Montag, 28. Dezember 2015

Weihnachten 2015

Als es am Morgen des 24. Dezember schon gegen 8:00 Uhr 30° auf dem Thermometer anzeigte, war klar, dass es wieder nichts mit weißer Weihnacht für uns würde... Doch mit echtem Tannenbaum, Adventskranz und Herrnhuter Stern versuchten wir trotzdem, ein wenig "deutsches" Weihnachtsgefühl aufkommen zu lassen. Sogar das traditionelle Krippenspiel durfte nicht fehlen. "Typisch deutsch" war unser Weihnachten dann doch nicht ganz, da wir aufgrund der Wärme vor der Bescherung noch einmal Schwimmen gehen mussten.
Nachdem wir den Heiligabend als Familie gefeiert haben, trafen wir uns am ersten Feiertag als Team mit allen unseren wohnungslosen Männern zum Grillen. Auch wenn es plötzlich deutlich kälter war, so war es wirklich wie eine große Familiefeier - sehr entspannt, eine tolle Atmosphäre und gute Gemeinschaft. Vor allem das Überreichen der Geschenke war für viele unserer Männer sehr bewegend, da wir zu jedem einzelnen noch einige Worte sagten. Es tat ihnen sichtlich gut, öffentlich gelobt, geehrt und ermutigt zu werden.
Am nächsten Tag haben wir einige der Männer noch mit zum Spazierengehen auf eine nahegelegene Farm eingeladen. Zebras und Giraffen ansehen, eine Wanderung zum Fluß, gemeinsames Picknick... Auch wenn es wieder nichts mit weißer Weihnacht für uns wurde, so war es trotzdem rundum gelungen.
Jedenfalls dachten wir dies bis zu dem Zeitpunkt, als zwei unserer Männer am 27. Dezember an unserer Tür klingelten ...


Samstag, 26. Dezember 2015

Weihnachten in der Badewanne

Der Tag begann mit einem Mißverständnis. Wir hatten Baba Majola eingeladen, einen Tag vor Weihnachten nach Melusi zu kommen, um einmal richtig gebadet zu werden. Er ist einer unseren treuesten Arbeiter und verpasst auch so gut wie keine Bibelstunde, wenn wir in sein Dorf zum Outreach kommen. Doch ist es leider für jeden eine Zumutung neben ihm zu sitzen, so stark riecht er. Er schafft es selber nicht mehr, sich und seine Klamotten richtig zu waschen.
Entgegen allen afrikanischen Erfahrungen war er dann aber nicht zu spät, sondern kreuzte schon 6:30 Uhr in seinen besten Sachen bei uns auf. Baba Majola möchte unbedingt getauft werden und verwechselte den Tag des Badens mit dem Tag seiner Taufe.
Als das Mißverständnis aufgeklärt war, sind wir mit ihm noch einmal zu seiner kleinen Hütte gefahren und haben alle seine Decken und Klamotten abgeholt. Denn nicht nur der alte Mann roch stark und war total verdreckt, sondern auch jegliche Dinge in seinem kleinen Zimmer benötigten unbedingt eine intensive Reinigung. Und während Baba von uns rasiert, gebadet, eingecremt und neu eingekleidet wurde, wusch unsere Waschmaschine den ganzen Tag. 


Als wir unseren Freund einige Stunden später wieder nach Hause fuhren, glänzte und strahlte er über das ganze Gesicht - nicht nur vor Creme, sondern vor allem vor Freude. 
Für manche kommt Weihnachten im Schuhkarton. Für Baba Majola kam Weihnachten dieses Jahr in der Badewanne.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Sommer, Sonne, Lobpreisnacht

Auch wenn bei hochsommerlichen Temperaturen unsere Kirche dieses Mal nicht aus allen Nähten platzte, so war auch unsere vierte Lobpreisnacht für Jugendliche dieses Jahr ein großartiges Ereignis. Viele der Jugendlichen kommen nun schon ganz regelmäßig und gehen bei allem, was passiert, richtig toll mit. Dieses Mal war aufgrund der Sommerferien auch eine große Gruppe an Jugendlichen dabei, die zum ersten Mal kamen. Vermutlich werden viele von ihnen zur nächsten Lobpreisnacht wiederkommen, denn es ging nicht nur aufgrund der Temperaturen heiß her.

Freitag, 18. Dezember 2015

Eine kurze Pause

Auch wenn es nur fünf Tage waren, die wir unterwegs gewesen sind, und das Wetter alles andere als sommerlich warm war, so war es doch eine schöne Abwechslung. Zeit als Familie, Zeit am Strand und als Höhepunkt: ein ganzer Tag in einem Meeresmuseum mit Rutschenpark. Es tat wirklich gut, einfach mal abzuschalten, nicht immer erreichbar zu sein und etwas Abstand zu bekommen. Von daher haben sich die Tage wirklich gelohnt und es bleiben viele schöne Erinnerungen.


Donnerstag, 10. Dezember 2015

Sommerferien

Am Mittwoch gab es für Elisa.Joy und Ben.Luca Zeugnisse und seit gestern haben sie nun fünf Wochen Sommerferien. Auch wenn beide total gern zur Schule gehen, es genießen mit ihren Freunden zu sein und neue Dinge zu lernen, so herrscht momentan große Begeisterung über die Ferien. Dies liegt vor allem daran, dass wir morgen für fünf Tage an den Strand fahren - eine willkommene Abwechslung für uns alle.
Da zur Zeit zwei unserer Mitarbeiterfamilien im Heimaturlaub sind, ist es uns nicht möglich, in diesen Ferien länger Urlaub zu machen. Madeleine wird sich trotzdem etwas aus der Arbeit herausnehmen, um Zeit mit den Kindern zu haben. Doch für mich [Stephan] ist dies aktuell nicht möglich. Es herrscht momentan ein großes Kommen und Gehen bei unseren wohnungslosen Männern. Viele von ihnen kommen mit besonderen Nöten und Herausforderungen und nehmen unsere Zeit gut in Anspruch. Alle wollen - oder besser gesagt müssen -  beschäftigt werden, unser sechs Hektar großes Gelände muss gepflegt und alle Häuser instandgehalten werden. Es gibt daher praktisch eine Menge zu tun und auch im Büro wird die Arbeit nicht weniger.
Von daher freuen wir uns alle gerade auf unsere kurze Auszeit, die Zeit am Strand und die Zeit als Familie.

Sonntag, 6. Dezember 2015

Ngiyafuna mina lo

"Ngiyafuna mina lo - Das möchte ich." schoss es aus Mama Simangele`s Mund als ich bei ihr in der Hütte saß und beiläufig über Taufe sprach. Eigentlich wollte ich an diesem Tag auf etwas ganz anderes hinaus, doch die sonst so schüchterne Mama Simangele unterbrach mich. Ich war ganz überrascht, denn es passiert nicht allzu oft, dass mir jemand bei einer Andacht ins Wort fällt. Doch scheinbar war ihr Wunsch, sich taufen zu lassen, so groß, dass es nur so aus ihr herausplatzte. Mama Simangele hatte sich in den letzten Monate immer wieder klar zu Jesus bekannt [siehe auch: "Die Kerze"] und wollte nun auch den Schritt der Taufe gehen. 

Seit Jahren gehen wir wöchentlich in verschiedene Dörfer, besuchen Familien oder Einzelpersonen und predigen das Wort Gottes. Oftmals ohne sichtbare Erfolge und nicht nur einmal haben wir uns gefragt, ob es nicht an der Zeit ist, aufzuhören. Doch gerade in den letzten drei Wochen durften wir sehen, wie so manches in Bewegung kommt. 
Während einer Andacht in einer kleinen Hütte hörten die acht Leute, die gekommen sind, so aufmerksam zu, dass ich das Gefühl hatte sie herauszufordern und zu einem Leben mit Jesus einzuladen. Doch noch bevor ich ausgereden konnte, melden sich schon drei Leute, die Jesus unbedingt in ihr Leben aufnehmen wollen.
Am nächsten Sonntag tauchen sie dann alle zu unserem Gottesdienst in Melusi auf. Bewegt von dem Gehörten, lassen sie sich nach dem Gottesdienst noch einmal segnen. Auf meine Frage, wie es ihnen gefallen hat, antworten sie nur: "Dürfen wir wieder kommen?"
Es ist bewegend zu sehen, was sich momentan in dem Leben unserer Freunde tut. Wenn es so weitergeht, dann wird Mama Simangele nicht die einzige sein, die wir im Januar taufen werden.

