Montag, 31. Dezember 2012

THANK YOU

Am Ende des Jahres wollen wir ganz bewußt DANKE sagen. DANKE für eure Freundschaft, DANKE für alles Interesse an unserem Leben in Südafrika und unserem Blog [euer Zuspruch ist überwältigend], DANKE für alles Mit-an-uns-Denken, DANKE an alle, die uns dieses Jahr besucht haben [dies war großartig], DANKE für jeden Brief & jede Email & jeden Anruf & jeden Gruß [auch wenn leider aufgrund der südafrikanischen Post nicht alles angekommen ist], DANKE für jedes Gebet [dies ist auf alle Fälle angekommen] und DANKE für alle finanzielle Unterstützung.
Ihr seid für uns sehr wertvoll und eine echte Ermutigung in unser Arbeit in Melusi. THANK YOU.


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Ruhige Weihnachten

Irgendwie haben wir uns an Weihnachten bei 35° noch nicht gewöhnt. Es fiel uns dieses Jahr sehr schwer, in "Weihnachtsstimmung" zu kommen, obwohl die Kinder sehr daraufhin gefiebert haben. Letztes Jahr haben wir uns mit der Weihnachtsdekoration und "deutscher Weihnachtskultur" noch deutlich mehr Mühe gegeben, doch dieses Jahr fiel alles etwas kleiner aus.



Schön war vor allem, dass die letzten Tage sehr ruhig waren und wir viel Zeit als Familie hatten. So konnten wir mit den Kindern am 24. Dez einen kleinen Familienweihnachtsgottesdienst feiern - leider hat es mit dem Krippenspiel nicht so geklappt, da Ben.Luca als Joseph schon nach 2 Min ausgestiegen ist - , wir hatten viel Zeit, um die Geschenke auszupacken und wir sind bei unsere Männer vorbei gegangen, um auch ihnen eine Freude zu machen. Gestern waren wir dann als Melusi Gemeinschaft [Team & Residents & Care.Centre Patienten + Mitarbeiter] zusammen an einem See grillen. Alles sehr entspannt und ohne große Aufregung. So haben wir vor allem die Ruhe der letzten Tage sehr genossen und in einer ganz anderen Weise Weihnachten verbracht als wir es von Deutschland aus gewohnt sind.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Ein seltener Gast

Aufgrund des sinflutartigen Regens am Donnerstag Nachmittag haben wir dann später einen seltenen Gast auf unserem Weg gefunden. Ein großer Krebs hatte sich verirrt und den Weg zurück in den Damm nicht wieder gefunden. Denn auch wenn wir solche Krebse schon des öfteren am Ozean gesehen haben, so ist dies doch etwas Besonderes, einem hier bei uns in Melusi zu begegnen.


Generell können wir uns aber über zu viele ungewollte Tiere in unserem Haus oder auch im Garten nicht beschweren. Auch wenn die Gefahr besteht - vor allem bei den jetzigen Temperaturen von über 30° - mal auf eine Schlange zu stoßen und wir auch schon zweimal eine Ratte bei uns im Haus hatten, so hält sich doch ungewollter tierischer Besuch im Allgemeinen eher zurück.

Freitag, 21. Dezember 2012

Der Damm ist voll

Nachdem die letzte Regensaison [November - März] fast vollständig ausgefallen ist und Dundee unter der schlimmsten Dürre seit 80 Jahren gelitten hat, können wir uns dieses Jahr über fehlenden Regen nicht beschweren. Vor allem in den letzten Wochen hat es immer wieder ausgiebig geregnet. Gestern schüttete es fast den ganzen Nachmittag - mit dem Ergebnis, dass unser Damm übergelaufen ist. 



Durch das zusätzlich warme Wetter wächst und gedeiht im Moment alles unwahrscheinlich - das Gras, das Unkraut, aber auch Madeleines Gemüsegarten und vor allem ihre Sonnenblumen. Zum Teil überragen sie nun schon die Mauer und sind von der Straße aus sichtbar.

Montag, 17. Dezember 2012

Demütigende Hilfe

Nicht nur seit dem "kaputten Spielzeugauto" beschäftigt uns sehr der Gedanke, was wirkliche Hilfe ist und auch als solche verstanden wird. Denn nicht alles, was wir mit mehr oder weniger guten Intentionen tun, ist vor allem langfristig auch hilfreich. Manchmal schadet wahrscheinlich unsere Hilfe sogar mehr, als das sie nützt. 
Ich bin mir sicher, dass die Kinder, denen wir das kaputte Spielzeugauto geschenkt haben, damit spielen werden. Besser ein kaputtes Auto als gar keines. Irgendwie werden sie es schon nutzbar machen. Also erfüllt das Auto ja zumindestens teilweise seinen Zweck - die Kinder etwas glücklich zu machen.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass wir der Familie mit unserem "Geschenk" ausgedrückt haben, dass ein kaputtes Auto für sie gut genug ist. Wir haben ihr sowieso schon stark vorhandenes Gefühl der Minderwertigkeit, damit noch bestätigt. "Unsere Kinder spielen mit dem Auto nicht mehr, aber für euch reicht es alle mal noch." Demütigende Hilfe.
Das Beispiel mit dem kaputten Spielzeugauto ist ziemlich offensichtlich. Doch auch wenn es oft viel subtiler geschieht, so sind die Auswirkungen ähnlich. Wir demütigen oder bestätigen Menschen in ihrer minderwertigen Rolle anstatt ihnen wirkliche Hilfe anzubieten - Hilfe, die ihre aktuelle Not lindert und gleichzeitig ihre Menschenwürde, ihr Selbstbild stärkt und ihnen langfristig hilft, nicht mehr auf "demütigende" Hilfe anderer angewiesen zu sein.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Ein kaputtes Spielzeugauto

Diese Woche haben wir 16 Gäste aus Durban zu Besuch, die an einem Art "Missionsschnuppercamp" teilnehmen. Die meisten von ihnen waren im September schon mal für ein Wochenende bei uns. Da sie damals ziemlich bewegt waren, von dem was sie hier gehört und gesehen haben, sind sie nun gleich wieder gekommen. Eine der Frauen hat in der Zwischenzeit eine ganze Menge an Seife, Kinderzahnbürsten, Flip Flops, gebrauchter Kleidung, Spielzeug und anderen Geschenken für unsere Familien im Township aufgetrieben. Gestern konnten wir daher jeder Familie zusätzlich zu dem wöchentlichen Lebensmittelpaket noch einen großen Beutel überreichen. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.

Als wir in der letzten Hütte waren und unseren letzten Beutel überreichten, befand sich darin ein großes ferngesteuertes Auto - doch ohne Fernbedienung und mit nur drei Rädern. In dem Moment als der Vater das Geschenk auspackte, ist mir ganz anders geworden und ich habe mich ziemlich geschämt. Ist dies unser "Teilen" mit den Armen? Die Kleidung, die wir sowieso nicht mehr tragen, weil sie viel zu alt geworden ist, spenden wir großzügig. Wenn die Kinder ihr Zimmer vor lauter Spielzeug nicht mehr betreten können, sortieren wir gern das alte und kaputte aus, geben es weiter und denken noch, wir haben etwas Gutes getan. Forderte Jesus uns nicht dazu auf: "Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat." [Lk 3.11] Sind wir wirklich bereit von unserem Überfluß abzugeben und das zu teilen, was uns wichtig und lieb ist?

Montag, 10. Dezember 2012

Taufe

Marius [37 Jahre] kam an einem Freitag im September zu uns. Er hatte Glück, denn eigentlich waren alle Betten belegt. Doch da einer unserer Residents gerade im Krankenhaus war, konnten wir ihm ein Bett anbieten. Seitdem sind viele weitere Männer gekommen und die meisten von ihnen auch wieder gegangen. Doch Marius blieb.
Er ist erst 2,5 Monate hier in Melusi, doch in dieser Zeit hat sich in seinem Leben schon viel verändert. Nicht nur, dass er leidenschaftlich in unserem Gemüsegarten arbeitet und dort richtig "aufblüht", sondern er hat vor allem GOTT wiedergefunden.


Gestern hat Marius sich nun taufen lassen. Ein Schritt des Gehorsams, wie er selber sagt. Er ist in einer "christlichen" Familie aufgewachsen. Doch sein Vater war ein Alkoholiker. Obwohl er sehr darunter gelitten hat, hat er mit 19 Jahren selber angefangen, heftig zu trinken. Irgendwann war Marius am Ende - physisch und psychisch. In dieser Zeit fing er an, nach GOTT zu fragen und ihn zu suchen. Er verließ seine kleine Hütte, in der er lebte und war für Monate im Land unterwegs. Er lief und trampte von Stadt zu Stadt, schlief unter Büschen und auf Polizeirevieren und landete irgendwann in Melusi. Hier hat Marius aber nicht nur einen Platz zum Wohnen und Arbeiten gefunden, sondern vor allem GOTT. 

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Sommerferien

Morgen nur noch einmal zwei Stunden Kindergarten, dann haben unsere Großen das erste Mal Sommerferien. Nach einem Jahr Dundee Pre.Primary freuen sie sich nun auch auf die viele Zeit zu Hause, auf das Spielen mit Mama und auf ihre Freunde in Melusi.


