Freitag, 31. Mai 2013

Jetzt geht´s los

Nur noch ein Mal schlafen und dann machen wir uns auf den Weg nach Deutschland. Die Koffer sind gepackt, die meisten Dinge vorbereitet. Es kann losgehen. Wir sind sehr gespannt, aufgeregt und zu gleich auch etwas nervös. Doch vor allem freuen wir uns auf die vor uns liegenden Wochen und die Möglichkeit, viele von euch persönlich zu sehen.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Baba M. und sein Haus

"Nichts geht mehr" - unter dieser Überschrift haben wir vor ein paar Wochen davon berichtet, wie schwer es ist, richtig zu Helfen. Baba M. lebte mit seiner Familie in einem Haus, was diesen Namen nicht verdiente. Unwirkliche Lebensbedingungen - vor allem für seine drei Kinder. Doch trotz aller Bemühungen und Hilfen unsererseits schien er nicht wirklich gewillt zu sein, etwas dagegen zu tun. Ein halbfertiges Haus stand monatelang neben seiner Hütte und von uns zur Verfügung gestelltes Material wurde in Bier umgewandelt. Wir fanden ihn mehr und mehr betrunken vor.



Vor zwei Wochen bot sich uns eine Gelegenheit, mit seiner Frau darüber zu reden. Sie wollte das neue Haus fertigstellen, doch hatte selbst keine Möglichkeit dazu. So arbeitete sie letzte Woche vier Tage in Melusi und im Gegenzug haben wir ihr das Haus gestern fertiggestellt. Sogar ihr Mann war nüchtern und hat uns tatkräftig unterstützt.
Als wir heute wieder vorbeikamen, gab es die größte Überraschung. Baba M. - der immer noch nüchtern war - strahlte uns aus einem Erdloch an. Er war gerade dabei, aus den restlichen Platten seiner alten Hütte ein Toilettenhaus zu bauen. Wir mußten ihn dazu nicht auffordern, drängen oder überreden. Es scheint so, als ob die Familie gestern nicht nur ein neues Haus bekommen, sondern dass sich durch unsere Hilfe auch etwas in Baba M. verändert hat.

Sonntag, 26. Mai 2013

[UN]HAPPY BIRTHDAY

Simphiwe ist gestern vier geworden. Ein Grund zum Feiern. Doch bevor die Party steigen konnte mußte er zum wiederholten Mal ins Krankenhaus. Seine Lunge ist nicht in Ordnung und da Simphiwe HIV-positiv ist, kann jede "Kleinigkeit" für ihn zu einer lebensbedrohlichen Angelegenheit werden.
Simphiwe wurde mit 1,5 Jahren von einem Melusi-Mitarbeiterehepaar als Pflegekind aufgenommen. Die Zeit vorher hat er vor allem im Krankenhaus verbracht, da seine Mutter an Aids gestorben ist und sein Vater sich nicht um ihn gekümmert hat. Sein Entwicklungsstatus war damals dem eines Babys gleich. Heute kann man seine geistige Entwicklung mit der von Jo.Ann [1 Jahr / 2 Monate] vergleichen.

 
Seine Eltern wollten ihm eine besondere Freude machen und haben viele Kinder zu seiner Geburtstagsparty eingeladen. Doch nur selten konnte er sich darüber freuen. Zu erschöpft war er durch die Krankheit und den Krankenhausbesuch. Auch nach der Party mußte er wieder für ein paar Stunden ins Krankenhaus und hatte danach eine katastrophale Nacht. Von wegen "HAPPY BIRTHDAY".