Samstag, 5. Dezember 2015

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Jan [28 Jahre] war erst seit wenigen Tagen in Melusi und hielt uns doch schon gut in Atem. Während er mit zwei anderen Männern an unserem Teich arbeitete, verlor er kurzzeitig sein Bewußtsein und rollte fast ins Wasser. Drei Tage später wurde ihm durch einen Arzt im Krankenhaus mitgeteilt, dass durch eine nach einem Autounfall eingesetzte Stahlplatte zu viel Druck auf seinem Gehirn ist. Sollten sie diesen Druck nicht in den Griff bekommen, würden seine Überlebenschancen ziemlich schlecht stehen. 
Diese neuen Aussichten machten ihm natürlich ziemlich zu schaffen. Den ganzen Tag über war er unruhig und es ging ihm nicht wirklich gut. Als wir gerade dabei waren unsere Kinder ins Bett zu schaffen, klopfte und klingelte es stürmisch an unserer Tür. Wir wurden gerufen, da Jan wieder einen "Anfall" hatte. Schnell waren wir beide in seinem Zimmer und halfen ihm so gut wir konnten. Doch aufgrund seiner Geschichte entschieden wir uns, den Krankenwagen zu rufen. 
Jedenfalls versuchten wir es. Doch so oft wir auch im Krankenhaus anriefen, niemand antwortete. Frustriert brachten wir Jan dann selber in die Notaufnahme. Vom Arzt wurde uns freundlich mitgeteilt, dass das Krankenhaus zwischen 18:00-19:00 Uhr generell schwer zu erreichen ist. Gut zu wissen. Wahrscheinlich ist das die Abendbrotszeit der Mitarbeiter oder es steht Schichtwechsel an. 
Später fanden wir dann aber den wahren Grund heraus, warum keiner unseren Anruf entgegennahm. Die Telefonleitung des Krankenhauses war kaputt. Die Frau, die gerade Telefondienst hatte, konnte auch unsere Aufregung wenig verstehen. Sie hatte es doch immerhin gemeldet und nun hatte sie die ganze Nacht Zeit, auf ihrem Handy zu spielen.
Immerhin ging es Jan dann recht bald wieder besser und am nächsten Tag wurde er noch einmal gründlich untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Diagnose des ersten Arztes völlig falsch war. Auch die verabreichte Medizin hatte alles eher nur noch schlimmer gemacht. Doch schon nach zwei Tagen konnte er wieder entlassen werden und seitdem geht es ihm auch wieder deutlich besser. 
Und falls wir wieder mal den Notarzt bräuchten, haben wir jetzt noch zwei andere Nummern, unter denen wir es probieren können. Hoffentlich funktioniert dann wenigstens eine.

Samstag, 28. November 2015

Typisch deutsch

"Guten Tag! Ihr seid doch auch Deutsche." Immer wieder werden wir auf Deutsch angesprochen. Zu unser anfänglichen Überraschung gibt es in unserer Region von Südafrika erstaunlich viele Deutsche. Die meisten von ihnen gehören zu Familien, die schon seit mehreren Generationen hier wohnen. Sie kamen als Bauern oder Missionare und haben in Südafrika ein neues Leben angefangen. Doch an der deutschen Sprache und der deutschen Kultur hält man bis heute noch fest. 
Auch unsere Kinder gehen auf eine Schule, die einen deutschen Hintergrund hat und bis heute noch "Treu und Wahr" im Schulwappen trägt. Der Direktor und die Sekräterin sind deutsch, eine Strophe der Schulhymne wird auf Deutsch gesungen und für die Erstklässler gibt es eine Zuckertüte zur Einschulung. Jedes unserer Kinder hat ein deutsches Kind in der Klasse, was in der 6. oder 7. Generation in Südafrika ist und trotzdem perfekt Deutsch spricht. Ihre Namen sind: Kai, Karl und Angela. Typisch deutsch eben.


Einen netten Beitrag über die Deutschen in Kwa-Zulu-Natal gibt es in der Reihe "Afrika, Afrika" unter www.tagesschau.de [Video mit besserer Qualität] zu sehen. Typisch deutsch mitten in Afrika.

Dienstag, 24. November 2015

Mädchenparty

Jo.Ann steht jetzt manchmal in der Tür ihres Kinderzimmers und versperrt mir den Zutritt mit den Worten: "Mädchenparty, keine Jungs." 
Eine große Mädchenparty hatten wir am letzten Wochenende auch in Melusi. 45 Mädchen im Alter von 12-14 Jahren kamen zu unserem "Girls-Camp". Obwohl wir schon unsere Bettenkapazitäten deutlich erhöht haben, mussten wir trotzdem wieder einige auf die nächste Freizeit vertrösten. Es ist unglaublich mit welcher Begeisterung die Jugendlichen kommen und mit wie viel Enthusiasmus sie bei allem dabei sind. 


Der Höhepunkt des Wochenendes war dann definitv der Melusi-Gottesdienst. Es war ein großartiges und beeindruckendes Gemisch aus Alt und Jung, Weiß und Schwarz, Reich und ziemlich Arm. Bei einigen Liedern sangen die Mädchen so lautstark mit, dass sie die Lobpreisband einfach übertönten. Es schien als würden sie manchmal den Lobpreis leiten und ihre neu gewonnene Begeisterung für GOTT, war nicht zu übersehen - oder besser gesagt - nicht zu überhören.

Dienstag, 17. November 2015

Die Betten sind gemacht

Lange hat es gedauert, doch nun ist es bald endgültig fertig: unser Melusi-Freizeithaus. Anfang des Jahres hatten wir damit angefangen, das viel zu kleine Bad zu vergrößern. Der nächste Schritt war dann das Herausreißen der alten gemauerten Betten, die zwar unwahrscheinlich stabil, aber auch völlig unflexibel waren. Außerdem wurde ein neues Bettenzimmer geschaffen, so dass uns ab sofort nicht mehr nur 10, sondern 44 Betten zur Verfügung stehen. [Ein paar Bilder der Bauphase gibt es hier.]


Heute haben wir die letzten Betten aufgebaut, viele Kleinigkeiten noch erledigt und schon einmal die Betten gemacht. Denn am Wochenende findet das nächste Jugendcamp statt. Auch wenn wir unsere Bettenanzahl nun deutlich erhöht haben, kann es sein, dass es trotzdem nicht reichen wird. Von daher stehen schon ein paar zusätzliche Matrazen bereit - man kann ja nie wissen.

Mittwoch, 11. November 2015

Kleider machen Leute

Da viele unserer Familien, die wir wöchentlich in den Townships besuchen, kein Englisch sprechen, laden wir sie nicht in die Melusi Gemeinde ein, sondern ermutigen sie, in eine bestimmte Zulugemeinde direkt vor Ort zu gehen. Es ist für sie viel näher, alle Lieder sind in Zulu, die Predigt verstehen sie ohne Probleme - eigentlich sollte es für unsere Familien einfach sein, ihren Platz in dieser Gemeinde zu finden. 
Doch leider ist dem nicht so. Irgendwie bekommen unsere Leute kaum einen Zugang in diese Gemeinde. Natürlich gibt es dafür verschiedene Gründe. Doch einer scheint so banal und wirkt doch so ausgrenzend.


Unsere Familien gehören alle zu den Ärmsten der Armen. Sie wohnen in Lehm- oder Blechhütten, haben keinen Zugang zu Strom, fließend Wasser im Haus gibt es nur, wenn es mal wieder durch das Dach regnet und generell müssen sie sehr sehen, wie sie über die Runden kommen. Daher bleibt wenig Geld übrig, welches sie für schicke Kleidung, glänzenden Schuhe, glitzernden Schmuck und teure Uhren ausgeben könnten. Auch können es sich die Frauen nicht leisten, jeden Monat eine andere Haarperücke zu tragen.
Doch genau diese äußerlichen Dingen scheinen in den nicht-traditionellen Gemeinden der Zulus sehr wichtig zu sein. Man möchte auch mit seinem Äußeren am Sonntag Gott ehren und zeigen, wie sehr Gott einen segnet. Die Männer kommen generell im Anzug mit Krawatte, die Frauen in tollen Kleidern und Stöckelschuhen. Wer dabei nicht mithalten kann, wird leider schon mal abschätzig angeschaut.
Auch wenn dies nicht beabsichtig ist, so stellen doch diese Äußerlichkeiten eine große Hürde für unsere Leute dar. Sie fühlen sich in ihrer oft sehr einfachen Kleidung fehl am Platz und haben das Gefühl nicht wirklich dazugehören zu können. Traurig, aber wahr. Kleider machen Leute.


In den traditionellen Zulu-Gemeinden kennt man dieses Problem nicht. Hier tragen alle einheitliche Gewänder und Kleider. Diese sind nicht unbedingt teuer und man kann jede Woche das Gleiche tragen. Zumindestens was die Kleidung betrifft, wäre dies eine gute Lösung. Doch diese Gemeinden sind theologisch leider oft so weit weg vom biblischen Glauben, dass wir sie nicht empfehlen können.