Rückblickend können wir sagen, dass sich dieses Jahr mehr als gelohnt hat. Beide sprechen schon ein relativ gutes Englisch, haben erste Freunde gefunden und total viel dazu gelernt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Kindergarten. Für Elisa.Joy war es bereits der Dritte und wir würden sagen mit Abstand auch der Beste. Für sie wird es morgen aber der letzte Tag, da sie ab Januar das offizielle Vorschuljahr, in der Schule machen wird, wo sie im Januar 2014 eingeschult werden soll. Wir sind gespannt. Doch erst einmal können unsere Kids ihre Ferien genießen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Ein Elefant kommt angerannt

Im Gastbeitrag von unseren Freunden ist es schon angeklungen, dass wir gemeinsam auf Safari waren. Für uns war es nicht das erste Mal und doch ist es immer wieder beeindruckend, "Afrikatiere" aus nächster Nähe zu beobachten. Spannend wurde es vor allem als ein Elefant, an dem wir vorbeifahren wollten, plötzlich den Ast in seinem Maul fallen ließ, in unsere Richtung drehte und die Straße blockierte. Uns blieb nicht anderes zu tun, als schnell den Rückwärtsgang einzulegen und das Weite zu suchen. Doch wir werden wiederkommen. Ganz bestimmt.


Mittwoch, 28. November 2012

Schulanfang

Auch wenn sich das Kindergartenjahr für Elisa.Joy und Ben.Luca so langsam dem Ende zu neigt und die langen Sommerferien warten, so geht es für Elisa.Joy nun erst so richtig los. Ab Januar wird sie das offizielle Vorschuljahr in einer neuen Schule besuchen, in der sie ein Jahr später auch richtig eingeschult wird. Doch bevor sie dann Englisch als Hauptsprache lernt, soll sie bis dahin über Fernschulmaterial schon einmal Deutsch Lesen und Schreiben lernen.



Da es morgen losgehen soll, gab es heute einen kleinen Schulanfang - sogar mit echten Zuckertüten. Elisa.Joy hatte ihre Freundinnen, die beiden Lehrer aus ihrem jetzigen Kindergarten und die junge Frau, die sich mit Madeleine beim Unterrichten abwechseln wird, eingeladen. Auch wenn es keine große Party war, so war Elisa.Joy doch ganz begeistert davon und freut sich rießig, dass es nun endlich mit Lesen und Schreiben lernen losgeht.

Sonntag, 25. November 2012

Es ist OK

Es ist 18:35 Uhr als unser Telefon klingelt. Eine junge Mitarbeiterin des HIV/Aids Care.Centres teilt uns mit, dass Clement im Sterben liegt. Nur eine Minute später stehe ich [Stephan] an seinem Bett. Doch es ist schon zu spät. Er ist in diesem Moment verstorben.
Clement kam im Januar zu uns und war der Patient, der am längsten bei uns war. Aufgrund eines Schlaganfalls konnte er nicht mehr Sprechen. Doch durch sein Lächeln hat er oft mehr gesagt als tausend Worte [Blogeintrag: "Ein Lächeln"]. Das Einzige, was er sagen konnte, war OK. Und obwohl er die ganze Zeit bei uns pflegebedürftig war, fühlte er sich unwahrscheinlich wohl. Es war OK.


In den letzten Wochen hat er aber immer mehr abgebaut. Als wir heute Nachmittag kurz im Care.Centre vorbeigeschaut haben, hatte er ziemliche Schmerzen. Madeleine wurde noch mal gerufen und stellte eine Bronchities fest. Doch dann ging alles ganz schnell. Innerhalb weniger Minuten ist er sehr friedlich eingeschlafen. Er wußte, wo er hingeht. Er hatte Frieden mit GOTT. Nun ist es wirklich OK.

Mittwoch, 21. November 2012

Dies ist ein Gastbeitrag von Anett & Steffi:


Das kleine Elefantengedicht.

Es war einmal ein schöner Tag,
wie ihn ein jedermann gern mag.
Da fuhr die ganze Barthelssippe
mit Steffi und Anett - die Hippe,
auf große Tour zum Nationalpark,
wo sich so manches Tier verbarg.

Da stießen wir auf eine Elefantenherde,
die sich stoßzähnestoßend um uns "scherte".
Auf einmal da! Der Elefant!
Er kommt recht schnell heran gerannt!
Es war ein Elefantenbullenmann,
wie man ganz klar erkennen kann...

Plötzlich dreht er seinen Kopf mit Brausen
und wir bekommen Muffensausen.
Madeleine rief laut "Stephan!
Es wird Zeit, davon zu fahr'n!"
Des Bullens Stoßzähne blitzten
als wir schnell von dannen flitzten.

Und während der Elefant weiter frisst,
ist dies für uns ein Tag, den man so schnell nicht vergisst...



Wir würden uns sicherlich nicht als "normale Touristen" bezeichnen, aber wir haben während unseres Südafrikaurlaubs tatsächlich eine ganze Menge zu sehen bekommen: traumhaft schöne Landschaften & Natur, Sonne ohne Ende, witzige Vögel, gefährliche Affen, ein Hippo bei Nacht, ein Chamäleon hat auf unserer Hand eine kleine Pause gemacht, Moskitos hatten es auf unser Blut abgesehen, Schmetterlinge tanzten um uns herum, Wale waren sehr kooperativ bei der Fotosession und so weiter und so fort. Hier in Melusi haben wir gelernt, wie man Bagooti kocht - ein leckeres südafrikanisches Gericht, waren mit zum Kinderprogrammm, lagen einfach faul in der Hängematte, strapazierten das Trampolin, hatten bei Barthels unser eigenes Kinderprogramm, waren mit bei den Besuchen im Township nebenan und haben auch sonst lauter Sachen gemacht, die man im Urlaub eben (mehr oder weniger) macht. 

In dem allen merken wir auch, wie herausfordernd es sein kann, so viele verschiedene Welten miteinander zu vereinbaren bzw. einen guten Umgang damit zu finden: 
...als Weiße am Pool zu liegen und die Sonne zu genießen - und schwarze Haushälterinnnen / Gärtner kümmern sich um Haus & Gelände
...als Weiße mit Essenspaketen ins Zulu Township zu gehen - und im Regen die undichte Hütte der Bewohner wieder zu verlassen
...den Stacheldraht und die Mauern als Schutz zu sehen und nicht als "Freiheitsberaubung". ...

Das sind nur einige Beispiele, die hier eben auch zum Alltag gehören wie Frühstücken, zur Schule oder in den Kindergarten gehen oder eben zur Arbeit bzw. sich um die Kinder kümmern. 

Auf einer Fahrt haben wir von einer Kinderlieder CD gehört: "Ich vertraue dir (Jesus ist gemeint) und ich geh vorwärts. Ich schau nicht zurück, das Beste kommt erst noch. Ich vertraue dir, und ich geh vorwärts. Das nächste Abenteuer fängt grad an." Also starten wir voller Vertrauen in ein neues Abenteuer - aber halten uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung. 

 

Montag, 19. November 2012

Strand & Freunde & Elefanten

Nachdem wir Anfang November unsere Familie zu Besuch hatten, sind wir die letzten beiden Wochen im Urlaub gewesen. Wir durften mal wieder das Ferienhaus eines Freundes am Indischen Ozean nutzen. Auch wenn nicht jeden Tag die Sonne schien, so sind wir doch meistens zwischen dem Meer und dem eigenen Swimmingpool gependelt. Viel mehr ist eigentlich auch nicht passiert, da wir bewußt versucht haben, uns etwas auszuruhen. Doch mit drei kleinen Kindern ist uns dies nur eingeschränkt gelungen. Erholung sieht halt doch etwas anders aus.


Die letzten Tagen unseres Urlaubs haben wir dann gemeinsam mit zwei Freunden [Anett & Steffi] aus Deutschland verbracht. Wir haben noch mal den Ferienort gewechselt, um näher an den "Afrikatieren" zu sein. Diese haben wir dann auch reichlich gesehen: Elefanten, Giraffen, Zebras, Nashörner, Krokodile, Hippos ... Dies war schon beeindruckend - vor allem als Elefanten neben unserem Auto anfingen miteinander zu kämpfen oder als sich zwei Elefanten uns in den Weg stellten.

Nun sind wir wieder in Melusi gelandet und versuchen so langsam, wieder in den Alltag zu finden. Anett & Steffi sind noch bis Freitag bei uns und bekommen so noch mal einen ganz anderen Eindruck von Südafrika. Es gibt halt nicht nur Elefanten und Strand, sondern auch eine ganze Menge, was Touristen normalerweise nicht zu sehen bekommen.

Montag, 5. November 2012

Familienbesuch

Eine Woche lang herrschte Ausnahmezustand bei uns. Madeleines Eltern mit ihrer Schwester & Ehemann kamen zu Besuch. Es war total schön, sich nach 20 Monaten mal wieder zu sehen und viel Zeit miteinander zu verbringen. Vor allem die Kids genossen die Zeit mit Oma & Opa. Am Sonntag haben wir den Besuch der Familie genutzt, um Jo.Ann in der Gemeinde einsegnen zu lassen. Auch da war es bewegend, die Eltern dabei zu haben.
Für unsere Familie war es super hilfreich mal zu sehen, wo wir wohnen und was wir tatsächlich so machen. Live sieht vieles doch ganz anders aus. Sie waren vor allem von den Lebensbedingungen der Familien, die wir wöchentlich versorgen, sehr bewegt.
DANKE Oma/Mutti & Opa/Vati & Susan & Alex für euren Besuch. Ihr dürft gern wieder kommen.