Mittwoch, 22. Mai 2013

Zeit der Versprechen

Noch vor zwei Wochen herrschte Ausnahmezustand in Dundee´s größtem Township. Für eine Woche lang kam es jeden Abend zu Krawallen [siehe "Streets of fire"]. Doch seit einigen Tagen hat sich die Lage etwas beruhigt. Nun ist es Zeit für Versprechen.
Der eigentliche Grund der Auseinandersetzungen war die Unzufriedenheit über die Stadträte von Dundee. Vieles wurde ihnen vorgeworfen: unfähig, bestechlich, korrupt, arrogant, unehrlich, faul, nur an der eigenen Macht interessiert, gierig ... Auch wenn die Art und Weise der Auseinandersetzung definitiv nicht richtig war, so treffen viele Anschuldigungen leider zu. Der Stadtrat von Dundee bekleckert sich wahrlich nicht mit Ruhm und sorgt für einen Skandal nach dem anderen.
Um vom eigentlichen Problem abzulenken und die Unzufriedenen zu beruhigen, ist es nun Zeit der Versprechen. Alles Mögliche und Unmögliche wird nun versprochen, nur um die Situation etwas in den Griff zu bekommen. Es soll zu Untersuchungen der Krawalle kommen, die Finanzen der Stadt stärker kontrolliert werden, man will sich an öffentliche Richtlinien halten und sogar bis Ende des Jahres 700 neue Häuser für arme Familien bauen. Vor allem das Letztere wird für neuen Zündstoff sorgen, da man dieses Versprechen schon zu oft gehört hat. Doch leider handelt man oft nach der Devise: "Jeder kann sich mal versprechen."

Sonntag, 19. Mai 2013

Schulversammlung

In den letzten Tagen war ich [Stephan] eingeladen, in zwei unterschiedlichen Schulen im Rahmen von größeren Schulversammlungen eine Andacht zu halten. War der Besuch in der Dundee High School [8.-12. Klasse] noch recht langweilig - mehrere hundert Schüler saßen hoch diszipliniert oder man könnte auch sagen fast regungslos auf ihren Stühlen - so war das Treffen in einer Grundschule [1.-7. Klasse] voller Leben.


670 Kinder - ausnahmelos schwarz - sangen fröhlich, hörten gespannt meiner Ansprache zu, freuten sich über jedes meiner Zuluwörter und standen während der ganzen Zeit mehr oder weniger in ihren Reihen.
Doch egal ob Grund- oder Highschool es herrscht eine ganz andere Disziplin als an deutschen Schulen. Dies liegt nicht nur an den obligatorischen Schuluniformen, sondern auch an dem Respekt, der gegenüber der Schule und den Lehrern erwartet wird.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Sugar Daddies

Täglich sind wir mit der Realität der HIV/Aids Pandemie konfrontiert. Von den 50 Millionen Einwohner Südafrikas sind offiziell 6 Millionen HIV-positiv. 2012 starben mindestens 260.000 Menschen an den Folgen von Aids - über die Dunkelziffer will man lieber nicht nachdenken. Es ist fast so, als ob HIV/Aids genau so selbstverständlich zu Südafrika gehört, wie die Schönheit der Natur und die Weite des Landes.
Obwohl es immer wieder "Erfolgsmeldungen" im Kampf gegen die Krankheit gibt, so unbegreiflich groß ist noch immer das Ausmaß der Pandemie und die nächste Generation ist schon infiziert. Vor kurzem hat der südafrikanische Gesundheitsminister mitgeteilt, dass 28% aller Schulmädchen HIV-positiv sind. Eine erschreckende Zahl, die nichts Gutes für die nächsten Jahre verheißt.
Da "nur" 4% der Schuljungen infiziert sind, gibt die südafrikanische Regierung den sogenannten "Sugar Daddies" [dt. Zuckerväter] die Hauptschuld an der hohen Rate unter den Mädchen. Damit sind vor allem ältere Männer gemeint, die die jungen Mädchen für Sex "bezahlen". Oft nutzen sie dabei die Notsituation der Mädchen aus und versprechen ihnen Dinge, die sie nötig haben.
Ein anderer Grund für die enorm hohe HIV-Rate unter den Schulmädchen ist die Überzeugung - die sich bis heute noch immer hält - , dass Sex mit einer Jungfrau die eigene Krankheit heilen wird.
Auch wenn die südafrikanische Regierung sich im Kampf gegen HIV-Aids "bemüht", so scheint sie weit davon entfernt zu sein, den Kampf auch zu gewinnen. Man verteilt überall Kondome und preist diese als die Lösung des Problems an. Doch die eigentlich Ursache der Krankheit - eine völlig gottlose Sexualität - spricht kaum jemand an.

Sonntag, 12. Mai 2013

10 Jahre


Am Fretag, den 10. Mai 2013 feierten wir unser zehnjähriges Ehejubiläum. Auf den Tag genau vor zehn Jahren haben wir uns unser "Ja-Wort" gegeben. Vieles von dem, was wir uns damals erträumt haben, hat sich in den letzten Jahren erfüllt. Es ist so, als ob wir unseren gemeinsamen Traum leben dürfen. Dafür sind wir vor allem GOTT unendlich dankbar und sind gespannt, was die nächsten zehn gemeinsamen Jahre bringen werden.




Donnerstag, 9. Mai 2013

"Streets of fire" ...

... titelte die lokale Zeitung nachdem es nun schon seit mehr als einer Woche allabendlich zu neuen Ausschreitungen im größten Township von Dundee kommt. Was mit einem Protestmarsch vor zwei Wochen aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Stadtrat von Dundee began, hat sich nun zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei entwickelt. Ein Büro der Gemeindeverwaltung wurde in Brand gesteckt, Straßen werden blockiert, Autoreifen angezündet, Läden von Ausländern überfallen und die Hauptstraße ist vollständig übersät mit Glassplittern. Inzwischen ist sogar eine "Todesliste" aufgetaucht, auf der die Namen von einigen Lokalpolitikern stehen. Die Stimmung ist ziemlich aufgebracht und die beteiligten Parteien beschuldigen sich gegenseitig, die Situation anzuheizen.



In Melusi bekommen wir von all dem recht wenig mit und sind auch relativ sicher. Die erhöhte Polizeipräsenz in der Stadt fällt natürlich auf und wenn wir im Township unterwegs sind, achten wir nun darauf, kurz nach vier - bevor die Männer von Arbeit zurückkommen - wieder nach Melusi zu kommen.
Auch wenn wir von all dem nicht betroffen oder gefährdet sind, so macht es doch nachdenklich, wie schnell Situationen hier eskalieren können.

Montag, 6. Mai 2013

Für die Zukunft vorbereitet

Seit 1,5 Jahren besuchen wir Gogo Sonto [65 Jahre] ganz regelmäßig. Sie lebt mit ihrer Tochter und ihren zwei Enkelkindern in einer kleinen Lehmhütte. Tagsüber sind oft noch mehr Kinder bei ihr zu Gast, um die sie sich kümmert. 
Am Anfang unserer Besuche war es oft schwer, wirklich ins Gespräch mit ihr zu kommen. Sie wirkte zum Teil abwesend oder auch etwas verwirrt. Man hatte nicht das Gefühl, dass sie überhaupt zuhörte. So hatten wir oft nur "belanglose" Gespräche. Doch dies hat sich in den letzten Monaten deutlich verändert.


Gogo Sonto wartet nun förmlich auf unseren Besuch und nimmt jedes Wort, was wir ihr aus der Bibel weitergeben freudig auf. Bei unserem letzten Besuch sagte sie uns strahlend: "Ich weiß jetzt sicher, dass ich zu GOTT gehöre und wo ich hingehe werde." Sie ist vorbereitet für ihre Zukunft. Kann es etwas Besseres geben?

Freitag, 3. Mai 2013

Von der Vergangenheit eingeholt

Gestern Nachmittag haben wir ungewöhnlichen Besuch bekommen. Ein Detektiv der Polizei stand mir gegenüber und fragte nach einem unserer Residents. Gordon [33 Jahre] wurde mit Haftbefehl wegen schwerer Körperverletzung gesucht. Vor zwei Wochen ist er bei uns eingetroffen und hat sich seitdem total gut gemacht. Freundlich, zuvorkommend, fleißig - es gab eigentlich nichts an ihm auszusetzen. Doch nun hat ihn seine Vergangenheit eingeholt.
Gordon war fast 10 Jahre schwer drogenabhängig, hat selber gedealt und dadurch am Ende alles verloren. Er hat zwar noch Kontakt zu seiner Frau, doch seine sieben [!!!] Kinder hat er schon lange nicht mehr gesehen. Wenn er es ehrlich meinte, dann wollte er ein neues Leben starten.
Es war ihm nicht bewusst, dass die Polizei nach ihm suchte. Er dachte, der Fall wäre schon lange abgeschlossen. Doch nun wurde er von seiner Vergangenheit eingeholt. Wir hoffen aber sehr für Gordon, dass ihn dies nur noch mehr darin bestätigt, mit seiner Vergangenheit aufzuräumen und ein neues Leben zu starten.