Dienstag, 14. Juli 2020

Aufregung am Morgen und viel Frust

Es war gerade 5:30 Uhr als Jessica, die mit zur Melusi Gemeinschaft gehört, bei uns Zuhause an der Tür hämmerte. Sie war an diesem Tag früh unterwegs und bemerkte Licht in der großen Gemeinschaftsküche. Als sie nachsehen wollte, wer schon so zeitig am Arbeiten war, überraschte sie einen Einbrecher, der gerade dabei war, einen Sack mit Fleisch aus unserer Vorratskammer zu entwenden.
Es dauert nur wenige Sekunden und ich rannte los, weckte auf meinem Weg zur Küche schnell noch ein paar Residents als Unterstützung und gemeinsam versuchten wir ihn zu fassen. Madeleine riss noch zwei weitere Mitarbeiter aus dem Schlaf und innerhalb weniger Momente herrschte viel Aufregung in Melusi.
Durch die Dunkelheit konnten wir den Einbrecher leider nicht schnell genung finden und er entkam über den Zaun. Als er uns kommen sah, ließ er seine Beute zurück und verschwand im Morgengrauen. Obwohl wir ihn zu Fuß und mit Auto verfolgten, konnten wir ihn nicht mehr fangen.

Er hatte sich in dieser Nacht wahrscheinlich sehr sicher in Melusi gefühlt. Gegen 2:00 Uhr wurde er von einem unserer Männer auf der Veranda vor ihren Zimmern entdeckt. Er war gerade dabei, nach Zigarettenresten in ihren Aschenbechern zu suchen. Obwohl einige Männer ihn versuchten aufzuhalten, rannte er schnell weg und versteckte sich auf dem Gelände. Sein nächstes Ziel war dann etwas später unsere Küche. Er öffnete mit viel Gewalt zwei Sicherheitstore und verschaffte sich so Zutritt zu unseren Gefriertruhen. Als er gerade mit einem großen Sack Fleisch wieder durch ein Sicherheitstor krabbelte und verschwinden wollte, entdeckte ihn Jessica. 

Nur wenige Stunden später entdeckte Jessica denselben Typ plötzlich vor Melusi. Kurzerhand nahmen zwei unserer Mitarbeiter ihn fest und wir brachten ihn zur Polizei. Es war einer unserer jungen Drogenabhängigen, der im Januar für neun Tage in Melusi war und als es ihm besser ging, wieder nach Hause zurückkehrte. Offensichtlich wurde er rückfällig und brauchte Geld, um seine Sucht zu finanzieren. Die meisten Abhängigen werden kriminell und fangen an, zu klauen - zuerst von ihren Familie und danach wo auch immer sich eine Möglichkeit bietet.
Es dauerte knapp 30 Minuten bevor eine Polizeibeamte sich zuständig fühlte, unseren jungen Freund verhaftete und die Augenzeugenaussagen von Jessica und einem unserer Männer aufnahm. Doch unsere Freude über seine Verhaftung währte nicht lange. Die Polizeibeamtin hatte die Zeugenaussagen nicht gut genug geschrieben und so hatte eine Anklage wenig Aussicht auf Erfolg. Er wurde wieder entlassen. Schon am nächsten Tag sahen wir den Einbrecher wieder auf freiem Fuß. Er lachte nur und drohte uns, wieder zurückzukommen. Seitdem herrscht viel Frust - über unseren Freund, über die Polizei und über dem Gefühl, dem ganzen hilflos ausgeliefert zu sein.

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