Nun geht es für uns knapp zwei Wochen in den Urlaub. Dort werden wir dann weiteren Besuch bekommen. Anett & Steffi wir freuen uns schon auf euch.


Donnerstag, 1. November 2012

10 Jahre

Am 01. November 2002 habe ich [Stephan] angefangen in der Heilsarmee & Jesus Freaks Gemeinde Chemnitz zu arbeiten. Heute genau vor 10 Jahren. Dies bedeutet für mich: 10 Jahre hauptamtlicher Dienst in der Gemeinde und Mission. 10 Jahre Glauben und Hoffen, Staunen und Zweifeln, Zuhören und Reden, Begeistern und begeistert werden. 10 Jahre voller Leben.
Mehr als tausend Stunden Predigtvorbereitung, hunderte von Predigten und Andachten, zahllose Sitzungen und Vorbereitungstreffen, über hundert Ehevorbereitungsgespräche und Eheberatungen, mehrere dutzend unterschiedliche Mitarbeiter, tausende Einzelgespräche, endlose Diskussionen... Diese Liste ließe sich ohne Probleme noch weiterführen. Doch das Meiste, von dem was mich in den letzten Jahren beschäftigt hat, lässt sich nur schwer in Worte und erst recht nicht in Zahlen fassen.
Auf alle Fälle habe ich selber viel mehr in diesen 10 Jahren geschenkt bekommen als ich weitergegeben habe. So waren diese Jahre ein großes Vorrecht für mich. Ich bin GOTT unendlich dankbar für jede einzelne Erfahrung, für seine Treue und seinen Weg mit mir. Und vor allem bin ich gespannt auf die nächsten 10 Jahre.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Ganz der Vater

 "Ganz der Vater." Diese Worte hörten wir immer wieder als unsere Kinder beim großen Jahreskonzert ihres Kindergartens auftraten. Vor allem Elisa.Joy wußte als etwas zu stark geschminkte Ballerina zu überzeugen. Sie saß für alle gut sichtbar in der ersten Reihe, sang voller Begeisterung mit und strahlte den ganzen Abend. Als sie dann endlich tanzen durfte, staunten viele nicht schlecht wie elegant sie über die Bühne schwebte. "Ganz der Vater."


Aber wahrscheinlich war mit diesem Spruch eher Ben.Luca gemeint, der als lustiger Frosch auf die Bühne durfte. Mit seiner viel zu großen Froschmütze, die ihm meistens zu tief im Gesicht hing, bestand seine Aufgabe darin, fröhlich über die Bühne zu springen. Dies hat er dann auch voller Begeisterung gemacht. Ganz der Vater eben.


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Streik

Seit über drei Monaten ist das vorherrschende Thema in den südafrikanischen Schlagzeilen der Streik von verschiedenen Gewerkschaften. Angefangen hat alles mit dem Streik der Goldminenarbeiter. Dabei kam es zu heftigen Ausschreitungen mit der Polizei, bei denen es mehr als 40 Tote gab. Daraufhin haben auch andere Branchen angefangen zu streiken: die Truckfahrer, Kohlearbeiter, Reifenindustrie ...
Selbst in Dundee haben in der letzten Woche Arbeiter der Kohleminen gestreikt. Auch hier kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, da die Arbeiter gleich mit Knüppeln bewaffnet zum Streik eintrafen. 
Die Forderung aller Gewerkschaften ist eine deutliche Lohnerhöhung, was bei den minimalen Löhnen der Arbeiter auch zu verstehen ist. So verdienen die Minenarbeiter in Dundee nur zwischen 350 - 550 € monatlich. Doch während man in Deutschland um vielleicht 5% Lohnerhöhung kämpft, fordern die Gewerkschaften hier eine Verdopplung oder Verdreifachungen des Gehaltes. 

In allem Streit zwischen den Gewerkschaften und den großen Firmen gibt es dabei noch eine politische Brisanz. Im Dezember stehen die Wahlen zum Vorsitz der ANC - regierende Partei in Südafrika - an. Da es kaum eine starke Opposition gibt, wird der ANC Vorsitzende bei den nächsten Präsidentschaftswahlen auch Präsident Südafrikas.
Der amtierende Präsident Jacob Zuma möchte gern wiedergewählt werden und versucht mit allen Mitteln eine Einigung zwischen den Streik- und Streitparteien herbeizuführen. Doch der aufgrund von politischer Hetzerei gefeuerte Präsident der Youth League der ANC Julius Malema versucht wiederum, mit allen Mitteln die Situation eskalieren zu lassen. Er hetzt regelmäßig die Arbeiter auf, motiviert sie an ihren unrealistischen Forderungen festzuhalten und gibt sich als ihr großer Retter aus. Sein Ziel dabei ist, den amtierenden Präsidenten zu stürzen und selber an die Macht zu kommen.

Auch wenn sich die Streiksituation in den meisten Minen des Landes etwas beruhigt hat, die Truckfahrer wieder fahren und auch in Dundee wieder gearbeitet wird, so weiß man doch nicht genau, was bis zur ANC Wahl im Dezember noch so alles passieren wird.

Montag, 22. Oktober 2012

Recycling

Montag ist der Tag, an dem die städtische Müllabfuhr kommt, um unsere Mülltonnen zu entleeren, in denen sich vom Biomüll über Plastik, Glas und Papier bis hin zu Elektroschrott alles befindet. Alle Tonnen werden gesammelt und kurz nach 7.00 Uhr am Morgen vor das Haupttor gebracht. Doch noch bevor die Müllabfuhr vorbei kommt, werden die Tonnen von einigen Leuten auf Brauchbares und Nützliches durchsucht. Vor allem Plastikflaschen und Joghurtbecher sind beliebt, da sie bei einem naheliegenden Hilfsprojekt gegen Molkereiprodukte eingetauscht werden können. Aber auch alle anderen Dinge, die noch halbwegs in Ordnung sind, werden mitgenommen. 
Der afrikanische Weg von Recycling und Wiederverwertung. 
Jeden Montag wird uns dadurch ziemlich deutlich vor Augen gestellt, wie privilegiert wir sind. Es ist beschämend zu sehen, wie Leute durch unseren Abfall wühlen, wie Leute so bedürftig sind, dass sie vor unseren Augen unseren Müll nach etwas Brauchbaren durchsuchen.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Ich habe das nicht gewußt

"Ich habe das nicht gewußt, dass Leute so leben." Diesen Satz oder ähnliche Kommentare hören wir immer wieder, wenn wir Gäste mit zum Besuch unserer Familien nehmen. Gut nachvollziehbar ist es, wenn zum Beispiel Europäer dies sagen. Doch zu meiner Überraschung höre ich dies auch oft von Südafrikaner. 



Seit drei Wochen unterstützt uns bei unseren wöchentlichen Besuchen eine Frau, die selber in einem Township wohnt und dort über ein recht gutes Haus verfügt. Sie lebt nur zwei Kilometer von dem Dorf entfernt, dass sie mit uns besucht und ihr Sohn geht in einen Kindergarten, der direkt an das Dorf angrenzt. Und doch sagte sie mir gestern auf meine Frage, welche Eindrücke sie von unseren Besuchen hat: "Ich habe das nicht gewußt, dass Leute so leben."

Leider ist dies kein Einzelfall. Oft habe ich den Eindruck in Südafrika, dass die Not des Nächsten nicht gesehen wird oder man sie bewußt nicht sehen will. Man lebt in seiner eigenen Welt, ohne die Welt des anderen überhaupt wahrzunehmen - auch wenn sie sich so unmittelbar vor der eigenen Haustür befindet.
"Ich habe das nicht gewußt, ..."

Montag, 15. Oktober 2012

Geduld

Geduld ist etwas, was wir momentan immer wieder neu erlernen. Vor drei Wochen haben wir begonnen unsere Küche und unser Esszimmer vorzurichten. Dafür waren eigentlich zwei Wochen vorgesehen - wie wir dachten, mehr als genug Zeit. Doch wie so oft, dauerte alles viel länger und unsere Geduld war gefragt. Auf der einen Seite mussten wir geduldig sein mit den Männern, die in unserem Haus arbeiteten. Manchmal haben sie so unsauber gestrichen, dass es jemand anderes brauchte, der die Sache wieder ausbesserte, um dabei wieder woanders drüber zu streichen, was eigentlich schon fertig war ...
Auf der anderen Seite wurde unsere Geduld duch das Farbengeschäft ziemlich auf die Probe gestellt, da sie trotz großer Versprechungen nicht in der Lage waren, die rechte Farbe zu mischen. So waren wir zum Teil viermal am Tag bei ihnen, um am Ende annähernd das zu bekommen, was wir uns vorgestellt hatten.
Dies ist aber nun endlich geschafft und wir konnten am Wochenende wieder unsere Küche einräumen. Nun sieht es nicht nur viel schöner, heller und sauberer aus, sondern wir haben auch eine Menge über Geduld gelernt. Aber bestimmt nicht das letzte Mal.

