Samstag, 28. März 2015

Eine ganz große Geste

Als unsere Mitarbeiter gerade dabei waren das HIV/Aids Care.Centre auszuräumen, klingelte es am Tor. Ein älterer Mann stand vor der Tür und bat um Einlaß. Auf den freundlichen Hinweis, dass das Care.Centre nun geschlossen ist, reagierte er nicht. Er wollte unbedingt hineingelassen werden.
Er stellte sich als Vater eines jungen Mannes vor, der letztes Jahr im Care.Centre gestorben ist. Der Sohn war tiefgläubig und unwahrscheinlich freundlich, doch litt er sowohl an Aids wie auch an Krebs. Sein Gesicht war in den letzten Monaten völlig entstellt, da er ein handballgroßes Krebsgeschwür an seiner rechten Wange hatte. Wir pflegten ihn über Wochen und begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. Dies war für unser Team eine sehr bewegende Zeit.
Nun wollte der Vater sich bei uns für die Pflege seines Sohnes bedanken und für unsere Arbeit spenden. Er überreichte unserem Mitarbeiter 30 Rand - umgerechnet etwas mehr als zwei Euro. Auch wenn der Betrag für uns alles andere als groß erscheint, so war doch die Geste des Mannes überwältigend. Als ein Ausdruck seines Danken und seiner Wertschätzung hat er gegeben, was er geben konnte. Ein ganz große Geste.

Freitag, 20. März 2015

Geschlossen

Nach sieben Jahren in Betrieb haben wir diese Woche unser HIV/Aids Care.Centre geschlossen. Eine Entscheidung, die uns nicht leicht gefallen ist - eine Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Denn hatten wir in der Vergangenheit schon ab und an mal das Care.Centre vorübergehend geschlossen, so ist an eine Weiterführung der Arbeit - jedenfalls in der bisherigen Form - momentan nicht gedacht.


In aller Traurigkeit über die Schließung des Care.Centres dürfen wir nicht vergessen, dass es einen sehr positiven Grund gibt, der maßgeblich zu unserer Entscheidung beigetragen hat. In den letzten Jahren hat sich die Behandlung der HIV+ Menschen in Südafrika deutlich verbessert. Der Staat stellt seit einigen Jahren für Betroffene, deren Blutwert unter eine bestimmte Grenze fällt, kostenfrei die entsprechenden Medikamente zur Verfügung. Die positiven Auswirkungen davon haben dazu geführt, dass wir in den letzten beiden Jahren nur noch wenige Patienten in unserem Pflegezentrum hatten. Auch die Todesfälle sind gegenüber den Vorjahren drastisch gesunken. Als wir vor vier Jahren hier ankamen, sind in unseren ersten zehn Wochen, noch zehn Menschen im Care.Centre gestorben. Dies sind mehr Menschen als im gesamten letzten Jahr.


Ein weiterer Grund, der zu der Schließung des Care.Centres geführt hat, ist ein Mangel an Fachkräften. Nachdem eine ältere Krankenschwester Anfang des Jahres in den Ruhestand getreten ist und eine Kurzzeitlerin vor wenigen Tagen wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, sind nur noch Madeleine und ihre Kollegin Elske übrig geblieben. Da auch Elske kleine Kinder hat, sind beide aber eigentlich nur eingeschränkt einsatzfähig.
So haben wir diese Woche das umgesetzt, was sich in letzter Zeit schon angedeutet hatte. Wie es mit dem Care.Centre in Zukunft weitergeht, können wir jetzt noch nicht sagen. Doch wir blicken dankbar auf die letzten sieben Jahre zurück. Es war ein Haus des Friedens, der Hoffnung und des Lebens.

Dienstag, 17. März 2015

Licht der Welt

"Ihr seid das Licht der Welt" war das Thema der diesjährigen Melusi Gemeindefreizeit. Gerade in Zeiten in denen Schwarz und Weiß in Südafrika immer schlechter miteinander können, setzte dieses Wochenende ein positives Lichtzeichen. Obwohl die Hintergründe der Leute kaum unterschiedlicher sein konnten, so erlebten wir ein tolles Miteinander.