Dienstag, 3. November 2015

Kommen und Gehen

Nachdem vor zwei Wochen schon unsere holländische Mitarbeiterfamilie für drei Monate auf Heimaturlaub gegangen ist, sind heute unsere deutschen Freunde mit ihren drei Kindern für zwei Monate nach Hause gefahren. Ohne diese beiden Familien fehlt ein wichtiger Teil unseres Teams und unsere Kinder vermissen natürlich ihre Spielkameraden in Melusi. 
Dankbar sind wir aber, dass letzte Woche eine Mitarbeiterin aus ihrem kurzen Heimataufenthalt zurückgekommen ist und momentan eine junge Frau aus Australien unser Team für drei Monate unterstützt. Außerdem werden wir übermorgen noch super spontan eine sechsköpfige Familie in Melusi empfangen, die für sechs Wochen mitarbeiten möchte.
Es herrscht wieder einmal ein ziemliches Kommen und Gehen. Auch wenn wir uns natürlich über jedes neue Teammitglied freuen, gerne neue Leute in Melusi begrüßen und jedem Langzeitmitarbeiter einen Besuch in seiner Heimat gönnen, so ist dieses Kommen und Gehen auf Dauer auch anstrengend. Für uns als Team ist es anstrengend, da es immer wieder darum geht, neue Leute einzuarbeiten und Verantwortungen zu übertragen. Aber auch persönlich ist es eine Herausforderung, sich immer wieder auf neue Leute einzustellen, bewußt in neue Beziehungen zu investieren und Freunden für immer oder für eine gewisse Zeit Tschüß zu sagen.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Einmal mit Profis arbeiten

Vor wenigen Wochen bekam Melusi eine alte Küche gespendet, die unsere wohnungslosen Männern in letzter Zeit wieder etwas hergerichtet haben. Da unsere Küchenschränken viel zu klein waren und wir vor allem keine Arbeitsfläche hatten, war dies eine super Gelegenheit, in unser Haus eine "neue" Küche einzubauen.
Mit viel Enthusiasmus haben wir gestern losgelegt und konnten schon schnell einen deutlichen Unterschied erkennen. Endlich eine richtige Arbeitsfläche, deutlich mehr Staurraum und Küchenschränke, die auch noch relativ gut aussehen.


Doch schnell folgte die Ernüchterung. Als wir die Schranktüren einbauen wollten, merkten wir, dass jeder Türgriff auf einer anderen Höhe angebracht war - manche dazu noch schief. Frustrierend vor allem für unseren Mitarbeiter, der vorher noch unserem Resident genaue Anweisungen gegeben hat, auf welcher Höhe die Türgriffe anzubringen sind. Die nächste Enttäuschung folgte als an manchen Stellen die Farbe sich von den Schränken abwischen ließ, weil man vergessen hatte, gewisse Stellen zu lackieren. Es ist nicht immer einfach, dabei ruhig zu bleiben und den Männern alles noch einmal zu erklären. Doch vielleicht werden sie es im nächsten Anlauf richtig machen und möglicherweise werden wir schon morgen unsere Schranktüren bekommen.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Wachstum

Wachstum wollen wir in allen unseren Arbeitsbereichen sehen. Doch ganz besonders natürlich in unserem großen Gemüsegarten. Täglich arbeiten 10-15 vor allem ältere Leute in unserem Garten, in der Küche und auf dem Gelände und erhalten dafür ein gut gefülltes Lebensmittelpaket. Neben Brot, Maismehl [absolutes Grundnahrungsmittel] und anderen Dingen erhalten unsere Arbeiter auch immer frisches Gemüse aus eigenem Anbau. Doch nicht nur unsere Arbeiter werden mit Gemüse versorgt, sondern es wird auch an Bedürftige verteilt, die nicht arbeiten können und natürlich wird es auch in der Melusi-Küche für die Versorgung unserer wohnungslosen Männer und unseres Team genutzt.



Nun freuen wir uns über ein Wachstum der besonderen Art in unserem Garten. Vor einigen Monaten konnten wir eine Art Gewächshaus sehr günstig erwerben, welches nun langsam auf unserem Grundstück Form annimmt. Es musste erst in viele Einzelteile zersägt und mit einem Truck durch Dundee transportiert werden. Danach wurde es entrostet, neu besprüht und letztendlich in unserem Garten wieder aufgebaut. Auch wenn es noch viel zu tun gibt, so freuen wir uns schon jetzt über dieses Wachstum und hoffen sehr, dass demnächst noch viel mehr Gemüse in Melusi wächst, mit dem wir Menschen segnen können.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Der erste Regen

Seit Wochen warten wir sehnsüchtig auf Regen. Normalerweise endet die fast halbjährige Trockenzeit im September und mit dem beginnenden Frühling kommt auch der Regen. Doch obwohl schon mehrmals guter Regen vorhergesagt wurde, sind wir bisher immer wieder leer ausgehangen - außer ein paar Tropfen nichts gewesen. So ist auch der Bewässerungsteich für unseren Gemüsegarten nur noch eine Pfütze und das Gras ringsherum absolut vertrocknet.


Heute kam nun endlich der erste nennenswerte Regen. Bei weitem nicht genug, um die Situation grundlegend zu verändern und auch viel zu wenig, um überhaupt einen Unterschied im Teich zu sehen, doch immerhin etwas. Vor allem hoffen wir nun, dass in den nächsten Tagen und Wochen noch deutlich mehr kommt. Es ist dringend notwendig und wäre nicht nur für unseren Garten, das Gras und den Bewässerungsteich ein absoluter Segen.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Happy Birthday Ben.Luca

Schon seit Wochen sehnte Ben.Luca diesen Tag herbei: seinen 7. Geburtstag. Und als es dann endlich so weit war, genoss er ihn von früh bis spät - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschenke wurden schon mit Sonnenaufgang [5:40 Uhr] ausgepackt, da zu dem Zeitpunkt schon alle Kinder wach waren - zu groß war die Aufregung. Als er dann auch noch sein neues Fußballtor im Garten gesehen hatte, wurde noch schnell vor dem Frühstück die erste Trainingseinheit eingelegt.


Da die Kinder momentan Frühlingsferien haben - wobei wir zur Geburtstagsparty mit 40° eher Sommertemperaturen hatten - kamen die Kinder schon am Vormittag und waren vor Energie, kaum zu bremsen. Schatzsuche durch Melusi, Eisessen, Fußballspielen, Seifenrutsche und ein leckeres Picknick - die Kinder waren völlig begeistert und Ben.Luca mächtig stolz. 
Nach dem jetzt schon wieder obligatorischem Besuch im Schwimmbad gab es am Abend noch eine Besonderheit für Ben.Luca. Er durfte mit zur Männergruppe der Melusi-Gemeinde und gemeinsam mit den Erwachsenen Rugby-Weltmeisterschaft schauen. Als dann Südafrika auch noch haushoch gewann, war der Tag für Ben.Luca rundum gelungen.

Mittwoch, 30. September 2015

Die Kerze - eine Gewissensentscheidung

"Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." [Die Bibel / Johannes 14.6] 
Letzte Woche saßen wir in der Hütte von Mama Simangele und sprachen mit ihr und ihrer Nachbarin Mama Maria über diesen Vers. Normalerweise gehörte auch die Mutter von Mama Simangele mit zu unserer kleinen Bibelstundengruppe, doch in den letzten Wochen ging es ihr gesundheitlich nicht mehr so gut und sie konnte nicht dabei sein. 
Was bedeutet es, dass Jesus von sich selber behauptet, der einzige Weg zu Gott zu sein? Was ist dann mit dem selbsternannten Zulu-Messias "Shembe"? Welche Rollen spielen die Geister unserer Vorfahren, die im traditionellen Zulu-Glauben Jesus an Bedeutung in nichts nachstehen? 
Sowohl Mama Simangele wie auch Mama Maria machten beiden unmißverständlich deutlich, dass für sie persönlich Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Ein starkes Bekenntnis, welches doch schon bald auf die Probe gestellt werden sollte.

Mama Simangele [rechts auf dem Stuhl] mit ihren Trauergästen

Nur wenige Tage nach unserem Gespräch verstarb die Mutter von Mama Simangele und wie in der Zulu-Kultur üblich versammelte sich die ganze Familie im Haus. Dabei gibt es klare kulturelle Vorschriften, was in der Zeit zwischen dem Tod und der Beerdigung passieren muss. So wird unter anderem ein Raum im Haus des Verstorbenen leer geräumt und mit Decken ausgelegt, um Trauergäste zu empfangen. In einer Ecke wird eine Kerze aufgestellt, die bis zum Zeitpunkt der Beerdigung nicht ausgehen darf. Daher muss immer ein Familienmitglied anwesend sein, um gegebenenfalls eine neue Kerze anzuzünden. Dieses Licht soll dem Verstorbenen, den Weg zu Gott weisen.
Als wir nun wieder zu unserem wöchentlichen Besuch vorbeikamen, setzten wir uns mit in den Trauerraum, in dem auch eine Kerze brannte und sprachen noch einmal über Johannes 14.6: "Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
Auf die brennende Kerze angesprochen schilderte Mama Simangele ungewöhnlich offen ihre Situation. Sie glaubt nicht mehr an die Kraft der brennende Kerze, doch ihre Tante - die auch mit im Raum saß - bestand darauf, an den kulturellen Überlieferungen festzuhalten. So wurde eine Kerze aufgestellt, zur Beerdigung wird eine Kuh geschlachtet [das Blut wird den Ahnengeistern geopfert], der Verstorbenen wird eine Decke mit in den Sarg gelegt [damit sie nicht friert und böse auf die Familie wird] und viele andere Dinge müssen berücksichtigt werden, damit es der Toten gut geht, sie den Weg zu Gott findet und ihrer Familie Glück bringt.
Aufgrund ihres Alters hat die Tante letztendlich entschieden, was gemacht wird und Mama Simangele mußte sich dem unterordnen. Für sie wahrlich keine einfache Situation. Doch in allem ist ihr Glaube ein starkes Bekenntnis: "Jesus ist der Weg - niemand kommt zu Gott denn durch ihn."