Montag, 8. Oktober 2012

Endlich 4

Gestern war es nun endlich soweit und Ben.Luca hatte Geburtstag. Die letzten Tage hat er sehr darauf hingefiebert und sich riesig gefreut als sein Tag dann endlich da war. Ganz stolz und auch etwas verlegen stand er im Gottesdienst als die Gemeinde für ihn "Happy Birthday" gesungen hat. Voller Freude hat er Freunde aus dem Kindergarten zu seiner Party empfangen. Begeistert hat er mit ihnen Topfschlagen, Eierlaufen, Wasserpistole und Fangen gespielt. Doch das Schönste am Geburtstag war für ihn sein neues Fahrrad. Er tut sich noch etwas schwer, damit zu fahren. Aber das wird bald, denn jetzt ist er ja 4 Jahre. Endlich.


Freitag, 5. Oktober 2012

Es geht wieder los

Nachdem wir unser HIV/Aids Care.Centre in den letzten Wochen geschlossen hatten, um dringend erforderliche Renovierungen durchzuführen, geht es ab nächster Woche wieder los. Da unser letztjähriger Care.Giver Kurs im August die einjährige "Ausbildung" abgeschlossen hatte, starten wir nun mit neuem Personal. Für sie gab es diese Woche einen Einführungskurs, um sie mit den wichtigsten Grundlagen vertraut zu machen. Wie ist der menschliche Körper aufgebaut, wo befinden sich welche Organe, wie hilft man einem Patienten beim Anziehen, wie fährt man einen Rollstuhl ... Erfahrungsgemäß muss man diese Dinge im Laufe des Jahres noch mehrmals wiederholen, doch unsere neuen Leute haben so wenigstens schon mal davon gehört. 
Am Dienstag kommen dann die ersten beiden Patienten. Wir freuen uns schon auf sie. Es wird Zeit, dass es wieder losgeht.

Montag, 1. Oktober 2012

Was lange währt ...

Schon seit längerem gab es die Idee, für unsere Residents - obdachlose Männer - ein Langzeitwohnprojekt anzubieten. Männern, die sich in ihrer Zeit in Melusi super entwickelt und ein Zuhause hier gefunden haben, wollten wir die Möglichkeit bieten, langfristig bei uns zu wohnen. Wie gesagt, die Idee gab es schon länger, doch am Wochenende ging es nun endlich los.


René und Frans - beide sind schon seit mehr als zwei Jahre bei uns - durften in ihre eigene Wohnung ziehen. Eine eigene Küche, eine eigene Dusche, keine ständig wechselnden Zimmerkollegen, selber entscheiden, was man zum Frühstück oder Abendbrot essen möchte, die Freiheit, einkaufen zu gehen, wann man möchte ... Eine ganze Menge Privilegien sind damit verbunden. 
Doch sind die beiden Männer auch viel mehr gefordert und bekommen deutlich mehr Verantwortung als die Residents. Es ist für sie ein großer Schritt und für uns eine große Freude, zu sehen, wie sie sich in den letzten Monaten entwickelt haben und sich nun über ihr neues Zuhause freuen. Was lange währt wird endlich gut.




Freitag, 28. September 2012

Achtung Baustelle

Bei uns im Haus wird wieder gebaut. Dieses Mal lassen wir unsere Küche und das Esszimmer vorrichten. So haben wir vorübergehend die Küche in unser Gästezimmer verlagert und nutzen zur Zeit nur den hinteren Teil des Hauses. Platztechnisch ist dies ganz o.k., obwohl eine "Küche" ohne Wasseranschluß und Möglichkeit zum Abwaschen doch eher an Camping erinnert.
Nachdem die letzte Renovierung sich zu einer Endlosgeschichte entwickelt hatte, hoffen wir nun, dass wir dieses Mal nicht wieder Wochen warten müssen, bevor wir wieder alle Räume nutzen können. Doch es gibt so einiges zu tun, da sich um unser Haus in den letzten Jahren kaum einer wirklich gekümmert hat. Nun wollen wir es Schritt für Schritt zu unserem Zuhause machen.

Dienstag, 25. September 2012

Frühlingsgrüße

Während sich in Deutschland die Blätter an den Bäumen verfärben und der Herbst so langsam einzieht, genießen wir in Südafrika den Frühling. In den letzten Wochen hat es immer mal wieder geregnet, so dass alles nun wieder anfängt zu wachsen. Das Gras grünt und bekommt endlich wieder Farbe, die Sträucher schlagen aus und die Blumen blühen. Alles sieht gleich deutlich freundlicher aus. Das tut gut.

Samstag, 22. September 2012

1,25 € Stundenlohn

Ein ziemlich heißes Thema in Südafrika sind die Löhne. Und dies nicht erst, seitdem die Bergarbeiter vor kurzem für höhere Löhne gestreikt haben und es dabei mehr als 40 Tote gab. Was ist angemessen? Was ist fair? 
Anna, unsere Haushaltshilfe, bekommt von uns umgerechnet einen Stundenlohn von 1,25 € plus Extras [Kinderzahnbürste, Schuhe von Madeleine, Obst oder Saft, ein Frühstück ...]. Damit bezahlen wir schon  mehr als was üblich ist und was der Staat Südafrika als Mindeslohn für Hausangestellte vorschreibt.. Normal ist ungefähr ein Euro, doch arbeiten auch viele für deutlich weniger, nur um über überhaupt etwas zu verdienen.
Doch ist ein Stundenlohn von 1,25 € wirklich ein faier Lohn? Schwer zu sagen und für uns nicht immer einfach mit unserem Gewissen zu vereinbaren. Ist es ein Ausnutzen der Bedürftigkeit des Anderen oder ist es ein angemessener Lohn, da auch die Quantität und die Qualität bei weitem hinter dem zurück bleibt, was man sich in Deutschland unter einer Haushaltshilfe - dies gilt genauso auch für andere Arbeiten - vorstellt. 
Das Thema faire Löhne wird Südafrika und auch uns in nächste Zeit immer wieder beschäftigen.

Montag, 17. September 2012

Aufwaschen & Kinderzahnbürsten

Nach mehreren Tagen ohne Internet sind wir nun wieder online und können etwas aus unserem Leben berichten. Denn auch ohne Internet ist es uns nicht wirklich langweilig geworden.
Seit einigen Wochen kommt einmal wöchentlich Anna für einen Vormittag zu uns, um Madeleine im Haushalt zu helfen. Abwaschen, Fenster putzen, bügeln, Bad sauber machen ... - es gibt immer genügend für sie zu tun und so kann sie sich etwas Geld verdienen.


Doch nicht immer ist sie eine so große Hilfe, denn viele Dinge sind für sie überhaupt nicht selbstverständlich. Zum Beispiel, dass Aufräumen nicht unbedingt bedeutet, alles in irgend einen Schrank zu verstecken oder dass es im Besteckkasten eine gewiße Ordung gibt, die wir auch gern so beibehalten würden [nach einigen Wochen Lernen, hat sie dies nun]. So ist sie für Madeleine nicht nur eine Hilfe, sondern auch eine zusätzliche Aufgabe und fordert doch manchmal Madeleines Geduld heraus.

Letzte Woche hat Anna unser Bad sauber gemacht und unter anderem auch den Müll entleert. Dabei hat sie die Kinderzahnbürsten von Elisa.Joy und Ben.Luca entdeckt, die Madeleine weggeworfen hatte. Für sie ist dies etwas besonderes, was sie sich so für ihr Kind kaum leisten kann. Daher hat sie sich die beiden Zahnbürsten aus dem Müll genommen. Als Anna dann gehen wollte, gab Madeleine ihr noch eine neue Kinderzahnbürste mit, die für uns so selbstverständlich ist und für sie so so besonders.


Montag, 10. September 2012

100

Als Ende letzter Woche drei weitere wohnungslose Männer vor unserer Tür standen, haben wir den 100. Resident in meiner Zeit hier aufgenommen. 100 verschiedene Männer [einige davon kamen öfters bei uns vorbei], 100 verschiedene Geschichten, 100 einsame Personen, 100 gebrochene Persönlichkeiten, 100 traurige Schicksale und doch auch 100 wertvolle Menschen, 100 Männer, die Gott noch lange nicht abgeschrieben hat und 100 mal die Chance, Gottes Liebe ganz praktisch weiterzugeben.
Die Zahl der Männer, die zu uns kommen steigt kontinuierlich. Hatten wir im Jahr 2010 54 verschiedene Residents, so waren es letztes Jahr 64. Allein bis heute haben wir dieses Jahr schon 62 Bewohner gehabt und werden damit die Anzahl vom letztes Jahr bald übertreffen. Doch auch wenn manchmal ganz schön viel los ist, so versuchen wir bewußt, den Einzelnen zu sehen und ihn zu begleiten.

Freitag, 7. September 2012

Unterm Baum

Seit einigen Wochen lebt er hinter unserem Zaun. Direkt zwischen unserem Gelände und der Bahnschiene. Sein "Zuhause" hat er sich unter einem Baum eingerichtet. Und täglich mehrt sich sein Besitz: Plastikbeutel, leere Dosen, alte Schuhe, kaputte Haushaltsgegenstände, alte Zeitungen ... 
Seit zwei Tagen regnet es nun ununterbrochen und es ist eiskalt. Für die Natur ein Segen, für diesen Mann eine Qual. Doch aus welchem Grund auch immer, er will nicht zu uns kommen. Er bevorzugt es, unterm Baum zu leben.

Dienstag, 4. September 2012

Weg ist er

Wöchentlich kommen neue Bewohner in unser Wohnprojekt für obdachlose Männer und genauso verlassen uns auch wöchentlich einige. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, auch wenn es immer einen konstanten Kern gibt. Zu dem gehörte bis gestern auch K. [50 Jahre]. 


Er war für zehn Monate bei uns und gehörte damit schon zu den Etablierten. Eigentlich wollte er gern viel länger bleiben, selber Mitarbeiter werden und andere Anlernen. Doch - wie leider bei Vielen - ist es nur bei den Vorsätzen geblieben. In den letzten Wochen war er etwas frustriert und hat sich nun entschieden, in einer größeren Stadt einen Job zu suchen. Weg ist er.
Auch wenn wir uns schon an den permanten Wechsel der Bewohner gewöhnt haben, so ist es dann doch immer sehr eigen, wenn jemand geht, der so lange mit uns war. Wir hoffen aber sehr, dass die Zeit hier in Melusi bleibende Spuren in seinem Leben hinterlassen hat.


Samstag, 1. September 2012

Absolvierungsfeier

Am Mittwoch war für 12 unserer Care.Giver ihr großer Tag. Nach einjährigem Training haben sie den Kurs zum Care.Giver erfolgreich absolviert. Begonnen hatten 21, doch einige hatten inzwischen eine Arbeit gefunden oder aufgehört, weil es ihnen zu schwer war - zum Teil konnten sie weder Lesen noch Schreiben. Auch für einen großen Teil der diesjährigen Absolventen war es nicht ganz so einfach. Zwei Frauen haben während des Kurses ein Baby bekommen und viele hatten eine sehr geringe Vorbildung - ganz zu Schweigen von ihren anatomischen Kenntnissen.



Daher können sie nun wirklich stolz sein, die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen zu haben. Und stolz waren sie dann auch als sie endlich ihre Zertifikate in den Händen hielten. Zur Feier des Tages hatten sie sich noch schwarze Roben ausgeliehen, um ja auch angemessen auf ihren Photos auszusehen. Denn Photos machen, schien fast das Wichtigste des Tages zu sein.
Einige der Care.Giver werden nun bei uns weiterarbeiten, während andere sich um einen Job bewerben.

Mittwoch, 29. August 2012

42:58

42 Minuten und 58 Sekunden - das war heute Abend meine Zeit, in der ich [Stephan] ein ziemlich anspruchsvolles Nachtrennen über 8 km absolviert habe. Dabei ging es im wahrsten Sinne über Stock und Stein und Berg hoch und runter. Jeder Läufer mußte eine Taschenlampe oder besser Stirnlampe mitbringen, da es ohne Licht nicht zu machen war.
Auch wenn ich aufgrund meiner Knieprobleme schon seit über vier Jahren nicht mehr joggen gehe, so lief es doch recht gut und es hat eine Menge Spaß gemacht, in der Dunkelheit durch den afrikanischen Busch zu rennen. Nun bin ich auf morgen gespannt. Hoffentlich schaffe ich wenigstens den Weg ins Büro.

Sonntag, 26. August 2012

Vorübergehend geschlossen

Morgen wird der letzte Patient unseres HIV/Aids Care.Centres nach Hause entlassen. Dann bleibt es erst einmal für einen Monat geschlossen. In dieser Zeit sollen dringend notwendige Reparaturen durchgeführt werden, die bei normalen Betrieb nicht ausführbar sind. Ab Oktober soll es dann wieder weitergehen.


Doch mit dem Neustart wird sich einiges ändern. Der jetztige Care.Giver Kurs [Pflegehilfskräfte] wird Ende August fertig. Am Mittwoch gibt es dazu eine große Absolvierungsfeier mit offizieller Übergabe der Zertifikate. Der neue Kurs, der dann ab Oktober beginnt, wird viel kleiner aufgestellt werden. Da es für das nächste Jahr keine Krankenschwester gibt, die den Kurs leiten wird, kann die Ausbildung nicht wie bisher durchgeführt werden. Und doch soll unter allen Umständen die Arbeit des Care.Centres weitergeführt werden. Denn vor allem in den letzten Wochen haben wir immer wieder gemerkt, wie notwendig diese Arbeit. Auch wenn die medizinische Versorgung der Patienten immer besser wird, so gibt es doch kaum Leute, die sich wirklich um sie kümmern.

Dienstag, 21. August 2012

Offline

Seit Sonntag haben wir große Internetprobleme, so dass wir die letzten Tage komplett offline waren. Heute hatten wir aber immerhin minutenweise Zugang und konnten wenigstens unsere Emails abrufen. Wann die ganze Sache wieder normal funktioniert, kann uns keiner sagen. Die südafrikanische Telekom "arbeitet" daran. Wir werden sehen.

Offline war am Freitag auch das gesamte Computersystem des nächstgrößeren "Einwohnermeldeamtes". Wir wollten ein Visum für Jo.Ann beantragen und staunten nicht schlecht als sie uns mitteilten, sie könnten uns leider nicht helfen, da ihr System offline ist. So haben wir es heute erneut versucht - und dieses Mal mit Erfolg [auch wenn die Bearbeiterin erst eine Stunde nach Öffnung des Amtes ihren Arbeitsplatz aufsuchte]. 
Auch wenn solche Dinge nicht ständig vorkommen, so merkt man daran trotzdem, dass Südafrika bei allem Fortschritt und westlichem Einfluß doch zu Afrika gehört.

Mittwoch, 15. August 2012

Melusi Website


Seit einigen Tagen gibt es nun endlich eine eigene Melusi Website. Für alle, die sich mal schnell einen Überblick über Melusi und unsere Arbeit verschaffen oder einfach die Entwicklung von Melusi verfolgen wollen, ist dies ein guter Einblick. Viel Freude beim Durchstöbern.

Sonntag, 12. August 2012

Besuch aus Australien

Das Leiterehepaar von Melusi, Peter & Angeline, war im Mai für knapp einen Monat nach Australien eingeladen worden, um einfach mal abzuschalten und aufzutanken. Sie waren von einer Gemeinde eingeladen, die sich dann auch sehr rührend um sie gekümmert hat. Daraus ist eine echte Freundschaft entstanden, so dass wir zur Zeit überlegen, wie wir auch in Zukunft miteinander verbunden sein können.


Dazu waren nun in der letzten Woche der Pastor und ein Ehepaar der australischen Gemeinde zu Besuch in Melusi. Es gab einen gemeinsamen Gottesdienst mit anschließendem Grillen, eine Menge Gespräche, viele Treffen mit dem Team, aber auch mit den unterschiedlichsten Leute der Gemeinde, so dass man sich gegenseitig etwas kennen lernen konnte. Nun sind wir mal gespannt, wie sich das Ganze in den nächsten Monaten entwickelt und in wie weit wir miteinander unterwegs sein werden.

Mittwoch, 8. August 2012

Atemberaubend

Atemberaubend ist nicht nur die südafrikanische Natur, sondern atemberaubend ist es auch manchmal, Familien in ihren Häusern zu besuchen. Aber nicht atemberaubend schön, sondern atemberaubend im wahrsten Sinne des Worte.
Da wir gerade in Südafrika Winter haben und es vor allem in den Nächten doch ungemütlich kalt werden kann [Temperaturen um den Gefrierpunkt], haben eigentlich alle Familie, die wir wöchentlich besuchen, ein offenes Kohlefeuer in ihrer Hütte brennen. Dies brennt zum Teil den ganzen Tag und wird auch zum Wasser erhitzen und Kochen genutzt. Im Sommer über steht der "Kohleeimer" auf dem Hof, doch im Winter steht er in der Mitte der Hütte.


Sobald man die Hütten betritt und nicht an das Feuer gewöhnt ist, beginnt man mit Husten oder hat echte Probleme zu atmen. Es ist unglaublich atemberaubend. Auf Dauer ist dies aber natürlich total schädlich für die Lunge und viele der Leute haben große Probleme damit. Immer wieder sterben auch Menschen an "Asthma" - wie man dann dazu sagt. Dass das offene Feuer im Haus die Ursache dafür ist, will man oft nicht wahrhaben. Und selbst wenn, für sie ist dies die einzige Möglichkeit, die oft löchrigen Hütten ein wenig warm zu halten.

Samstag, 4. August 2012

Zulu-Beerdigung

Nachdem die "Elefanten-Oma" letzte Woche Sonntag verstorben war, stand heute nun die Beerdigung auf dem Programm. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin von Melusi bin ich [Stephan] hingefahren, um unsere Anteilnahme auszudrücken und etwas mehr über die Zulu-Kultur zu lernen. Es war ein echtes Erlebnis und vieles lässt sich nicht so leicht beschreiben. 
Zuerst trifft man sich auf dem Grundstück und im Haus eines Familienmitglieds, nimmt Abschied vom Verstorbenen, der in einem Zimmer aufgebahrt ist und feiert im Anschluss eine Art Gottesdienst. Als wir dort eintrafen wurde gerade das Essen für die anschließende Feier vorbereitet. Dabei durften wir noch mit ansehen, wie das Fleisch frisch zubereitet wurde. In anderen Worten: die Kuh wurde direkt auf dem Hof geschlachtet.


