Samstag, 19. Mai 2012

Ist dies normal?

 
Ein unscheinbares Haus am Rand der Siedlung. Eine Großmutter, vier Kinder [drei weitere sind schon gestorben], eine "Schwiegertochter", sieben Enkelkinder [zwei davon sind Waisenkinder] - auch dies nichts Besonderes. Doch bei unserem Besuch diese Woche haben wir noch zwei weitere Dinge erfahren, die scheinbar ganz normal zum Leben der Zulu´s gehören.
Zuerst hat uns die Großmutter ohne Scheu davon erzählt, dass sie ein traditioneller Heiler [Zulu: Sangoma] ist. Natürlich glaubt sie auch an Gott und freut sich, wenn wir für sie beten. Doch da dieser Gott - im traditionellen Glauben der Zulu´s - weit von uns entfernt und alles im Leben durch die Ahnengeister bestimmt ist, muss man sich mit ihnen gutstellen und gewisse Rituale befolgen. Und genau dies ist ihr Job. Scheinbar etwas ganz Normales.
Als wir noch im Gespräch mit ihr waren, kam ein Junge - ca. 8-10 Jahre - und wollte etwas von ihr kaufen. Sie fragte, wieivel Geld er mit hätte und bekam die Antwort: zwei Rand [ca. 20Cent]. Dann ist sie ins Haus. Ich [Stephan] folgte ihr, um unser Lebensmittelpaket zu übergeben. Doch sie war noch beschäftigt. Sie kniete über einem Plastebeutel und füllte eine kleine Packung Mariuahana [in Südafrika Dagga genannt] für den Jungen ab. Ihre Enkel fegten danach mit ihren Händen die letzten Krümmel in die Ecke. Scheinbar etwas ganz Normales.
Da die Daggapflanze in unserer Region frei wächst und in den Townships auch "heimlich" angebaut wird, ist der Konsum von Dagga für viele leider wirklich normal. Und die Großmutter? Die verkauft das Dagga aus ihrem Garten nur, um ihre Familie zu ernähren. Ist dies noch "normal"?

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