Freitag, 25. September 2015

Rugby-Fieber

Letztes Jahr gab es wahrscheinlich niemanden in Deutschland, der nicht mitbekommen hat, dass eine Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Nun bekommt wahrscheinlich kaum jemand in Deutschland mit, dass es wieder eine WM gibt. Natürlich nicht schon wieder eine Fußball-WM, sondern die Weltmeisterschaft im Rugby. 
Während Deutschland sich noch nie dafür qualifizieren konnte und Rugby überhaupt keine Rolle spielt, ist es in Südafrika neben Fußball und Cricket absoluter Nationalsport. Vor allem für die weißen Südafrikaner gibt es keinen wichtigeren Sport als Rugby. Eltern schicken zum Teil ihre Kinder nicht auf Schulen, wo kein Rugby als Schulsport angeboten wird. 
Seit einer Woche läuft nun die Rugby-Weltmeisterschaft in England und es gibt derzeit kaum ein wichtigeres Thema als dies. Dies ist auch dadurch bedingt, dass Südafrika als einer der Mitfavoriten sein erstes Spiel völlig überraschend gegen einen absoluten Außenseiter verloren hat. Es ist die größte Blamage in der Geschichte der Rugby-WM. Auch wenn dies in Deutschland wahrscheinlich kaum jemanden interessiert, so ist dies in Südafrika das bestimmende Thema.
Andere Länder, andere Sitten.

Montag, 21. September 2015

Melusi Gemeinde

Seitdem wir vor 4,5 Jahren nach Melusi kamen, hat sich vieles verändert. Während es einige Arbeitsbereiche gar nicht mehr gibt, sind andere ganz neu dazu gekommen, von unserem ersten Team sind heute nur noch vier Leute dabei, manche Häuser wurden renoviert oder kräftig umgebaut und aus einer ehemaligen Ruine ist ein richtig schönes Gemeindehaus geworden.


Doch die größte Veränderung ist wahrscheinlich in der Melusi Gemeinde passiert. Zahlenmäßig haben wir uns in dieser Zeit fast verdoppelt, wobei vor allem viel mehr Kinder dazugekommen sind. Es ist auch deutlich bunter geworden: Neben vielen Weißen, gehören heute auch immer mehr Schwarze und auch einige Inder und Coloured [Mischlinge] unserer Gemeinde an. Doch vor allem ist es viel lebendiger und verbindlicher geworden: viele Leute sehen sich nicht mehr nur als Gäste, sondern als Teil der Melusi Familie, fangen an sich mit in die Arbeit einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
Es ist für uns ein echtes Vorrecht, Teil einer lebendigen Gemeinde und Gemeinschaft zu sein.

Dienstag, 15. September 2015

Bewegend & begeisternd

Auch wenn unsere Lobpreisabende für Jugendliche schon etwas zur Routine geworden sind, so ist es doch immer wieder bewegend und begeisternd dabei zu sein. Letzte Woche Freitag war unserer Kirche wieder einmal mit 250 Jugendlichen völlig überfüllt und auf einer Reihe mit acht Stühlen drängeln sich bis zu 14 Leute. Doch dies tut der Stimmung keinen Abbruch. Begeistert werden die Lieder mitgesungen und während der Predigt gehen viele total mit. Bewegend ist es vor allem, wenn dann viele dem Aufruf folgen, ein Leben mit JESUS zu beginnen.


Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es für alle ein Abendbrot bevor die Jugendlichen rings um die Kirche mit Sport und Spiel für viel Stimmung sorgen. Bevor es dann für alle wieder per Schulbusse oder LKW nach Hause geht, wird immer noch ein Film gezeigt.
Vieles hat sich schon eingespielt und in gewisser Weise wissen wir nun, was wir zu erwarten haben und werden nicht mehr völlig überrannt. Und doch ist es immer wieder bewegend und begeisternd dabei zu sein.

Sonntag, 6. September 2015

Augen voller Traurigkeit

Mit 17 Jahren ist Warren der jüngste Resident, den wir bisher in unserer Zeit aufgenommen haben. Doch obwohl er noch so jung ist, hat er schon eine ganze Menge erleben müssen. Seine Mutter ist drogenabhängig und kann sich nicht um ihn kümmern. Lange Zeit wurde er von seinem Onkel und seiner Tante als Pflegekind aufgenommen. Doch vor zwei Jahren warfen sie ihn raus. Er fing an Drogen zu nehmen, borgte sich ihr Auto aus, um auf Parties zu fahren und beklaute seine Pflegeeltern, um sein Leben und seine Sucht zu finanzieren. Fortan war Warren auf sich selbst gestellt. Er besuchte mehrere Therapien, wohnte im Kinderheim und versuchte einfach nur irgendwo unterzukommen. Die letzten Monate wohnte er bei einer Chinesin, die in ihrem Haus ein Bordell betreibt. 
Vor wenigen Tagen hielt er es einfach nicht mehr aus und rannte weg. Wieder auf der Suche nach einem Zuhause, auf der Suche nach einem Neuanfang. Durch eine Sozialarbeiterin wurde er als Notfall nach Melusi gebracht. Es gibt einfach keinen mehr, der sich um ihn künmmert, der ihn sonst aufnehmen könnte.
Auf den ersten Blick wirkt Warren schüchtern und zurückhaltend. Er scheint eigentlich wohl erzogen zu sein und macht einen netten Eindruck. An seinem Äußeren würde man nicht erkennen, was er in seinem Leben schon durchgemacht hat. Nur die Augen verraten einiges davon. Es sind Augen voller Traurigkeit.

Montag, 31. August 2015

Siyasebenza

Nachdem wir unser HIV/Aids Care.Centre zu Ende März geschlossen haben, stand das Gebäude für ein paar Monate leer. Doch seit einigen Wochen herrscht wieder reges Leben und jeden Tag sieht man Leute ein- und ausgehen.


In Zusammenarbeit mit der Organisation "Siyasebenza" - was auf Zulu "wir arbeiten" bedeutet - haben wir ein Trainingszentrum gestartet, indem vor allem junge Leute geschult werden, um sie auf eine mögliche Anstellung vorzubereiten. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, konkrete Fähigkeiten zu vermitteln, die in spezifischen Jobs gebraucht werden, sondern der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung einer biblischen Arbeitsmoral und -einstellung. 
Wie kann ich jeden Tag mein Bestes auf Arbeit geben? Warum sollte ich fleißig sein? Welchen Wert hat es, pünktlich auf Arbeit zu erscheinen? Wie steht es mit meiner Ehrlichkeit? Was möchte ich selber einmal erreichen? Wie sollte ich mit meinem Chef sprechen? Wie kann ich in einer guten Weise mit Kunden umgehen? Bin ich zuverlässig? Was sagt die Bibel zum Thema Arbeit und warum hat mir Gott Gaben geschenkt?


Morgen startet nun schon der vierte 14tägige Grundkurs. Bisher haben 37 Leute an dem Programm teilgenommen und ihre Prüfung bestanden. Einige von ihnen haben im Anschluss noch eine zusätzliche Schulung zum Thema "Verkauf" absolviert, um sich so noch gezielter auf eine mögliche Anstellung in einem Supermarkt vorzubereiten.
Doch bietet unser Trainingszentrum nicht nur Kurse als Weiterbildung an, sondern versucht ganz bewußt, im Kontakt mit Firmen zu sein, um Leute im Anschluss weiterzuvermitteln. Was zum Anfang etwas schleppend startete, scheint nun langsam Früchte zu tragen. In der letzten Woche haben sieben unserer Leute aufgrund ihrer Teilnahme an den Schulungen einen Job gefunden. Dies ist für den Start sehr ermutigend und ein Ansporn für unsere neuen Schüler.


Durchgeführt werden die meisten der Kurse von Ayanda, einer Studentin aus unserer Gemeinde. Sie hat eine tolle Art, Menschen zu begeistern und Wissen zu vermitteln. Für sie selber ist der Kurs ein echtes Geschenk Gottes, da sie sich dadurch etwas verdienen kann und so ihr eigenes Fernstudium finanziert.
Wir sind echt gespannt, wie sich das Trainigszentrum langfristig entwickelt. Auf alle Fälle freuen wir uns schon mal sehr über den gelungenen Start.

Montag, 24. August 2015

Enttäuschend

Stephen [55] wurde Anfang letzten Jahres von seiner Schwester nach Melusi gebracht. Er war eigentlich froh, dass er seine Alkohol-Reha gerade überstanden hatte und wollte nur noch raus. Doch seine Familie wollte ihn nicht mehr aufnehmen und eine eigene Wohnung besaß er nicht mehr. Damit hatte er keine andere Wahl. Er musste notgedrungen erst einmal in Melusi bleiben. 
Von Anfang war leider kein Rankommen. Er hatte null Interesse an unseren Bibelstunden oder persönlichen Gesprächen, spielte während des Gottesdienstes mit seinem Handy - was er eigentlich den ganzen Tag über machte - und bestach auch nicht wirklich durch großen Arbeitseifer. Die anderen Männern ignorierte er meistens und verweigerte fast jeglichen persönlichen Kontakt. Sobald man ihn auf dem falschen Fuß erwischte, wurde er unwahrscheinlich wütend und aggressiv. Er motzte immer wieder herum und ein "Danke" hörte man nur selten. Das Einzige, was ihm Freude zu machen schien, war, stundenlang in seinem Bett zu liegen und ein Buch nach dem anderen zu lesen. Obwohl er von all unseren Männern mit die beste Ausbildung besaß und auch aus einer guten Familie kam, zeigte er null Initiative, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. 
Nachdem er nun 1,5 Jahre bei uns war und wir so gut wie keine Veränderung sehen konnten, haben wir ihn gebeten zu gehen. Wenige Tage später wurde er durch einen Bekannten abgeholt und lebt nun wahrscheinlich wieder bei seiner Mutter. 

Vor einigen Tagen meldete sich Stephen's Schwester noch einmal bei mir und wollte mir für unsere Mühe danken. Doch eigentlich wollte sie ihre - oder vielleicht eher Stephen's Unzufriedenheit - über unsere Arbeit ausdrücken. Begleitet von vielen frommen Worten schrieb sie, dass es in Melusi keine wirklich Liebe, Fürsorge und Inspiration für unsere wohnungslosen Männer gibt. Sollten wir wirklich anfangen, den Männern in Liebe zu begegnen, würden wir große Veränderung sehen. Darüber hinaus wollte sie uns nur noch einmal sagen, wir froh sie waren, dass wir für Stephen gesorgt haben und dass sie als [wohlhabende] Familie vor allem nichts dafür bezahlen mussten.

Es war schon sehr enttäuschend, Stephen während seiner Zeit hier in Melusi zu erleben. Doch noch viel enttäuschender ist es, im Nachhinein solch eine Email zu bekommen. Irgendwie fühlt man sich dabei wie im falschen Film.

Donnerstag, 20. August 2015

Mosambik

Nach nur wenigen Stunden in Melusi und einer kurzen ersten Nacht ging es für mich [Stephan] sofort weiter. Gemeinsam mit zwei anderen Mitarbeitern aus Melusi und einem Ältesten der Gemeinde sind wir für drei Tage nach Mosambik gefahren, um uns ein Grundstück anzusehen, welches uns als potentielle "Missionsstation" angeboten wurde. Nachdem wir einen Tag zuvor schon 23 Stunden unterwegs waren, saß ich während dieser drei Tage noch weitere 33 Stunden im Auto. 
Es war nicht unbedingt die Distanz [ca. 1000 km eine Strecke], sondern die afrikanischen Verhältnisse, die die Fahrt interessant und ziemlich endlos werden ließen. So gibt es in Mosambik nur eine gut ausgebaute einspurige Straße, die von der Hauptstadt in den Norden des Landes führt und dementsprechend stark befahren ist. Entlang dieser Straße spielte sich dann auch viel Leben ab, so dass man ständig durch Ortschaften fährt und die Geschwindigkeit dementsprechend anpassen muss. Vergisst man dies mal, wird man garantiert von einer der dutzenden Polizeikontrollen herausgezogen und zum Bezahlen von Bußgeld oder beser gesagt Schmiergeld aufgefordert. Und selbst wenn man sich an alle Verkehrsregeln hält, findet die Polizei gewiss einen Grund, um einen willkürlich anzuhalten.


Und doch hat sich die ganze Reise trotz aller Widrigkeiten gelohnt. Das Grundstück, was uns kostenfrei angeboten wurde, ist eine ehemalige Ferienanlage mit acht Wohnhäusern, die sich direkt am Strand des Indischen Ozeans befindet. Seit einem Jahr steht das Objekt nun leer und der Besitzer wollte es eigentlich verkaufen. Doch als er vor einigen Monaten "zufällig" nach Melusi kam und unsere Arbeit kennen lernte, kam ihm der Gedanke, ob nicht wir eine ähnliche Arbeit in Mosambik anfangen könnte. Er würde uns großzügig sein Grundstück zur Verfügung stellen und wir könnten fast sofort starten.
Doch soweit ist es noch lange nicht. Momentan gibt es sehr vieles zu bedenken. Der tolle Strand und das Meer sind keine Gründe dort eine Missionsstation aufzubauen. Wir benötigen sehr viel Weisheit und Führung von GOTT, um in seinem Willen zu leben und auf seinem Weg zu gehen. Es bleibt spannend.

Mittwoch, 12. August 2015

Gelandet

Relativ gut und doch auch ziemlich müde sind wir nach 23 Stunden Reise heute wieder in Südafrika gelandet. Nachdem wir noch einen schönen Nachmittag mit unseren beiden Eltern hatten, sind wir gestern Abend über Dresden und Frankfurt nach Johannesburg geflogen. Von dort ging es dann per Auto weiter nach Melusi. Nach einem großen Hallo und vielen Begrüßungen, haben wir versucht, wenigstens schon einige Dinge zu sortieren und ein paar Koffer zu entleeren. 
Morgen werden die Kinder wieder zur Schule gehen, um relativ schnell wieder in ihre gewohnte Routine zu kommen und Anschluss zu finden. Für mich [Stephan] hieß es hingegen, in allem Auspacken schon wieder meinen Koffer zu packen, da ich morgen für drei Tage auf Dienstreise nach Mosambique fahre. Da bleibt wenig Zeit um richtig landen. Doch spätestens nächste Woche sind wir hoffentlich nicht nur alle körperlich wieder zurück in Melusi, sondern auch innerlich wirklich angekommen.

Dienstag, 11. August 2015

Tag des Abschieds

Unsere Zeit in Deutschland ist vorbei. Heute Abend geht es wieder nach Südafrika. Die letzten Kleinigkeiten werden wir noch versuchen müssen, in den Koffern unterzubringen und dabei nicht die Gewichtsgrenze zu überschreiten. Dies hatten wir uns einfacher vorgestellt, aber nun feilschen wir wieder um jedes Gramm.
Doch die eigentliche Herausforderung des Tages besteht im Abschied nehmen. Von unseren Freunden ist uns dies schon gut gelungen, doch nun heißt es unseren Eltern - und für die Kinder ihren Großeltern - Tschüß zu sagen. Natürlich hatten wir jetzt sehr viel Zeit mit ihnen, doch wann wir uns wiedersehen werden, ist noch völlig unklar. Ein Abschied auf ungewisse Zeit. Dies macht es nicht leicht - für beide Seiten.
So sind wir ziemlich hin- und hergerissen in unseren Gefühlen. Wir freuen uns auf unser Zuhause, unsere eigenen Betten, unsere südafrikanischen Freunde... Aber es ist eine traurige Vorfreude, da es für uns eben auch bedeutet, für eine sehr lange Zeit unsere Familien nicht wieder zu sehen.

Samstag, 8. August 2015

Oh wie ist das schön ...


Nicht, dass es bisher an Höhepunkten während unserer Zeit in Deutschland gemangelt hätte, doch heute durften wir wahrscheinlich etwas Einmaliges erleben. Der FIFA WM Pokal ist diesen Sommer auf Ehrenrunde durch Deutschland und machte ganz in unserer Nähe Station. So ließen wir uns diese Chance nicht nehmen und organisierten uns limitierte Tickets für das Photo-Shooting. Papa nahm - nicht ganz ohne Freude - an einem Freizeitfußballturnier teil und schon gab es als Belohnung die Eintrittskarten. Eine großartige Erfahrung und nicht nur Ben.Luca war absolut begeistert...


Mittwoch, 5. August 2015

Eine schöne Zeit

Nach dem Familienwochenende ist vor dem Familienwochenende. So ging es für uns vom Barthel-Familientreffen zu Madeleine's Eltern. Sie und auch Madeleine's Schwester und Schwager hatten sich extra freigenommen, um viel Zeit mit uns zu verbringen. Leider waren die Kinder durch einen Virus ganz schön geschafft. Und doch war es unglaublich schön als Familie zusammen zu sein, gemeinsam Burgen zu besichtigen, die Sommerrodelbahn herunter zu rasen, den Rennbooten zu zusehen, auf dem Spielplatz zu sein, immer wieder Eis zu essen und natürlich unzählige Folgen "Feuerwehrmann Sam" anzusehen und die Löschaktionen vom Balkon aus mit Opa's neuer Wasserspritze nachzustellen. Es sind tolle Erinnerungen, die wir wieder mit nach Südafrika nehmen. 
DANKE Oma und Opa. DANKE Susan und Alex.


Mittwoch, 29. Juli 2015

Familienurlaub

Barthel Familienurlaub 2015: 9 Erwachsene, 9 Kinder, 4 Tage Stadt Wehlen in der Sächsischen Schweiz, jeden Tag leckeres Eis, zwei wunderschöne Wanderungen, Tretbootfahren, ein Besuch im Nationalparkmuseum und im Freibad, unzählige Testbonbons aus einer Bonbonmanufaktur ... und vor allem jede Menge Spass. 
Mit Worten und Zahlen ist es schlecht zu beschreiben, welch ein Segen es ist, eine großartige Familie zu haben. So war auch unser diesjähriges Familientreffen wieder etwas ganz Besonderes und für uns und unsere Kinder sehr wertvoll. Wir sind durch unsere Eltern, Geschwister und deren Familien reich beschenkt.


Sonntag, 12. Juli 2015

Etwas Ruhe

Es ist Halbzeit unserer Zeit in Deutschland. Heute in einem Monat sind wir wieder zurück in Melusi / Südafrika. Die letzten Wochen waren total schön und unwahrscheinlich voll. Doch die meisten Vorträge sind nun vorbei, eine ganze Menge Freunde schon besucht und auch vieles, was zu erledigen war, haben wir geschafft. 
Nun wünschen wir uns sehr, dass wir in der zweiten Hälfte etwas mehr zu Ruhe finden. Für die Kinder ist unser Besuch in Deutschland eine Art Dauerausnahmezustand, den sie geniessen - es gibt ja auch jeden Tag etwas neues Aufregendes zu erleben. Doch fehlt ihnen nun auch merklich ihre tägliche Routine und ihr Rückzugsraum. 
Auch wir Erwachsenen freuen uns an jedem einzelnen Tag, die vielen Begegnungen und das Berichten über unsere Arbeit. Aber auch wir merken nun, dass wir innerlich und auch äußerlich [körperlich], uns nach etwas mehr Ruhe sehnen. Nicht, dass die Zeit in Deutschland bisher zu anstrengend wäre, es sind eher die Nachwirkungen eines sehr intensiven und herausfordernden Jahres. Das Leben in Gemeinschaft und direkt im Herzen von Melusi ist uns eine große Freude und wird doch manchmal auch zur Last. Immer erreichbar, immer verantwortlich, immer mittendrin statt nur dabei. Selten hatten wir als Familie mal einen Tag nur für uns, einen Tag komplett zum Ausruhen. Nicht, dass wir uns beklagen - dieses Leben ist für uns eine Berufung und nicht nur ein Beruf - doch freuen  wir uns nun, etwas Abstand und Ruhe zu finden.

Montag, 29. Juni 2015

Familie & Freunde

Nun sind es schon 2,5 Wochen, die wir hier in Deutschland sind und wir haben schon eine ganze Menge erlebt, unglaublich viele Leute und Freunde getroffen und sehr besondere Erlebnisse gehabt. Es ist eine Zeit, die wir bewusst wahrnehmen und geniessen und in der uns, alte Freundschaften ganz neu wichtig werden. Natürlich freuen wir uns auch an der Vielfalt des Essens, der Schönheit der Landschaft, der Grüne der Natur und hin und wieder auch mal an der Sonne und doch sind es vor allem unsere Familien und Freunde, die diese Zeit für uns so wertvoll machen.


Freitag, 19. Juni 2015

Die ersten Tage

Nachdem wir letzte Woche in Deutschland gelandet sind, waren wir die ersten Tage bei unserer aussendenden Organisation in der Nähe von Frankfurt. Es gab eine ganze Reihe von Dingen zu klären und so standen einige Gespräche an. Am Wochenende gab es dann noch eine kleine Missionskonferenz, zu der richtig viele Leute kamen. Sehr cool war, dass wir einige Freunde wieder sehen und auch andere Missionare treffen konnten. Auch wenn diese Tage recht voll waren, so haben wir die Zeit genossen.


Etwas ruhiger und entspannter hatten wir es in den letzten Tagen. Wir sind in unsere Heimat gefahren und wohnen für die nächsten Wochen bei Madeleine's Eltern.Für die ersten Tagen hatten wir uns bewusst nichts eingeplant und dies war auch gut so. Dadurch hatten wir viel Zeit mit Oma und Opa und konnten auch innerlich etwas landen. 


Heute Abend geht es für zwei Tage zur Gemeindefreizeit der Heilsarmee & Jesus Freaks Gemeinde Chemnitz. Wir freuen uns schon darauf, obwohl wir nicht verstehen können, warum man eine Gemeindefreizeit im Winter veranstaltet - denn so fühlen wir uns bei den momentanen Temperaturen.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Unglaublich

Unglaublich, aber wahr. Wir sitzen kurz vor 21.00 Uhr noch im Garten, die Sonne scheint uns ins Gesicht und außer Vogelzwitschern ist sonst nichts zu hören. Nachdem wir heute früh gegen 6:00 Uhr in Deutschland gelandet sind, genießen wir nun die Vorteile des deutschen Sommers. Die Situation in Südafrika ist, dass wir momentan Winter haben, die Sonne gegen 16:00 Uhr hinter dem Berg verschwindet, es ungemütlich kalt wird - sowohl draußen wie auch im Haus - und es ab 18:00 Uhr stockdunkel ist.


Doch natürlich genießen wir nicht nur den deutschen Sommer, das leckere Essen und das entspannte Gefühl von Sicherheit, sondern am meisten die Begegnungen mit unseren Familien und Freunden. Eine riesen Freude für uns ist, dass Stephan's Eltern für unsere ersten Tage zu WEC nach Eppstein gekommen sind. Dies ist ein toller Start.

Glücklich, aber total müde Kinder mit den Großeltern

In Eppstein werden wir mit unser Missionsorganisation WEC einige Gespräche führen, an den Missionstagen teilnehmen und etwas von unserer Arbeit berichten. Anfang nächster Woche werden wir dann zu Madeleine's Eltern weiterfahren, worauf wir uns schon jetzt freuen. Doch bis dahin wollen wir die einzelnen Tage genießen und bis dahin haben wir uns wahrscheinlich auch an die nicht untergehende Sonne gewöhnt.

Montag, 8. Juni 2015

Ein kleiner Rundgang

Fünf Hektar groß, mitten in der Stadt und für viele doch nicht im Blick. Von daher haben wir an den letzten beiden Sonntagen jeweils nach dem Gottesdienst unsere Gemeinde, Freunde und Besucher über unser Grundstück geführt, die historischen Gebäude gezeigt, viel über unsere Arbeit berichtet und ihnen damit einen kleinen Einblick in das gegeben, was Melusi so ausmacht. Für viele war dies ein echtes Aha-Erlebnis.
Auch wenn es vor Ort alles noch etwas schöner aussieht, so gibt es hier wenigstens einen kleinen "Bilderrundgang":


Freitag, 5. Juni 2015

Es geht voran

Nachdem es für eine ganze Zeit lang nur schleppend voran ging, ist nun doch langsam ein Ende in Sicht. Anfang des Jahres haben wir angefangen unser Haus, welches wir für Kinder- und Jugendfreizeiten nutzen, umzugestalten. Das Ziel war, die Bettenkapazität auf 42 zu verdoppeln, um der großen Nachfrage gerecht zu werden.



Der erste Schritt war die dringend notwendige Sanierung des Bades - stand doch für 20 Gäste nur eine Dusche zur Verfügung. Danach haben wir 10 gemauerte Betten herausgerissen, den Fußboden zum Teil abgetragen, zwei kleine Abstellräume zu einem neuen Schlafzimmer vereint und die Küche in einen Gruppenraum verwandelt.
Nun sind wir kurz davor die Arbeiten abzuschließen, die neuen Matratzen sind schon da, die Doppelstocken immerhin zum Teil und die nächste Kinderfreizeit läßt auch nicht mehr lange auf sich warten. Spätestens wenn die ersten Kinder das Haus in drei Wochen in Besitz nehmen, werden wir wissen, dass sich alle Mühe gelohnt hat.

Dienstag, 2. Juni 2015

Nicht mehr lange


Nun sind es nur noch ein paar Tage bis wir am 10. Juni Melusi für acht Wochen verlassen und nach Deutschland kommen. Die Vorfreude steigt deutlich und ist doch momentan noch überlagert von all den Dingen, die es zu übergeben und vorzubereiten gibt. Von daher werden die nächsten Tage noch recht voll sein. Doch dann hoffen wir sehr, etwas Abstand und Erholung in Deutschland zu finden.

Hier noch ein kleiner Überblick über unsere Termine, an denen wir über Melusi berichten werden:
* WEC Missionstage [13./14. Juni] in Eppstein
* Gemeindefreizeit der HEILSE Chemnitz [19.-21. Juni]
* Ev.-Luth. Gemeinde Chemnitz-Euba [26. Juni / 19.30 Uhr]
* Heilsarmee & Jesus Freaks Chemnitz [01. Juli / 20.00 Uhr]
* Ev.-Luth. Gemeinde Gahlenz [03. Juli / 19.30 Uhr]
* Ev.-Luth. Gemeinde Radeberg [08. Juli / 19.30 Uhr]
* Kinderkreis Ev.-Luth. Gemeinde Gahlenz [04. Juli/9:30 Uhr]

Darüber hinaus wird Stephan in folgenden Gottesdiensten predigen und unsere Arbeit vorstellen:
* Lobpreisgottesdienst Annaberg-Buch. [27. Juni / 19.00 Uhr]
* Freistil-Gottesdienst Eppendorf [05. Juli / 10.00 Uhr]
* Heilsarmee-Jesus Freaks Chemnitz [05. Juli / 20.00 Uhr]
* Landeskirchl. Gemeinschaft Bautzen [19. Juli / 16.00 Uhr]

Dienstag, 26. Mai 2015

Meinen geringsten Brüdern


"Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." [Die Bibel / Matthäus 25.40]

Sonntag, 24. Mai 2015

Voller Begeisterung

Weit mehr als 200 Jugendliche drängelten sich voller Begeisterung in unsere Kirche. Sie alle kamen, um unsere 4. Lobpreis- und Filmnacht für Jugendliche nicht zu verpassen. Vom Lobpreis bis zum abschließenden Film - es herrschte eine großartige Atmosphäre. Wobei der Höhepunkt wie immer die Gebetszeit war: Mehr als 50 Jugendliche entschieden sich für ein Leben mit JESUS und ließen für sich beten. Sehr bewegend.
Wann die nächste Lobpreis- und Filmnacht stattfindet, steht noch nicht fest, doch die meisten der Jugendlichen werden bestimmt wieder mit dabei sein. Denn nicht nur wir waren begeistert von diesem Abend.

Dienstag, 19. Mai 2015

Care.Centre Absolvierung

Es ist wie ein endgültiger Abschied: Viele unserer Pflegehilfskräfte [Care.Giver], die wir in den letzten Monaten in unserem HIV/Aids Care.Centre ausgebildet haben, holen heute die Photos von ihrer Absolvierungsfeier ab. Nachdem wir das Care.Centre aufgrund fehlendem Personal und rückgängiger Patientenzahlen im März geschlossen haben, lief die Ausbildung unserer Care.Giver noch ein paar Wochen weiter. Wir wollten allen, die angefangen hatten, die Chance geben, den Kurs zu Ende zu machen.


So haben 13 Care.Giver in den letzten Wochen ihre Ausbildung bei uns beendet und konnten zur Absolvierungsfeier ihre Zertifikate entgegen nehmen. Auch wenn weder die Ausbildung noch die Zertifikate einen offiziellen Status haben, so sind sie doch in den Augen der Absolventen etwas ganz besonderes. Die meisten von ihnen haben keine andere Ausbildung und einige haben noch nicht mal erfolgreich die Schule abgeschlossen. Von daher wird der Tag der Absolvierung groß gefeiert. Natürlich haben wir uns mit ihnen gefreut, auch wenn dieser Tag einen endgültige Schlußstrich unter dem Kapitel Care.Centre darstellt.

Montag, 11. Mai 2015

Willkommene Abwechslung

Da die letzten Wochen doch recht voll waren und ich auch jedes Wochenende in der Melusi Gemeinde gepredigt habe, haben wir es sehr genossen, am letzten Wochenende mal spontan wegzufahren. Wir haben uns kurzfristig in ein Familienferienresort in den Drakensbergen eingebucht und 1,5 Tage Pause gemacht. Auch wenn die Zeit sehr kurz war, so haben wir doch jede Minute genossen. Es war wirklich eine willkommene Abwechslung.



Baden am Nachmittag, am Abend und noch vor dem Frühstück am nächsten Morgen im Hallenbad bei 37° Wassertemperatur, endlich mal Zeit zum ausgiebigen Fußballspielen mit Ben.Luca, Grillen, Ausmalen mit den Mädels und eine großartige Wanderung in den Drakensbergen. Eine tolle Familienzeit.

Dienstag, 5. Mai 2015

FC Melusi

Was vor 1,5 Jahren mit einem kleinem Sportprogramm für Jugendliche begann, hat sich über die letzten Monate zum FC Melusi entwickelt. Zwei Teams in unterschiedlichen Altersgruppen spielen nun mit großer Begeisterung in der Dundee Stadtliga.


Auch wenn noch nicht jeder der Spieler über eigene Turnschuhe - mal ganz abgesehen von echten Fußballschuhen - verfügt, so haben sie doch seit zwei Wochen einen eigenen Trikotsatz. Voller Stolz konnten wir daher nun das erste offizielle Mannschaftphoto des FC Melusi machen. 


Auch wenn das Niveau des Spiels noch zu wünschen übrig lässt, so ist man doch mit aller Ernsthaftigkeit dabei. Vor dem Anpfiff versammelt sich die Mannschaft zum gemeinsamen Gebet auf dem Platz und bekräftigt ihren Glauben an GOTT.
Dies ist aber für die meisten Spieler kein bloßes Ritual, sondern gelebter Glaube. Nach jedem Training gibt es einen biblischen Impuls vom Trainer und einige der Spieler kommen ganz regelmäßig zum Gottesdienst nach Melusi.


Trotz allem Einsatz wurde das Spiel am letzten Wochenende leider verloren. Nach 30 Minuten regulärer Spielzeit stand es noch 0:0, da beide Teams es nicht geschafft haben, ihre guten Chancen zu nutzen. Anschließend wurde dann das entscheidende Elfmeterschießen verloren. Kein Problem. Dies ist auch schon ganz anderen großen Mannschaften passiert.

Donnerstag, 30. April 2015

Große Freu[n]de

Voll Erstaunen stand Sbo - Ben.Luca's Kumpel [siehe auch "Große Kumpels"] - vor seiner Hütte, als wir für ihn völlig unerwartet plötzlich zu seinem 14. Geburtstag auftauchten. Mit Kuchen, Sprite und einem echten "Deutschland" Fußball als Geschenk im Gepäck standen wir vor ihm. Seine Augen wurden ganz groß und immer wieder drückte er Ben.Luca, der extra einen Teil seines Ersparten zum Kauf des Balles dazugegeben hatte.



Es dauert nicht lange und der kleine Hof füllte sich mit Kindern. Jeder wollte natürlich ein Stück Kuchen haben und mit dem neuen Ball spielen. Schon bald war die ganze Gang - Elisa.Joy und Ben.Luca mittendrin - auf dem Weg zum Fußballplatz. Während Ben.Luca mit Sbo und dem Restvielen anderen Fußball spielte, rief Elisa.Joy einige Kinder zu sich und holte ihre Springseile aus dem Auto.
Es war für uns ein wunderschöner Anblick: Elisa.Joy kümmerte sich rührend, mit viel Liebe, Geduld und Freude um die kleinen Kids und passte auch wirklich darauf auf, dass jeder mit eingebunden war. Von all dem bekam Ben.Luca überhaupt nichts mit, da er völlig begeistert beim Fußball spielen war.
Es war ein Nachmittag der großen Freu[n]de - nicht nur für Sbo.

Montag, 27. April 2015

Freedom Day

21 Jahre ist es her, dass der Traum Nelson Mandela's in Erfüllung ging: Freie Wahlen für alle Bürger Südafrika's. Nicht, dass es zuvor keine freien Wahlen gab, jedoch war der Großteil der Bevölkerung faktisch davon ausgeschlossen. Dies änderte sich mit den Wahlen am 27. April 1994. Daher gilt dieser Tag bis heute als der Geburtstag des neuen Südafrika. 
Leider ist nicht vieles, von dem Mandela noch geträumt hat, bis heute umgesetzt. Ein friedliches und respektvolles Miteinander der unterschiedlichen Volksgruppen, Versöhnung zwischen den verschiedenen Rassen und ein echtes Miteinander scheinen noch weit entfernt zu sein.
Ganz ehrlich haben wir das Gefühl, dass die Spannungen im Land eher zunehmen und durch einige Politker bewußt angeheizt werden. So wurde die Aussage des Zulu Königs: "Ausländer sollten ihre Sachen packen und nach Hause gehen" von einigen Radikalen gern aufgegriffen und als Vorwand genommen, schwarzafrikanische Ausländer anzugreifen. Dies hat weltweit derart für Empörung gesorgt, dass man nun mit aller Macht versucht, Ausländer - jedenfalls schwarze - als Brüder darzustellen.
So konnte man in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten hören, dass nicht andere Afrikaner die Feinde Südafrika's sind, sondern die Weißen. Ihre Landung im Jahre 1652 wird als Ursache allen Übels dargestellt. Wenn öffentlich über die heutigen Probleme Südafrika's diskutiert wird, werden immer die Landung der Weißen und das System der Apartheid als Gründe für die heutige Misere hervorgehoben. 
Natürlich war das System der Apartheid menschenverachtend und hat sehr viel Schaden angerichtet und Vertrauen zerstört. Doch an den alten Wunden festzuhalten und mit Macht, die Enteignung der Weißen voranzutreiben, ist auch kein Weg, der zu echtem Frieden und Freiheit führt. 
Nelson Mandela hatte sehr wohl Recht als er als sagte, dass es ein langer Weg bis zur Freiheit ist ["Long walk to freedom" / Nelson Mandela's Autobiographie]. Ein Weg, der letztendlich nur über Versöhnung führen kann.

Dienstag, 21. April 2015

Ein großes Halleluja

Was für ein großartiges Zeichen: Am Ende einer Woche, in der Südafrika durch fremdenfeinliche Übergriffe mit sieben Toden weltweit in den Schlagzeilen stand und auch die Spannung zwischen Schwarz und Weiß eher zunimmt, feierten wir mit verschiedensten Christen aus Dundee gemeinsam einen Lobpreisgottesdienst. Für viele Weiße war es wahrscheinlich erst einmal überraschend, eine ganze Gruppe schwarzer Jugendliche zu sehen, die wir mit eingeladen hatten. Doch genau darin lag das Besondere an diesem Abend: Es ging mal nicht um Hautfarbe, Kultur, Gemeindehintergrund, Alter und eigene Vorlieben, sondern ganz einfach um GOTT.
Die Rückmeldungen waren derart ermutigend, dass wir uns in dieser Form bestimmt nicht das letzte Mal getroffen haben.



