Donnerstag, 28. Juni 2012

Im richtigen Moment

Normalerweise kann ich [Stephan] von meinem Platz an unserem Esstisch aus "meine" Männer gut beobachten. Doch da es gestern relativ kalt war und wie üblich die Kälte durch alle Fenster zog, haben wir zum Frühstück die Gardine zugezogen. Während des Essens fiel mir plötzlich etwas ein und ich bat Madeleine die Gardine aufzumachen, so dass ich nachsehen konnte. Doch was ich genau in dem Moment sah, war nicht das, was ich eigentlich sehen wollte: Einer unserer Männer hatte seine Sachen gepackt und wollte abhauen. Er hatte am Samstag beim Ausgang in der Stadt kräftig getrunken. Obwohl er von uns eine zweite Chance bekommen hat, wollte er nun einfach nur weg - aus Scham. Er war fast die letzten sechs Monate bei uns gewesen und hat sich echt super gemacht. Wir waren gerade dabei ihm mehr und mehr Verantwortung in unserem Gartenprojekt zu geben und nun dies.
Schnell bin ich losgerannt und konnte ihn vor dem Tor noch abfangen. Es hat sich dann ein sehr langes und intensives Gespräch entwickelt, zu dem dann auch noch unser Pastor dazukam. Plötzlich konnten wir super über Scham reden, über Vergebung und über das, was es bedeutet aus der Gnade Gottes zu leben. Am Ende haben wir für ihn gebetet und nicht nur ihm standen die Tränen in den Augen. 
Er ist dann geblieben, obwohl er zuerst fest entschlossen war, Melusi zu verlassen und wieder auf die Straße zurück zu kehren. So wollte er bewusst unseren Pastor und mir aus dem Weg gehen. Doch manchmal kann man selbst eine Gardine im richtigen Moment aufmachen.

1 Kommentar:

  1. krasse Geschichte... wow
    hoffe euch u dem nachwuchs geht es gut ;-)
    beste Grüße von Mareen u Bande

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