Freitag, 15. Februar 2013

Ein grüner Zweig

Vor mir [Stephan] stehen zwei Männer und eine ältere Frau. Der Jüngere, der beiden Männer hält in seiner Hand einen grünen Zweig. Sie fragen an, ob sie auf unserem Gelände ihres Großvaters gedenken können, der vor ca. 40 Jahren hier verstorben ist. Bevor Melusi das heutiges Gelände mit einigen alten Gebäuden 1984 übernommen hatte, wurden die Häuser durch eine schwedische Missionsgesellschaft als Krankenhaus genutzt. Und offensichtlich war dies der Ort, an dem ihr Opa verstorben ist. Nun waren sie hier, um ihren Großvater zu gedenken. Oder korrekt ausgedrückt: Sie kamen, um in Kontakt mit dem Ahnengeist des Verstorbenen zu treten.

Viele Zulus glauben, dass ihr Leben durch die Geister der Verstorbenen geprägt wird. Sowohl alles, was in der Natur geschieht [wie z.B., dass ein Baum im Herbst die Blätter verliert] wie auch alles, was in ihrem Leben passiert, wird durch die Geister bestimmt. Daher ist es wichtig, sich mit diesen Geistern gut zu stellen und sie immer wieder zu besänftigen. Dafür waren nun meine drei Freunde gekommen.

Mit ihrem grünen Zweig, der von einem besonderen Baum stammt, wird normalerweise der Geist des Verstorbenen, vom Ort des Versterbens in das Haus der Familie mitgenommen. Dort soll er zur Ruhe kommen und der Familie ein gutes Leben ermöglichen. Wahrscheinlich wurde dies vor ca. 40 Jahren nicht korrekt gemacht, so dass der Geist des Großvaters bis heute keine Ruhe gibt und die Familie darunter leidet. Um dies nachzuholen, waren meine Freunde nun hier.

Als Melusi wollen wir bewusst ein Zeichen setzen, dass unser Leben nicht von unseren Ahnengeistern kontrolliert wird, sondern in Gottes Hand steht. Deswegen erlauben wir auch keine Verehrung und Anbetung der Geister auf unserem Gelände. Daher mussten unsere Besucher unverrichteter Dinge wieder gehen und der grüne Zweig kam nicht zum Einsatz.

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