Mittwoch, 11. November 2015

Kleider machen Leute

Da viele unserer Familien, die wir wöchentlich in den Townships besuchen, kein Englisch sprechen, laden wir sie nicht in die Melusi Gemeinde ein, sondern ermutigen sie, in eine bestimmte Zulugemeinde direkt vor Ort zu gehen. Es ist für sie viel näher, alle Lieder sind in Zulu, die Predigt verstehen sie ohne Probleme - eigentlich sollte es für unsere Familien einfach sein, ihren Platz in dieser Gemeinde zu finden. 
Doch leider ist dem nicht so. Irgendwie bekommen unsere Leute kaum einen Zugang in diese Gemeinde. Natürlich gibt es dafür verschiedene Gründe. Doch einer scheint so banal und wirkt doch so ausgrenzend.


Unsere Familien gehören alle zu den Ärmsten der Armen. Sie wohnen in Lehm- oder Blechhütten, haben keinen Zugang zu Strom, fließend Wasser im Haus gibt es nur, wenn es mal wieder durch das Dach regnet und generell müssen sie sehr sehen, wie sie über die Runden kommen. Daher bleibt wenig Geld übrig, welches sie für schicke Kleidung, glänzenden Schuhe, glitzernden Schmuck und teure Uhren ausgeben könnten. Auch können es sich die Frauen nicht leisten, jeden Monat eine andere Haarperücke zu tragen.
Doch genau diese äußerlichen Dingen scheinen in den nicht-traditionellen Gemeinden der Zulus sehr wichtig zu sein. Man möchte auch mit seinem Äußeren am Sonntag Gott ehren und zeigen, wie sehr Gott einen segnet. Die Männer kommen generell im Anzug mit Krawatte, die Frauen in tollen Kleidern und Stöckelschuhen. Wer dabei nicht mithalten kann, wird leider schon mal abschätzig angeschaut.
Auch wenn dies nicht beabsichtig ist, so stellen doch diese Äußerlichkeiten eine große Hürde für unsere Leute dar. Sie fühlen sich in ihrer oft sehr einfachen Kleidung fehl am Platz und haben das Gefühl nicht wirklich dazugehören zu können. Traurig, aber wahr. Kleider machen Leute.


In den traditionellen Zulu-Gemeinden kennt man dieses Problem nicht. Hier tragen alle einheitliche Gewänder und Kleider. Diese sind nicht unbedingt teuer und man kann jede Woche das Gleiche tragen. Zumindestens was die Kleidung betrifft, wäre dies eine gute Lösung. Doch diese Gemeinden sind theologisch leider oft so weit weg vom biblischen Glauben, dass wir sie nicht empfehlen können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen