Mittwoch, 30. September 2015

Die Kerze - eine Gewissensentscheidung

"Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." [Die Bibel / Johannes 14.6] 
Letzte Woche saßen wir in der Hütte von Mama Simangele und sprachen mit ihr und ihrer Nachbarin Mama Maria über diesen Vers. Normalerweise gehörte auch die Mutter von Mama Simangele mit zu unserer kleinen Bibelstundengruppe, doch in den letzten Wochen ging es ihr gesundheitlich nicht mehr so gut und sie konnte nicht dabei sein. 
Was bedeutet es, dass Jesus von sich selber behauptet, der einzige Weg zu Gott zu sein? Was ist dann mit dem selbsternannten Zulu-Messias "Shembe"? Welche Rollen spielen die Geister unserer Vorfahren, die im traditionellen Zulu-Glauben Jesus an Bedeutung in nichts nachstehen? 
Sowohl Mama Simangele wie auch Mama Maria machten beiden unmißverständlich deutlich, dass für sie persönlich Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Ein starkes Bekenntnis, welches doch schon bald auf die Probe gestellt werden sollte.

Mama Simangele [rechts auf dem Stuhl] mit ihren Trauergästen

Nur wenige Tage nach unserem Gespräch verstarb die Mutter von Mama Simangele und wie in der Zulu-Kultur üblich versammelte sich die ganze Familie im Haus. Dabei gibt es klare kulturelle Vorschriften, was in der Zeit zwischen dem Tod und der Beerdigung passieren muss. So wird unter anderem ein Raum im Haus des Verstorbenen leer geräumt und mit Decken ausgelegt, um Trauergäste zu empfangen. In einer Ecke wird eine Kerze aufgestellt, die bis zum Zeitpunkt der Beerdigung nicht ausgehen darf. Daher muss immer ein Familienmitglied anwesend sein, um gegebenenfalls eine neue Kerze anzuzünden. Dieses Licht soll dem Verstorbenen, den Weg zu Gott weisen.
Als wir nun wieder zu unserem wöchentlichen Besuch vorbeikamen, setzten wir uns mit in den Trauerraum, in dem auch eine Kerze brannte und sprachen noch einmal über Johannes 14.6: "Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
Auf die brennende Kerze angesprochen schilderte Mama Simangele ungewöhnlich offen ihre Situation. Sie glaubt nicht mehr an die Kraft der brennende Kerze, doch ihre Tante - die auch mit im Raum saß - bestand darauf, an den kulturellen Überlieferungen festzuhalten. So wurde eine Kerze aufgestellt, zur Beerdigung wird eine Kuh geschlachtet [das Blut wird den Ahnengeistern geopfert], der Verstorbenen wird eine Decke mit in den Sarg gelegt [damit sie nicht friert und böse auf die Familie wird] und viele andere Dinge müssen berücksichtigt werden, damit es der Toten gut geht, sie den Weg zu Gott findet und ihrer Familie Glück bringt.
Aufgrund ihres Alters hat die Tante letztendlich entschieden, was gemacht wird und Mama Simangele mußte sich dem unterordnen. Für sie wahrlich keine einfache Situation. Doch in allem ist ihr Glaube ein starkes Bekenntnis: "Jesus ist der Weg - niemand kommt zu Gott denn durch ihn."

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