In letzter Zeit haben wir immer wieder mal etwas zum Schmunzeln geschrieben. Doch leider ist nicht alles lustig, was wir hier erleben. Vor allem die enorme HIV/Aids-Rate ist mehr als erschreckend. Südafrika als Land hat eine der höchsten Raten weltweit und unser Gebiet ist dabei am stärksten betroffen. Aus verschiedenen Gründen findet man aber kaum konkrete Zahlen über die Höhe der Infizierten. Wir müssen aber davon ausgehen, dass bei uns wahrscheinlich jeder Vierte der Schwarzen an HIV infiziert ist.
Natürlich gibt es hierfür gewisse Gründe, auch wenn es nicht einfach ist, dafür eine Erklärung zu finden. Trotzdem wollen wir einen Versuch wagen, ein paar dieser Gründe zu benennen, auch wenn wir wissen, dass wir die komplexe Situation damit nicht 100% erklären können.
1. Mangelnde Bildung & Aufklärung / Vor allem in den ländlichen Regionen ist dies ein wesentliches Kriterium. Viele der Schwarzen haben bis heute wenig Ahnung über Aids. Die Schulbildung ist zum Teil sehr mangelhaft und auch Zuhause werden sie kaum darüber aufgeklärt. So denken viele, dass sie HIV haben, weil jemand ihnen einen "Bösen Blick" oder etwas anderes spirituelles zukommen gelassen hat. Der Grund liegt also außerhalb ihres Verhaltens. [Dieser Gedanke kommt aus dem Animismus, welches immer noch das vorherrschende Weltbild ist.]
Besonders deutlich wird die mangelnde Aufklärung aber auch in der Vorstellung, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau dazu führt, dass man von HIV geheilt wird. So ist es leider bis heute keine Seltenheit, dass junge Mädchen vergewaltigt werden.
2. Leugnung & Scham / Natürlich sterben die Leute massenweise verursacht durch Aids und jeder hat Leute vor Augen. Doch oftmals leugnet man diese Tatsache und erklärt, dass die Leute an anderen Krankheiten gestorben sind. Dies ist faktisch gar nicht so falsch, denn keiner stirbt an Aids. HIV/Aids zerstört "nur" das Immunsystem, so dass der Körper irgendwann an allem möglichen stirbt.
Ein anderes Beispiel der Leugnung ist eine Lehrerin, die in unserem Care.Centre war. Sie sagte, dass sie zwar positiv ist, aber kein HIV hat. Man will es nicht wahrhaben. Zu diesem Punkt gehört auch, dass viele sich aus Angst oder Scham gar nicht erst testen lassen. Von daher kann man eigentlich auch keine verlässlichen Zahlen bieten.
3. Moral / Natürlich wäre dies alles nur halb so wild, wenn der biblische Gedanke von "Sex nur in der Ehe" gelebt würde. Doch obwohl sich viele als Christen bezeichnen, ist es keine Seltenheit, dass die Geschlechtspartner häufig gewechselt werden. Dabei kommt es häufig vor, dass der männliche Partner älter ist und schon viel sexuelle Erfahrung und damit verbunden oft auch HIV mitbringt.
Seit kurzem sind zwar Kondome in öffentlichen Gebäuden und größeren Firmen kostenlos zu bekommen, doch ist ihr Gebrauch wahrscheinlich immer noch gering.
4. Mutter-Kind-Übertragung / Im Jahr 2008 wahren 38% der Mütter in unserer Region, die während Schwangerschaft oder Geburt Kontakt zu einem Krankenhaus hatten, mit HIV infiziert. Viele von ihnen geben diese Krankheit direkt an ihre Kinder weiter, auch wenn wir hierfür keine genauen Zahlen angeben können.
Wie gesagt, dies ist nur ein Versuch der Erklärung und auch nur unsere persönliche Einschätzung.