Montag, 9. September 2019

Zwei von sieben

"Ich möchte mein Leben ändern." Diese Worte können wir ehrlich gesagt kaum noch hören. Immer wieder stehen Drogenabhängige vor unserer Tür und bitten inständig um Hilfe. Waren es früher vor allem wohnungslose Alkoholiker, die nach Melusi kamen, kommen heute mehr und mehr junge Männer zu uns, die drogenabhängig sind. Vor allem Heroin und ein "verunreinigtes, billiges Straßenheroin" sind zu einem Riesenproblem in Südafrika geworden. [siehe auch "Whoonga Boys" und "Echte Veränderung"]
Die staatlichen Hilfsangebote sind überaus überschaubar. Die Krankenhäuser bieten keinen Entzug an und auf einen Drogenrehaplatz muss man monatelang warten. Private Drogenrehas sind für die meisten Männer viel zu teuer und so ist Melusi für viele Männer eine gute Chance, von Drogen freizukommen und ihr Leben zu ändern.
Anfang letzter Woche haben wir sieben neue drogenabhängige Residents aufgenommen. Sie kamen von Dundee, Ladysmith [70km], Newcastle [80km] und Durban [300km] - offenbar hat es sich herumgesprochen, dass Melusi Hilfe anbietet. Alle Männer hatten den gleichen Wunsch: "Ich möchte mein Leben ändern."
Doch schon am nächsten Tag rannten die ersten beiden wieder weg. Die Entzugserscheinungen und die damit verbundenen Schmerzen wollten sie nicht ertragen. Zwei Tage später ging der nächste aus dem gleichen Grund und am Wochenende mussten wir zwei der Sieben wegschicken, da sie in der Nacht über unseren Zaum abgehauen und rückfällig geworden sind.
Die erste Woche - zugegebenermaßen die schwierigste Woche - haben nur zwei von sieben Männern geschafft. Und einer auch nur, weil wir ihm eine zweite Chance gegeben haben. Es ist manchmal ziemlich frustrierend und wir wünschen uns, dass deutlich mehr Drogenabhängigen wirklich ihr Leben ändern möchten. Doch wissen wir auch, dass es für sie ohne Gottes Hilfe und sein Erbarmen kaum möglich ist, von Drogen freizukommen, ihr Leben zu ändern und neue Hoffnung zu finden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen