Siyamthanda [Mitte] mit 5 Jahren |
Als die Konferenz endlich beginnt, drängen sich bis zu 500 Jugendliche in dasgroße weiße Zelt auf dem Gelände der Melusi-Gemeinschaft. Sie singen, tanzen, hören gespannt bei den Zeugnissen und Predigten zu, sind tief bewegt von einem Theaterstück, machen gern bei den Spielen zwischen den Gottesdiensten mit und freuen sich, dass es für alle tolles Essen gibt. Es herrscht eine unglaubliche und überwältigende Atmosphäre. Gott ist spürbar da.
Eine der begeisterten
Jugendlichen ist die zwölfjährige Siyamthanda. Obwohl auf der Einladung
ausdrücklich „ab 14 Jahre“ steht, ist sie mit etlichen gleichaltrigen Freunden
gekommen und hat sich unter die vielen Jugendlichen geschmuggelt. „MYC“ ist der
alljährliche Höhepunkt in Melusi, und
den möchte Siyamthanda auf keinen Fall verpassen, auch wenn sie erst zwölf ist.
Schon als kleines Kind kannte sie die Leute von Melusi; nun will sie endlich zu den „Großen“ gehören.
So lange Siyamthanda sich
erinnern kann, kommt wöchentlich ein Team von Melusi nach Dlamini, ihre kleinen Hüttensiedlung ohne Strom und
fließend Wasser am Rande von Dundee. Dlamini ist ein Ort der Enttäuschten. Die
meisten Leute zogen aus ländlichen Gegenden nach Dundee, um Arbeit und
Wohlstand zu finden. Doch nur wenige von ihnen haben es geschafft. Viele hausen
in erbärmlichen Lehm- und Blechhütten, kämpfen ums Überleben, sind täglich der
steigenden Kriminalität ausgesetzt und flüchten in Alkohol.
Siyamthandas Mutter war eine
dieser Enttäuschten. Schon als Jugendliche fing sie an, täglich zu trinken.
Auch als sie ihre vier Kinder bekam, änderte sich nichts daran. Für sie als
alleinerziehende Mutter war der Alkohol die einzige Möglichkeit, den Kummer
zeitweise zu vergessen. An vielen Tagen hatte sie nichts, was sie Siyamthanda,
ihrer jüngsten Tochter, zu essen geben konnte. Zu allem Überfluss hatte sie
Siyamthanda bei der Geburt mit ihrem HIV/Aids-Virus angesteckt.
Von Hoffnung und Leben
spricht in Dlamini schon langer keiner mehr – nur die Mitarbeiter von Melusi. Immer wieder besuchen sie
Siyamthanda und ihre Mutter in ihrer kleinen Hütte, bringen ein
Lebensmittelpaket vorbei und beten für sie. Siyamthanda liebt diese regelmäßigen
Besuche, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die sie durch das Melusi-Team erlebt, und das fröhliche
Kinderprogramm mitten im Dorf. Für einen Nachmittag in der Woche kann sie
einfach Kind sein, unbeschwert spielen, mit echten Stiften malen, vor Freude tanzen
und singen, der lustigen Handpuppe zuhören, die von Jesus spricht, und mit den
Mitarbeitern für ihre Familie beten.
Anfänglich noch oft
betrunken, fängt Siyamthandas Mutter an, recht regelmäßig zu einer kleinen
Bibelstunde in ihrer Nachbarschaft zu gehen. Ende 2015 nimmt sie Jesus als
ihren persönlichen Retter an, hört auf zu trinken und wird Anfang 2016 in Melusi getauft. Von nun an kommt
Siyamthanda fast jeden Sonntag gemeinsam mit ihrer Mutter nach Melusi zum Gottesdienst. Als es ihrer
Mutter lange Zeit gesundheitlich nicht gut geht und sie zwischendurch wieder
rückfällig wird, sucht Siyamthanda den Kontakt nach Melusi und drängt ihre Mutter, mit ihr in den Gottesdienst zu
gehen.
Sie liebt den Melusi-Kindergottesdienst, die mitreißenden
Musikvideos, die den Kindern helfen, Gott anzubeten, die spannenden und
anschaulichen Geschichten aus der Bibel, die Spiele im Anschluss, den
Spielplatz direkt neben der Kirche. Hier in Melusi,
wo mittlerweile jeden Sonntag bis zu 150 Kinder zur Kids Church kommen, trifft sie ihre Freunde aus den anderen
Townships. Zu ihnen gehören die vielen Jungen, die in den fünf
Fußballmannschaften von „Melusi United“
spielen und regelmäßig zum Gottesdienst kommen, ebenso wie die Kinder, die
jeden Sonntag extra aus der Nachbarstadt mit einem Kleinbus zu Melusi fahren. Für sie alle ist Melusi Kids Church ihr geistliches
Zuhause geworden.
Doch auch sonst fühlt sich
Siyamthanda schon lange in Melusi
zuhause. Einmal im Jahr wird Melusi
tatsächlich für ein Wochenende zu ihrem Zuhause – immer dann, wenn sie an einer
der Kinder- und Jugendfreizeiten teilnimmt. Bis zu 60 Mädchen oder Jungen
wohnen dann im Freizeitheim, genießen es, in einem eigenen Bett zu schlafen,
gönnen sich eine warme Dusche, freuen sich über die regelmäßige Mahlzeiten und
sind mit vollem Herzen und großer Begeisterung beim Programm dabei. Eigentlich
geht es für Siyamthanda und ihre Freunde schon lange nicht mehr nur ums
Programm. Das Gefühl, dazuzugehören, geschätzt zu werden, angenommen zu sein
und so Gottes Liebe praktisch zu erfahren, ist für sie viel wichtiger geworden.
Siyamthanda bedeutet: „Wir lieben dich“. Und genau das ist der Grund, warum sie
– neben vielen anderen – Teil der großen Melusi-Familie
geworden ist.
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