Sonntag, 23. Juni 2013

Bittere Enttäuschung

Vor wenigen Tagen erhielten wir eine Nachricht aus Melusi, die für uns wie ein Schock war: 
Calvin [23 Jahre] war einer unserer großen Hoffnungsträger. Ende Oktober kam er zu uns als Resident. Doch anders als die anderen Residents hatte er vorher nicht auf der Straße gelebt, hatte keine Probleme mit Alkohol, rauchte nicht und war immer sehr zuvor kommend und hilfsbereit. Sein Problem war: Er wurde aufgrund einer dummen Entscheidung von einer Bibelschule verwiesen. Doch weil er aus Malawi stammt und seine Eltern über ihn enttäuscht waren, konnte er nicht zurück. Gestrandet in einem fremden Land. Auf "wundervolle" Weise kam er dann nach Melusi.
Nach etwas Mühe in der Anfangszeit hatte er seinen Platz bei uns gefunden. Über die letzten Monaten haben wir viel in ihn investiert. Er bekam nach und nach mehr Verantwortung und war irgendwann Teil unseres Teams der Kinder- und Jugendarbeit. Dies war seine Stärke und nicht nur Ben.Luca spielte liebend gern mit ihm.
In der Zwischenzeit hat er sich mit seinen Eltern ausgesöhnt und wollte nächstes Jahr nach Malawi zurückkehren. Sein Plan war, dort ein missionarisches Projekt unter Kindern zu unterstützen. Darauf wollten wir ihn in den nächsten Monaten eigentlich vorbereiten. 

 

Doch dann bekam er einen Anruf, dass seine Mutter schwer erkrankt sei. Finanziell gab es für ihn keine Möglichkeit, nach Malawi zurückzukehren. Er hatte keine Geld und auch nicht den Mut, uns zu fragen. Also woher nehmen, wenn nicht stehlen.
So nutzte er in einer absoluten Kurzschlußreaktion seine Privilegien aus, organisierte sich einen Schlüssel und verschaffte sich - während zwei Kurzzeitler gerade beim Hauskreis waren - Zutritt zu ihrer Wohnung. Den elektrischen Zaun stellte er aus, eine Leiter besorgte er sich aus der Werkstatt und türmte dann mit den Laptops und den Kameras seiner Freunde.
Doch noch in derselben Nacht, konnten unsere Mitarbeiter ihn in der Stadt stellen. Die Polizei verhaftete ihn und nur wenige Tage später erschien er vor Gericht. Neun Monate lautete das Urteil, doch vielleicht kommt er auch wegen guter Führung eher raus.

Für uns und das ganze Team eine bittere Enttäuschung. Vor allem der Fakt, dass es einige Tage gedauert hat, bis er sich bei uns entschuldigte und Reue empfand. Waren die letzten Monate und all unsere Mühe umsonst? Bestimmt nicht. Sollen wir weiterhin Vertrauen in unsere Männer setzen? Ganz bestimmt. Doch eine Enttäuschung ist es trotzdem.

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