Sonntag, 16. Oktober 2011

Der Jesus vom Krankenhaus

Da saß er nun. Einsam wartend vorm Krankenhaus. Sein Gesicht gebräunt von der Frühlingssonne. Seine Kleidung zerschlissen. Seinen ganzen Besitz in einer kleinen Sporttasche. Offensichtlich ein Mann von der Straße.
Wir waren gerade auf unserem Sonntagsspaziergang - auf dem Weg zum Spielplatz. Doch sein Gesicht ließ mich nicht los. Es schien so vertraut und irgendwie überhaupt nicht fremd. Meine Gedanken waren bei diesem Mann und mein Blick wanderte immer wieder vom Spielplatz zum Krankenhaus. Doch mit einem Mal war sein Platz leer. Er war nicht mehr zu sehen. Vermutlich weitergezogen. Auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Warum hatte ich ihn bloß nicht gleich angesprochen?
Während wir weiterspielten, lief er plötzlich über den Spielplatz. In der einen Hand seine Sporttasche, in der anderen einen Zigarettenstummel - aufgehoben von der Straße. Ich sprach ihn an und fragte, wo er hingeht. "Zu meinem Schlafplatz, zu meinem Baum." war seine Antwort und plötzlich erkannte ich ihn. Es war ein ehemaliger Resident. Vor einem halben Jahr war er für ein paar Tage bei uns. Und nun war er wieder in der Stadt. 
Ich lud ihn. Und er kam. Nun ist er wieder bei uns. Der Jesus vom Krankenhaus. Denn wie sagte Jesus doch: "Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen." [Die Bibel / Matthäus 25.35]

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