Beeindruckend war vor allem die Taufe von fünf Leuten, die im letzten Jahr durch GOTT in Melusi verändert worden. Eine Kurzzeitlerin aus Holland, drei Jugendliche aus den umliegenden Townships und eine Farmersfrau, die aufgrund der politischen Lage und der anhaltenden Kriminalität ihre Farm aufgeben musste - eine einmalige Mischung und ein großartiges Zeugnis der Güte Gottes.

Mittwoch, 11. März 2015

Schwarz Weiß

"Es ist ein Fakt, dass die Probleme des Landes mit der Landung der Weißen begann.", sagte der südafrikanische Präsident Zuma vor kurzem in einer seiner öffentlichen Reden. Da fällt es nur wenig ins Gewicht, dass er sich gegen Rassismus ausspricht und den Schutz von Minderheit hervorhebt. Wobei er damit wahrscheinlich vor allem die Moslems meint, die zwar nur 3% der Bevölkerung Südafrika's darstellen, aber über ein enormen Reichtum verfügen und die Regierungspartei ANC finanziell großzügig unterstützen.
Doch wenn es um das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß geht, gießt der Präsident selber Öl ins Feuer. Natürlich gibt es noch viel radikalere Stimmen, die zum Beispiel eine Enteignung der Weißen fordern., doch auch das Statement des Präsidenten zur Ursache der heutigen gewaltigen Probleme des Landes ruft nicht nur Kopfschütteln, sondern vor allem wachsenden Rassismus hervor.

Die Schwarzen machen die Weißen und das System der Apartheid für die soziale Schieflage des Landes verantwortlich. Bis heute besitzt eine relativ kleine Gruppe weißer Grundstücksbesitzer den Großteil des südafrikanischen Landes und viele Schwarze arbeiten zu sehr geringen Löhnen für ihre weißen Bosse. Per Gesetz wird nun die Mehrheit der Bevölkerung [ca. 80%] vor einer Minderheit [ca. 8%] geschützt. Vor allem in der Wirtschaft macht sich das bemerkbar und Firmen, die Weißen gehören werden systematisch benachteiligt. Auch haben Weiße aufgrund ihrer Hautfarbe kaum mehr eine Chance gewisse Ämter oder Posten zu erhalten, auch wenn sie die deutliche besseren Qualifikationen nachweisen können.

Dies wiederum ist nur ein Grund, der die weißen Südafrikaner in Rage bringt. Bauern geben ihren Betrieb auf, da ihnen im großen Stil Rinder und Equipment gestohlen werden. Die wachsende Korruption im Lande, die riesige Verschwendung von staatlichen Finanzen für private Zwecke durch die schwarze Regierung und eine oft unfähige Verwaltung nerven viele nur noch an. Dazu kommen noch eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten und die Unwilligkeit gepaart mit einer großen Portion Unfähigkeit der Regierung sich um die eigentlichen Probleme des Landes zu kümmern. So wurden über Jahre weder die Anlagen für die Strom- noch die Wasserversorgung gewartet und instandgehalten. Dies führt nun dazu, dass es in den letzten Monaten zu merhfachen Abschaltungen des Stroms und Wasserrationierungen im ganzen Land kam.

Man könnte diese Listen auf beiden Seiten noch fortführen. Für uns ist es erschreckend zu sehen, wie sich ein so großartiges Land wie Südafrika mit einem riesen Potential und eigentlich großartigen Voraussetzungen auf diesem Weg selber um die Zukunft bringt. Es gibt kaum noch einen Tag, an dem wir nicht mit rassistischen Bermerkungen konfrontiert sind. Die Wut aufeinander steigt an und das, was an Vertrauen in den letzten Jahren aufgebaut wurde, scheint wieder kaputt zu gehen.

Wer ist Schuld an dieser Geschichte? Schwarz oder Weiß? Das ist eigentlich nicht die Frage, denn wenn dieses Land wirklich eine Zukunft haben will, dann gibt es nur einen Weg: Schwarz und Weiß zusammen.

Freitag, 6. März 2015

I'm eight

"I'm eight" ["Ich bin acht"] stand letzte Woche auf dem Geburtstagskuchen von Elisa.Joy, den sie voller Stolz mit in die Schule nahm. Wie hatte sie sich auf diesen Tag gefreut und wie viel hat es ihr bedeutet als dann endlich ihre Gäste zu ihrer Party kamen. Und mitten in allem Trubel des Kindergeburtstages, der Schatzsuche und der Seifenrutsche genoß Elisa.Joy ihren großen Tag.



Nun ist unsere große Tochter schon acht Jahre und wir sind unendlich beschenkt mit ihr. Elisa.Joy ist immer noch ein ruhiges, zum Teil schüchternes und doch unendlich lebensfrohes Mädchen. Durch ihre feinfühlige Art hat sie eine gute Antenne für Dinge, die um sie herum passieren. Sie genießt die Schule, freut sich nun Bücher sowohl in Deutsch wie auch in Englisch lesen zu können, liebt es zu schwimmen oder einfach zu Hause zu sitzen und kreativ zu sein. Eine tolle Tochter.

Sonntag, 1. März 2015

IN DER FREMDE ...


Ein Gastbeitrag von Maria [Stephan's Schwester] nach 3,5 Wochen Besuch in Südafrika

IN DER FREMDE DAS VERTRAUTE FINDEN - So habe ich manches Erlebnis während meiner Zeit in Südafrika einordnen können. 

1. In Gegensätzen leben: ein Leben und Arbeiten zwischen eigenem, gutem Steinhaus mit fließend Wasser & Strom und dem Erleben der einfachen Hütten in den Townships; zwischen genügend Geld, Kleidung und Nahrung und bettelnden, hungrigen, obdachlosen Menschen. Dies wurde mir schnell zur Frage: „Wie kann man diese täglichen Kontraste aushalten?“. In Deutschland habe ich mich an Gegensätze gewöhnt, mit denen ich in meinem Alltag konfrontiert bin. Doch in der Fremde wurde mir das Leben in stark unterschiedlichen Lebensformen neu bewusst. 


2. Maria: In einem Township besuchten wir Maria. Jeden Tag kocht sie ein Mittagessen für viele Kinder. Diese sitzen vor ihrer Hütte und genießen die warme Mahlzeit. Die Freude war groß als sie erfuhr, dass ich auch Maria heiße. Viele Vornamen haben eine Bedeutung, welche für die Menschen in Südafrika oft wichtig ist. Maria, die Mutter Jesu, die auserwählt wurde und Gnade vor Gott fand, hat sich als Magd Gottes gesehen und diente ihm. Maria aus dem Township dient Gott, in dem sie sich mit ihren Möglichkeiten um ihre Nächsten sorgt. Ein beeindruckendes Vorbild!


3. Abendessen im Barthel-Garten: Wir sitzen beisammen, genießen das Abendessen und tauschen uns über den Tag aus. Da kommt ein Resident und möchte Stephan sprechen. Ein Problem quält oder eine Frage muss geklärt werden. Warum sind mir diese „Besuche“ so vertraut? Ach ja, aus der Kindheit. Auch wir bekamen früher ab und an „Gäste“ beim Abendessen sobald wir auf der Terrasse saßen. Wie witzig, dass manches im Leben immer wieder vorkommt und einem vertraut ist … auch wenn Kleinwachau und die Kindheit weit entfernt sind.


In der Fremde das Vertraute finden.
DANKE Madeleine und Stephan für die gemeinsame, vertraute Zeit und das Hineinnehmen in eure, mir bisher fremde Welt.