Nachdem unsere Übersetzerin mich ohne meines Wissens als Pastor vorgestellt hatte, gab es plötzlich kein Zurück mehr für mich. Ich wurde zwischen die beiden Zulu-Pastoren gesetzt und durfte die erste Rede des Gottesdienstes halten. Meine Kollegin, die ihre Gitarre dabei hatte, wurde gebeten, zwei Lieder beizutragen. Es folgten endlose Redebeiträge und zahlreiche Zulu-Gesänge.
Danach ging es gemeinsam zum Friedhof. Da für die zahlreichen Menschen nur begrenzt Autos zur Verfügung standen, war unsere Ladefläche mit einen Mal völlig überfüllt. An der Grabstelle selber gab es nur eine kurze Zeremonie, begleitet von den anhaltenden Wechselgesängen der Frauen. Meine Kollegin durfte auch noch einmal mit ihrer Gitarre ran.
Zum Abschluss der Feier traf man sich wieder im Haus der Familie und es gab reichlich Essen. Reis mit Krautsalat, Roter Beete, Hünchenschenkel und frischem Rindfleisch. Wir erhielten dabei wieder einen Ehrenplatz und saßen mit Familienangehörigen und den Pastoren am Tisch. Nach mehr als vier Stunden neigte sich die Beerdigung dann langsam ihrem Ende zu.

Montag, 30. Juli 2012

Die Elefantenoma ist tot

Senziwa Bonangani Ndlovu [wobei der Nachname "Ndlovu" - Elefant bedeutet] ist gestern Morgen verstorben. Wir haben sie und ihre Familie seit einem halben Jahr wöchentlich besucht, ihnen ein Lebensmittelpaket gebracht und mit ihnen Bibel gelesen und gebetet. Gogo [was übersetzt soviel wie "Oma" bedeutet und generell als Anrede für ältere Frauen gebraucht wird] war sicherlich die skurrilste Person, die wir besuchten. Sie schnupfte Tabak, trank gern das traditionelle Zulubier und bezeichnete mich immer als ihren Mann. Wie alt sie geworden ist, weiß keiner. Sie selber konnte auch nur von Ereignissen berichten, die um ihre Geburt herum passiert sind. 


Heute haben wir die Familie besucht, um ihnen unser Mitgefühl auszudrücken. Dabei war die Hütte, in der Gogo wohnte, fast komplett leer geräumt, um Besuchern Platz zu bieten. Ein Vertreter der Familie muss bis zur Beerdigung Tag und Nacht in der Hütte sein und Gogo gedenken. Eine Kerze brennt und auch das Feuer darf bis zum Zeitpunkt der Beerdigung nicht ausgehen. Generell steht das Leben der Familie bis zur Beisetzung fast still. Die Kinder gehen nicht zur Schule, Gäste werden empfangen und beköstigt und man versucht mit allen Mitteln, eine respektable Trauerfeier zu arrangieren. Wer das bezahlen soll, ist noch nicht so klar, doch man hofft, wenigsten etwas Geld aus einer Beerdigungsversicherung zu bekommen.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Afrikatiere

Während wir in Dundee - außer ab und zu mal ein Zebra - wenig von den typischen Afrikatieren sehen, war dies im Urlaub schon eine ganz andere Sache. Kleine Affen turnten durch´s Dorf, Hippos und Krokodile konnten man von Bootsstegen aus beobachten und bei zwei Fahrten durch Nationalparks konnten wir auch eine Menge an anderen Afrikatieren bestaunen. So stand auf einmal ein Nashorn direkt neben der Straße und ein anderes Mal kreuzte eine Elephantenherde unseren Weg. Löwen und Leopoarden haben wir zwar leider jeweils knapp verpasst, doch Madeleine kam sogar in den Genuss, Wale vom Strand aus zu sehen.

Montag, 23. Juli 2012

St. Lucia

Es war ein besonderer Urlaub, den wir letzte Woche genießen durften. Besonders vor allem, weil unser Ferienort und die gesamte Umgebung einfach traumhaft waren. St. Lucia besitzt auf der einen Seite einen kilometerlangen Traumstrand und auf der anderen Seite wird es von einem See eingegrenzt, der das Zuhause von hunderten von Krokodilen und Hippos ist. Außerdem befindet sich ein äußerst schöner Nationalpark direkt vor der Haustür, in dem man so alle möglichen Afrikatiere sehen kann.
Während es in Dundee letzte Woche ziemlich kalt war, hatten wir fast die gesamte Zeit über richtig warmes "Winterwetter" und konnten den Strand & das Meer genießen. Außerdem haben wir viele Tiere gesehen - angefangen von Affen direkt vor unserer Wohnung bis hin zu Elephanten, Nashörnern, Krokodilen und Hippos.
Es war ein besonderer Urlaub und wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in St. Lucia.



Einige Bilder zum Mitfreuen. Die Photos unserer Safari & alle weitere Tierbilder folgen demnächst.

Sonntag, 15. Juli 2012

Urlaubsgrüße

Bevor wir morgen den Reisepass für Jo.Ann beantragen und dann in unser eigentliches Urlaubsquartier weiter fahren, haben wir das Wochenende in Durban verbracht. Heute waren wir den ganzen Tag in einem großen Meeresmuseum. Zahlreiche riesige Aquarien, Hai-Fütterung, Delphinen-Show und und und. Ein gelungener Start in den Urlaub.

Freitag, 13. Juli 2012

Los geht´s.

Im Moment sitze ich [Stephan] zwischen gepackten Koffern und einer Menge Zeug, was noch verstaut werden muss. In zwei Stunden sitzen wir dann hoffentlich schon im Auto und sind auf dem Weg in den Urlaub. Die letzten Tagen waren wieder ziemlich voll und gestern hatte ich dann noch mit Magenkrämpfen zu tun und lag den Nachmittag über im Bett. Doch heute geht es schon wieder etwas besser und nun sind wir fleißig am Packen.

Über das Wochenende werden wir in Durban sein und am Monatg einen Reisepass für Jo.Ann beantragen. Wir hoffen sehr, dass dies ohne Komplikationen klappt. Danach werden wir eine Woche in einem Nationalpark am Indischen Ozean verbringen. Wir freuen uns schon total darauf und hoffen viele "Afrikatiere" zu sehen.

Sonntag, 8. Juli 2012

Kulturstudium

In einem anderen Land zu wohnen, bedeutet auch, eine andere Kultur kennen zu lernen. In Südafrika ist es aber nicht nur eine andere Kultur, sondern man trifft auf mindestens vier verschiedene - die der Schwarzen [wobei da auch große Unterschiede bestehen, da es verschiedene Völker mit verschiedenen Sprachen gibt], die der Inder [indischstämmige Einwanderer], die Kultur der Weißen [wobei es selbst da Unterschiede zwischen den englischstämmigen Einwanderer und den Buren - holländische Einwanderer - gibt] und die Kultur der Coulored [Mischung zwischen den einzelnen Rassen]. Alles nicht ganz so einfach. Doch wir sind ja hier, um zu Lernen und mit der Zeit verstehen wir nun auch langsam die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen.
 

Am Freitag war es nun mal an der Zeit, einen ganz wichtigen Teil der weißen südafrikanischen Kultur kennen zu lernen. Gemeinsam mit den anderen Männern unseres Teams bin ich [Stephan] nach Durban zum Rugby gefahren. Es spielten die Sharks [dt.: Haie / das Team aus Durban, was durch die ganze Region unterstützt wird] gegen die Bulls.
Rugby ist fast ausschließlich ein Sport der Weißen. Nur vereinzelt gibt es schwarze Spieler, nur vereinzelt sieht man ein paar Schwarze im Stadion. Auch das gehört zur südafrikanischen Kultur. Die Zeit der Apartheid hat überall ihre Spuren hinterlassen, die noch bis heute deutlich sichtbar sind. Auch im Sport.
 

Auch wenn ich nun etwas mehr vom Rugby verstehe und das Spiel auch ganz interessant war - "unsere" Mannschaft hat sogar gewonnen -, so braucht es wahrscheinlich noch lange, bis ich mich an diese Kultur gewöhnt habe. Da bleibe ich doch lieber bei Fußball.

Dienstag, 3. Juli 2012

Was ist Familie ?

In den letzten beiden Wochen haben wir viele Familien im Township besucht, um etwas über ihre Lebenssituation zu erfahren und zu sehen, in wie weit wir ihnen helfen können und wer Hilfe am nötigsten hat. Natürlich waren wir ständig mit materieller Not konfrontiert und Möglichkeiten zu helfen, gibt es mehr als genug. Doch für mich [Stephan] ist es oft sehr erschreckend festzustellen, wie wenig "heile" Familien es eigentlich gibt. Nur zwei Beispiele:

1. Oma Thembi [55 Jahre] wohnt in einem Haus mit ihrer Schwester und vier Kindern [diese sind von ihr & ihrer Schwester & einer verstorbenen Schwester]. Die Kinder sind im Teenageralter oder junge Erwachsene. Die Jüngste von ihnen [15 Jahre] ist zur Zeit bei uns im HIV/Aids Care.Centre. Oma Thembi hat aber auch schon sieben Enkel, die mit ihr wohnen und für die sie sorgt. Fünf von ihnen sind Waisenkinder - die Mütter gestorben an Aids. Zwei junge Männer wohnen zeitweise mit bei der Familie und sind Väter einiger Enkelkinder von Oma Thembi.

