen.

Natürlich verändert dies die Dynamik in der Gemeinde. Es ist ja nicht nur so, dass die Hautfarbe und Sprache eine andere ist, sondern es prallen förmlich zwei ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Dass dabei nicht jeder aus der Gemeinde die Entwickling der letzten Monate gut heißt, kann man sich leicht vorstellen. Zu sehr ist noch das Denken verankert, dass es Gemeinden für Schwarze und Gemeinden für Weiße gibt. Nicht zu vergessen gibt es natürlich auch bis heute Gemeinden nur für Afrikaaner [holländische Einwanderer], für "Engländer", für Deutsche, für Inder, für Mischlinge...

Als Melusi Gemeinde haben wir uns klar dazu bekannt, dass wir keine "weiße" Gemeinde sind und auch keine "schwarze" Gemeinde werden. Wir sind eine Gemeinde, die GOTT liebt, in Gemeinschaft lebt, den Armen dient und Menschen zu Nachfolgern Jesu machen möchte - völlig unabhängig von Farbe, Rasse, Sprache und Herkunft. Doch trotz dieses Bekenntnisses ist es noch ein weiter Weg bis zu einem echten Miteinander in unserer Gemeinde.

Ein Riesenschritt in die richtige Richtung haben wir dabei gemeinsam am Sonntag gemacht. Nachdem ein weißer Südafrikaner über Einheit zwischen Schwarz und Weiß gepredigt hatte, wusch er am Ende seiner Predigt einer alten Zulu Oma die Füße und entschuldigte sich für das, was Weiße ihr angetan hatten. Danach bestand die Möglichkeit, sich gegenseitig die Füße zu waschen und es spielten sich bewegende Szenen ab. Mit Tränen in den Augen kamen mehr und mehr Leute nach vorn und nutzen diese Möglichkeit. Es war als würde der Himmel offen stehen und Versöhnung möglich machen.

2 Kommentare:

  1. Danke für diesen Schritt. Es fällt uns so leicht als Christen von Einheit zu sprechen, und doch trennen wir, wenn wir ehrlich sind immer und fühlen uns am wohlsten mit Leuten, die "so sind wie wir". Nicht nur in Melusi. Überall. Eine bunte Gemeinde fängt mit Füße waschen an. Danke für diese Erinnerung!

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  2. Das ist ja stark, dass so etwas möglich war. Ja, so wird es im Himmel sein, wenn Unterschiede keine Rolle mehr spielen... Wunderbar!
    Liebe Grüße an Euch alle!
    Judith m.

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