Donnerstag, 16. April 2015

Ein großes HERZ

Was von außen ziemlich trostlos und tot aussieht, ist innen doch voller Leben.
Als wir auf unserer wöchentlichen Tour durch einen Township waren, kamen wir auch zu Mama Maria, die seit Anfang des Jahres eine kleine Kinderspeisung betreibt. Täglich kocht sie mit Hilfe einiger Nachbarn für 30-40 Kinder, deren oft alleinerziehenden Eltern sich nicht um sie kümmern können, da sie arbeiten gehen oder Zuhause sitzen und ihre Kinder kaum versorgen können [siehe auch: "In der Fremde"].


Als wir sie nun besuchten, wunderte ich mich, dass wir gar keine Kinder sahen, die doch sonst immer vor ihrer Hütte saßen und ihr Mittag aßen. Doch noch bevor ich Mama Maria nach ihnen fragen konnte, gab sie mir zu verstehen, dass sie mir unbedingt etwas zeigen wollte. Wir gingen um ihr Haus und standen plötzlich vor einer alten, trostlos anzusehenden Blechhütte. 


Als wir eintraten trauten wir unseren Augen nicht: Mama Maria hat mit zwei Helfern, die alte Hütte in einen kleinen, von innen total hübschen Kindergarten umfunktioniert und seit wenigen Tagen läuft nun der Betrieb. Die drei haben bereits 15 Kinder im Vorschulalter, auf die sie nun täglich am Vormittag aufpassen. Sobald die Schule aus ist, kommen dann auch noch die größeren Kinder zu ihnen und es wird gemeinsam Mittag gegessen.
Voller Freude und mit strahlenden Augen stand Mama Maria nun vor uns. Sie war so stolz auf ihr neues Projekt und ganz ehrlich: wir waren stolz auf sie. Nun werden wir sie in den nächsten Wochen nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Kleinigkeiten für ihren Kindergarten unterstützen. Doch obwohl es Mama Maria und ihren Kindern so gut wie an allem Materiellen mangelt, so ist doch eines vorhanden: ein ganz großes HERZ.

Freitag, 10. April 2015

Große Kumpels


Ben.Luca ist momentan restlos begeistert. Nicht nur weil Osterferien sind und er viel Zeit zum Spielen hat, sondern weil auch einer seiner besten Freunde nun für eine Woche in Melusi ist.
Sibonelo - oder kurz Sbo - ist fast 14 Jahre und besucht seit einigen Monaten ganz regelmäßig unsere Gottesdienste. Er hat durch ein Melusi-Sportprogramm von JESUS gehört und sich bewußt für ein Leben mit GOTT entschieden. Anfang des Jahres haben wir ihn getauft und nun hilft er uns in unserem Kinder- und Jugendprogramm in seinem Township.


Diese Woche ist Sbo Teil einer Jüngerschaftswoche für 14 Jugendliche, die alle in gewisser Weise schon in unseren Kinder- und Jugendprogrammen mitarbeiten. Es ist eine Mischung aus geistlichem Input, praktischem Training zum Thema Jugendarbeit und einer Menge Spaß. Doch auch wenn das Programm recht straff ist, so bleibt doch viel Zeit für Sbo, mit Ben.Luca zu spielen.

 

Nachdem vor allem Ben.Luca in unserer Anfangszeit in Südafrika eher Angst vor "schwarzen" Kindern hatte, ist es wunderbar zu sehen, dass er nun in Sbo einen großen Kumpel hat. Es ist eine besondere Freundschaft, da die beiden eigentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten haben. Doch irgendwie haben sie sich als Kumpels gefunden.

Sonntag, 5. April 2015

Osterhoffnung

Wahrscheinlich gibt es keinen besseren Tag für eine Gedächtnisfeier als den Ostersonntag - dem Tag, an dem wir die Auferstehung Jesu und seinen Sieg über den Tod feiern. Und obwohl ein endgültiger Abschied nie leicht fällt, so haben wir in Anbetracht der Auferstehung Jesu einen echten Grund der Hoffnung auf ein ewiges Leben mit GOTT.


Anfang Februar haben wir von Craig, einem unserer Residents berichtet, der sich zu diesem Zeitpunkt "Zwischen Leben und Tod" befand. Auch wenn er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt noch einmal für zwei Wochen nach Melusi zurückkehren durfte, ist er letzte Woche im Krankenhaus von Dundee verstorben. Craig war erst 42 Jahre und doch hat sein Körper am Ende nicht mehr mitgemmacht. Von daher war sein Tod für ihn eine Erlösung.
Bei meinem letzten Besuch - drei Stunden vor seinem Tod - hat er mich schon etwas benebelt immer wieder gefragt: "Warum?". Auf diese Frage gibt es in solchen Momenten keine richtige Antwort. Doch viel wichtiger als diese Frage beantworten zu können, ist die Antwort auf die Frage "Hast du Frieden mit GOTT gefunden und bist du bereit, GOTT zu treffen?" zu wissen. Und obwohl Craig schon nicht mehr ganz da war, hat er doch noch sehr klar seine Hoffnung auf GOTT zum Ausdruck bringen können.
Von daher gibt es keinen besseren Tag als Ostern Abschied zu nehmen - jedenfalls vorübergehend.

Samstag, 28. März 2015

Eine ganz große Geste

Als unsere Mitarbeiter gerade dabei waren das HIV/Aids Care.Centre auszuräumen, klingelte es am Tor. Ein älterer Mann stand vor der Tür und bat um Einlaß. Auf den freundlichen Hinweis, dass das Care.Centre nun geschlossen ist, reagierte er nicht. Er wollte unbedingt hineingelassen werden.
Er stellte sich als Vater eines jungen Mannes vor, der letztes Jahr im Care.Centre gestorben ist. Der Sohn war tiefgläubig und unwahrscheinlich freundlich, doch litt er sowohl an Aids wie auch an Krebs. Sein Gesicht war in den letzten Monaten völlig entstellt, da er ein handballgroßes Krebsgeschwür an seiner rechten Wange hatte. Wir pflegten ihn über Wochen und begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. Dies war für unser Team eine sehr bewegende Zeit.
Nun wollte der Vater sich bei uns für die Pflege seines Sohnes bedanken und für unsere Arbeit spenden. Er überreichte unserem Mitarbeiter 30 Rand - umgerechnet etwas mehr als zwei Euro. Auch wenn der Betrag für uns alles andere als groß erscheint, so war doch die Geste des Mannes überwältigend. Als ein Ausdruck seines Danken und seiner Wertschätzung hat er gegeben, was er geben konnte. Ein ganz große Geste.

Freitag, 20. März 2015

Geschlossen

Nach sieben Jahren in Betrieb haben wir diese Woche unser HIV/Aids Care.Centre geschlossen. Eine Entscheidung, die uns nicht leicht gefallen ist - eine Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Denn hatten wir in der Vergangenheit schon ab und an mal das Care.Centre vorübergehend geschlossen, so ist an eine Weiterführung der Arbeit - jedenfalls in der bisherigen Form - momentan nicht gedacht.


In aller Traurigkeit über die Schließung des Care.Centres dürfen wir nicht vergessen, dass es einen sehr positiven Grund gibt, der maßgeblich zu unserer Entscheidung beigetragen hat. In den letzten Jahren hat sich die Behandlung der HIV+ Menschen in Südafrika deutlich verbessert. Der Staat stellt seit einigen Jahren für Betroffene, deren Blutwert unter eine bestimmte Grenze fällt, kostenfrei die entsprechenden Medikamente zur Verfügung. Die positiven Auswirkungen davon haben dazu geführt, dass wir in den letzten beiden Jahren nur noch wenige Patienten in unserem Pflegezentrum hatten. Auch die Todesfälle sind gegenüber den Vorjahren drastisch gesunken. Als wir vor vier Jahren hier ankamen, sind in unseren ersten zehn Wochen, noch zehn Menschen im Care.Centre gestorben. Dies sind mehr Menschen als im gesamten letzten Jahr.


Ein weiterer Grund, der zu der Schließung des Care.Centres geführt hat, ist ein Mangel an Fachkräften. Nachdem eine ältere Krankenschwester Anfang des Jahres in den Ruhestand getreten ist und eine Kurzzeitlerin vor wenigen Tagen wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, sind nur noch Madeleine und ihre Kollegin Elske übrig geblieben. Da auch Elske kleine Kinder hat, sind beide aber eigentlich nur eingeschränkt einsatzfähig.
So haben wir diese Woche das umgesetzt, was sich in letzter Zeit schon angedeutet hatte. Wie es mit dem Care.Centre in Zukunft weitergeht, können wir jetzt noch nicht sagen. Doch wir blicken dankbar auf die letzten sieben Jahre zurück. Es war ein Haus des Friedens, der Hoffnung und des Lebens.