2. Mama Cwalisile ist 32 Jahre und hat vier Kinder von verschiedenen Männern. Den Vater ihres letztes Kindes nennt sie Ehemann. Er arbeitet sieben Tage die Woche als Kuhhirte. Doch auch wenn er mal nicht arbeitet, ist er nicht allzu oft bei ihr, da er noch eine zweite Frau und weitere Kinder hat.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Im richtigen Moment

Normalerweise kann ich [Stephan] von meinem Platz an unserem Esstisch aus "meine" Männer gut beobachten. Doch da es gestern relativ kalt war und wie üblich die Kälte durch alle Fenster zog, haben wir zum Frühstück die Gardine zugezogen. Während des Essens fiel mir plötzlich etwas ein und ich bat Madeleine die Gardine aufzumachen, so dass ich nachsehen konnte. Doch was ich genau in dem Moment sah, war nicht das, was ich eigentlich sehen wollte: Einer unserer Männer hatte seine Sachen gepackt und wollte abhauen. Er hatte am Samstag beim Ausgang in der Stadt kräftig getrunken. Obwohl er von uns eine zweite Chance bekommen hat, wollte er nun einfach nur weg - aus Scham. Er war fast die letzten sechs Monate bei uns gewesen und hat sich echt super gemacht. Wir waren gerade dabei ihm mehr und mehr Verantwortung in unserem Gartenprojekt zu geben und nun dies.
Schnell bin ich losgerannt und konnte ihn vor dem Tor noch abfangen. Es hat sich dann ein sehr langes und intensives Gespräch entwickelt, zu dem dann auch noch unser Pastor dazukam. Plötzlich konnten wir super über Scham reden, über Vergebung und über das, was es bedeutet aus der Gnade Gottes zu leben. Am Ende haben wir für ihn gebetet und nicht nur ihm standen die Tränen in den Augen. 
Er ist dann geblieben, obwohl er zuerst fest entschlossen war, Melusi zu verlassen und wieder auf die Straße zurück zu kehren. So wollte er bewusst unseren Pastor und mir aus dem Weg gehen. Doch manchmal kann man selbst eine Gardine im richtigen Moment aufmachen.

Sonntag, 24. Juni 2012

Alles hat ein Ende

Nach etwas mehr als drei Monaten konnten wir am Wochenende wieder in unser Schlafzimmer einziehen. Begonnen hatte alles ein paar Tage nach der Geburt von Jo.Ann als wir nur mal schnell ein paar Fliesen im Bad reparieren lassen wollten. Das Ergebnis war, dass letztendlich alle Fliesen von der Wand kamen und das Bad einmal gründlich renoviert wurde. Da es nur über unser Schlafzimmer zu begehen ist, sind wir lieber gleich in unser Gästezimmer umgezogen. Als das Bad vor ca. 2 Wochen dann endgültig fertig war, haben wir noch das Schlafzimmer mit streichen lassen. Nun sieht alles sehr schön aus und vor allem gibt es erst einmal keinen Dreck mehr im Haus - jedenfalls bis zur nächsten Baustelle.

Dienstag, 19. Juni 2012

Ein Lächeln

Ein Lächeln sagt oft mehr als tausend Worte. Manchmal ist es aber auch die einzige Möglichkeit, ins "Gespräch" zu kommen. So zum Beispiel für Clement, einem Patienten unseres HIV/Aids Care.Centres. Aufgrund eines Schlaganfalles kann er nicht mehr reden. Er versteht Zulu, Englisch und Afrikaans, doch selber sprechen ist nicht mehr drin. Er versucht es, doch mehr als ein paar kaum verständliche Laute kommt nicht über seine Lippen.


Doch dafür kann er lächeln und so seine Freude zum Ausdruck bringen. Und dies macht er dann auch. Er freut sich über jeden Besuch, jede Aufmerksamkeit, die man ihm entgegen bringt, er genießt die tägliche Andacht, den sonntaglichen Gottesdienst und fühlt sich einfach sehr wohl bei uns. Clement ist ein besonderer Mann, der die Atmosphäre im Care.Centre kräftig prägt. Manchmal sagt ein Lächeln wirklich mehr als tausend Worte.

Sonntag, 17. Juni 2012

Küssen verboten

Vielleicht nicht gleich verboten, aber Küssen, in den Arm nehmen, Streicheln und andere Zärtlichkeiten kommen gegenüber Kindern in der Kultur der Zulus eigentlich nicht vor. Die Mutter, große Schwester oder Oma trägt das Kind - mit einem Handtuch oder einer Decke auf dem Rücken festgebunden - bis es selber laufen kann. Danach kommen körperliche Berührungen nur noch beim Ermahnen oder Bestrafen vor. Liebevolles Streicheln, ein Ich-mag-dich Kuss oder eine freudige Umarmung: alles Fehlanzeige. Auch mit Worten wird dem eigenen Kind nicht gesagt, dass man es lieb hat oder sich an ihm freut.
Aber natürlich sehnen sich die Kids auch nach Bestätigung und körperlicher Nähe. Eindrücklich dürfen wir dies jedes Mal erleben, wenn wir sie besuchen gehen. Das Highlight des Nachmittages ist für sie, in den Arm genommen oder von uns getragen zu werden. Kleine Gesten, die für diese Kinder eine Menge bedeuten.


Dienstag, 12. Juni 2012

Es brennt wieder

Es brennt schon wieder. Doch dieses Mal nicht in unserem alten Obstgarten - der von jemandem absichtlich angezündet wurde - sondern in unserem kleinen Ofen. Denn seit einigen Tagen ist nun wirklich der Winter eingezogen in Süadafrika. Auch wenn es tagsüber in der Sonne locker 20° werden kann, so kühlt es sich doch schnell ab, wenn die Sonne sich verabschiedet. In der Nacht haben wir momentan Temperaturen um den Gefrierpunkt und es ist davon auszugehen, dass es noch etwas kälter wird. 
Auch wenn wir in luxeriösen Verhältnissen wohnen - jedenfalls wenn wir unser Haus mit vielen Hütten im Township vergleichen - so zieht doch die Kälte durch jedes Fenster und jede Tür. Isolation kennt man nicht und Zentralheizung scheint von einer anderen Welt zu sein.
Wer sich keinen Gasheizer leisten kann, der friert halt oder zündet sich ein offenes Kohlefeuer im Haus oder seiner Hütte an. Auch wenn unser altes Haus einige Nachteile hat, so besitzt es doch zu unserer großen Freude einen kleinen Ofen. Da er seit Jahren nicht mehr in Betrieb war, wußte keiner ob er überhaupt noch funktioniert. Doch seit gestern brennt er wieder.

Freitag, 8. Juni 2012

On Fire

Kurz vor 22.00 Uhr klingelt es an unserer Haustür. Ziemlich ungewöhnlich um diese Uhrzeit. Als ich die Stimme eines Residents hörte, dachte ich zuerst es gibt Stress in den Zimmern und ich darf jetzt die Gemüter beruhigen. Doch die Männer waren alle ruhig, die meisten schliefen schon. 
Der Grund des nächstlichen Besuchs war, dass jemand Feuer über unseren Zaun geworfen und damit unseren alten Obstgarten in Brand gesteckt hat. Da ein kräftiger Wind blies, gab es ein ordentlicher Lagerfeuer gestern Nacht. Doch gerade als die Flammen auf den Rest von Melusi übergreifen wollten, drehte der Wind und das Feuer beruhigte sich wieder. GOTT sei Dank.

Montag, 4. Juni 2012

Zahltag

Als ich heute Geld abheben wollte, erlebte ich eine böse Überraschung. Egal, zur welcher Bank ich auch fuhr, überall erwartete mich eine lange Schlange von Menschen, die alle das gleiche Ziel hatten: Anfang des Monats ist Zahltag und unglaubliche viele Leute, drängeln sich vor den Banken, um endlich ihre Rente oder ihre staatliche Unterstützung [vor allem für besonders bedürftige Kinder oder für HIV Patienten] abzuholen. Es sind umgerechnet nur etwas mehr als 100 Euro, doch für viele muss es für einen ganzen Monat reichen.

"Courier" - Lokalzeitungs Dundee
Doch oft reicht es auch nicht und so bilden sich auch vor den so genannten Cash Loans lange Schlangen. Hier kann man sich relativ einfach Geld leihen, indem man seine nächste Rente oder staatliche Unterstützung als Pfand angibt. Die Zinsen sind unverschämt hoch, doch die Not der Leute - und oft auch fehlende Bildung - spielt den Geldverleihern in die Hände. So hat sich zum Beispiel ein ehemaliger Resident von uns für drei Wochen ca. 80 Euro geliehen. Am Ende "durfte" er dann knapp das Doppelte zurückzahlen. Das nennt man dann Zahltag.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Gedenkfeier Heiko

Auch wenn es über die genauen Todesumstände von Heiko noch immer keine Klarheit gibt, so haben wir gestern als Melusi Gemeinschaft in einem Gedenkgottesdienst Abschied von ihm genommen. Für ihn war Melusi zum Ende seines Lebens zu einer Art Ersatzfamilie geworden und hier ist er Gott begegnet. So einige Fragezeichen bleiben über seinem Leben stehen und bei weitem hat er leider nicht alles geklärt. Doch durfte Heiko in den letzten Monaten Gottes Gnade erfahren. Bei aller Trauer ist dies ein Grund zur Dankbarkeit.

Sonntag, 27. Mai 2012

Eine saubere Sache

Als wir am Donnerstag zum Frühgebet in unsere Kapelle kamen, gab es eine böse Überraschung. Ein Seitenfenster war so eingeschlagen wurden, dass man von außen den Fenstergriff bedienen und das Fenster öffnen konnte. Offensichtlich hatte jemand ein echtes Bedürfnis in die Kapelle zu gelangen. Aber leider nicht zum Beten. Es fehlte der CD.Player und auch zwei Tischläufer wurden mitgenommen. 


Doch scheinbar hatte der oder die Einbrecher noch eine gewiße Gottesfurcht. Der Altar wurde nicht angefaßt, die Kerzen wurden stehen gelassen - obwohl man diese gut zu Geld machen könnte - und bevor die Kapelle verlassen und auch das Fenster wieder zugemacht wurde, wurden noch alle Glasscherben beseitigt. Eine saubere Sache.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Heiko ist tot

In der Nacht vom Sonntag zum Montag klingelt mein Telefon. Mir wird mitgeteilt, dass Heiko - ein Deutscher, der für 15 Monate in unserem Wohnprojekt gelebt hat - im Alter von 57 Jahren im Krankenhaus verstorben ist. Heiko hat Melusi vor ca. einem Monat verlassen, um einige Sachen in Pretoria zu klären. Doch soweit kam er leider nicht. Er hat es nur bis in die nächste Stadt geschafft und ist dort gestrandet. Am Sonntag Abend ist er dann überraschend an einem Magendurchbruch gestorben.


Da Heiko´s Geschwister in Deutschland sind und er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Tochter in Südafrika hatte, waren wir die nächsten Ansprechpartner. Leider sind im Zusammenhang mit seinem Tod einige Fragezeichen aufgetaucht. Er selbst hat kurz vorher uns mitgeteilt, dass er zusammengeschlagen worden sei, in seinem Zimmer haben wir Blut auf dem Boden gefunden und irgendwie gab es ziemlichen Stress um eine Menge Geld, welches er aus Deutschland erwartete.
So blieb uns nicht anderes übrig als zur Polizei zu gehen und dies zu melden. Dies bedeutete aber auch, dass ich in den letzten drei Tage zwischen Krankenhaus, Polizei, seinem letztem Zimmer und der Leichenhalle gependelt bin. Dreimal durfte oder besser gesagt musste ich ihn identifizieren. Morgen wird eine Autopsie stattfinden und danach wird es hoffentlich etwas mehr Klarheit geben. 

Seit Montag Morgen stehen wir mit seinen Geschwistern in Deutschland in regem Kontakt und planen nun für sie die Beerdigung, die hier bei uns stattfinden wird. Durch einen großen Zufall haben sie mir die Telefonnummer Heiko´s Tochter in Südafrika geben können. Ich hatte dann die zweifelhafte Ehre, sie über den Tod ihres Vater´s zu kontaktieren, von dem sie - wie sie mir dann sagte - seit knapp 30 Jahren nichts mehr gehört hatte. Doch zu unserer großen Überraschung kam sie mit ihrer Mutter - Heiko´s ersten Frau - gestern sogar bei uns vorbei.
Irgendwie habe ich mich in den letzten Tagen oft wie im Film gefühlt. Es schien alles so unwirklich. Doch am Dienstag wird es dann einen Gedenkgottesdienst bei uns geben und bis dahin hat sich hoffentlich einiges etwas beruhigt.

Samstag, 19. Mai 2012

Ist dies normal?

 
Ein unscheinbares Haus am Rand der Siedlung. Eine Großmutter, vier Kinder [drei weitere sind schon gestorben], eine "Schwiegertochter", sieben Enkelkinder [zwei davon sind Waisenkinder] - auch dies nichts Besonderes. Doch bei unserem Besuch diese Woche haben wir noch zwei weitere Dinge erfahren, die scheinbar ganz normal zum Leben der Zulu´s gehören.
Zuerst hat uns die Großmutter ohne Scheu davon erzählt, dass sie ein traditioneller Heiler [Zulu: Sangoma] ist. Natürlich glaubt sie auch an Gott und freut sich, wenn wir für sie beten. Doch da dieser Gott - im traditionellen Glauben der Zulu´s - weit von uns entfernt und alles im Leben durch die Ahnengeister bestimmt ist, muss man sich mit ihnen gutstellen und gewisse Rituale befolgen. Und genau dies ist ihr Job. Scheinbar etwas ganz Normales.
Als wir noch im Gespräch mit ihr waren, kam ein Junge - ca. 8-10 Jahre - und wollte etwas von ihr kaufen. Sie fragte, wieivel Geld er mit hätte und bekam die Antwort: zwei Rand [ca. 20Cent]. Dann ist sie ins Haus. Ich [Stephan] folgte ihr, um unser Lebensmittelpaket zu übergeben. Doch sie war noch beschäftigt. Sie kniete über einem Plastebeutel und füllte eine kleine Packung Mariuahana [in Südafrika Dagga genannt] für den Jungen ab. Ihre Enkel fegten danach mit ihren Händen die letzten Krümmel in die Ecke. Scheinbar etwas ganz Normales.
Da die Daggapflanze in unserer Region frei wächst und in den Townships auch "heimlich" angebaut wird, ist der Konsum von Dagga für viele leider wirklich normal. Und die Großmutter? Die verkauft das Dagga aus ihrem Garten nur, um ihre Familie zu ernähren. Ist dies noch "normal"?

Montag, 14. Mai 2012

Frust & Freude

Immer wieder mußten wir in den letzten Tagen und Wochen feststellen, dass nicht alle Post an uns auch bei uns ankommt. Oder besser gesagt, in letzter Zeit hatten wir eher das Gefühl, dass mehr verloren oder in andere Hände übergeht als tatsächlich bei uns landet. Kleine Briefe, große Briefe, Päckchen - egal was; gefreut haben sich oft andere. Es ist vor allem frustrierend, wenn die Kids auf ihre Post warten und man ihnen irgendwann sagen muss, dass es wieder weggenommen wurde.
Umso mehr haben wir uns daher in den letzten beiden Wochen über zwei Pakete gefreut, die tatsächlich bei uns angekommen sind. Dies gibt uns etwas Hoffnung, dass nun vielleicht wieder mehr Post, den Weg zu uns findet.
Aber auch der Postweg von uns nach Deutschland ist nicht immer sicher. Elisa.Joy hatte ihrer Freundin eine kleine Tüte Gummibärchen mit in den Brief gesteckt. Der Brief kam an, die Tüte auch - einzig die Gummibärchen fehlten. Auch der Brief an Madeleines Mutter zum Muttertag wurde vom deutschen Zoll geöffnet. Von der Schokolade wurde eine kleine "Kost"probe entnommen - man traute wahrscheinlich den südafrikansichen Süssigkeiten nicht.

Donnerstag, 10. Mai 2012

In einer anderen Welt

Zweimal wöchentlich fährt ein Team von Melusi zu einem nahgelegenen Township, um jeweils bis zu 15 Familien zu besuchen und zu unterstützen. Auch wenn wir nur 2 km aus der Stadt heraus fahren müssen, so hat man doch das Gefühl, eine ganz andere Welt zu betreten.
Als Township bezeichnet man die Wohnviertel der schwarzen Bevölkerung, die oftmals außerhalb oder am Rand der eigentlichen Stadt zu finden sind. In der Zeit der Apartheid war es Schwarzen verboten, außerhalb dieser Gebiete zu wohnen. Auch wenn sich dies in den letzten Jahren verändert hat, so bilden die Townships oder "Locations" - wie es die Einheimischen nennen - das Zentrum des Lebens der Schwarzen.
Die Wohnverhältnisse und die Infrastruktur sind sehr unterschiedlich. So findet man zum Teil gute Häuser mit gepflegtem Garten und Strom- und Wasseranschluß. Auf der anderen Seite kann man manchmal aber kaum glauben, in welcher Armut und in welchen Verhältnissen Menschen wohnen.


Als Melusi Team konzentrieren wir uns dabei auf die Ärmsten der Armen. Ihnen bringen wir wöchentlich ein Lebensmittelpaket und nehmen uns Zeit für sie. Dabei sprechen wir über ihre Nöte und Sorgen, versuchen ganz praktisch zu helfen [Reparatur eines Daches / Fahrt zum Krankenhaus / zur Verfügung Stellen eines Bettes ...], lesen gemeinsam in der Bibel und beten für die Familien. Auch wenn unsere Hilfe recht begrenzt ist, so erfahren wir viel Offenheit und Dankbarkeit.
Doch ist das, was wir tun nicht nur für die besuchten Familien ein Segen, sondern auch für jeden Einzelnen, der mitfährt. Man bekommt oft eine ganz neue Perspektive und die Lebensumstände dieser Leute relativiert die eigenen Probleme.