Sonntag, 28. Januar 2018

Samstag, 27. Januar 2018

Uns fehlen die Worte

Plötzlich wurde es nicht nur dunkel, sondern schwarz. Am Donnerstag Abend zog relativ unvermittelt ein gewaltiger Sturm auf, brachte Unmengen an Regen, füllte unseren Teich bis zum Überlaufen und hinterließ leider eine Schneise der Verwüstung in Melusi und Dundee. Während Jo.Ann schlief und von allem nichts mitbekam, liefen wir zu viert durch unser Haus und schauten, dass der Wind nicht zu viel Wasser durch die Fenster drückte. Der Regen und Hagel trommelten so lauf auf das Dach und gegen die Fenster, dass wir überhaupt nicht mitbekamen, wie ein großer Baum umfiel, der zwischen dem Hauptgebäude und unserem Haus stand. Wie durch ein Wunder streifte der Baum nur unser Haus und legte sich direkt an unser Küchenfenster und unseren Hauseingang. Nicht eine Fensterscheibe ging zu Bruch und vor allem wurde keiner von uns verletzt. GOTT SEI DANK.


Insgesamt stürzten mehr als 10 Bäume in Melusi um und von weiteren Bäumen brachen große Äste ab. Das Dach des Hauses für unsere Residents wurde so stark beschädigt, dass wir sie noch im größten Regen in unser Freizeithaus umquartieren mussten. Die Dächer von zwei weiteren Häusern wurden durch umfallende Bäume beschädigt. Erst am nächsten Morgen sahen wir das ganze Ausmaß der Verwüstung. [Bilder]
Den gesamten Freitag haben wir als Gemeinschaft [Team und Residents] aufgeräumt. Mit drei Kettensägen konnten wir die meisten Bäume kleinschneiden und wegräumen. Die Dächer wurden wieder repariert oder zumindestens regendicht gemacht. Das Chaos wurde erst einmal beseitigt.

Während wir in Melusi noch relativ glimpflich davon kamen, wurden viele Dächer in der Stadt komplett abgedeckt. Einige Lehmhütten in den Townships brachen ein oder standen völlig unter Wasser. Und leider gab es auch mehrere Todesopfer. Eine Mutter rannte mit ihren vier Kindern aus ihrer Hütte, die einzustürzen drohte und wollte Zuflucht bei ihren Nachbarn suchen. Doch auf dem Weg dorthin wurden leider drei ihrer Kinder von den Wassermassen erfasst und weggespült. Bisher wurde nur eins der Kinder tot geborgen. Von den anderen fehlt noch jede Spur.
Erst heute haben wir erfahren, dass die Kinder regelmäßig zu unserem Kidsclub kamen und auch sonntags den Kindergottesdienst in Melusi besuchten. Uns fehlen die Worte.

Montag, 22. Januar 2018

Fleisch

395 kg Rindfleisch, mehrere Beutel Knochen und drei Säcke voller Fett. Was früher mal eine glückliche Kuh war, liegt nun eingefrostet in den Melusi Gefriertruhen. Es ist definitiv die größte Spende an Lebensmitteln in unserer Zeit in Melusi.
Täglich kochen wir für mehr als 60 Leute - Mitarbeiter und Mitarbeiterkinder, Residents und Helfer. Zu besonderen Aktionen sind es schnell mal 100 Leute, die verköstigt werden. Fast alles Gemüse kommt dabei aus unserem eigenen Anbau. Mais-Mehl [ein Grundnahrungsmittel in Südafrika], Milch und täglich 50 Brote, welche zum größten Teil an unsere Arbeiter verteilt werden, bekommen wir gespendet. Alles andere - inkl. Fleisch - müssen wir kaufen. Obwohl Fleisch günstiger als in Deutschland ist, kostest es uns doch so einiges. 
Ein Farmer aus Dundee und Freund von Melusi hat uns nun ein großes Geschenk gemacht und für die nächsten Monate den Fleischbedarf gedeckt. Es ist für uns ein absolutes Zeichen der Treue Gottes. Er ist es, der uns immer wieder versorgt, beschenkt und mit dem ausstattet, was wir benötigen. 
Da Melusi nicht über staatliche oder kommunale Fördergelder finanziert wird, kein Fundraising und auch keine Spendenaufrufe macht, haben wir manchmal das Gefühl, dass wir von der Hand in den Mund leben. Doch Gott sei Dank ist es Gottes Hand.

Montag, 15. Januar 2018

Ein gebrochener Mann

Die gute Nachricht ist: Julian ist zurück in Melusi. Die schlechte Nachricht ist: Er ist körperlich wie seelisch ein gebrochener Mann. 
An dem Samstag als er in der Stadt mit unseren anderen Männern unterwegs war, überkam ihm das Verlangen, ein Bier zu trinken. Leider konnte er diesem nicht widerstehen. Aufgrund von Schuldgefühlen und der Angst rausgeschmissen zu werden, ist Julian dann nicht nach Melusi zurück gekommen. Er hat sich an diesem Nachmittag dann aus Frust betrunken und sich am Abend in einem Hinterhof in der Stadt einen Platz zum Schlafen gesucht. 
Dieser Platz sollte für ihn aber leider zum Verhängnis werden. Mehrere Männer fanden ihn dort und haben ihn die ganze Nacht und den folgenden Tag brutal zusammen geschlagen und in abscheulicher Weise gedemütigt. Als "Bestrafung", dass er auf ihrem Grundstück Unterschlupf suchte, musste er dann noch zwei Tage für sie arbeiten, eher er unter Todesdrohungen weggejagt wurde. Um den Schmerz überhaupt auszuhalten, hat Julian sich wieder betrunken und ist erst dann wieder nach Melusi zurückgekehrt. 
Unsere Freude über sein Wiederauftauchen wird durch den Schmerz über das, was er erfahren musste deutlich überdeckt. Er ist nicht mehr die gleiche Person und es tut einem Leid, ihn so zu sehen. Wir wünschen ihm von Herzen, dass GOTT ihn körperlich wie auch seelisch wiederherstellt, neue Freude und Hoffnung am Leben schenkt und er in seiner Gebrochenheit GOTT ganz persönlich erfahren darf.

Montag, 8. Januar 2018

Verschwunden

Vor elf Monaten stand er völlig unerwartet vor unserem Tor und bettelte, wieder nach Melusi zurück zu dürfen. Julian hatte zu diesem Zeitpunkt schon dreimal in unserem Lebens- und Wohnprojekt für wohnungslose Männer gewohnt. Doch auch wenn er immer vielversprechend angefangen hatte, so hat er nie lange durchgehalten. Alkohol war sein großes Problem.
Doch dieses Mal wollte er alles besser machen. Normalerweise geben wir jedem eine zweite und machmal auch eine dritte Chance. Julian wußte, dass er eigentlich nicht noch einmal anfragen brauchte. Aber er tat es trotzdem. 
Nach etwas Überlegen haben wir ihn wieder bei uns aufgenommen und diese Entscheidung in den letzten elf Monaten nicht einmal bereut. Julian hat sich super entwickelt, in vielen Bereichen Verantwortung übernommen und uns alle damit positiv überrascht. Er gehörte richtig zur Melusi Familie dazu und war eine echte Bereicherung - bis letzte Woche Samstag. 
Gemeinsam mit unseren anderen Männern hat er den wöchentlichen Ausgang genutzt, um in die Stadt zu gehen und ein paar Dinge zu besorgen. Auf dem Weg zurück hat er noch einen kleinen Abstecher in ein Wettbüro gemacht und war fortan nicht mehr gesehen. Bis heute weiß keiner, was passiert ist, was in ihm vorging und wo er sich momentan befindet. Es ist eine traurige Geschichte und eine, die uns als gesamtes Team ziemlich bewegt.

Dienstag, 2. Januar 2018

Weihnachten in Gemeinschaft

Auch wenn wir über Weihnachten etwas außerhalb gewohnt haben und dadurch deutlich mehr Zeit als Familie hatten, so haben wir doch auch als Melusi Gemeinschaft zusammen Weihnachten gefeiert. Traditionell haben wir am 25. Dezember in Melusi gemeinsam gegrillt und unseren Residents Geschenke überreicht. Dafür haben wir uns richtig Zeit gelassen und jedem der Männer noch ein paar persönliche Worte mitgegeben. Dies ist immer sehr bewegend und ein echtes Highlight für alle. Während wir noch kräftig dabei waren zu feiern, wurden wir mit einem großen Lebkuchenhaus von einer deutschen Familie aus Dundee beschenkt. Dies war natürlich nicht nur für die Kinder eine geniale Sache.


Auch an den weiteren Feiertagen haben wir viel Zeit in Gemeinschaft verbracht. Wir waren zusammen wandern und baden, haben miteinander Volleyball und Frisbee gespielt, es wurde kräftig geangelt und oft zusammen gegessen. Es waren ganz besondere Tage - nicht nur für unsere Männer. [Bilder]